Hummelkasten

Wie Sie ein Hummelhaus bauen & artgerecht aufstellen

Ob gekauft oder selbst gebaut – ein Hummelkasten dient als Nisthilfe und kann den Nützlingen das Überleben sichern. Es kommt aber sehr darauf an, das Hummelhaus artgerecht anzulegen!

Hummelkasten
Krokusse gehören mit zu den ersten Nahrungspflanzen der Hummelköniginnen, wenn diese Ende Februar ihr Winterquartier verlassen. Foto: sidm / TH
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Hummeln sind ausgezeichnete Bestäuberinsekten, werden aber immer seltener, da ihnen vor allem ein brauchbarer Hummelkasten fehlt. Die Tiere sind so gemütlich wie sie aussehen, übertreffen beim Bestäuben von Blüten aber sogar die sprichwörtlich fleißigen Bienen. Pro Volk bestäuben Honigbienen nur wegen ihrer höheren Kopfzahl noch mehr Blüten als ein Hummelvolk. Hummeln beißen aber auch enge Kronröhren vieler Blüten auf, und ermöglichen damit erst den Honig- und Wildbienen den Zugang zu diesen Blüten, deren Nektar sie sonst nie erreichen würden und vor verschlossener Blüte stehen würden.

Hummeln gehören zu den Bienen und stechen nicht – nur wenn man sie bedrängt und sich zum Beispiel auf sie setzt. Aber das wird man den Tieren nachsehen, wer mag das schon gerne.

Ist ein Hummelhaus sinnvoll?

Es gibt zahlreiche verschiedene Arten, manche bauen ihre Nester unterirdisch, wiederum andere ausschließlich oberirdisch.

Daher gibt es auch Hummelkästen zum Vergraben und welche, die man oberirdisch aufstellt. So ein Hummelhaus wird man überwiegend im Garten aufstellen. Ohne einen Hummelkasten bauen die gemütlich-dicken Blütenbestäuber ihre Nester in Totholzhaufen, Steinspalten oder gleich in Erdlöcher, die sie aber nicht selber graben, sondern z.B. von Mäusen übernehmen. Fehlen natürliche Wohnungen, nehmen sie gerne Hummelkästen als Mietwohnung an und revanchieren sich dafür mit unermüdlichem Bestäuben.

Anleitung: Hummelhaus bauen

Hummelkästen sind vom Prinzip her große Kisten mit einem Einflugloch, von dem aus die Hummeln durch eine schmale Röhre in eine innere Kammer gelangen. Diese ist mit Einstreu für eine Saison gefüllt, in der die Hummeln das Nest bauen. Sie können stabile Hummelnistkästen aus Holz, Keramik oder Holzbeton im Handel kaufen oder einen aus einer Holzkiste selber bauen.

Wollen Sie ein Hummelhaus bauen, empfiehlt der NABU eine etwa 40 x 40 x 40 Zentimeter große Holzkiste mit überstehendem Dach, wobei eine Seite der Kiste auf ein paar Zentimeter höher sein kann, damit sich eine Dachschräge ergibt.
Vorne hat der Hummelkasten einen 1,5 bis 2 cm großen Eingang, an den zwei Seitenwänden oben und unten je eine Reihe von 2 cm großen Lüftungslöchern.
Praxistipp: Diese müssen mit Gaze verschlossen sein, sodass sich keine Schädlinge einnisten. Hummeln brauchen eine Start- und Landebahn, befestigen Sie unter dem Einflugloch einen breiten, leicht nach unten hin abgeschrägten Holzklotz.

Hummelkasten

Im Inneren der Holzkiste sind zwei Pappkartons, einer ist gut 35 x 35 cm groß, rundum geschlossen und bis zur Hälfte mit Kleintierstreu gefüllt, der andere ist schuhkartongroß. Der größere, äußere Karton steht auf vier Holzklötzchen, damit er keinen direkten Bodenkontakt hat. Er muss nicht bis zum Dach der Holzkiste reichen, 10 cm Freiraum darüber machen nichts.

In diesen Pappkarton kommt die eigentliche Nisthöhle: ein nur unten offener Schuhkarton, der direkt auf dem Kleintierstreu steht. Dieser Kasten wird selbst mit Polsterwolle gefüllt und ist mit einer 1,5 bis 2 cm großen, maximal 15 cm langen Pappröhre – z.B. von einer Rolle Alufolie – mit dem Einflugsloch verbunden, wofür Sie in beide Kartons ein entsprechendes Loch schneiden und die Pappröhre durchstecken. Die Pappröhre muss festsitzen und darf sich nicht bewegen, bei Bedarf helfen Sie mit etwas Gewebeband nach.

Wo stelle ich ein Hummelhaus auf?

Es gibt Souterrainwohnungen zum Vergraben, aber auch normale Häuser. Solche Hummelkästen sind leichter aufzustellen, dürfen sich aber im Sommer nicht zu sehr aufheizen. Ein Platz ohne pralle Mittagsonne, aber gerne mit Morgen und Abendsonne ist ideal. Erdnistkästen werden von einer Hummelkönigin schneller angenommen, lassen sich aber nicht so gut kontrollieren und bei ihnen kann das eingestreute Nistmaterial schnell klamm und schimmelig werden.

Hummelnistkasten
Ein Hummelkasten aus Sperrholzbrettern: Hummelkästen werden in der Regel von den Tieren angenommen. Wichtig: Der Hummelkasten darf nicht in praller Mittagssonne stehen! Foto: sidm / TH

Wichtig beim Aufstellen:

  • Das Hummelhaus soll möglichst in ruhiger Lage abseits von Wegen und Spielplätzen stehen.
  • Der Eingang zeigt nach Osten, also nicht zur Wetterseite.
  • Stellen Sie Hummelkästen ab Anfang Februar auf.
  • Der Kasten steht auf Steinplatten oder erhöht auf einem Stein, Baumstumpf oder vier umgedrehten Tontöpfen.

Der Hummelkasten als Starthilfe für die Hummelkönigin

Die bereits begattete Hummelkönigin überlebt als einzige des Hummelvolkes den Winter in einem Winterquartier und sucht sich im Frühjahr einen Platz zum Nisten. Je nach Wetter bereits ab Februar, wenn Bienenvölker noch tief in Winterruhe sind. Vor März/April tut sich bei ihnen nichts.

Sie möchten noch mehr über die süßen Insekten erfahren? Dann schauen Sie sich das folgende Video an:

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Der Hummelkönigin kommt der Hummelkasten gelegen, um dort ihren sogenannten Sommerstaat zu gründen. Nach der Eiablage im Hummelkasten schlüpfen bald die Larven – und diese brauchen viel Nahrung in Form von Blütenpollen und Nektar, den sich die Königin von den ersten Frühblühern holt. Dabei fliegen Hummeln auch bei niedrigen Temperaturen um den Gefrierpunkt und sogar leichter Frost schreckt sie nicht ab.

Hummelfreundlicher Garten: Wie lockt man Hummeln an?

Nur eine Wohnung reicht nicht, auch das Umfeld im Garten sollte stimmen. Hummeln brauchen vom Frühjahr bis zum Herbst ein durchgehendes Angebot an Nahrungspflanzen mit Nektar und Pollen. Denn schon wenige Fastentage am Stück können für das Hummelvolk tödlich enden.

Hummelhaus
Blüten vom Frühjahr bis zum Herbst und reichlich Versteckmöglichkeiten. In so einem insektenfreundlicher Bauerngarten fühlen sich Hummeln wohl. Foto: sidm / TH

Gute Nahrungspflanzen sind: Krokus, Stockrose, Lavendel, Sonnenblumen, Sonnenhut, Mohnarten oder auch Gehölze wie Johannisbeere, Holzapfel, Sommerflieder, Holunder, Pfaffenhütchen, Apfel, Birne und Kirschen.

Thomas Heß
Foto: sidm / TH

Als Gartenbau-Ingenieur ist Thomas Heß der Fachmann für alles, was im Garten grünt und blüht: Unser Autor erklärt Ihnen, wann der beste Zeitpunkt für Aussaat, Düngegabe oder das Winterquartier ist und wie man Staunässe verhindert. Profitieren Sie von seinem Expertenwissen!

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