Hochwasserschutz - Rückstausicherung am Haus
Wasser im Keller ist nicht nur ein Problem für flussnah gelegene Häuser. Auch bei Starkregen kann Wasser übers Leitungsnetz ins Haus eindringen. Wir sagen Ihnen, wie Sie sich davor schützen und wie man eine Rückstauklappe selber einbauen kann.
Spätestens, wenn man zum Angeln in den Keller gehen kann, ist es Zeit, sich über Hoch- und Abwasserschutz Gedanken zu machen. Denn auch bei einer Versicherung, die Elementarschäden mit abdeckt, bleibt man auf sehr viel Arbeit, Schmutz und Ärger sitzen. Die meisten Versicherer schließen übrigens Elementarschäden (dazu zählt Hochwasser) in ihren Hausrat-, Gebäude- oder Betriebs-Versicherungen aus. Wer den zusätzlichen Schutz haben möchte, muss ihn gegen einen Extra-Beitrag beantragen; in hochwassergefährdeten Gebieten sinnvoll.
Nur um ein paar Zahlen zu nennen: Das Pfingsthochwasser 1999 verursachte in Deutschland, Österreich und der Schweiz Gesamtschäden in Höhe von 13,4 Milliarden D-Mark, davon waren nur 570 Millionen D-Mark versichert. Die Hochwasserschäden 2002 schätzte der damalige Chefvolkswirt des Allianzkonzerns allein in Deutschland auf bis zu 15 Milliarden Euro.
Kellerablauf: Rückstauklappe nachrüsten
Doch was kann man selbst gegen Hochwasser tun? Eigene Deiche bauen sicher nicht. Jedoch kann man versuchen, Keller und Erdgeschoss möglichst dicht auszuführen bzw. Materialien zu verbauen, die durch Wasser keinen Schaden nehmen. Beton und Fliesen beispielsweise. Für hochwassergefährdete Gebiete empfehlen sich außerdem wasserdichte Kellerfenster, wie hier gezeigt.
Wasserschäden durch Flusshochwasser betreffen aber nur einen Bruchteil der Häuser, die durch Starkregen gefährdet sind. Denn die öffentlichen Kanäle sind aus wirtschaftlichen Gründen nicht so dimensioniert, dass sie jeden außergewöhnlichen Regen problemlos ableiten können. Zwar verfügt die Kanalisation über Rückstaubecken, die sich selbsttätig fluten, wenn aber die Kapazitäten durch Starkregen überschritten werden, staut sich das Abwasser bis in die Häuser zurück. Denn bei einer Kanalüberlastung steigt der Abwasserstand im Kanalnetz maximal bis zur Straßenoberkante an, der sogenannten Rückstauebene.
Anleitung: Rückstauklappe einbauen
Besonders betroffen sind daher alle Räume, die unterhalb der Straßenoberkante liegen, weil sich die Abflüsse dieser Räume unterhalb des Wasserspiegels befinden. Das Abwasser wird dann durch die Rohre zurück in die Keller beziehungsweise Wohnräume gedrückt, wenn entsprechende Sicherungen fehlen. Tieferliegende Räume im Souterrain oder Keller werden so sehr schnell geflutet. Rückstau entsteht aber nicht nur bei Starkregen: Auch bei sonnigem Wetter kann es durch Verstopfungen oder Ablagerungen im Kanalsystem, Rohrbruch, Wasserumleitungen in der Kanalisation oder Betriebsausfälle in Pumpwerken des Kanalsystems zu Rückstau kommen. Deshalb müssen Entwässerungsanlagen wie Bodenabläufe, Waschmaschinen, Waschbecken oder Duschen, die unterhalb der Rückstauebene liegen, wirkungsvoll und dauerhaft gegen Rückstau geschützt sein.
Die Haftungsfragen sind kompliziert, wenn es um das Thema Rückstau geht. Nach einem im Mai 2004 veröffentlichten Urteil des Bundesgerichtshofs haften Kommunen beispielsweise nicht für Wasserschäden im Falle höherer Gewalt – z. B. nach einem Jahrhundertregen. Darüber hinaus schreiben die Kommunen den Grundstücksbesitzern vor, dass sie sich gegen Rückstau selbst zu sichern haben. Die anfangs erwähnte Elementarversicherung, die zusätzlich zur Hausrat- und Gebäudeversicherung abgeschlossen werden muss, zahlt in der Regel aber nur dann, wenn funktionierende Rückstauverschlüsse eingebaut sind. Sie lassen Abwasser ungehindert durchfließen, sperren aber den Rückweg ab. Kommt es zum Rückstau, schließen sie selbsttätig und geben den Abfluss erst wieder frei, wenn das Wasser nicht mehr von außen hineindrückt. Möchte man Rückstauverschlüsse selbst einbauen, besteht keine Gewährleistung. Aus Versicherungsgründen ist es daher ratsam, den Einbau einem Sanitärinstallateur zu überlassen.
Entwässerungssysteme bieten Hochwasserschutz
Funktionsweise und Bestandteile eines kompletten Entwässerungssystems: In jedem Haushalt fällt viel Schmutzwasser an – ob aus Toiletten, Duschen, Spülen oder Waschmaschinen. Dieses Wasser muss in den öffentlichen Kanal abgeführt werden, von wo aus es zu Abwasserreinigungsanlagen fließt.
Die Ablaufstellen eines Hauses werden über Anschlussleitungen (1) und Fallrohre (2) entwässert. Über die Grundleitung (3) wird das Abwasser zum Hausanschlussschacht geleitet. Von dort fließt es über eine Anschlussleitung (4) in den öffentlichen Kanal. Rückstauverschlüsse (5) lassen Abwasser in Strömungsrichtung ungehindert fließen, sperren aber den Rückweg, indem sie bei Rückstau selbsttätig schließen. Abläufe (6) entwässern Fußböden von Kellerräumen, Bad, Toilette sowie Flachdächer, Balkone, Terrassen und Gehwege. Bei Räumen unterhalb der Kanalebene, in denen Abwässer anfallen, müssen Hebeanlagen (7) installiert werden. Sie sammeln Abwasser in einem Behälter und pumpen es regelmäßig nach oben, so dass es leicht zum Kanal hin abfließen kann. Eine Regenwassernutzungsanlage (8) beinhaltet hauptsächlich eine Zisterne, in der Regenwasser gesammelt und dann zur Gartenbewässerung, Toilettenspülung oder für Reinigungszwecke genutzt wird. Der Hausanschluss-Schacht (9) dient als Kontrollöffnung und leitet das häusliche Abwasser in den öffentlichen Kanal ab.
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