Schief gerahmt

Chaos-Regal: Bauanleitung für den kreativen Raumteiler

Alles ist gerade und dennoch schief: Unser Chaos-Regal hat durchaus unkonventionelle Züge. Auf der einen Seite sind alle Körper streng rechtwinklig, doch gleichzeitig wirken sie 
wie zufällig angeordnet, folgen keiner Systematik und scheinen mitunter zu schweben.

Das selbstgebaute Chaos-Regal als Raumteiler zwischen Flur und Wohnbereich aufgestellt, mit Büchern bestückt und von einer Stehlampe indirekt angeleuchtet
Der ideale Raumteiler: Mit diesem Regal schaffen Sie offene Grenzen im Wohnbereich Foto: sidm / Michael Müller-Münker
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Doch was fängt man mit schiefen
Regalböden an? Ganz einfach: Man bestückt sie mit Büchern!

Schiefe Quader: Clevere Idee für Bücher

Kennen Sie den schiefen Suppenteller? Den hat ein kluger Kopf erfunden, der nicht nur am oft zitierten „grünen Tisch“ getüftelt hat, sondern getreu dem Ansatz, dass eine Form sich nach der Funktion richten soll, zunächst Menschen beim Suppeessen zuschaute.

Materialliste

Leimholz 26 dick: 2x Rahmen 1350 x 285; mm Rahmen 900 x 285 mm

Leimholz 18 dick: 8x Quaderrahmen 430 x 275 mm; 4x Quaderrahmen 400 x 275 mm; 12x Quaderrahmen 280 x 275 mm

Außerdem: 4x Möbelgleiter, Schrauben, Holzleim, Hartwachsöl

Und was kann man dabei beobachten? Wenn der Teller sich leert, hebt man den Suppenteller auf einer Seite an, damit man den Rest aus der kleinen Mulde herauslöffeln kann. Warum also den Boden nicht von Anfang an schief gestalten?

Der Schreiner verschraubt die Ecken der einzelnen Quader des Chaos-Regals
Die Quader werden für den Betrachter kaum sichtbar in den Ecken verschraubt. Foto: sidm / Michael Müller-Münker
Checkliste Werkzeug

Ganz ähnlich verhält es sich mit diesem Regal: Auf den ersten Blick fragt man sich, was die schief gestellten Quader sollen. Hat sich da jemand nur einen Spaß erlaubt? Doch wer schon einmal ein einzelnes Taschenbuch in ein Regalfach stellen wollte, der stellt fest, dass sich häufig entweder der Einband öffnet oder das Buch umfällt. Ganz ähnlich verhält sich das bei einer Schallplatte. Diesem Umstand verdanken wir die Existenz von Buchstützen.

Bei unserem Chaos-Regal ist es anders: Ein Buch, das in dieses Regal gestellt wird, steht immer: schräg zwar, aber dafür sicher. Und da das Regal ja als Raumteiler offen sein soll, muss man die Bücher auch nicht von Wand zu Wand innerhalb der Rechtecke vollstellen, sondern kann ganz gezielt einzelne Exemplare zum gelegentlichen Schmökern einstellen. Ganz schön schräg, finden Sie nicht?

Schritt-für-Schritt Bauanleitung

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie, hier finden Sie eine ausführliche und bebilderte Schritt-für-Schritt-Bauanleitung:

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bauaunleitung-chaos-regal-raumteiler-schritt1 , alle Materialien
Bauanleitung Chaos-Regal als Raumteiler Schritt 1. Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Halten Sie sich an unsere Zeichnung, oder Sie bauen ein eigenes Regal. Dann sollten Sie einen Aufriss mit den Rechteck-Formen und der Aufteilung herstellen.

Bauanleitung Chaos-Regal als Raumteiler Schritt 2: Aufriss in Großaufnahme, Bleistift, Zollstock
Bauanleitung Chaos-Regal als Raumteiler Schritt 2. Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Der exakte 1:1-Aufriss hat den Vorteil, dass sich hier alle Maße (mit Ausnahme der Tiefe) abnehmen lassen.

Säge auf gestapelten Brettern
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Wir haben zunächst die
26 mm starken Hölzer für den äußeren Rahmen auf Breite zugeschnitten: Hier sind es 298 mm, da viele Leimholzplatten
600 mm breit liegen.

Schreiner führt eine Handkreissäge an einer Führungsschiene entlang einer Holzkante, um sie rechtwinklig anzureißen.
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Reißen Sie die Rahmenlängen exakt rechtwinklig an. Dann schneiden Sie die Gehrungen mit einer Handkreissäge entlang einer Führungsschiene.

Schleifmaschine auf Brett.
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Anschließend schleifen Sie die Oberflächen (insbesondere innen). Die Gehrungen dabei nicht abrunden!

Leim auf der Gehrung eines Kopfholzes
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Da hier Kopfholz verleimt wird, geben Sie an alle Gehrungen sorgfältig Leim an.

Schreiner führt geleimte Gehrungen aneinander
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Richten Sie die Rahmen auf einer geraden Fläche aus und führen Sie die Gehrungen exakt zusammen.

fertiger Kasten mit eckenschonern versehen und mit ratschengurten verspannt
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Eckenschoner (z. B. Papp- oder Kartonwinkel) aufsetzen und den Korpus 
mit zwei Ratschengurten verspannen.

Schreiner vermisst die Diagonalen des Regal-korpusses.
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Sind die Gehrungen exakt geschnitten, richtet sich der Korpus meist von selbst aus. Sie sollten dennoch die Diagonalmaße (Stichmaße) nehmen. Sind die Maße in beide Richtungen gleich, ist der Regalrahmen rechtwinklig.

Regalrahmen mit Schleifmaschine oben auf
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Sobald der Leim abgebunden hat, können Sie die Ecken und Kanten versäubern: Ausgetretenen Leim mit dem Beitel abnehmen, anschließend das Holz schleifen.

Regalrahmen mit Oberfräse obendrauf.
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Danach haben wir alle Außen- und Innenkanten mit der Oberfräse gefast.

Bohrmaschiene neben an der Unterseite des Regalrahmen montierten Bodengleiter
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Das Regal kann stehen oder liegen: Entscheiden Sie sich, auf welcher Fläche Sie die vier Bodengleiter montieren.

Regalbretter, Führungsschiene, Handkreissäge und Zollstock als Material-Übersichtsbild.
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Nun werden die Wände der Innenquader aus 18er Material leicht überlang auf Breite zugeschnitten. Sie springen vorne und hinten jeweils
6 mm zurück, sind hier also 286 mm tief.

Handkreissäge auf Führungsschiene mit Regalbrettern und Zuschnitt
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Fleißarbeit: An sechs mal vier Wänden werden jetzt auf beiden Seiten die Gehrungen eingezeichnet und geschnitten. Das ergibt 48 (exakte) Zuschnitte.

Holzleim vor verpresstem Regal-Quader
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Die Quader anschließend verleimen 
und verpressen – genauso wie beim ­großen Regalrahmen.

Fertige Regalquader, Ratschengurte wurden abgenommen
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Hat der Leim abgebunden, können Sie die Zurrgurte abnehmen.

Schleifgerät auf einem fertigen Regalquader
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Leim abstoßen und das Holz gründlich schleifen. Spätestens jetzt auch die Außenflächen glätten.

Innenquader wird gefast
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Auch die Innenquader müssen leicht ­gefast werden.

Innenquader werden in Regalrahmen gelegt und angeordnet
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Stellen Sie das Regal nun auf der Scha­blone liegend zusammen – passt alles?

Holzplättchen auf Schablone desnRegals
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Dann können Sie nach und nach die Quader verschrauben. Dazu 6 mm starke Holzplättchen unter die Rahmen legen.

Schreiner verschraubt Regalquader mit Regalrahmen
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Jedes Regal steht an mindestens zwei Ecken mit dem Außen- oder einem Innenregal in Kontakt.

Innenecke eines Regalquaders mit eingesenkter Schraube. Akkuschrauber und Schrauben.
Genau dort (an den Kontaktstellen, siehe Schritt 21) werden Löcher gebohrt, vorsichtig
gesenkt und Schrauben eingedreht. So
wächst das Regal Schritt für Schritt. Foto: sidm / Michael Müller-Münker
Hartwachsöl vor fertigem Regal
Foto: sidm / Michael Müller-Münker

Am Ende haben wir das Holz entstaubt und zweimal mit Hartwachsöl eingelassen. Pfützenbildung vermeiden!

Skizze Chaosregal
So ordnen Sie die Quader richtig an. Foto: sidm

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