Lüftung

So geht's: Lüftungsanlage einstellen

Frischer Wind im Haus – durchatmen und sparen: Bei jedem Lüften entweicht viel Heizwärme. Eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung senkt diesen Energieverlust.

kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
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Sie fordern aber auch vom Nutzer Verhaltensänderungen. Was Sie über eine kontrollierte Lüftung des ganzen Hauses wissen sollten und wie Sie Ihre Lüftung einstellen, erfahren Sie hier.

Frischluft im Haus ist unerlässlich für Konzentration, Wohlbefinden und Gesundheit der Bewohner. Lüften führt Feuchtigkeit, Gerüche und Schadstoffe ab. Zugleich bedeutet der Luftaustausch einen oft unterschätzten Energieverlust. Manuelles Stoßlüften mehrmals am Tag spart 15 Prozent Heizwärme – gegenüber stetiger Kipplüftung. Bessere Ergebnisse (60 bis 80 Prozent) erzielt eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Anders als die freie Fensterlüftung (angetrieben durch Wind und Thermik) ermöglicht die kontrollierte Lüftung über Ventilatoren einen definierten Luftwechsel. Unter den Oberbegriff „Zentrale Lüftungsanlagen“ fasst man reine Abluftanlagen sowie Zu- und Abluftsystemen bzw. Be- und Entlüftungsanlagen zusammen (mit und ohne Wärmerückgewinnung). Es gibt auch Einzelraumlösungen. Wir geben einen Überblick über die verschiedenen Systeme zur Wohnraumlüftung.

Lüftung: Kontrollierte Wohnraumlüftung

Bei zentralen Zu- und Abluftanlagen wird je ein Kanalnetz für Frischluft und verbrauchte Raumluft verlegt. Der Installationsaufwand für zentrale Be- und Entlüftungsanlagen ist dementsprechend größer. Sinnvoll ist die Verlegung in Decken und Wänden nur in Neubauten. Bei Sanierungen können Kanäle und Verteilerkästen in abgehängten Zwischendecken und hinter Trockenbauelementen verlegt werden. Frische Außenluft wird von einem Ventilator ins Haus gesaugt. Strömt die Luft zuvor durch einen Erdkanal, wird sie bereits vortemperiert – im Winter erwärmt, im Sommer gekühlt. In einem Meter Tiefe herrschen das ganze Jahr über relativ konstant 10 °C.

Ein Kanalsystem leitet die Frischluft in Wohn-, Schlaf- und Aufenthaltszimmer, Auslassdüsen in der Decke oder im oberen Wandbereich verteilen die Luft – die Zuluft vermischt sich dort mit der Raumluft. Das davon unabhängige Abluftsystem saugt die verbrauchte Luft aus Küche und Bädern ab. Im Wärmetauscher treffen die Luftströme aus Zu- und Abluft aufeinander. Durch Bleche, die die Ströme trennen, geht die Wärme der Abluft an die kältere Zuluft über – ohne Vermischung der Luftmassen. Elektrische Heizelemente können die Luft bei Bedarf nacherwärmen. Geregelte Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung können die Lüftungswärmeverluste um bis zu 80 Prozent senken.

Lüftung korrekt einstellen

Damit Sie den Komfort einer zentralen Wohnraumlüftung voll genießen können, muss man die Lüftungsanlage einstellen: Der Installateur justiert dabei die technischen Komponenten auf die persönlichen Anforderungen an Luftwechsel und Luftqualität. Ist die Lüftungsanlage falsch eingestellt, kommt es schnell zu Zugerscheinungen oder mit Frischluft unterversorgten Räumen. Eindeutige Zeichen für eine falsch eingestellte Lüftung sind deutlich hörbare Strömungsgeräusche im Luftkanalnetz.

Den passenden Volumenstrom ermitteln: Pflicht ist ein Mindest-Luftwechsel von 20 Kubikmetern pro Stunde und Person! Dieser Grund-Austausch an Luft ist nötig, um Schadstoffen, Gerüche oder die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit nach draußen abzuführen. Mit steigenden Ansprüchen an die Luftqualität sollte auch diese Außenluftrate anwachsen, z. B. auf bis zu 70 Kubikmeter pro Stunde und Person für eine sehr hohe Luftqualität (im Büro, im Schlafzimmer, ...).

In der Praxis etabliert haben sich die soganannten Luftwechselzahlen: Basierend auf Erfahrungs- und Rechenwerten lässt sich mit ihrer Hilfe die Lüftungsanlage schnell und einfach einstellen. Die Luftwechselzahl multipliziert mit dem Raumvolumen gibt an, wie oft das komplette Luftvolumen eines Raumes stündlich ausgetauscht werden sollte, um optimale klimatische und hygienische Bedingungen zu garantieren. Wer seine Wohnraumlüftung selbst einstellen möchte, dem helfen Richtwerte:

  • Bäder = 4- bis 5-facher Luftwechsel
  • Küchen = 15- bis 25-facher Luftwechsel
  • Wohnräume = 3- bis 6-facher Luftwechsel

Natürlich sind diese Luftwechsel nur erforderlich, wenn der Raum durch Menschen genutzt wird. Steht der Raum leer (z. B. während der Schul- oder Arbeitszeit), genügt der Grundaustausch, damit überschüssige Feuchtigkeit abgeführt wird. Andererseits sind die Luftwechselraten zu erhöhen, wenn sich viele Leute in einem Raum aufhalten (z. B. bei einer Familienfeier) oder wenn die körperliche Aktivität steigt (Home-Fitness, tobende Kinder, Sauna-Betrieb, ...).

Lüftung: Vor- und Nachteile zentraler Wohnraumlüftungsanlagen

Vorteile der kontrollierten Lüftung: Mit der zentralen Steuerung lässt sich die beförderte Luftmenge bedarfsgerecht zwischen Mindestluftwechsel und Maximaldurchfluss der Lebenssituation anpassen. Ist das Haus leer (Bürozeiten, Urlaub), schaltet das Gerät auf Minimalbetrieb, feiern die Hausherren eine Party, erhöht das Aggregat seine Leistung. Die Regelung einer zentralen Lüftungseinheit hilft so, Energie zu sparen. Außerdem: Die Raumluft wird durch mehrmaliges Filtern sauberer. Staub, Pollen und Straßenlärm bleiben draußen. Aber Achtung: Damit die Anlage effizient arbeitet, müssen alle Fenster geschlossen bleiben. Zusätzliche Fensterlüftung verschlechtert die Energiebilanz der Lüftungsanlage.

kontrollierte Wohnraumlüftung

Nachteil Ventilatorgeräusch: Lärm entsteht auch in zentralen Lüftungsgeräten. Um ihn auf den Aufstellort zu begrenzen, sollte das Aggregat auf Schwingungsdämpfern stehen. Unterputzkanäle werden mit Isolierschläuchen schallentkoppelt. Strömungsgeräusche entstehen, wenn die Kanalquerschnitte zu klein für das beförderte Volumen sind oder die Durchströmgeschwindigkeit zu hoch ist (Richtwerte: im Hauptkanal 3 m/s, in Nebenarmen 1 m/s). Da das Kanalsystem alle Räume miteinander verbindet, würden Geräusche aus den Zimmern im ganzen Haus verteilt. Schalldämpfer an den Ausströmventilen mindern den Luftschall.

Versteckte Energiefresser: Damit Lüftungsanlagen nicht mehr Antriebsenergie verbrauchen, als sie Heizenergie einsparen, gelten besondere Anforderungen: Zu- und Abluftanlagen sollten maximal 0,5 kW Strom pro Kubikmeter geförderter Luft und Stunde benötigen. 60 Prozent der Wärme sollen mindestens von der Abluft an die Zuluft übergehen. Diese Rückwärmezahl liegt bei vielen Geräten höher (über 90 %). Sie sind damit auch für Passivhäuser geeignet, für die strengere Grenzwerte (Rückwärmezahl größer 80 %, max. 0,4 kW/m3h) gelten. Wegen der relativ hohen Kosten (ca. 8000 Euro für ein Einfamilienhaus) rechnet sich die Anschaffung oft nur für Gebäude im Niedrigenergie- oder Passivhausstandard, die absolut luftdicht sind.

Einzelraum-Lüftungsanlagen

Diese dezentralen Lüftungsanlagen (ca. 5000 Euro pro zu belüftenden Raum) werden wie Heizkörper an der Wand befestigt. Über Fassadenbohrlöcher wird Außenluft angesaugt, mit warmer Raumluft vermengt und ins Zimmer geblasen. Verbrauchte Luft wird getrennt nach draußen transportiert – Lamellenklappen erschweren Kurzschlussströme zwischen Zu- und Abluft. Dezentrale Lüftungen lassen sich mit wenig Aufwand auch nachträglich einbauen. Die notwendige Technik (Ventilator, Filter, Wärmetauscher) steckt im raumseitigen Korpus. Nachteil: Sensible Menschen können sich von den Strömungs- und Laufgeräuschen des Ventilators gestört fühlen.

Zentrale Abluftanlage zum Nachrüsten

Reine Abluftanlagen saugen zentral nur die verbrauchte Raumluft ab – ohne Energie einzusparen. Das Haus wird in Zuluft-, Abluft- und dazwischenliegende Überströmzonen unterteilt. Zuluftzonen sind Schlaf-, Wohn- und Aufenthaltszimmer. Für die nachströmende Außenluft (durch den zentral installierten Fortluftventilator herrscht stetig ein leichter Unterdruck im ganzen Haus) werden Lüftungsschlitze in die Fassade gefräst. Über variable Einsatzgitter kann der Luftstrom reguliert werden. Ideal ist die Anordnung über dem Fenster: Die kalte Außenluft sinkt am Fenster herab und vermischt sich dort mit der aufsteigenden Heizungsluft – störende Zugluft wird so vermieden. Gitter im Fußbereich der Zimmertüren lassen die Luft in kaum wahrnehmbarer Geschwindigkeit in die Überströmzonen (Flure, Treppen- und Durchgangsräume) fließen. Von dort wird die Luft in Bad, Küche und andere Räume mit hoher Geruchs- und Feuchtigkeitsbelastung gesaugt. Aus diesen Abluftbereichen befördern Ventilatoren die verbrauchte Luft durch ein Rohrsystem nach außen. Bis zu diesem Abtransport der Luft fließt der Luftstrom frei durch den Raum, ohne fest installiertes Kanalnetz. Eine Wärmerückgewinnung ist nicht möglich.

Fotos: Pluggit, AEG, bdh, Maico

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Aus sonderheft 2/2011