Lavendel überwintern
Winterhart, winterfest oder doch keins von beiden? Das Überwintern von Lavendel ist eine Wissenschaft für sich. Wir bringen Licht ins Dunkel und verraten Ihnen, wie Ihr Lavendel den Winter unbeschadet übersteht.
Latifolia-Liebhaber stellen sich jedes Jahr dieselbe Frage: Kann man Lavendel im Winter draußen lassen? Es kommt drauf an!
Wollen Sie Ihren Lavendel überwintern, müssen Sie zunächst wissen, ob diese Sorte Lavendel winterhart oder winterfest ist. Beide Begriffe bezeichnen die Fähigkeit der Pflanze, bei Frost im Freien zu überleben. Winterharte Pflanzen vertragen Frost grundsätzlich, aber nicht unbedingt bis zu jeder Temperatur.
Winterfeste Pflanzen vertragen Frost nur unter bestimmten Bedingungen und mit Ihrer Hilfe. Grundsätzlich ist nicht jeder Lavendel winterhart. Doch welcher Lavendel ist wie winterhart?
Ist Lavendel winterhart?
Als Faustregel können Sie sich merken: Während Echter Lavendel grundsätzlich problemlos im Beet überwintern kann, sind Sorten wie der blau-violette Schopf- und Speiklavendel problematischer.
Welcher Lavendel ist besonders winterhart?
Wer Lavendel ins Beet auspflanzt sollte unbedingt zum Echten Lavendel (Lavandula angustifolia) greifen, diese Lavendelart gilt als zuverlässig winterhart. Aus seiner Mittelmeer-Heimat ist der Echte Lavendel durchaus kurzzeitig Temperaturen von -15 Grad Celsius gewohnt. Er ist die robusteste Sorte und lässt sich am besten überwintern. Aber auch hier gibt es winterharte Lavendelsorten, die frostfester sind als andere. Als besonders winterharte Lavendelsorten für den Garten gelten:
- Arctic Snow (englischer, weißblühender Lavendel)
- Blue Cushion (blaue Blüte)
- Blue Ice (blaue Blüte)
- Blue Scent (reich an ätherischen Ölen, starker Duft)
- Dwarf Blue (blaue Blüte)
- Ellagance Purple
- Hidcote Blue/Pink
- Jamlitz (duftende Lavandula-Sorte)
- Nana Alba (weißer Lavendel, winterharte Sorte von Lavandula angustifolia)
Welcher Lavendel ist nicht winterhart?
Lediglich winterfest, aber nicht frosthart wie Lavandula angustifolia ist der sogenannte Speiklavendel (Lavandula latifolia). Er ist auch unter dem Namen Spanischer Lavendel bekannt. In geschützten Lagen kann der Breitblättrige Lavendel milde Winter im Garten überstehen (kurzzeitig bis etwa -5 °C) – garantiert ist das aber nicht. Besser ist, winterfeste Lavendelsorten vor dem ersten Frost ins Winterquartier (beheiztes Gewächshaus oder gleich ins Haus) zu holen.
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Auch andere Lavendelarten wie der Provence-Lavendel, der sogenannte Lavadin, der Silberblattlavendel oder auch Wolliger Lavendel (Lavandula lanata) gelten nur als bedingt winterfest. Sinken die Temperaturen im Freiland unter -10 °C, stirbt die Pflanze ab. Jede winterfeste Lavendel-Sorte braucht daher rechtzeitig einen ausreichenden Winterschutz (etwa aus laubgefüllten Strohmatten oder mit Reisig).
Welcher Schopflavendel ist winterhart?
Schopflavendel (Lavandula stoechas) ist nie winterhart. Die Zucht-Variante mit den unverwechselbaren violetten Blüten ist frostempfindlich und muss unbedingt im Haus überwintern. Und selbst da garantiert die Pflege des Schopflavendels nicht, dass die Pflanze im nächsten Jahr neu austreibt. Oft verkümmert oder vertrocknet der Schopf-Lavendel im Winter.
Wie Lavendel überwintern
Auf Nummer sicher geht man, wenn man seine Lavendel-Pflanzen rechtzeitig an einen hellen Platz mit kontinuierlichen Temperaturen zwischen 5 und 10 °C bringt. Dafür eignet sich ein Wintergarten oder unbeheizte helle Räume (kein Keller mit nur einem kleinen Lichtschachtfenster!). Wächst der Lavendel ohnehin in einem Kübel, ist der Wechsel ins frostfreie Winterquartier schnell erledigt.
Wächst der Lavendel hingegen im Beet, sollte man andere Schutzmaßnahmen treffen, um den breitblättrigen Lavendel zu überwintern. Ein jährliches Ausgraben schadet gut angewurzelten Pflanzen mehr als es nutzt.
Winterharter Lavendel kann in ganz Deutschland problemlos im Beet überwintern. Einige Dinge müssen Sie jedoch beachten, wenn Lavendel im Freien überwintern soll.
- Pflanzen Sie den Lavendel früh genug ins Beet, damit er genug Zeit hat, sich im Boden festzusetzen.
- Schneiden Sie den Winter-Lavendel nicht zu spät zurück, sonst kann er sich bis zum Winter nicht mehr erholen.
- Im Winter nur selten und an frostfreien Tagen gießen, ansonsten können die Wurzeln einfrieren.
- Bei Dauerfrost unter -15 °C bedecken Sie die Stängel mit Rindenmulch und die die Pflanze mit Vlies.
- Junge Pflanzen immer mit Vlies und Mulch abdecken.
Praxistipp: Auch wenn Lavendel in seiner mediterranen Heimat viel Sonne gewohnt ist und Wärme und Sonne liebt, verträgt überwinternder Lavendel zu viel Sonne (bei gleichzeitigem Frost) nicht so gut. Wie andere heimische Pflanzen auch sollten Sie daher auch den winterharten Lavendel beschatten. Eine Strohmatte oder ein Vlies schützen die immergrünen Blätter vor übermäßiger Verdunstung durch zu viel Wintersonne, die die Pflanze sonst schnell austrocknen kann.
Wann Lavendel überwintern?
Nach der Blüte beginnt die Vorbereitung für die Überwinterung von Lavendel. Jetzt sollten die Blütenstengel bis zum Grün der Pflanze eingekürzt werden. Der Lavendel im Garten nutzt nun noch die letzten Sonnenstunden, um Kraft für die kalte Jahreszeit zu sammeln.
Lavendel im Topf sollte ab Oktober langsam ans Winterquartier gewöhnt werden: Stellen Sie die Pflanzgefäße zunächst halbschattig und windgeschützt auf (etwa nahe der Hauswand oder auf dem Balkon). Ehe die Temperaturen dauerhaft einstellig werden, sollte der nicht winterharte Lavendel ins Haus in einen nicht beheizten Raum geholt werden.
Wann winterharten Lavendel schneiden?
Lavendel überwintern und schneiden gehören fest zusammen: Der Rückschnitt des Lavendels regt die Pflanze an, neue verzweigte Triebe zu bilden, und verhindert so, dass die Pflanze von unten verkahlt. Nach der Blüte (je nach Sorte zwischen Juli bis Ende September) wird Lavendel zurückgeschnitten (bis gerade ins frische Blattgrün). Danach sollten Sie vor allem jungem Lavendel Ruhe gönnen – bis über den Winter hinaus.
Ist im nächsten Jahr der Boden wieder frostfrei, schneiden Sie den Lavendel um etwa zwei Drittel zurück (alle verfrorenen und vertrockneten Zweige abschneiden). Jetzt kann der Lavandula wieder neu austreiben und von unten auf dicht nachwachsen.
Praxistipp: Bei älteren, verholzten Lavendel-Pflanzen gilt weiterhin die Regel: „Niemals in hartes Holz schneiden“ – an den kahlen Ästen bildet Lavandula keine neuen Triebe mehr aus.
Lavendel im Topf überwintern
Lavendel im Topf ist grundsätzlich nicht winterhart, sondern nur winterfest, das heißt, er benötigt Ihre Hilfe, um gut über den Winter zu kommen. Stellen Sie den Topf halbschattig und trocken auf, am besten in der Nähe einer Hauswand. So ist der Lavendel auch vor Wind geschützt. Stellen Sie den Kübel als Schutz vor Bodenfrost nie direkt auf den Boden. Bei starkem Frost müssen die Pflanzen mitsamt Töpfen mit Strohmatten oder Jutesäcken ummantelt werden.
Lavendel überwintern auf dem Balkon
Auf dem Balkon (also in einem Pflanzgefäß und unter freiem Himmel) lassen sich nur echter Lavendel überwintern – mit guter Pflege auch die Hybride Lavandin (Lavandula × intermedia).
Wichtig bei der Überwinterung von Lavendel auf dem Balkon sind folgende Punkte:
- Das Pflanzgefäß muss ausreichend groß sein und zwingend über Ablauflöcher für überschüssiges Wasser verfügen
- Das Pflanzsubstrat sollte locker und wasserdurchlässig sein (verhindert Staunässe)
- Ein vor Wind geschützter Standort (nicht zu sonnig) ist für den Winter ideal
- Bei direkter Sonneneinstrahlung (etwa auf Südbalkonen) ist eine Beschattung Pflicht!
- Gießen Sie Ihre Lavandula nur nach langer Trockenheit und wenn der Tag frostfrei ist
- Verhindern Sie wenn irgend möglich, dass sich Schnee auf der Pflanze sammelt
Mehr Tipps zum Überwintern von Balkonpflanzen hält das folgende Video bereit:
Lavendel im Haus überwintern
Manch eine Lavendel-Sorte ist weder winterhart noch winterfest und muss folglich in einem passenden Winterquartier überwintert werden. Dazu zählen der Schopflavendel, Speiklavendel und sämtliche sehr junge Lavendelpflanzen. Sehr selten gelingt es, mehrere Jahre alten Schopf- und Speiklavendel in besonders milden Regionen auch mit einem Winterschutz im Freien zu überwintern.
Das Winterquartier sollte hell und nicht beheizt sein. Die ideale Temperatur liegt bei 5 bis 10 °C. Ein dunkler Keller ist daher eher ungeeignet. Am besten ist ein Wintergarten oder ein kühler Hausflur. Ab Februar können Sie den Lavendel wieder an wärmere Temperaturen und Sonnenschein gewöhnen. Schneiden Sie ihn zunächst um zwei Drittel zurück und topfen Sie ihn um. Dann können Sie ihn zunächst für wenige Stunden am Tag – am besten an wolkigen Tagen – nach draußen stellen.
Schopflavendel überwintern
Wollen Sie Schopflavendel überwintern, folgen Sie den Tipps zur Überwinterung von Lavendel im Haus. Der Schopflavendel toleriert mit viel Glück leichte Fröste (bis max. -5 Grad Celsius) und sollte daher rechtzeitig an einen frostfreien Ort wechseln.
Im nächsten Frühjahr gilt es dann, die Pflanze vorsichtig wieder an das „rauere Klima im Garten“ zu gewöhnen. Wenn die Temperaturen konstant über null liegen, können Sie den Schopflavendel zunächst tagsüber wieder nach draußen stellen (windgeschützt und nicht in der prallen Sonne). Nachts und bei Frost muss er weiterhin im Haus stehen. Ab den Eisheiligen kann der empfindliche Schopflavendel dann wieder dauerhaft auf Balkon oder Terrasse bleiben und wird bald neu austreiben und blühen.
Fotos: Hans; Harald KU / pixelio.de
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