Die besten Tipps für Selbstversorger-Gärten
Selbstversorger sein heißt, alles, was man braucht, selbst herzustellen: Nahrung, Kleidung, Elektrizität und vieles mehr. 100% Selbstversorgung ist daher ein Vollzeitjob für Aussteiger. Aber den Einstieg in eine nachhaltigere Lebensweise kann jeder mit einem Selbstversorger-Garten schaffen!
Unter Selbstversorgung oder auch Eigenversorgung (aus dem Englischen für self-sufficiency) versteht man das von anderen Personen oder Firmen völlig autonome Wirtschaften, um den eigenen Lebensbedarf zu decken: Der Selbstversorger stellt alles, was er zum Leben braucht, selbst her – von Nahrungsmitteln über Kleidung und Alltagsgegenständen (streng genommen auch Werkzeugen) bis zu Wasser & Energie! Der Selbstversorger ist Erzeuger und Verbraucher in einer Person, ohne dabei von Dritten abhängig zu sein.
Was heißt Selbstversorger zu sein heute? Meist wird heute der Begriff Selbstversorgung deutlich enger gefasst und auf den Eigenanbau von Obst und Gemüse zur vollständigen oder teilweisen Deckung des eigenen Nahrungsmittelbedarfs beschränkt verwendet. Vollkommene Selbstversorgung hieße in den meisten Fällen, viele liebgewonnene Routinen völlig neu organisieren zu müssen. Für mehr Nachhaltigkeit im Alltag führen aber schon kleine Schritte zum angehenden Selbstversorger:
Was macht ein Selbstversorger?
Der typische Selbstversorger baut Obst und Gemüse im eigenen Garten an. Er versucht möglichst von dem zu leben, was er selbst anbaut, ohne Lebensmittel zuzukaufen. Wenn man nur isst, was der Garten an Ernte hergibt, kann es aber schnell zu einen ausgedünnten Speiseplan kommen (was ist mit Milchprodukten? Eiern? Fleisch oder Fisch?) oder man muss den Begriff Selbstversorgung deutlich weiter fassen. Wir wollen uns hier auf die für jeden möglichen Facetten der Selbstversorgung beschränken, denn es gibt zahlreiche gute Gründe, die für einen Selbstversorger-Garten sprechen.
Übrigens: Als Selbstversorger-Garten wird auch so ein Keyhole-Garten (= Schlüsselloch-Beet) bezeichnet, weil es die auf ihm wachsenden Gemüsepflanzen mit den erforderlichen Nährstoffen selbst versorgt:
Vorteile eines Selbstversorger-Gartens
Neben der Frische des geernteten Gemüses, dem Geschmack des eigenen Obstes und dem Nährstoffgehalt der lokal angebauten Nahrungsmittel spielen auch global-ethische oder pädagogische Aspekte bei der Überlegung mit, ob man möglichst viel seines Gemüsebedarfs aus dem eigenen Garten deckt.
- Obst und Gemüse sind frisch und schmackhaft
- Man kann bewusst auf chemische Zusätze (Dünger wie Pestizide) verzichten.
- Man vermeidet lange Transportwege und damit verbundene Emissionen.
- Selbstversorgung ist ein Gegenentwurf zur industriellen Landwirtschaft.
- Monokulturen werden vermieden, weltweit werden natürliche Biotope erhalten.
- Die eigenen Fähigkeiten wachsen (säen, pflegen, ernten, einkochen, ...), altes Wissen und Kulturtechniken werden bewahrt.
- Dumpinglöhne auf Spargelfeldern oder Soja-Plantagen werden unnötig.
Moderne Selbstversorger haben öffentlichkeitsstarke Vorbilder wie den Selbstversorger Rigotti. In speziellen Foren tauschen sich Selbstversorger über die besten Tipps zur optimalen Gestaltung des Selbstversorger-Gartens, zur Verarbeitung und Haltbarmachung sowie zur ergänzenden Nutztierhaltung für die Eigenversorgung aus.
Selbstversorger = Prepper? Nein, der Prepper bevorratet nur sehr viele Lebensmittel- und Wasservorräte als Vorbereitung (= preparation) für einen etwaigen Katastrophenfall (ob Krieg, Naturkatastrophe oder Alien-Angriff) – baut die Nahrungsmittel allerdings nicht selbst an!
Übrigens: Zur Bevorratung von ausreichend Lebensmitteln und Wasser, um die gesamte Familie 14 Tage autark ernähren zu können, verpflichtete in Deutschland Paragraf 7 des 1968 in Kraft getretene Selbstschutzgesetz'. Die gesetzliche Verpflichtung zur Bevorratung für den Notfall beendete erst das Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz, das seit März 1997 gilt.
Selbstversorgung: Wie anfangen?
Wer die Entscheidung getroffen hat, das eigene Obst und Gemüse anzubauen, steht schnell vor der Frage: Wie kann man Selbstversorger werden?
Wichtig für den Einstieg in die Selbstversorgung sind die folgenden Tipps:
- Selbstversorgung macht Spaß – das hält die Motivation hoch, auch wenn "die Ernte mal verhagelt wird".
- Selbstversorger brauchen keinen eigenen Garten: Auch in der Stadt ist der Einstieg in den Gemüseanbau möglich – auf Pacht-Flächen, in Schrebergärten, bei Urban-Gardenig-Initiativen, auf dem Hochhausdach und selbst auf dem Balkon kann man Gemüse ziehen!
- Überlegen Sie sorgsam, wie viel Zeit & Arbeit Sie in die Selbstversorgung stecken wollen und können (neben Job & Familie).
- Schon ein wenig hilft: Einfach mal ein Kräuterbeet anlegen und lernen, wie erfüllend es ist, etwas "selbst angebautes" zu ernten und zu essen – Unabhängigkeit, die man schmecken kann!
- Kontakt zu Gleichgesinnten suchen: Hilfe & praktische Tipps gibt es von anderen Selbstversorgern gern & gratis!
Ein kleiner "einschränkender" Tipp für den Start im Selbstversorger-Garten: Absolute Gärtner-Novizen sollten sich nicht überschätzen! Die Arbeit im Beet kostet Zeit, Material (nicht gleich alles neu kaufen!) und manchmal auch Rückschläge. Besser sich jedes Jahr mehr zutrauen und mehr vornehmen, als an überzogenen Zielen in der ersten Saison scheitern. Aber die Hauptsache ist: anfangen!
Was ist ein Selbstversorger-Garten?
Klein anfangen und Jahr für Jahr wachsen: Das ist nicht nur für den Selbstversorger-Garten ein guter Rat. Aber gerade beim ersten eigenen Gemüsebeet, sollte man am Anfang nicht geizen. Wählt man die zu bestellende Fläche zu klein, ist auch der Ertrag gering – gerade im Verhältnis zu Mühe und Liebe, die man in die Pflanzen im Beet investiert hat. Auch konkurrieren verschiedene Pflanzen in einem zu kleinen Gemüsebeet unnötig hart miteinander um Licht, Wasser und Nährstoffe, wenn man nicht die richtige Fruchtfolge beachtet!
Das Video bietet vier einfache Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Gemüsebeet für einen schnellen Einstieg in die Selbstversorgung. Mehr hilfreiche Tipps für den Selbstversorger-Garten folgen in der Liste nach dem Video:
- Mischbeet anlegen: Das erste Beet bestellen Selbstversorger-Neulinge gern mit Gemüsesorten, die sie selbst gern essen und die als "leicht im Anbau" gelten. Das Prinzip Mischbeet sorgt dafür, dass zeitgleich die Gemüsesorten wachsen, die sich miteinander vertragen und ggf. sogar gegenseitig fördern.
- Selbstversorger-Garten in Nutzbereiche aufteilen: Gemüsebeete, Obstbäume, Nasch-Hecken und die Ecke mit dem Kompost – alles braucht seinen Ort. Wo was am besten eingerichtet wird, entscheidet nicht nur der Platzbedarf, sondern auch die natürlichen Gegebenheiten im Garten:
- Wo scheint die Sonne, wo ist der Boden nährstoffreich, wo wachsen Pflanzen windgeschützt, wo muss ich nur selten gießen? Ehe man Beete & Co. anlegt, sollte man den Garten genau auf Witterung und Mikroklima beobachten: Denn den Selbstversorger-Garten gegen die Natur zu planen, wird scheitern.
- Wasser & Nährstoffe aus "eigenem Anbau": Ein Regenfass gehört zur Grundausstattung im Selbstversorger-Garten, ebenso der Komposthaufen! Denn ohne Gießwasser und selbst erzeugten Humus wächst im Gemüsebeet einfach zu wenig, um davon satt zu werden!
Tropfschlauchbewässerung und ein Leitungswasseranschluss sind zwar praktisch, widersprechen aber dem Grundgedanken des Selbstversorgertums. - Gewächshaus und Frühbeet-Tunnel bauen: Unter Glas oder Folie keimen Saaten eher und reifen Früchte schneller als auf dem offenen Feld. Ein Glas-Gewächshaus kann man selbst bauen (z.B. aus alten Holzfenstern). Einen einfachen Folientunnel steckt man im zeitigen Frühjahr schnell aus gebogenen Ästen (oder Drahtschlingen) und alten Folien(resten) zusammen. Die höhere Temperatur unter der Plane fördert das Wachstum im Gemüsebeet.
- Obstbäume zuerst pflanzen: Viele Gehölze bauchen ein paar Jahre, bis sie ausreichend Frucht tragen, um sich davon zu ernähren. Was also lange wächst, sollte rechtzeitig vor der Ernte gepflanzt werden. Das gilt nicht nur für Obstbäume, sondern auch für alle Nutzpflanzen im Selbstversorger-Garten. Wann der beste Zeitpunkt für die Aussaat ist, zeigt unser Aussaatkalender für mehr als 100 Sorten auf einen Blick >>
- Keine Selbstversorgung ohne Hühnerhaltung: Hühner liefern Eier und am Ende auch Fleisch. Damit kommt man dem Ziel Eigenversorgung schon sehr nahe. Doch die Haltung von Hühnern steigert auch die Arbeit und Verantwortung für den Selbstversorger. Doch welche Hühnerrasse ist ideal für Selbstversorger? Einfach in der Haltung, robust in der Gesundheit: Alte Hühnerrassen sind ideal für die Haltung im Selbstversorger-Garten:
Wie groß sollte ein Selbstversorger-Garten sein?
Mindestens 100 Quadratmeter pro zu versorgender Person sollte der Selbstversorger-Garten sein. Ab 150 qm/Person erreicht man die Vollversorger-Grenze – entsprechend viel Arbeit und gute Ernten vorausgesetzt. Damit das gelingt, müssen etwa drei Kilogramm Gemüse pro Quadratmeter bewirtschafteter Fläche erreicht werden. Das gelingt nur bei der Mehrfachbestellung des Beetes im Saisonverlauf!
Welche Pflanzen: Welches Gemüse eignet sich zur Selbstversorgung?
Schnelle Erfolge und gute Erträge liefern Kartoffeln und Süßkartoffeln, Karotten und alle Kohlsorten als typisches Wintergemüse. Aber auch Zwiebeln, Lauch, Hülsenfrüchte (Bohnen & Erbsen), Spinat sowie Salate bieten sich für den Selbstversorgergarten an. Desweiteren sind Zucchini, diverse Kürbissorten, Gurken oder Tomaten beliebte und geeignete Gemüsesorten für Selbstversorger.
Die besten 7 Tipps für Selbstversorger ohne Garten
Was kann ich jenseits des eigenen Gemüseanbaus noch tun, um nachhaltiger und unabhängiger von Massenkonsumgütern zu leben?
- Verwerte Gemüsereste aus der Küche und ziehe daraus neue Lebensmittel dank der Regrow-Technik!
- Stelle Haushaltsprodukte selbst her: Bienenwachstücher z. B. sind ein nachhaltiger Ersatz für Frischhaltefolie!
- Im Internet findet man unzählige Rezepte, um Zahnpasta, Shampoo oder Deo selbst herzustellen – auch Raumspray kann man selber machen >>
- Für chemische Putzmittel gibt es fast immer eine nachhaltige Alternative aus günstigen Hausmitteln wie Natron oder Zitronen(säure) oder Waschmittel aus Efeu!
- Sprossen ziehen: Für die Zucht der gesunden Keimlinge genügt ein altes Einmachglas und Sprossensamen – wie man Sprossen selbst zieht, zeigt diese Video-Anleitung >>
- Brot backen: Da weiß man, was drin ist! Viele leckere Brot-Rezepte haben die Kolleg*innen von lecker.de zusammengestellt >>
Und siebtens: Lebensmittel sammeln! Sogenanntes Containern (Lebensmittel aus den Mülltonnen von Restaurants und Supermärkten retten) ist in Deutschland unverständlicherweise verboten, aber es gibt viele legale Möglichkeiten, Essen zu sammeln. Viele Städte legen mittlerweile öffentliche Streuobstwiesen an. Pilze sammeln im Wald ist (zum Eigenverzehr) erlaubt. Der Herbst deckt den Tisch kostenlos mit Bucheckern oder Hagebutten. Wildkräuter – von Bärlauch bis Brennessel – finden sich auch beim Spaziergang durch die Natur und bereichern die Selbstversorger-Küche.
Als Selbstversorger durch den Winter
Frisches Gemüse hat in der Regel nur kurz Saison: Dass die Verfügbarkeit und damit das Erntefenster der meisten Gemüsesorten verdammt kurz sind, lernt jeder Garten-Neuling, der bislang nur die ganzjährige Verfügbarkeit im Supermarkt kannte! Saisongemüse bekommt da eine völlig neue Bedeutung – seine eigentliche Bedeutung zurück!
Damit man aber auch außerhalb der Erntezeit sein Gemüse genießen kann, haben sich die verschiedensten Techniken etabliert, um frisches Obst und Gemüse haltbar zu machen: einfrieren, einkochen, einlegen, dörren & trocknen, fermentieren oder in Öl lagern, um nur einige zu nennen.
Praxistipp: Frisch geerntetes Obst bleibt in einer Obststiege – kühl, trocken & dunkel gelagert länger frisch. Für viele Gemüsesorten lohnt es sich, einen Erdkeller anzulegen:
Erfahren Sie mehr über unsere Nachhaltigkeitskampagne BETTER TOMORROW >>
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