Anleitung: Fenster einstellen leicht gemacht
Lässt sich ein Fenster schlecht bis gar nicht mehr schließen, weil es irgendwo klemmt, kann man durch Drehen an der richtigen Schraube Abhilfe schaffen. Wir verraten, wie Sie Ihre Fenster einstellen können.
Fenster sind in unseren Breitengraden eine solche Selbstverständlichkeit: Beim Fenster einbauen macht man sich in der Regel keine Gedanken dazu, dass sie mal klemmen, schleifen oder undicht werden. Meist haben Schließ- und Öffnungsprobleme nicht direkt mit den sichtbaren Rahmenteilen zu tun, sondern mit dem Beschlag bei Kunststofffenstern. Dann kann man die Fenster einstellen.
Warum muss man Fenster einstellen?
In der Regel ist die Schwerkraft schuld, dass selbst vom Profi gut eingestellte Fenster mit der Zeit "hängen". Das führt zu klemmenden Fenstern und erfordert einen großen Kraftaufwand, um den Fensterflügel eines geschlossenen Fensters wieder zu öffnen.
Die gute Nachricht: Dieses nutzungsbedingte Nachgeben der beweglichen Teile am Dreh-Kipp-Fenster sind völlig normal und können bei geöffnetem Fenster schnell korrigiert werden.
Praxistipp: Beschlagene Fenster sind ein deutliches Warnzeichen, dass die Raumluft zu feucht ist. Das Video gibt Tipps, was gegen Wasser an der Fensterscheibe wirklich hilft:
Wie stelle ich Fenster richtig ein?
Wenn Ihre Fenster korrekt eingebaut wurden, müssen Sie an der parallelen Höheneinstellung lange Zeit gar nichts ändern! Moderne Fenster mit Dreh-Kipp-Beschlag sind stabil und verformungssteif. Allerdings kann es bei schweren, dreifachverglasten Fenstern passieren, dass der Fensterflügel mit der Zeit etwas "hängt" und der Flügel beim Öffnen am Rahmen schleift – etwa wenn Ihre Fenster zum Lüften häufig lange offen stehen.
Dann muss am oberen Scherenlager – auf der Anschlag-Seite, also der dem Fenstergriff schräg gegenüberliegenden Seite – nachjustiert werden. Der Spielraum beträgt meist nur wenige Millimeter. Das genügt aber, um den Fensterflügel wieder waagerecht auszurichten.
Um den Fensterflügel abzusenken, müssen Sie die Schraube im Ecklager entgegen dem Uhrzeigersinn drehen. Ziehen Sie die Schraube im Scherenlager mit dem Uhrzeiger an, lässt sich der Fensterflügel millimetergenau anheben.
Was Sie am Dreh-Kipp-Mechanismus im Detail verstellen müssen, wenn der Fensterflügel schief zur Seite hängt, zeigt die Anleitung in der Galerie oben Schritt für Schritt >>
Kann man Kunststofffenster einstellen?
Das Material des Fensterrahmens hat keinen Einfluss darauf, ob man das alte Fenster selber einstellen kann, denn die verbauten Beschläge sind immer gleich – egal ob der Fensterrahmen aus Kunststoff, Holz oder Metall besteht. Kunststofffenster neigen etwas mehr dazu, sich mit der Zeit zu verziehen (als etwa Metallrahmen-Fenster), Kunststofffenster lassen sich aber auch besonders einfach selbst einstellen, wie im Absatz zuvor ausführlich beschrieben.
Dann sollten Sie prüfen, ob eine nachträglich hinzugefügte Fensterdichtung hilft, die störende Zugluft auszusperren. Wie Sie so ein Dichtband selbst im Fensterrahmen anbringen und damit den Verlust wertvoller Heizenergie stoppen, zeigt das folgende Video Schritt für Schritt:
Dreh-Kipp-Mechanismus am Fenster einstellen
Üblich sind bei uns Dreh-Kipp-Beschläge – eine Erfindung Wilhelm Franks, der Roto N mit seiner Firma 1935 zur industriellen Fertigung brachte. Um zu verstehen, warum Fenster klemmen, ist es hilfreich, sich mit dieser Technik zu befassen. Fenster mit solchen Beschlägen lassen sich ja öffnen und kippen, sodass ihre Scharniere oben und unten anders ausfallen: Oben befindet sich ein Scherenlager, unten ein Ecklager. Um einen Fensterflügel nach links, rechts, unten oder oben zu verschieben, muss man in einem dieser Lager gewisse Muttern, Schlitz- oder Inbusschrauben nach rechts oder links drehen.
Nun stammen die Beschläge schon lange nicht mehr bloß von Roto, sondern von diversen Herstellern in allerlei Bauformen. Nicht nur je nach Hersteller, sondern auch je nach Alter fallen sie unterschiedlich aus und die Schräubchen liegen an verschiedenen Stellen. Unsere Methode zum Fenster einstellen ist daher nicht allgemeingültig und erspart nicht das Ausprobieren. Im Grunde können Sie aber nichts kaputt machen, wenn Sie an den aufgeführten Schrauben etwas drehen. Sollte das Fenster danach noch schlechter schließen, müssen Sie tendenziell die Schrauben in die andere Richtung bewegen. Meist lässt sich so ein Fenster einstellen und muss nicht ausgetauscht werden.
Bei alten Holzfenstern ist das nachträgliche Einstellen des Öffnungsflügels ebenfalls möglich. Durch Verzug im natürlichen Material Holz können aber auch an anderer Stelle am Rahmen Spalte entstehen, die Zugluft hindurch lassen und sich durch das Einstellen des Fenster-Scharniers allein nicht schließen lassen.
Was kostet es, ein Fenster einstellen zu lassen?
Wenn der Fensterbauer kommt, um den hängenden Fensterflügel zu justieren, berechnet der Handwerker etwa 10-15 Euro pro Fenster zuzüglich der üblichen Pauschalen für Anfahrt, Rüstzeit, Verbrauchsmaterial, etc.
Damit sind die zwei häufigsten Fragen rund um die richtige Einstellung Ihrer Fenster beantwortet: "Was kostet Fenster einstellen?" und "Wer kann Fenster einstellen?" Außer dem Fensterbauer, erledigt aber auch jeder Hausmeister-Service diese Arbeit. Und auch Sie selbst können Ihre Wohnungsfenster einstellen!
Praxistipp: Da das Fenster zur Fassade gehört, ist der Vermieter für die Beseitigung von Mängeln und Schäden zuständig. Ihm obliegt auch die Übernahme der Kosten für entsprechende Wartungsarbeiten. Sprechen Sie Ihren Vermieter an – allerdings kann er je nach Regelung im Mietvertrag einen Teil der Kosten über die Kleinreparatur-Klausel auf den Mieter umlegen.
Wie stellt man Fenster auf Winter ein?
Moderne Fenster besitzen zwei Einstellungen – eine für den Sommer, eine für den Winter. Im Kern wird lediglich der Anpressdruck des Schließzapfens verändert:
- Im Sommer schließt das Fenster weniger fest.
- Im Winter presst der Schließzapfen den Fensterflügel besonders dicht an den Fensterrahmen, um ungewollte Zugluft und Wärmeverluste zu vermeiden.
Diese Wintereinstellung am Fenster können Sie selbst in wenigen Handgriffen erledigen. Als Werkzeug benötigen sie meist nur eine Zange und einen passenden Inbusschlüssel. Nun da geklärt ist, welches Werkzeug zum Fenster einstellen benötigt wird, stellt sich die Frage, wo stelle ich den Anpressdruck am Fenster ein?
Hier erfahren Sie, wie Sie den Winter-Modus am Fensterflügel einstellen:
Auf der Innenseite des Fensterflügels – meist knapp oberhalb oder Unterhalb des Handgriffs – finden Sie den Schließzapfen. Drehen Sie diesen Verriegelungsbolzen im Uhrzeigersinn, um den Druck des Fensterflügels in den Rahmen zu erhöhen oder nach links, um den Anpressdruck zu verringern.
Achtung: Gehen Sie behutsam vor! Eine Achtel-Drehung der Schraube macht bereits einen großen Unterschied aus. Prüfen Sie immer wieder, ob der eingestellte Anpressdruck schon ausreicht und justieren Sie lieber noch einmal minimal nach!
Meist ist der Schließbolzen bloß ein kleiner runder Zylinder (wie in unserem Beispiel auf dem Foto) seitlich am Flügelrahmen. Teilweise besitzt der Zapfenkopf auch eine kleine Markierung (meist eine Kerbe), die anzeigt, in welchem Modus Ihre Fenster gerade eingestellt sind.
Besonders leicht machen es Schließzapfen, die mehreckig und außermittig geformt sind. So erkennt man gleich, in welche Richtung man drehen muss, um den Anpressdruck zu erhöhen oder zu reduzieren.
Wie dicht muss ein Fenster sein?
Früher war es normal, dass es durch die Fensterritzen leicht gezogen hat. Der stetige Luftwechsel durch leicht undichte Fenster hat aber dafür gesorgt, dass Scheiben weniger beschlagen und Schimmel selbst in der kalten Jahreszeit viele Jahrzehnte kein verbreitetes Problem war.
Nach der Energieeinsparverordnung dürfen Wohnungen nur noch einen unkontrollierten Luftaustausch von 0,1 h-1 pro Stunde aufweisen – also praktisch gar keine Luft durch Fenster, Türen und sonstige Öffnungen (etwa Abluftkanäle, etc.) entweichen lassen. Das wird mit dem sogenannten Blower-Door-Test geprüft. Moderne Häuser (aber auch Altbauten mit nachträglicher Fassadendämmung und neuen Fenstern!) werden dadurch immer dichter und wie der Volksmund sagt "weniger atmungsaktiv". Wird nicht regelmäßig stoßgelüftet, steigt die relative Luftfeuchtigkeit in der Wohnung und damit auch die Schimmelgefahr!
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