Wildbienenhaus

Haus für wilde Bienen bauen

Weltweit verzeichnen Wildbienenpopulationen seit Jahren drastische Rückgänge – eine menschengemachte Bedrohung für die Artenvielfalt mit dramatischen Folgen für die Menschheit. Gleichzeitig aber auch Problem, an dessen Lösung wir uns beteiligen können – zum Beispiel mit einem selbstgebauten Wildbienenhaus für den Garten.

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Foto: sidm/TH

Haus für wilde Bienen bauen

Wer zum Schutz der Artenvielfalt beitragen möchte, kann mit dem Bau eines Wildbienenhotels im eigenen Garten beginnen.

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Haus für wilde Bienen bauen

Eigentlich echt simpel: Der angebohrte Baumstamm kann einfach mit Metallwinkeln und Schrauben an einer Wand (zum Beispiel am Gartenschuppen) angebracht werden. 

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Haus für wilde Bienen bauen

Dazu wird der Baustamm zunächst vorbereitet. Für eine ebene Fläche sägen Sie ein Stammstück ab. Damit entfernen Sie gleichzeitig die oftmals grobe Rinde.

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Haus für wilde Bienen bauen

Bohren Sie anschließend Löcher unterschiedlicher Dicke im Abstand von etwa 2 cm. Deren Anordnung ist beliebig, formschöne Muster sind natürlich auch möglich.

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Haus für wilde Bienen bauen

Nach dem Auspusten der Löcher müssen die Löcher unbedingt fransenfrei sein. Ansonsten gründlich nachschleifen!

Knapp die Hälfte aller hierzulande beheimateten Wildbienenarten ist vom Insektensterben betroffen. Ein Grund dafür ist der Mangel an Lebensraum und Nahrungsangebot durch Monokulturen und die zunehmende Bebauung. Auch zu aufgeräumte, naturferne Gärten erschweren die Suche nach einem geeigneten Nistplatz.
Mit einem selbstgebauten, artgerechten Wildbienenhaus und einer bienenfreundlichen Bepflanzung leisten Sie einen großen Beitrag zum Schutz der bedrohten Insekten und fördern die Artenvielfalt im Garten.

Haus für wilde Bienen bauen

Wer Wildbienen mit einem selbstgebauten Nistkasten unterstützen möchte, braucht weder viel handwerkliches Geschick, noch viel Geld oder Zeit. Sie benötigen lediglich einen Baumstamm und etwas Werkzeug sowie Metallwinkel und Schrauben zur Aufhängung. 

  1. Zuerst wählen Sie einen passenden Baumstamm aus: in Frage kommen Harthölzer wie Esche, Buche oder Eiche. Von weichem Material wie Nadelhölzern sollten Sie die Finger lassen. Warum, erfahren Sie weiter unten im Artikel. 
  2. Anschließend sägen Sie längs ein Stück vom Baumstamm ab, sodass eine ebene Fläche entsteht. 
  3. Dann werden Löcher von unterschiedlichem Durchmesser (2-9 mm) in diese Fläche gebohrt. Halten Sie zwischen den Löchern einen Abstand von etwa 2 cm ein.
  4. Alle gebohrten Löcher auspusten und falls nötig gründlich nachschleifen, sodass sie frei von Fransen sind – diese könnten den Bienen gefährlich werden. 
  5. Ihr fertig gebautes Wildbienenhaus können Sie schließlich mit Hilfe von Metallwinkeln und Schrauben aufhängen. Idealerweise richten Sie es nach Süden aus und sorgen dafür, dass den Bienen in einem Radius von 300 m reichlich Nahrung zu Verfügung steht. 

Was kann man noch für Wildbienen tun?

Die Gestaltung unserer Außenbereiche ist der größte Hebel, der uns in Sachen Bienenschutz zu Verfügung steht. Dazu zählt das Aufstellen von Nistplätzen, eine bienenfreundliche Bepflanzung und der Verzicht auf schädliche Mittel wie Pestizide.

Naturschutz im Garten

Für ein wahres Bienenparadies legen Sie am besten ein großes Blumenbeet mit bienenfreundlichen Pflanzen wie Lavendel, Sonnenblumen, Rosmarin, Dahlien, Kornblumen, etc. an. Auf Ihrem Rasen können Sie einen "wilden Streifen" mit kleinen Wildblumen wie Klee und Gänseblümchen schaffen und auch wer nur einen Balkon hat, kann mit bienenfreundlichen Pflanzen im Balkonkasten eine Menge zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen. Ein No-Go sind karge, unbepflanzte Steingärten – auch hier wachsen bienenfreundliche Pflanzen wie der Mauerpfeffer, das Blaukissen oder die Felsen-Fetthenne. 

5 häufige Fehler beim Wildbienenhaus bauen

Gut gemeint, schlecht gemacht: Nicht selten scheitern Tierfreunde beim Bau von Insektenhotels an ausreichender Kenntnis über die Anforderungen, die eine Nisthilfe erfüllen sollte. Bemerkbar macht sich das fehlende Wissen dann meistens an ausbleibendem Besuch, schlimmstenfalls sogar an toten Insekten in Nähe der Nistmöglichkeit. Wer diese 5 Fehler beim Bienenhaus bauen vermeidet, sorgt für eine sichere Nisthilfe!

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Video: Glutamat

1. Das falsche Material

Der häufigste Fehler ereignet sich schon vor dem eigentlichen Bau der Bienenunterkunft: die Wahl eines ungeeigneten Materials. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie Ihr Bienenhotel kaufen oder es selbst bauen möchten, denn auch im Handel sind erschreckend viele Modelle erhältlich, deren Material den Insekten gefährlich werden kann. Interessieren Sie sich für ein Haus aus Holz, so sollten Sie unbedingt auf Harthölzer setzen. Das schließt die meisten Nadelhölzer wie Kiefern, Zedern oder Fichten kategorisch aus. Der Grund ist einfach: Weiche Hölzer neigen bei Bohrungen eher zum Ausfransen. Außerdem stellen sich die Fasern im Inneren bei Feuchtigkeit auf, was zu lebensgefährlichen Verletzungen an den feinen Flügeln der Insekten führt. Darüber hinaus sollte das Holz vor der weiteren Verarbeitung ausreichend trocken, gesund und entrindet sein. 

Wildbienenhaus
Mehr schlecht als recht: Keines dieser Insektenhäuser ist ideal für Wildbienen. Foto: iStock/Mickis-Fotowelt

Mit der besonderen Eigenschaft der "Beobachtbarkeit" werden im Handel nicht selten Nisthilfen aus Glas beworben. Von diesen Niströhren sollten Sie die Finger lassen, denn sie sind luftundurchlässig und sorgen deshalb schnell für verschimmelte Brutzellen (gleiches gilt übrigens für Kunststoff und Metall). Auch Lochziegel oder Gasbetonsteine eignen sich per se nicht für den Zweck der Nisthilfe, da die Öffnungen viel zu groß und durchgängig sind. In Kombination mit glatt geschliffenen, hinten verschlossenen Schilf- oder Bambusröhrchen können Sie sie aber zu einem geeigneten Bienen-Nistplatz umbauen.

2. Die falsche Bohrung

Ist ein ideales Material – beispielsweise ein Baustamm aus Eschenholz – ausgewählt, geht es an die Bohrung. Hier lauern die nächsten großen Stolperfallen. Keine Sorge, sie lassen sich ganz einfach umgehen!

Wichtig ist zunächst einmal, wo gebohrt wird oder besser: worein auf keinen Fall gebohrt werden sollte. Und zwar ins Hirnholz, auch Stirnholz genannt. Damit ist diejenige Holzfläche gemeint, auf der sich die Jahresringe befinden. Wegen ungleichmäßiger Trocknung neigen Bohrungen ins Hirnholz stark zur Rissbildung, die die Nisthilfe für Wildbienen unattraktiv und gefährlich werden lassen. Bohren Sie also immer besser ins Längsholz.

Wildbienenhaus
Vollkommen ungeeignet: Die Risse zerstören die Linennester der Bienen und steigern das Risiko, dass Parasiten und Fressfeinde eindringen. Foto: iStock/TomekD76

Weitere Fragen kommen bei Durchmesser und Tiefe der Bohrungen auf. Wegen ihrer Körpergröße unterscheidet sich die bevorzugte Größe der Einfluglöcher je nach Wildbienen-Art. Als Faustregel gilt aber: 2-8 mm – größer sollten die Löcher nicht sein. Zu beachten ist außerdem ein Abstand von mindestens 1-2 cm zwischen den Bohrungen. Hinsichtlich der Gangtiefe gilt: Je tiefer, desto besser. Das hat mehrere Vorteile. Erstens bietet ihre Nisthilfe den Bienen so generell mehr Platz, zweitens haben es Vögel schwerer, an die Larven zu gelangen und drittens verschiebt sich mit zunehmender Gangtiefe das Geschlechterverhältnis zu Gunsten der Weibchen. Wichtig: Achten Sie jedoch unbedingt darauf, dass Sie das Holz niemals durchbohren. Die Gänge dürfen nur eine Öffnung haben! 

3. Ein ungeeigneter Standort

Nach dem Bau oder Kauf eines Wildbienenhauses geht es darum, einen geeigneten Platz in Ihrem Garten, auf Ihrer Terrasse oder Ihrem Balkon zu finden. Der Standort sollte die folgenden Kriterien erfüllen:

  • Das Bienenhotel sollte in einer Höhe von mindestens einem Meter aufgehängt oder aufgestellt werden.
  • In unmittelbarer Umgebung (maximal 300 m Entfernung) muss sich ein vielfältiges Nahrungsangebot für die Insekten finden lassen.
  • Idealerweise ist das Bienenhaus nach Süden hin ausgerichtet, um vor Witterung zu schützen und die Larvenentwicklung zu unterstützen.
  • Eine Überdachung sorgt für Regenschutz.
  • Die Einflugschneise muss frei von Hindernissen sein.

4. Fehlender Schutz vor Fressfeinden

Nistplätze von Bienen geraten nicht selten ins Visier von hungrigen Vögeln. Nicht nur Greifvögeln, sondern besonders Singvögeln wie Spechten fallen die Larven häufig zum Opfer. Bewährt hat sich das Anbringen eines Schutzgitters etwa 20 cm vor den Einfluglöchern. Diesen Abstand sollten Sie einhalten, damit die Bienen problemlos einfliegen können und auch Vögel mit langen Schnäbeln keine Chance haben. Von Netzen sollten Sie lieber absehen, da sich die Vögel darin verfangen können. Die Maschenweite des Drahts sollte so groß sein, dass die Bienen problemlos hindurch fliegen können (2-3 cm).

Wildbienenhaus
Dank des Drahts gelangen Vögel nicht an die Bienenbrut. Foto: iStock/Firn

5. Die falsche Pflege

Ist das eigene Bienenhotel gut besucht, möchte man natürlich dafür sorgen, dass es die Gäste sauber und gemütlich haben. Viele Besitzer denken, dass sie dies durch eine regelmäßige und sorgfältige Reinigung der Nistplätze erreichen. Falsch gedacht! In der Regel müssen Sie Ihren Nistplatz überhaupt nicht reinigen. Zum Austauschen oder Reinigen der Niströhrchen gibt es nur wenige und seltene Gründe – zum Beispiel einen Parasitenbefall oder von Schimmel übersäte Brutzellen. Die einzige regelmäßige Pflegemaßnahme sollte das Entfernen von Spinnennetzen am Eingang sein, denn diese werden für einfliegende Bienen oft zur Todesfalle.

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