Sträucher radikal zurückschneiden
Wenn alte Sträucher und Bäume jahrelang nicht zurückgeschnitten werden, hilft der Pflanze meist kein Auslichtungsschnitt mehr – Zeit für einen radikalen Verjüngungsschnitt!
Selbst ein leidenschaftlicher Hobbygärtner findet in seinem Garten wohl ein Exemplar, das über die Jahre immer und immer wieder vernachlässigt wurde. Egal ob Baum oder Strauch – ausbleibende Pflegemaßnahmen werden oft an einer erschwerten Frucht- und Blütenbildung der Pflanze sichtbar.
Glücklicherweise leistet ein richtiger Schnitt schnell Abhilfe – der Verjüngungsschnitt!
Was das ist, wie und womit das geht und wann der ideale Zeitpunkt ist – hier erfahren Sie alles Wichtige zum Thema!
Warum sollte man einen Verjüngungsschnitt vornehmen?
Werden Bäume oder Sträucher nicht regelmäßig zurückgeschnitten, geraten Sie aus der Form und verholzen innen – darunter leidet dann häufig die Blüten- und Fruchtbildung. Die Ernte erreicht weder ihre gewohnte Größe, noch eine optimale Qualität. Zwar ist der Schnitt ein starker Eingriff, jedoch sorgt er auf lange Sicht für eine Entlastung des Baumes oder Strauches.
Alte Triebe werden entfernt, damit junge Triebe ohne Beschattung und mit konzentrierter Kraft der Pflanze neu austreiben können. Durch die Reduktion des Fruchtholzes bilden Obstbäume zunächst weniger, dafür aber qualitativ hochwertigere – also geschmacklich bessere – Früchte aus.
Auch bei jungen Bäumen und Sträuchern kann eine Verjüngung Sinn machen und zwar dann, wenn sie von Pilzkrankheiten befallen sind oder ein starker Sturm für Windbruch gesorgt hat.
Wann verjüngt man Bäume und Sträucher?
Für die meisten Obstbäume und sommerblühenden Sträucher ist die ideale Zeit in den späten Wintermonaten. Schneiden Sie in dieser Zeit, haben Sie gegenüber dem Frühling, Sommer und Herbst auch den großen Vorteil, dass Sie die Pflanzen um einiges besser überblicken und am laublosen Holz ganz einfach erkennen können, wo Schere oder Säge angesetzt werden müssen. Aber Achtung: Warten Sie unbedingt einen frostfreien Tag ab und achten Sie auch auf die Wettervorhersage für folgende Tage.
Frühblüher schneidet man in der Regel direkt nach der Blüte. Da dieser Zeitpunkt jedoch ins Frühjahr oder den Sommer fällt, gilt er nicht für einen radikalen Verjüngungsschnitt. Denn vom 1. März bis zum 30. September sind radikale Rückschnitte zum Schutz von Kleintieren und Insekten laut Bundesnaturschutzgesetz verboten.
Weil frühblühende Sträucher wie die Forsythie oder die Weigelie schon im Sommer neue Triebe bilden, lässt sich eine Minimierung der Blüte durch einen radikalen Rückschnitt im Winter meist nicht vermeiden – aber keine Sorge: ab dem Folgejahr können Sie wieder mit einer üppigen Blütenbildung rechnen!
Wichtig: In den Jahren nach dem Verjüngungsschnitt werden Bäume und Sträucher wieder regelmäßig geschnitten – leichte Rückschnitte sollten bei frühblühenden Sträuchern dann direkt nach der Blüte vorgenommen werden.
Welche Pflanzen brauchen einen Verjüngungsschnitt?
Wenn Pflege und Rückschnitt bei alten Obstbäumen nicht regelmäßig und konsequent durchgeführt wurden, kommt es zur vorzeitigen Alterung des Holzes – Experten sprechen dann von Vergreisung. Um den Baum zu verjüngen, braucht es dann eine radikale Auslichtung der Baumkrone. Besonders vielversprechend gilt ein Verjüngungsschnitt bei alten Apfelbäume, Birnen, Sauerkirschen und Pfirsichbäumen.
Neben Obstbäumen können Sie mit einem radikalen Rückschnitt aber auch vernachlässigte Sträucher zu einem starken Austrieb bringen. Pflanzen, denen ein radikaler Verjüngungsschnitt nicht schadet sind schnell wachsende, frühblühende Sträucher wie die Forsythie, Zierjohannisbeere, Holunder und die meisten Sommerblüher, z.B. Hortensien, Sommerflieder, Heidekraut, Geißblatt und Rosen.
Verjüngungsschnitt – Wie geht das?
Die exakte Vorgehensweise eines verjüngenden Schnitts, lässt sich nur am Exemplar selbst entscheiden. Je nach Pflanzenart gibt es aber einige Grundregeln, an die Sie sich halten können!
Sträucher radikal zurückschneiden
Wie radikal der Schnitt ausfällt, entscheidet sich im Einzelfalll: Bei kranken oder kaum austreibenden Sträuchern kann ein "auf Stock setzen" die letzte Möglichkeit sein, die Pflanze zu erhalten. Häufig reicht aber schon ein entlastender Auslichtungsschnitt, bei dem ein oder mehrere gesunde Triebe stehenbleiben können! So oder so wird Ihre Pflanze erst einmal sehr mitgenommen aussehen. Haben Sie aber keine Bedenken – Ihr Strauch wird in der Regel sehr schnell neue, nun umso stärker wachsende Triebe ausbilden!
Zunächst schneiden Sie totes Holz und kranke Triebe bodennah ab. Alle anderen Triebe kürzen Sie auf 30 bzw. 50 cm – die äußeren Triebe werden stärker eingekürzt, um nachher wieder eine natürliche Form zu erhalten. Gehen Sie dabei ruhig radikal vor – haben Sie immer im Hinterkopf, wie viel Energie ein alter Trieb mit wenigen Blüten raubt. Die von den Haupttrieben ausgehenden Äste kürzen Sie um etwa ein Drittel ein. Im Laufe der Saison sollte der Strauch jede Menge neue Ruten bilden, die Sie im Folgejahr auf etwa drei pro Haupttrieb reduzieren können.
Sollte Ihre Pflanze noch junge, gesunde und blühfreudige Triebe aufweisen, können Sie diese einfach stehen lassen und nach der Blüte im Frühjahr oder Sommer auslichten bzw. in Form bringen.
Obstbäume verjüngen
Möchten Sie Ihren Obstbaum verjüngen, greifen andere Regeln – denn hier ist das Ziel nicht unbedingt ein starker Austrieb, sondern vielmehr eine Entlastung des starken, tragenden Fruchtholzes.
Schneiden Sie beim Obstbaum nicht einfach wild drauf los – die Verjüngung will gut durchdacht sein. Betrachten Sie den Baum deshalb vorher und regelmäßig während des Schneidens aus einiger Entfernung.
- Zuerst werden alle Äste inklusive Astring entfernt, die tot oder krank sind, nach innen, senkrecht oder überkreuzt gewachsen sind.
- Anschließend können Sie – falls vorhanden – den Mittelast, also den Ast, der senkrecht als Stammverlängerung wächst, um etwa ein Drittel einkürzen.
- Auch die vom Stamm ausgehenden Leitäste können Sie um ein Drittel kürzen und auf einen (möglichst waagerecht wachsenden) Seitentrieb ableiten.
- Im letzten Schritt werden konkurrierende Seitentriebe sowie altes Fruchtholz und junge dünne Triebe entfernt.
Tipp: Damit der Baum nicht mit einem zu starken Austrieb neuer Triebe reagiert, sollten Sie den Verjüngungsschnitt bei Bäumen nicht an einem einzigen Tag vornehmen, sondern lieber im Verlauf mehrerer Wochen. Zu viele neue Triebe würden wieder für eine Verdichtung der Krone und der Bildung von tragunfähigem Fruchtholz sorgen.
Was braucht man für den Verjüngungsschnitt?
Je nach Gehölzgröße und Aststärke kommen unterschiedliche Geräte zum Einsatz. Am häufigsten werden Astscheren und Handsägen genutzt. Für dünne Zweige sollten Sie zusätzlich zur Gartenschere greifen. Wer bei hohen Bäumen lieber auf den Einsatz einer Leiter verzichten möchte, greift am besten zu einem Hochentaster mit Sägekette – die nehmen es dank Akku oder Elektromotor mit bis zu 15 cm dickem Holz auf!
Aber Achtung: Bei ausgefahrenem Teleskopstiel wird die Führung der Geräte schnell zum Balanceakt!
Für alles, was dicker ist, sind Sägen zuständig, wobei Motorsägen für Arbeiten auf Leitern ungeeignet sind. Besser sind zum Beispiel Handbügelsägen – oder eine Fachkraft!
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