Holzleim
Auftragen, zusammenpressen, abwarten – fertig! Moderner Holzleim ist ohne große Vorbereitung einsetzbar und verbindet schnell und zuverlässig. Warum ist das so? Und wie funktioniert Holzleim eigentlich?
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Der Begriff Leim umfasst alle in Wasser löslichen Klebstoffe. Der eigentliche Kleber bestand früher aus organischen Materialien – etwa Tierknochen, Fischresten oder Hasenfellen: Beispiele dafür sind Glutinleime (z. B. Knochenleim, Hautleim, Hornleim aus Geweih) und die aus Milcheiweiß hergestellten Kaseinleime (z. B. Quarkleim). In heute üblichen Holzleimen ist ein Kunstharz in Wasser dispergiert.
Praxistipp: Wie Sie Glutinleim herstellen, sehen Sie in unserer Bildergalerie oben >>
Welchen Holzleim gibt es?
Holzleim unterteilt man in den Klassen D1-D4. Dies Einteilung soll dabei helfen, den richtigen Holzleim zu finden. Bei dieser Einteilung spricht man auch von trockenfest (D1), feuchtfest (D2), kaltwasserfest (D3) und feuchtwasserfest (D4).
- D1= Leim dieser Klasse können Sie im Innenbereich verwenden. Hier ist der Leim keiner Feuchtigkeit ausgesetzt.
- D2= Auch dieser Leim kann im Innenbereich eingesetzt werden. Ab und zu kann er Feuchtigkeit ausgesetzt werden (z.B. Küche / Bad)
- D3= Der Holzleim kann im Innen- und Außenbereich eingesetzt werden. Hier kann er auch einer kurzen Wassereinwirkung oder höheren Luftfeuchtigkeit ausgesetzt werden. Witterungseinflüssen hält er nicht stand.
- D4= Dieser Leim hält auch einer direkten Witterung stand. Wasser oder Kondenswasser machen ihm nichts aus. Für alle Verklebungen, die (dauerhaft) Wasser und Nässe ausgesetzt sind (Gartenmöbel etc.), müssen Sie zu einem als D4 gekennzeichneten Leim greifen. Nur D4-Klebstoffe sind ausreichend wasserfest.
Holzleim – Wie funktioniert der Leim?
Da Holzleim rein physikalisch durch die Verdunstung des enthaltenen Wassers aushärtet, gibt es keine Probleme mit frei werdenden Chemikalien oder Gerüchen – dafür erreichen Leimverbindungen aber keine hohen Zugscherfestigkeiten und sind nicht wasserbeständig. Holzleim wurde ursprünglich dafür entwickelt, unbehandelte Holzoberflächen miteinander zu verbinden – das sollte auch so bleiben: Bereits lackierte Oberflächen lassen sich nur schlecht verleimen (oder an der Verbindungsstelle reißt die Lackschicht ab). Achtung: Struktur und Inhaltsstoffe der verarbeiteten Holzarten wirken sich auch auf die Verklebbarkeit aus: Typischerweise lassen sich Tropenholz-Arten schlechter mit Holzleim verkleben – hier sollten Sie besser zu Kraft-/Polymerklebern greifen, falls nötig.
Damit beim Leimen die Werkstücke nicht verrutschen, gibt es den Nageltrick. Wie dieser funktioniert, zeigt das Video:
Leim ist für die Verbindung innen genutzter Holzbauteile vor allem deshalb ideal, weil er mit dem Werkstoff Holz und dessen Verarbeitung gut harmoniert. So gewinnen verleimte Schlitz- und Zapfen-Verbindungen eine zusätzliche Festigkeit, weil das im Holzleim enthaltene Wasser das umgebende Holz während der Aushärtung etwas quellen lässt – die Verbindung wird dadurch besonders „dicht“. Das funktioniert auch bei Verbindungen mit Rund- und Flachdübeln aus Holz – letztere bestehen aus stark verpressten Holzschnipseln, die das Wasser aus dem Leim durch Aufquellen besonders gut aufnehmen sollen.
Klebstoffe im Leim
Der eigentliche Klebstoff des Holzleims – Polyvinylacetat – weist in seiner Molekularstruktur außerdem sogenannte bipolare Stellen auf, die sich bevorzugt an den polaren Stellen der Zellulose des Holzes anlagern – auch dieses Phänomen sorgt für eine besonders innige Verbindung zwischen Holz und Holzleim. Die molekulare Verzahnung zwischen Leim und Holzfasern funktioniert aber nur dann optimal, wenn die Leimstelle bei der Trocknung zusammengepresst wird – wobei die Leimfuge durch die Wasserabgabe des Leims um etwa die Hälfte schwindet. Schon deshalb gehört die Schraubzwinge zur Grundausstattung jeder Holzwerkstatt. Der für eine optimale Leimverbindung erforderliche Pressdruck beträgt wenigstens rund fünf Kilogramm pro Quadratzentimeter, diese Belastung soll möglichst gleichmäßig auf die Leimstelle aufgebracht werden. Gepresst wird mindestens so lange, bis der Leim abgebunden hat – mit üblichem Weißleim dauert das bei Raumtemperatur etwa 20 Minuten.
Holzleim: Leimen ohne Zwingen
Holzleim ist ein Standard-Klebstoff in der Holzbau-Werkstatt. Doch ohne den nötigen Anpressdruck ging bislang in Sachen Festigkeit kaum etwas. Ein neuer Weißleim verspricht: Leimen ohne Druck!
Es gibt Holzbau-Anwendungen, bei denen sich keine Klemme, Zwinge oder ein Zurrgurt ansetzen lässt, um den üblicherweise fürs Verleimen notwendigen Anpressdruck aufzubauen. Besonders schwierig ist es, solche Verbindungen an senkrechten Flächen auszuführen. Für diese Anwendungen gibt es von Henkel jetzt Ponal Fix & Fest, einen Dispersions-Holzklebstoff, der laut technischem Merkblatt auch für Kombinationsverklebungen von Holz mit vielen – auch nicht saugfähigen – Materialien geeignet ist. Der gelartige Leim hat eine hohe Anfangshaftung, ist spaltfüllend und trocknet transparent auf. Endfestigkeit wird abhängig von den Umgebungsbedingungen nach rund 48 Stunden erreicht. Erhältlich ist das Produkt ab ca. 6 Euro in 100-, 200- oder 500-g-Flaschen.
Wie trocknet Holzleim schneller?
Leim wird vielfältig verwendet. Doch die Trockenzeit verzögert den Projektfortschritt. Gibt es eine Möglichkeit, um diese Zeit und das Trocknen zu verkürzen? Grundsätzlich gibt es zwei Trocknungszeiten: Die Abbindezeit und die Endtrocknungszeit:
- Abbindezeit: Die Zeit, in der der Leim vom flüssigen in den festen Zustand braucht, nennt man Abbindezeit. In dieser Zeit sollte das Werkstück in seine Zielposition gebracht werden. Kleinere Korrekturen sind jetzt noch möglich. Bei klassischem Leim beträgt die Dauer etwa 15-20 Minuten. Bei Expressarten dauert es etwa 5-10 Minuten.
- Endtrocknungszeit: Das ist die Zeit, die benötigt wird, bis das Werkstück komplett getrocknet ist. Diese dauert zwischen 3-7 Tagen.
Beschleunigung der Trockenzeit
Die Abbindezeit lässt sich leider nicht beschleunigen. Eine warme und trockene Umgebung ist aber förderlich. Anders sieht es bei der Endtrocknungszeit aus. Da hier besonders die Feuchtigkeit eine große Rolle spielt kann man mit einer trockenen und warmen Umgebung den Trocknungsprozess verkürzen. Wer also sein Werkstück an einem warmen, trockenen und gut durchlüfteten Ort trocknen lässt, kann die Arbeit schneller fortsetzen. Auch in der Nähe einer Wärmequelle (Heizung / Ofen) kann das Holz schneller trocknen. Aber Achtung: Es darf auch nicht zu heiß sein (am besten unter 35 °C). Sonst löst sich der Leim.
Wie lange ist Holzleim haltbar?
Wenn man Holzleim nicht so häufig verwendet, kann er schnell in Vergessenheit raten. Aber ist es schlimm, wenn man den Holzleim vergisst? Nein, es nicht schlimm, wenn Sie den Holzleim nicht häufig verwenden oder direkt verbrauchen. Denn Holzleim ist sehr lange haltbar. Zumindest dann, wenn er gut verschlossen wird. Manchmal hält der Leim sogar über Jahrzehnte. Doch bevor Sie Ihr Werkstück durch alten Leim ruinieren, sollten Sie ihn an einer unauffälligen Stelle testen.
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