Fenster nachträglich sichern
Zehn Sekunden dauert es im Durchschnitt, bis ein Einbrecher ein Fenster ohne Einbruchschutz aufgehebelt hat. Dazu braucht er meistens nicht mal eine Brechstange, sondern nur einen simplen Schraubendreher.
Aber es gibt viele geeignete Sicherungssysteme, wie Sie Fenster gegen Einbruch sichern. Allerdings: Die verschiedenen Schlösser und Riegel verhindern keinen Einbruch, Schließtechnik macht ihn für den Einbrecher nur schwerer. Doch je länger der Einbruch dauert, desto eher gibt der Dieb auf – um nicht entdeckt zu werden!
Ein Einbruch hinterlässt bei Betroffenen grundsätzlich ein Gefühl der Unsicherheit. Dieser belastende psychologische Faktor ist oft das größere Problem als der verwüstete Wohnraum und der Diebstahl, den die Hausratversicherung ersetzt. Dies macht sie jedoch nur, wenn nachweislich alle Fenster und Türen geschlossen waren – gekippte Fenster oder nicht verriegelte Türen sind dann also ein Problem. Aber soweit muss es ja nicht kommen. Schließlich ist es leicht (und vergleichsweise günstig), seine Fenster gegen Einbruch zu sichern.
Kennen Sie Gaunerzinken? Das Video verrät Ihnen, ob es Einbrecher auf Ihr Haus abgesehen haben:
Einbruchschutz fürs Fenster
Es gibt heute Sicherungssysteme, die Einbrüche verhindern. Achten Sie bei Neueinbau von Fenstern und Terrassentüren auf die Widerstandsklasse. Seit 2011 ist nicht mehr das Kürzel WK gültig, sondern RC (resistance class). Je höher die dahinterliegende Zahl, desto einbruchhemmender ist ein Bauteil. Für den Privatbereich empfehlen sich mindestens Fenster der RC 2, die über Pilzkopfverriegelungen, abschließbaren Griff und stabile Rahmenteile verfügen. In oberen Stockwerken von Mehrfamilienhäusern reichen auch Standardfenster, sofern man sie nicht über Garagendächer oder einen Balkon erreichen kann.
Bieten Standardfenster so gut wie keinen Schutz, bereiten Fenster mit RC2 den potenziellen Einbrechern schon einige Mühe. Da die meisten schweren Jungs jedoch Schraubendreher oder gar ein Brecheisen zur Hand haben, empfehlen sich vor allem im Erdgeschoss mindestens Fenster mit RC3. Mit steigender Widerstandsklasse steigt genau diese Anzahl an Sicherungen. Schon die Menge an Pilzzapfen pro Seite trägt entscheidend dazu bei, ob sich ein Fenster aufhebeln lässt oder nicht.
Holz-Fenster richtig sichern
Bei den Pilzzapfen der Fensterflügel handelt es sich um Metallbolzen mit einem pilzartigen Kopf, der in ein Schließstück am Fensterrahmen gleitet und von diesem umschlossen wird. Eine herkömmliche Fensterverriegelung verfügt nur über Metallzapfen ohne Pilzkopf, die problemlos aus dem Schließstück herausgedrückt werden können. Weitere Sicherungsmaßnahmen sind umlaufende Stahlverstärkungen in Rahmen und Flügel, die dazu beitragen, dass Schließstück und Verriegelungszapfen fest verankert sind. Das Schöne: Diese Sicherungen sind unauffällig im Fenster integriert.
Mehr Sicherheit durch das richtige Fensterglas
Ebenfalls unauffällig ist die Verglasung. Es gibt zwei Gruppen von Sicherheitsglas: Die Gruppe A ist in drei Sorten gegliedert, wobei A1 eine 4,11 kg schweren Metallkugel herabfallend aus 3,5 m Höhe verkraftet, A3 die gleiche Kugel aus 9,5 m. In Gruppe B folgen die durchbruchhemmenden Verglasungen. Hier wird im Prüfverfahren ermittelt, wie lange das Glas Axthieben standhält. Da hat man also schon etwas sehr Solides, das für Banken interessanter ist als für Privathaushalte. Üblicherweise sind der Flügel und die Verglasung sicherheitstechnisch aufeinander abgestimmt, das heißt zum Beispiel, ein Fenster mit RC2 enthält Glas der Klasse A3. In jedem Fall sollten Sie aber im Einzelfall noch einmal nachfragen. Denn ganz unwichtig ist auch das Glas nicht: Zwar schlägt kaum ein Einbrecher die Scheibe ein, jedoch kann diese beim Aufhebeln zerspringen. Und genau das sollte nicht passieren.
Fenster nachträglich gegen Einbruch sichern
Benötigt man keine neuen Fenster, möchte sie aber sicherer machen, geht das auch nachträglich. Die Scharnierseitensicherung hat den Vorteil, ganz ohne Schlüssel bedient zu werden: Wird der Stift gedrückt, ist das Schloss verriegelt. Zum Entriegeln drückt man den Stift erneut und er fährt wieder hinaus. Das Stangenschloss bietet große Sicherheitsreserven beim Aufhebeln, auch ohne dass das Schloss am Griff zugedrückt ist. Denn die Stangen greifen beim Schließen des Fensters automatisch in die Riegelführungen oben und unten. Abschließbare Fenstergriffe sind mittlerweile weit verbreitet, bei neuen Fenstern zum Teil ab Werk montiert. Leider handelt es sich in vielen Fällen um simple Griffe, die mit ihrem integrierten Schloss ausschließlich verhindern, dass man sie entriegeln kann. Beim Aushebeln sind derartige Griffverriegelungen jedoch völlig wirkungslos, da sie nicht das gesamte Fenster verriegeln, sondern nur den Griff. Ein wirkungsvolles Fensterschloss muss also den Fensterflügel mit dem Rahmen oder gar der Wand verbinden. Wer seine Fenster immer offen lassen möchte, auf Sicherheit aber nicht verzichten will, sollte sich über außen angebrachte Fenstergitter Gedanken machen. Nicht unauffällig, aber sehr praktisch.
Praxistipp: Beamte der kriminalpolizeilichen Beratungsstellen machen auf Wunsch auch Hausbesuche, zeigen Schwachstellen auf und geben konkrete Ratschläge, welche Sicherungen angebracht werden sollten.
Einbruchsicherheit wird von Profis über Zeitwiderstand definiert. Das bedeutet, dass man dem Einbrecher den Weg in die vier Wände so schwer wie möglich machen sollte. Dazu gehört selbstverständlich auch die korrekte Absicherung kleinerer Fenster, vor allem, wenn diese hinter Büschen liegen oder anderweitig verdeckt sind und somit dem Täter unbeobachtetes Arbeiten gewährleisten. Das gilt an Terrassentüren, Fenstern und Rollläden gleichermaßen: Rollläden sind kein wirklicher Hinderungsgrund für Einbrecher, unbemerkt in die Wohnung zu gelangen. Denn ungesicherte Rollläden können relativ einfach nach oben aufgeschoben werden. Abhilfe schaffen zusätzliche Sicherungen, die auch nachträglich eingebaut werden können, zum Beispiel spezielle Drahtseil-Systeme, die man von innen bedienen kann, oder ein Rollladen-Alarm. Sehr nützlich sind auch elektrische Rollläden mit Aufschiebeschutz und Zeitschaltuhr.
Fotos: sidm/Archiv, Hersteller
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