Wärmedämmung mit System
Eine Fassadendämmung spart Heizenergie. Bei der Montage können aber viele Fehler gemacht werden. Wir zeigen Schritt für Schritt zwei Varianten, wie Sie Ihre Fassade mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) dämmen.
Manch ein handwerkertreuer Dämmstoffhersteller schreit auf, wenn es um Do-it-yourself an der Fassade geht. Aber auch Profis machen eine Menge Fehler. Zunächst muss Ihnen eins klar sein: Nur eine komplett dichte, gedämmte Haushülle spart Heizenergie und verursacht keine Bauschäden. Gerade bei der Sanierung haben sich mehrschichtige Wandaufbauten aus Dämmstoffplatten und deckenden Obermaterialien (Riemchen, Putz) etabliert – sogenannte Wärmedämmverbundsysteme.
WDVS selber machen
Bevor man sich also an die Fassadendämmung macht, muss gut überlegt werden, an welchen Stellen man ansetzt. Eine Fassadendämmung allein ist wenig sinnvoll, wenn die Decken über dem Keller und zum unbeheizten Dachboden ungedämmt sind. Auch sollten die Fenster ausreichend dicht sein und ggf. erneuert werden.
Fassade dämmen mit einem Wärmedämmverbundsystem
Eine Fassadendämmung empfiehlt sich vor allem bei relativ dünnwandigen Häusern aus den 1920er- bis 70er-Jahren, ein geprüfter Energieberater hilft bei der Beurteilung der Bausubstanz. Problemstellen dabei sind meist die Fensterlaibungen. Hier findet sich oft nur wenig Platz, aber mit hochdämmenden Polyurethanplatten beispielsweise erzielt man auch mit geringer Dämmstärke vergleichbare Dämmwerte wie auf einer mit herkömmlichen Polystyrol gedämmten Fassadenfläche.
Weiterer Knackpunkt ist der Sockelbereich des Hauses: Auch hier muss mit geeigneten feuchteunempfindlichen Dämmplatten lückenlos abgedichtet werden. Gleiches gilt für den oft verwinkelten Dachanschluss – jede auch noch so kleine Lücke stets in voller Tiefe dämmen, sonst entstehen Wärmebrücken und Schimmel! Wie dick gedämmt werden muss, ist individuell zu ermitteln – die Dämmung muss auf den vorhandenen Wandaufbau abgestimmt sein. Hilfe erhalten Sie vom Energieberater, von Dämmstoffherstellern und im Handel.
Typische Aufbauten eines WDVS
- POLYSTYROL-DÄMMSYSTEM: Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) mit Polystyroldämmung stellen die gängigste Methode einer Fassadendämmung dar. Die Aufbauten sind stets vergleichbar, hier beispielhaft das StoTherm-Classic-System (v. innen n. außen): Mauerwerk, Klebemörtel, Polystyrol- Dämmung, Armierungsmörtel, Armierungsgewebe, Außenputz und Anstrich.
- HANF PLUS PUTZ: Auch das gibt es schon: Fassadendämmsystem mit Hanf. Hier der empfohlene Dämmaufbau von Hock (v. i. n. a.): Innenputz, Mauerwerk, Hanfdämmung zwischen Querlattung, Hanfdämmung zwischen Längslattung, Zementbauplatte (Fermacell Powerpaneel HD), Außenputz.
- HANF PLUS HOLZ: Dämmung hinter einer Holzschalung, das gibt es schon länger. Hier die Beispielskizze von Hock (v. i. n. a.): Innenputz, Mauerwerk, Dämmung zwischen Querlattung, Dämmung zwischen Längslattung, diffusionsoffene Wandschalungsbahn, Stülp- oder Deckbrettschalung.
Hartschaumplatten zur Fassadendämmung
Bei WDVS stehen meist Dämmplatten aus Polystyrol, Resol und Polyurethan zur Verfügung – jedes Material hat seine spezifischen Vorteile. Polystyrolhartschaum für die Fassadendämmung ist preiswert. Phenolharzhartschaum (Resol) ist genauso wie Polyurethanhartschaum teurer, beide Dämmstoffe dämmen aber besser. Für Resol spricht darüber hinaus der zu den anderen Hartschäumen niedrigere Dampfdiffusionswiderstand. Dieser ist bei den ebenfalls teureren Holzfaser- sowie den Steinwollesystemen noch einen Tick niedriger. Und Steinwolle ist nicht brennbar, Schäume dagegen schon. Phenolharzhartschaum hat also durchaus seine Vorzüge gegenüber einer Polystyrol- oder Polyurethandämmung. Legen Sie aber besonders hohen Wert auf Brandschutz, sollte Steinwolle zum Einsatz kommen.
Brandhemmende Wärmedämmung
Ob Dämmung die Brandgefahr erhöht, hängt von Material und Einbau des Dämmmaterials ab. Mineral- und Steinwolle, Mineralschaumplatten sowie Perlite sind z. B. überhaupt nicht brennbar. Bei Wärmedämmverbundsystemen und deren Ausführung mit Polystyrolplatten muss aber zwingend ein sogenannter Brandriegel mit Mineralwolle eingefügt werden, um das Risiko einer schnellen Brandausbreitung über die Fassade zu reduzieren. Im Vergleich mit der Gesamtzahl aller Hausbrände spielen Wärmedämmverbundsysteme praktisch keine Rolle.
Fotos/Grafiken: BASF, Hock, Kamphatherm, quick-mix, Sto
WDVS: Schimmel durch Fassadendämmung
Luftdicht verpackt und maximal gedämmt: Moderne WDVS-Fassaden stehen im Verdacht Schimmelbildung zu begünstigen. Aber bei korrekter Ausführung und richtigen Lüftungsverhalten sind gedämmte Fassaden ein Gewinn – für Ihr Portemonnaie und das Klima!
Es ist ein häufig gehörtes Missverständnis in Sachen Gebäudeisolierung: Können gedämmte Häuser nicht mehr „atmen“? Thomas Weber vom Verband Privater Bauherren hält die Sorge für unbegründet. „Eine lückenlose Wärmedämmung senkt sogar das Schimmelrisiko, weil Innenflächen weniger stark auskühlen.“
So vermeiden Sie Schimmel hinter WDVS-Fassaden
Allerdings sind zusätzliche technische Maßnahmen unerlässlich, wenn auch die Fenster abgedichtet werden. Selbst regelmäßiges Stoßlüften lässt feuchte Innenluft dann nicht ausreichend abziehen. Eigentümer sollten eine fensterunabhängige Lüftung einplanen. „Damit keine Energie verloren geht, empfiehlt sich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung“, sagt Stefanie Binder von der Bausparkasse BHW. Die Kosten liegen bei 6.000 bis 10.000 Euro.
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