Mobiles Sägewerk selber bauen
Gutes Holz ist teuer, und so mancher Baum, den wir fällen, um Brennholz daraus zu sägen, ist im Grunde viel zu schade für den Ofen. Warum also nicht gleich im Wald Nutzholz schneiden? Mit einem Mini-Sägewerk ist das möglich!
Die genannten Produkte wurden von unserer Redaktion persönlich und unabhängig ausgewählt. Beim Kauf in einem der verlinkten Shops (Affiliate Link) erhalten wir eine geringfügige Provision, die redaktionelle Selektion und Beschreibung der Produkte wird dadurch nicht beeinflusst.
Mobiles Sägewerk – die Grundausstattung
Mit einem mobilen Sägewerk können Baumstämme direkt vor Ort zu Brettern, Balken oder anderen Holzprodukten verarbeiten werden. Es ist an keinen festen Standort gebunden und kann mit auf die Baustelle oder in den Wald befördert werden, was unter anderem Förstern oder Waldbesitzern eine kostengünstige und flexible Holzverarbeitung ermöglicht, ohne auf ein stationäres Sägewerk angewiesen zu sein.
Als Privatperson ohne eigenes Waldstück kommt man hingegen nicht immer so einfach an Stammholz, an dem man ein mobiles (Ketten-) Sägewerk ausprobieren kann. Doch wenn man sich umhört, ist es gar nicht so selten, dass sich Gemeinschaften bilden, die ein eigenes oder gepachtetes Waldstück nutzen und sich gemeinsam den erforderlichen Werkzeugpark anschaffen.
Alternativ dazu kann man mit dem regionalen Forstbetrieb in Kontakt treten und nachfragen, ob man dort eine Stammrolle erwerben kann und vor Ort am Umschlagplatz arbeiten darf – der Transport in den heimischen Garten dürfte aus Kostengründen und wegen der Lärmbelästigung der Nachbarn meist nicht in Frage kommen. Erforderlich ist dann aber neben einer kräftigen Säge, der persönlichen Schutzausstattung und dem Sägewerk auch die Vorlage des sogenannten Kettensägen-Führerscheins, der dokumentiert, dass Sie über die Risiken der Nutzung einer Kettensäge aufgeklärt sind und das Gerät bedienen können. Die besten Kettensägen haben wir zusammen mit dem TÜV-Rheinland in unserem Praxistest genau unter die Lupe genommen.
Wir haben das Timberjig-Minisägewerk von Logosol mit dem entsprechenden Drei-Meter-Holmpaket (für Stämme bis 270 cm Länge und 60 cm Durchmesser) genutzt und zwar in Verbindung mit der Stihl Motorsäge MS 661C-M und einer speziellen Schneidgarnitur für Längsschnitte. Im folgenden Abschnitt zeigen wir Ihnen genau, wie Sie die Säge umbauen, das Sägewerk montieren und in Betrieb nehmen.
Erkundigen Sie sich am besten zuvor bei den Profis von Logosol, ob und wie eine bereits vorhandene (starke) Motorsäge mit dem Timberjig kompatibel ist und welche Materialien Sie benötigen. Das Timberjig kann alternativ auch mit einem selbstgebauten Führungsbrett genutzt werden – dann ist die Anwendung jedoch etwas eingeschränkt und nicht ganz so komfortabel.
Sägen-Umbau
Sägewerk und Säge bilden eine Einheit und müssen aufeinander abgestimmt werden. Die Stihl MS 661 braucht für die Längsschnittgarnitur ein anderes Kettenrad und einen anderen Deckel. Auch die Krallen müssen Sie entfernen.
Schrauben Sie den Deckel der Sägeschiene ab. Die Kettenspannung für den späteren Wechsel ganz zurückdrehen.
Für die Nutzung im Timberjig-Minisägewerk müssen beide Krallen entfernt werden. Verwenden Sie einen Torx-Schlüssel.
Schiene abnehmen. Den Sicherungsring des Kettenrads mit einer Zange oder einem Schraubendreher entfernen.
Anschließend nehmen Sie das glockenförmige Kettenrad und die Scheibe von der Kurbelwelle ab. Stecken Sie das neue Picco-Ritzel auf.
Nun die Scheibe auflegen und mit dem Schraubendreher den Sicherungsring aufschieben.
Montieren Sie dann wie gehabt die neue Schiene mit der speziellen Kette.
Statt des ursprünglichen Deckels mit verliersicheren Schrauben wird ein neuer Deckel aufgesetzt und mit den Bolzenmuttern aus dem Timberjig-Set montiert.
Vor dem Festziehen die Kette spannen.
Hinweis: Die Kette muss auch während des Betriebs regelmäßig nachgespannt werden – vor allem zu Beginn längt sie sich.
Deckel, Kettenrad, Schiene und Kette wurden umgebaut. Kettensägen müssen für das Timberjig zwei Schienenschrauben besitzen!
Mit der MS 661C-M von Stihl haben wir eine Starkholz-Motorsäge mit 5,4 kW/7,3 PS Leistung gewählt – mindestens 3,5 PS werden für das Timberjig empfohlen. Sie können mit der normalen Schneidgarnitur arbeiten, für optimale Ergebnisse empfiehlt sich aber eine dünnere 1,3-mm-Längsschnittkette mit 10 Grad Schärfwinkel, da Sie anders als beim üblichen Forsteinsatz längs zur Faser schneiden.
Die 63 cm lange Schiene für 1,3 mm starke Treibglieder und 3⁄8“-P-Teilung ist in Verbindung mit der Picco-Längsschnittkette die Schneidgarnitur der Wahl. Das Kettenrad müssen Sie dann gegen ein 3⁄8”-Picco-Kettenrad tauschen und einen Deckel ohne verliersichere Schrauben montieren.
Timberjig-Montage
Das Mini-Sägewerk muss zunächst montiert werden. Wir zeigen hier den Standard-Aufbau für die Nutzung mit selbstgebauter Holzführung. Für die Nutzung mit dem Holmpaket wird ein Rollenpaar durch Nutgleiter ersetzt.
Wir beginnen mit der Montage der Rollen an der Gleitleiste. Achten Sie auf die Verwendung der richtigen Schrauben!
An der Bodenplatte werden ebenfalls Rollen montiert. Achtung: Für das Holmpaket hier die Nutgleiter festschrauben!
Nun die Griffschrauben mit Muttern an der Klemmleiste montieren und diese vor die Dimensionsplatte setzen.
Schieben Sie den Skalenbügel durch die Löcher der Dimensionsplatte. Dann den Bügel mit der Bodenplatte verschrauben.
Danach wird die mit Rollen ausgestattete Gleitleiste mit selbstsichernden Muttern an der Bodenplatte festgeschraubt.
Zuletzt die Stützschraube an der Bodenplatte montieren – sie stabilisiert später die Sägeschiene.
So sieht das komplett montierte Timberjig-Minisägewerk nun aus. Es folgt die Montage der Säge an der Bodenplatte.
Schieben Sie die umgebaute Säge zwischen Bodenplatte und Anschlag ein. Die Bolzen der Säge durch die Schlitze in der Bodenplatte schieben.
Von außen Unterlegscheiben aufsetzen und Muttern festziehen. Stützschraube einstellen, fertig.
Alle hier genannten Komponenten stammen vom Holzbearbeitungs-Spezialisten Logosol.
Das Timberjig Mini-Sägewerk ist im Grunde ein verstellbarer Anschlag für die Kettensäge. Für den ersten Schnitt in den Stamm wird jedoch eine Führung (selbstgebaut oder in Form des Holmpakets) benötigt. Das Timberjig erhalten Sie für rund 190 Euro
Mit dem 3-Meter-Holmpaket erweitern Sie die Möglichkeiten des Timberjig enorm. So erleichtert die Kippfunktion um 90° den Zuschnitt von Balken. Der Preis liegt bei 690 Euro.
Das Holmpaket
Das Holmpaket ist die vielseitigste Ergänzung zum Timberjig. Drei Ein-Meter-Aluschienen, Verbinder und Stammanschläge mit schneller Schnittstärkenverstellung ermöglichen auch das Kippen der Holme um exakt 90 Grad.
Links sehen Sie einen bereits montierten Stammanschlag, rechts die Einzelteile in der richtigen Montageposition.
Der eigentliche Stammanschlag muss mit der verstellbaren Zahnstange über eine Arretierhülse verbunden werden.
Arretierhülse einstecken und Zahnstange durchschieben. Sie wird danach mit der T-Stange über zwei Doppelscheiben oben und unten verschraubt.
Die Holmklemme anschließend auf die T- Stange schieben und dort fixieren.
Die Schlüssel (Anschlag-Stecker) zur Schnitthöhen-Verstellung sollten Sie mit einer Schnur am Stammhalter anbinden.
Verarbeitung der Holme
Die Holme sind gezogene Alu-Strang-Profile von einem Meter Länge. Sie werden mit Innen- und Außenverbindern verklemmt und verschraubt.
Die Innenverbinder und Holme nur bei Bedarf vor der Montage mit der Feile entgraten und etwas Sprühöl angeben.
Die Verbinder ggf. mit dem Schonhammer halb einschlagen, verklemmen und mit den Außenverbindern verschrauben.
Zwei dieser Nutgleiter gehören zum Holmpaket. Beim Timberjig werden sie anstatt der beiden Grundplattenrollen montiert.
Die Anwendung des mobilen Sägewerks
Im Wald nehmen wir das mobile Sägewerk in Betrieb. Ohne schweres Rück-Gerät werden die maximal 2,7 Meter langen Stamm-Abschnitte an Ort und Stelle bearbeitet. Räumen Sie den Arbeitsbereich möglichst frei – wir haben den Platz mit einem Freischneider von Brombeeren und niederem Gestrüpp befreit. Idealerweise platzieren Sie den zu bearbeitenden Stamm (hier misst er etwa 45 cm) auf zwei querliegenden, in der Mitte gekerbten Kronenholz-Stämmen. Je höher die Stämme liegen, desto einfacher wird das Bearbeiten. Im Slider zeigen wir Ihnen Schritt-für-Schritt wie wir vorgegangen sind:
Welche Holzarten eignen sich besonders gut?
Besonders Weichhölzer wie Fichte, Lärche und Kiefer lassen sich mit einem mobilen Sägewerk gut verarbeiten und eignen sich für diverse Bauprojekte und auch Brennholz. Je nach Projekt können aber auch Harthölzer wie Eiche, Ahorn und Esche infrage kommen, denn diese liefern vor allem hochwertige Ergebnisse im Innenausbau, erfordern allerdings auch mehr Aufwand und eine leistungsstarke Kettensäge.
Was ist beim Holzeinschlag zu beachten?
Beim Holzeinschlag gibt es rechtliche Vorschriften wie auch Sicherheitsmaßnahmen zu beachten, zudem sollten Sie ihn gründlich planen. Um effizient und sicher arbeiten zu können, erfordert es die richtige Vorbereitung und Schutzausrüstung.
Zu allererst sollten Sie sich bei den zuständigen Forstbehörden über die rechtlichen und forstlichen Vorschriften informieren. In vielen Ländern und Regionen ist es nämlich nicht erlaubt Bäume ohne Genehmigung zu fällen, dies gilt insbesondere für Wälder und Naturschutzgebiete. Auch die Fällzeiten sind festgelegt, um beispielsweise brütende Vögel zu schützen. Daher findet der Holzeinschlag üblicherweise im Winter statt. Wollen Sie in fremden Wäldern Holz schlagen, müssen Sie dies erst mit dem Waldbesitzer vereinbaren und sich eine ausdrückliche Erlaubnis von ihm einholen.
Wie teuer ist die Anschaffung eines Mini-Sägewerks wie dem Timberjig?
Die Anschaffung eines Mini-Sägewerks wie das Timberjig von Logosol kostet um die 200€. Dieses Basismodell lässt sich in Kombination mit einer Kettensäge verwenden. Zusätzliche Kosten können durch Zubehör wie die leistungsstarke Motorsäge (ca. 1600€) und das Holmpaket (ca. 700€) entstehen.
Ist es wirtschaftlich sinnvoll, ein solches Sägewerk als Privatperson zu nutzen, oder lohnt es sich nur für größere Mengen Holz?
Ein Mini-Sägewerk kann für eine Privatperson dann nützlich sein, wenn Sie regelmäßig Holz verarbeiten und die Anschaffungskosten sich mit der Zeit durch Eigenleistung amortisieren. Für gelegentliche Holzarbeiten sind lokale Sägewerke oder Mietgeräte wahrscheinlich günstiger, da die Anschaffungskosten sowie der Aufwand nicht durch den Holzbedarf gedeckt werden würde.
Kann man das Timberjig auch für kleinere Bäume oder Äste verwenden, oder lohnt es sich nur für größere Stämme?
Das Timberjig wird vorzugsweise für die Verarbeitung von Baumstämme zu Brettern und Bohlen eingesetzt und funktioniert besser bei geradem und gleichmäßigen Holz, daher ist ein gewisser Mindestdurchmesser sinnvoll. Bei sehr kleinen Bäumen oder Ästen ist der Einsatz einer klassische Kettensäge, Spaltaxt oder eines Holzspalters effizienter.
Was genau umfasst der Kettensägen-Führerschein und wie bekommt man ihn?
Zunächst einmal müssen Sie körperlich und geistig in der Lage sein verantwortungsbewusst mit der Kettensäge umzugehen. Außerdem benötigen Sie eine vollständige persönliche Schutzausrüstung. Der Kettensägen-Führerschein an sich umfasst einen theoretischen und einen praktischen Teil.
In der Theorie lernen Sie unter anderem Aufbau und Funktion von Kettensägen kennen, ebenso wie Gefahren und Unfallvermeidung, Fäll- und Schnitttechniken sowie umweltrechtliche und forstliche Vorschriften. In der Praxis wird die Bedienung der Kettensäge und das Sägen am liegenden Holz erlernt sowie Fälltechniken geübt und Sicherheitschecks durchgeführt.
Die Kurse dauern ein bis zwei Tage und werden oft von Forstbetrieben, Baumschulen, Fachgeschäften für Forstbedarf oder größeren Baumärkten angeboten. Nach bestandener Prüfung erhalten Sie ein Zertifikat, welches als Kettensägen-Führerschein angesehen wird und oft Voraussetzung ist, um in öffentlichen Wäldern zu arbeiten und dort selbst Brennholz zu schlagen.
Das könnte Sie auch interessieren ...