Mit Wildblumen einen lebendigen Garten schaffen
Strukturiert, ordentlich und geradlinig – so sieht es in den meisten deutschen Gärten aus. Was unseren Ordnungssinn erfreut, ist für Bienen, Schmetterlinge und Co. jedoch alles andere als schön – und viel Arbeit macht der englische Rasen obendrein auch noch.
Die Alternative: eine Wildblumenwiese! Sie sorgt für eine bunte Farbenpracht, die das Auge mehr erfreut als jeder eintönige Fünf-Zentimeter-Rasen. Das finden auch zahlreiche Insekten – Schmetterlinge fliegen von Wildblume zu Wildblume, Hummeln tummeln sich im bunten Beet und Wildbienen bestäuben munter Blüte um Blüte. Weiterer Pluspunkt: Sie müssen die Blumenwiese maximal zwei Mal im Jahr mähen!
Wildblumenmischungen auswählen
Um eine Wildblumenwiese anzulegen, benötigen Sie zunächst das richtige Saatgut. Spezielle Wildblumenmischungen aus dem Handel machen die Wahl vermeintlich leicht, doch informieren Sie sich vorher ausführlich, ob die Mischung auch aus regionalem Saatgut besteht. Nur so ist gewährleistet, dass Insekten und Vögel mit den Blumen auch etwas anfangen können. Die Mischung sollte zudem etwa 30 verschiedene mehrjährige Pflanzen enthalten, die von Frühjahr bis Herbst blühen – so wird ein durchgehendes Futterangebot gewährleistet.
Samenmischungen kaufen
Einige Mischungen, die diese Kriterien erfüllen, sind die Saatmischungen von Neudorff. Für etwa 10 Euro können Sie bei Amazon 50 Gramm Saatgut kaufen. Die Pakete sind in verschiedenen Mischungen erhältlich, die Wildbienen, Schmetterlinge und sogar speziell nachtaktive Tiere ansprechen. Das Video zeigt, welche Schmetterlinge durch Ihren Garten flattern, wenn das Nahrungsnangebot stimmt – diese schönen Schmetterlingsarten sind in Deutschland verbreitet:
Neben einer Saatgutmischung lässt sich eine Wildblumenwiese auch durch einfaches Verwildern einer Rasenfläche erreichen. Es dauert so zwar etwas länger, bis sich die gleiche Vielfalt an Blumen niederlässt, doch nach einigen Jahren ist das Ergebnis ähnlich.
Wildblumenwiese anlegen
Wildblumen bevorzugen einen mageren Boden. In den meisten Gärten ist der Boden durch zahlreiche Düngungen daher zu reichhaltig, sodass dort maximal Gräser und Margeriten wachsen. Um den Boden abzumagern, arbeiten Sie vorher Sand oder Kies ein.
Eine Wildblumenwiese wird wie ein gewöhnlicher Rasen gesät. Verteilen Sie das Saatgut locker auf einer sonnigen bis halbschattigen Fläche und festigen Sie es mit einer Walze oder Brettern. Für einen Quadratmeter benötigen Sie 5 Gramm Saatgut. Die beste Zeit zum Säen ist im Frühjahr bis spätestens Ende Mai.
Halten Sie die Wildblumenwiese die ersten zwei Monate stets feucht. Danach genügt eine großflächige, reichhaltige Bewässerung während Trockenperioden. Da die Wildblumen einen mageren Boden bevorzugen, fällt das Düngen komplett weg.
Blumenwiese mähen
Das lästige Mähen fällt im Gegensatz zu einem klassischen englischen Rasen kaum ins Gewicht, was nicht zuletzt auch Ihre Nachbarn freuen dürfte. Das Mähen beschränkt sich auf ein bis zwei Mal im Jahr und sollte nie vor dem Johannistag am 23. Juni erfolgen. Dann ist sichergestellt, dass die Blütensamen bereits ausgeflogen sind. Beim einmaligen Mähen erfolgt der Schnitt im September, bei zweimaligen Mähen kurz nach dem Johannistag und ein weiteres Mal im Herbst.
Das Mähen der Blumenwiese ist etwas aufwendiger, denn ein gewöhnlicher Rasenmäher ist hierfür ungeeignet. Verwenden Sie am besten eine Sense und kürzen Sie den Rasen auf maximal acht bis zehn Zentimeter. Das Mähen sollte immer in zwei Etappen erfolgen und das Heu gut eine Woche auf der Wiese trocknen – so haben Tiere die Möglichkeit, umzuziehen und die übrigen Samen fallen ebenso heraus.
Auf keinen Fall sollten Sie das Mähen komplett auslassen und die Wildblumenwiese sich selbst überlassen. Es mag verlockend sein, doch Blumenwiesen kommen in dieser Form in der Natur gar nicht vor. Anstatt einer noch "wilderen" Wiese werden die Blumen bald im hohen Gras verschwinden und eingehen, während Gräser, Sträucher und Bäume die Regie übernehmen.
Ist eine Wildblumenwiese kinderfreundlich?
Das größte Argument gegen eine Wildblumenwiese ist meist die Kinderfreundlichkeit. Haben Sie Angst, dass Ihre Kinder auf eine Biene treten oder sich eine Zecke einfangen könnten, ist eine Blumenwiese vermutlich tatsächlich nicht die richtige Wahl. Tatsächlich wird auch die Blumenwiese dankbar sein, wenn Sie nur für gelegentliche Streifzüge betreten wird.
Es gibt jedoch auch Möglichkeiten, die Gefahr für die Kleinen möglichst gering zu halten. Je nach Größe des Gartens kann eine klare Trennung zwischen Rasen und Wildblumenwiese erfolgen: Legen Sie Wege an oder trampeln Sie sie einfach hinein. Bei kleinen Gärten bietet sich eine abgetrennte Blumeninsel an. Als Kompromiss können Sie die Blumenwiese einfach weiterhin regelmäßig auf fünf Zentimeter heruntermähen. So entsteht ein Hybrid aus Blumenwiese und Spielwiese. Diese ist zwar nicht ganz so schön, wie eine reine Blumenwiese, aber deutlich trittfester.
Fotos: Hersteller / Neudorff
Diese Bienenweide sollten Sie sofort entfernen!
Der Bienen- und Naturschutz ist derzeit in aller Munde. Da klingt die Forderung, eine bienenfreundliche Pflanze zu entfernen, geradezu absurd. Doch diese Pflanze ist kein harmloser Nektarlieferant, sondern brandgefährlich und hochgradig toxisch: der Riesen-Bärenklau!
Auch wenn Sie noch nie vom Bärenklau gehört haben, gesehen haben Sie ihn garantiert schon einmal. Die über drei Meter hohe Pflanze mit ihren bis zu einem halben Meter breiten Blüten ist schließlich auch kaum zu übersehen. Die auch Herkulesstaude genannte Pflanze stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und wurde Ende des 19. Jahrhunderts als beliebte Bienenweide in Mitteleuropa angesiedelt. Der Riesen-Bärenklau verwilderte jedoch schnell und verdrängt als invasive Art immer mehr heimische Pflanzen. Was für die Bienen gut ist, ist daher in diesem Fall schlecht für die restliche Natur.
Praxistipp: Besonders Wildbienen sind auf einzelne Pflanzen spezialisiert. Die Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus bringt diesen Wildbienenarten daher wenig. Im Gegenteil kann es ihnen sogar schaden, wenn ihre Futterpflanzen vom Bärenklau verdrängt werden.
Riesen-Bärenklau: Vorsicht giftig!
Als wäre das noch nicht Grund genug, ist der Riesen-Bärenklau auch noch hochgradig toxisch. Sämtliche Teile der Pflanze enthalten Furocumarine, die in Kombination mit Sonnenlicht einen nässenden Hautausschlag verursachen, der mehrere Wochen anhalten kann. Schwellungen, Entzündungen und Pigmentstörungen sind die Folge. Fieber, Schweißausbrüche und Kreislaufzusammenbrüche sind nach direktem Kontakt mit der Pflanze ebenfalls keine Seltenheit. Asthmatiker aufgepasst: An besonders heißen Tagen entstehen Ausdünstungen, die zu Atemnot und Bronchitis führen können!
Praxistipp: Hatten Sie – oder ein Gegenstand, den Sie berührt haben – Kontakt mit dem Riesen-Bärenklau, schützen Sie die Haut vor Sonneneinstrahlung und waschen Sie sie sofort mit Spiritus ab!
Riesen-Bärenklau entfernen
Schutzkleidung und auch eine Atemschutzmaske ist Pflicht, wenn Sie die Pflanze aus Ihrem Garten entfernen wollen! Trotzdem sollten Sie sich nur an schattigen Tagen in die Nähe des Riesen-Bärenklaus wagen, sonst wird das Jäten nicht nur gefährlich, sondern auch äußerst schweißtreibend. Um den Bärenklau restlos aus dem Garten zu verbannen, muss nämlich auch jede Wurzel entfernt werden. Selbst dann kann es sein, dass der Riesen-Bärenklau im nächsten Jahr wieder wächst, denn seine Samen sind jahrelang keimfähig.
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