Ziergräser pflanzen und pflegen
Ziergräser sind perfekte Staudenbegleiter, aber auch eigenständige Stars im Beet. Trotz ihres filigranen Wuchses sind die meisten Ziergräser erstaunlich robust und pflegeleicht – mit einer Ausnahme.
Gräser? Ach ja, die stehen im Kies in Vorgärten, in naturnahen Gärten wachsen auch welche und der Rasen besteht auch aus diversen Gräsern. Stimmt schon, mit dieser Vorstellung unterschätzt man Ziergräser aber gründlich. Ziergras kann mehr, viel mehr.
Was ist das besondere an Ziergras?
Ziergräser sind nicht umsonst so beliebt – sie haben einen auffälligen, aber nicht aufdringlichen Wuchs, sie sind pflegeleicht, robust und sauen sich praktisch nicht mit Pilzen oder Schädlingen ein. Das Thema Pflanzenschutz spielt bei Lampenputzergras & Co. in der Praxis so gut wie keine Rolle, Probleme kommen fast immer nur durch falschen Standort oder Pflegefehler.
Ziergras wächst entweder straff aufrecht, hat bogig überhängende Blätter oder sie scheinen förmlich über den Boden zu fließen. Und sie sind Alleskönner: Mit ihren schmalen Blättern oder hohen Blütenständen bilden Ziergräser einen gewollten Kontrast zu breiten Blättern der Begleitstauden, einen Ruhepol zu grellen Farben und kugeligen Blüten und sie wirken in einem Staudenbeet wie ein Weichzeichner. Viele Grasarten wie Miscanthus, Molina oder Carex sind auch ohne Blütenstände ein tolles Gestaltungselement.
Die Süßgräser (Poaceae) stellen die wohl größte Familie der Ziergräser dar und sind für den Botaniker „echte“ Gräser. Zu den Grasarten zählt man allgemein alle Pflanzen mit grasartigem Wuchs – also langen, schmalen Blättern. Aus botanischer Sicht vielleicht ungenau, den Gartenfan stört’s aber nicht. Zu den Ziergräsern gehören Mitglieder der Sauer- oder Riedgräser (Cyperaceae) ebenso wie Binsen (Juncaceae) oder Rohrkolbengewächse (Typhaceae). Die unterschiedlichen Arten unterscheiden sich deutlich in puncto Wuchshöhe, Standort, Verwendung und auch Pflege. Manche wollen unbedingt Dünger, andere vertragen ihn nicht. Und da liegt auch der Hauptpflegefehler – man pflanzt Gräser oft an zu nährstoffreiche Standorte. Im Garten spielen die ausdauernden, auch Staudengräser genannten Pflanzen die größte Rolle. Viele haben filigrane Fruchtstände, die besonders im Gegenlicht ihre vollen Reize ausstrahlen, wiederum andere haben riesige Blütenstände, die schon von weitem alle Blicke auf sich ziehen.
Welches Ziergras pflanzen
Ob Sonne oder Schatten, trockene oder frische Böden – Ziergräser passen in jeden Garten, niemand muss verzichten. Ziergräser kauft man üblicherweise im Pflanztopf, sie kommen so tief in die Erde, wie sie im Topf gestanden haben.
- Ziergräser für schattigere Lagen: Segge (Carex), Berg-Reitgras (Calamagrostis), Perlgras (Melica) oder Bambus (Fargesia)
- Ziergräser für sonnige Plätze: Bärenfellgras (Festuca), Lampenputzer (Pennisetum) und Rutenhirse (Panicum)
- Ziergräser mit attraktiven Blütenständen: Moskitogras (Bouteloua gracilis): Die fast waagerecht abstehenden Blüten und Samenschoten erinnern an einen Moskitoschwarm. Pampasgras (Cortaderia selloana): Besonders große Blütenähren. Diamantgras (Calamagrostis brachytricha): Fein verzweigte Blütenrispen, die im Gegenlicht leuchten und violett schimmern.
Wann pflanzt man Ziergras?
Ziergräser lassen sich mit dem Anwachsen mehr Zeit als andere Pflanzen, es kann schon mal ein paar Monate dauern. Auch da es Ziergräser vom Frühjahr bis zum Herbst in Pflanzcontainern gibt und man sie in der Zeit auch pflanzen kann, ist das Frühjahr ideal. Dann haben die Gräser keine Anwachsprobleme durch Bodenfrost. Wer im Herbst pflanzt, sollte daher noch einige Tannenzweige als Wintermantel auflegen.
Wuchsformen bei Gräsern
Auch bei der Wuchsform sind Ziergräser etwas Besonderes: Manche erreichen wie das Pfahlrohr problemlos 2-3 m Höhe – ohne Blütenstände. Das Pampasgras wird mit seinen Blütenbüscheln ähnlich hoch, während das Bärenfellgras nur 25 cm hoch wird. Das Federgras ’Windspiel’ wird gut 50 cm, wächst aber so dicht, dass es in Töpfe gepflanzt zum perfekten Sichtschutz wird.
Manche wachsende Ziergräser wachsen in Büscheln, bleiben an Ort und Stelle und werden mit den Jahren größer. Ausläuferbildende Gräser können allerdings nerven, sie sind recht unternehmungslustig und wandern mit ihren unteridischen Stängeln langsam durch den ganzen Garten.
Welche Ziergräser für Kübel geeignet?
Ob auf dem Balkon oder der Terrasse: Winterharte Ziergräser eignen sich auch für Töpfe und Pflanzkübel, sofern diese frostfest und mindestens zwei bis dreimal so groß sind wie der Wurzelballen des Grases. Als Substrat kommen Kübelpflanzenerde oder Grünpflanzenerde infrage. Gönnen Sie den Gräsern hochwertige Erde, schließlich stehen die Pflanzen bis zum nächsten Umtopfen drei bis vier Jahre im Topf.
Für Kübel kommen eigentlich alle Grasarten infrage, vorzugsweise kleinere Sorten, entscheidend ist ein großes Wasserabzugsloch. Bei Gräsern, die es wie Federgras (Stipa), Hirse (Panicum) oder Moskitogras (Bouteloua) trockener mögen, garantiert eine zusätzliche Drainage aus Blähton auch in Schlechtwetterperioden den nötigen Wasserabzug.
Gräser im Kübel überwintern
Winterharte Gräser sind natürlich auch im Kübel frostfest. Im frei stehenden Kübel kann der Frost aber von allen Seiten angreifen und es besteht die Gefahr, dass die Wurzelballen im Tag- und Nachtrhythmus durchfrieren und wieder auftauen, wobei die Wurzeln abreißen. Wickeln Sie daher im Herbst Noppenfolie oder Jute als Puffer um den Kübel und stellen ihn geschützt an die Hauswand. Vergessen Sie nicht, immergrüne Gräser bei frostfreiem Wetter auch mal zu gießen.
Gräser-Pflege: düngen & gießen
Die meisten Ziergräser sind weder Schluckspechte noch Fresssäcke, düngen und wässern Sie also sparsam. Etwas Kompost im Frühjahr reicht, den Rest holen sie sich aus dem Boden. Zu viel Dünger lässt das Gewebe weich werden und hohe Gräser kippen ohne Stützstäbe leicht um. Am meisten Hunger haben staudenähnliche Gräser, die man auch mit den Stauden kombiniert. Dazu gehören Chinaschilf (Miscanthus) und Pampasgras (Cortaderia), Lampenputzergras (Pennisetum) oder Rutenhirsen (Panicum). Gönnen Sie diesen Gräsern beim Pflanzen etwas Kompost und jährlich eine handvoll Staudendünger. Das Thema Pflanzenschutz ist im Allgemeinen eher unbedeutend, denn von Schädlingen oder Pilzen werden Gräser nicht angegriffen. Probleme wie Kümmerwuchs oder gelbe Blätter gibt es eigentlich nur bei falschem Standort oder durch Gießfehler.
Praxistipp: Gräser, die wie Blauschwingel, Moskitogras, Federgras, Schillergras oder Zittergras ursprünglich aus Steppengegenden stammen, bekommen ebenso wie Schatten- und Wassergräser keinen zusätzlichen Dünger.
Welche Erde für Ziergräser?
Gräser mögen durchlässige, Steppengräser lieben einen sandigen, durchlässigen und nicht zu nahrhaftem Gartenboden – den mögen nur Waldgräser wie Carex oder Luzula. Auf nasse Böden oder gar Staunässe reagieren die Gräser in der Regel beleidigt und bekommen Wurzelfäule. Gräser mit bläulichen oder grauen Halmen und die Steppengräser lieben trockene, ruhig etwas steinige Böden und sonnig. Für diese Gräser sollten Sie lehmigen Boden mit viel Sand abmagern, sonst biegen sich die vollgefressenen Gräser mit ihren zu lange gewordenen Blättern auseinander.
Regelmäßiges Hacken zwischen den Pflanzen zwingt sie ständig zur erneuten Wurzelbildung und nervt sie. Sie haben keine Lust, dichte Bestände zu bilden oder lassen sich damit auf jeden Fall lange Zeit.
Wann Ziergras schneiden und zusammenbinden
Ziergräser werden erst im Frühjahr geschnitten, wobei damit ein kompletter Rückschnitt etwa 10 cm über dem Boden gemeint ist. Man liest immer wieder, dass der Frühjahrsschnitt die stehen gelassenen Blütenstände für den Winter erhält, die dann bei Raureif ganz toll aussehen. Tun sie auch, aber das dann auch nur an einigen Tagen im Winter und auch nur für ein paar Stunden. Der eigentliche Grund ist der Winterschutz: Die trockenen Halme sind ein perfekter Wintermantel für das Herz der Pflanze. Bei auseinanderfallenden Grasarten binden Sie diese im Herbst zeltartig zusammen, damit Schnee und Wasser gar nicht erst groß ans Innere der Pflanzen kommen. Ein Rückschnitt im Herbst kann außerdem zu Fäulnis führen, da sich Wasser in den hohlen, abgeschnittenen Stängeln sammelt. Achten Sie beim Schneiden auf die frischen Austriebe, die sich zwischen den alten Blättern verstecken und nicht abgeschnitten werden dürfen.
Welche Gräser werden nun geschnitten? Ganz einfach, alle, die im Frühjahr braune, vertrocknete Halme haben. Früh treibende Arten wie Feder- und Reitgräser im März, Spähtaufsteher wie Chinaschilf oder Lampenputzergras erst im April. Immergrüne Arten lassen Sie in puncto Schnitt ganz in Ruhe, bei ihnen kämmen Sie nur wie beim Bärenfell und Blauschwingelgras die alten und vertrockneten Blätter aus den Blattschöpfen bzw. drehen Sie mit einem Ruck ab. Bei sehr vielen trockenen Blättern drehen Sie den Blattschopf mit der Hand ab.
Als Gartenbau-Ingenieur ist Thomas Heß der Fachmann für alles, was im Garten grünt und blüht: Unser Autor erklärt Ihnen, wann der beste Zeitpunkt für Aussaat, Düngegabe oder das Winterquartier ist und wie man Staunässe verhindert. Profitieren Sie von seinem Expertenwissen!
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