Gesundheitsrisiko: Farben und Lacke

Nicht nur mit Hand- und Elektrowerkzeugen kann man sich in der Werkstatt körperlichen Schaden zufügen. Auch Farben, Lacke & Co. bergen Risiken. Den richtigen Umgang mit Gefahrstoffen wollen wir Ihnen in diesem Teil unserer Serie zur Arbeitssicherheit in der Werkstatt erklären. Denn auch von Farben und Lacken geht ein Gesundheitsrisiko aus, werden sie nicht korrekt gelagert und angewendet.

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Arbeitsschutz einhalten

Gesundheits-Risiko: Farben und Lacke

Für den gefahrlosen Umgang mit Lacken, Farben und Abbeizern, achten Sie unbedingt auf den Arbeitschutz.

Abbeizer fachgerecht anwenden

Gesundheits-Risiko: Farben und Lacke

Abbeizen: Benutzen Sie zum Entfernen von Farben und Lacken von Oberflächen unbedingt DCM-freie Abbeizer.

Farbdosen fest verschließen

Gesundheits-Risiko: Farben und Lacke

Deckel drauf: Werden Farb- oder Lackdosen nicht mehr gebraucht, sofort verschließen und nicht offen stehen lassen.

Sicherheitshinweise lesen

Gesundheits-Risiko: Farben und Lacke

Hinweise lesen: Auf der Rückseite jedes Gebindes findet man Hinweise zu Inhaltsstoffen, Gefahren und Schutzmaßnahmen.

Rauchen und offenes Feuer verboten

Gesundheits-Risiko: Farben und Lacke

Feuer: Gefahrstoffe sind oft entzündlich. Sammeln sich zu viele Lösemittel im Raum an, reicht ein Funke, um sie zu entzünden.

Keine Lebensmittel lagern

Gesundheits-Risiko: Farben und Lacke

Nicht umfüllen! Kinder wissen nicht, was sich wirklich in einer Getränkeflasche befindet, die sie in der Werkstatt finden.

Aber was sind eigentlich Gefahrstoffe, die ein Gesundheitsrisiko bergen? Vereinfacht ausgedrückt: Alle Stoffe, die aufgrund ihrer Eigenschaften für den Menschen oder die Umwelt schädlich sind. Produkte mit solchen Inhaltsstoffen werden mit Gefahrensymbolen versehen (mehr dazu im Interview unten):

  • Totenkopf (giftig)
  • Flamme (leicht- oder hochentzündlich)
  • Kreuz (gesundheitsschädlich, reizend)

sind in diesem Zusammenhang sicherlich jedem Heimwerker auf einer Verpackung schon mal aufgefallen.

Gefahrstoffe finden sich in der Heimwerker-Werkstatt typischerweise in Be- und Entschichtungsstoffen, Abbeizern oder Verdünnern – aber auch bei Farben und Lacken droht ein Gesundheitsrisiko. Allerdings gibt es keinen Stoff, der generell enthalten sein muss, um Farben & Co. gefährlich zu machen. Oft sind es Lösemittel, die gesundheitsgefährdend sind.

Wer beim Umgang mit Farben und Lacken die geltenden Sicherheitsregeln (z. B. viel lüften, besser: im Freien arbeiten) vernachlässigt, riskiert ernste Gesundheitsschäden. Damit Sie sich keine Gedanken beim Arbeiten mit Lacken, Farben und Abbeizern machen müssen, ist es wichtig, sich richtig zu schützen. Schutzbrille, Handschuhe und einen Mundschutz sollten Sie deshalb nicht vergessen. Außerdem sollten Sie die Farbdosen nach der Arbeit gut verschließen und den Raum lüften.

Sicher arbeiten mit Gefahrstoffen in der Werkstatt

Ein Lösemittel, auch Lösungsmittel genannt, ist ein Stoff, der Gase, andere Flüssigkeiten oder Feststoffe buchstäblich löst. Der Begriff lösemittelhaltig bezeichnet Produkte, die synthetische Substanzen wie Aceton, Glycolether, Alkohole, Benzin oder Aromaten enthalten. Bei offener Anwendung verdampft der größte Teil dieser Chemikalien in die Umgebungsluft. Daher: Bei größeren Arbeiten mit lösemittelhaltigen Produkten ausschließlich im Freien arbeiten. Wenn in einem engen, unbelüfteten Kellerraum ohne Schutz gearbeitet wird, können Schwindelgefühle, bei dauerhafter Belastung Nervenschädigungen die Folge sein. Laut BG Bau reichen dann selbst offene Fenster in der Regel nicht mehr aus, um die Belastung durch Lösungsmittel zu senken. Lösemittel werden nicht nur über die Atemwege aufgenommen. Auch über die Haut gelangen sie in den Körper. Daher: Beim Arbeiten mit Gefahrstoffen immer Schutzhandschuhe tragen!
Werden Farben und Lacke im Spritzverfahren aufgetragen, belasten auch Farbpartikel (Aerosole) Ihre Gesundheit. Schutz bieten Atemschutzmasken mit Partikelfilter − bei zusätzlicher Lösemittelbelastung eine Kombination aus Gas- und Partikelfilter. Werden Lacke mit Rolle oder Pinsel aufgetragen, kann auf das Tragen von Atemschutz verzichtet werden.

Auf der Internetseite des Gisbau (Gefahrstoff-Informationssystem) findet man umfangreiche Informationen zum Arbeitsschutz sowie zu Inhaltsstoffen und Gefahrenpotential nahezu aller im Handel erhältlichen Produkte zum Bauen, Renovieren und Reinigen.

Interview: Gesundheitsgefahr durch Farben und Lacke

Im Interview erklärt unser Experte, Dr. Reinhold Rühl, Leiter Zentralreferat Gefahrstoffe der BG BAU, worin für Heimwerker die Gefahren beim Umgang mit Farben und Lacken bestehen.

selbst: Worin liegen die Schwierigkeiten bei der Definition von Gefahrstoffen?
Rühl:
Es gibt große Defizite bei den Kenntnissen der Stoffeigenschaften. Grob gesagt gibt es etwa 30 000 Stoffe, mit denen umgegangen wird. Etwa 3000 Stoffe sind eingestuft. Dies bedeutet aber weder, dass die anderen 27 000 Stoffe ungefährlich sind, noch, dass die 3000 eingestuften Stoffe umfassend untersucht wurden. Zu lediglich 100 Gefahrstoffen sind alle Eigenschaften bekannt. Studien zur Aufklärung, ob ein Stoff krebserzeugend ist, kosten mehrere Millionen Euro und werden daher nicht so oft durchgeführt.

selbst: Sind Be- und Entschichtungsstoffe ohne Gefahrensymbol generell ungefährlich?
Rühl:
Grundsätzlich gilt: Bei Bau-Chemikalien ist immer Vorsicht geboten. Ist ein Stoff als sehr giftig eingestuft und zu mehr als sieben Prozent in einem Produkt enthalten, wird es als sehr giftig eingestuft. Ein Gehalt von 6,9 Prozent hat allerdings kaum eine andere Wirkung auf Menschen als der Gehalt von sieben Prozent.

selbst: Gibt es Ersatzprodukte, die ungefährlicher sind?
Rühl:
Es gibt zu fast allen Bau-Chemikalien unproblematische Alternativen. Erkannt werden diese anhand zahlreicher Prüfsiegel. Grundsätzlich wird ein Blauer Engel für umweltfreundliche Produkte vergeben, das heißt in der Regel, dass auch weniger Lösemittel enthalten sind. Meistens sind die Alternativprodukte den ersetzten Produkten mindestens gleichwertig.

Giftstoffe im Keller: Farben, Lacke und Kleber sachgerecht lagern

In vielen Kellern lagern alte Farbvorräte, die oft nach Jahren für einen frischen Anstrich hervorgeholt werden. Doch davon ist abzuraten, denn sie können hochgiftig sein.

Das Problem: Man weiß nicht, wie alt die Farbe ist. Und nur selten findet man auf dem Farbeimer ein Haltbarkeitsdatum. Nach dem Öffnen der Behälter oder Farbdosen stellt man jedoch oft fest, dass die Farbe klumpig und mit einer dicken Haut versehen ist und obendrauf abgestandenes Wasser mit grauen Schlieren steht. Wenn es dann noch muffig oder nach faulen Eiern riecht, sollte man die Farbe nicht einfach umrühren oder gar mit Lösungsmitteln „auffrischen“ und verarbeiten. Der Verband Baubiologie rät: „Entsorgen Sie alte Farben und Kleber schnell und fachgerecht. Denn hier haben bereits chemische und/oder mikrobiologische Veränderungen stattgefunden“, erklärt Verbandsvorstand Frank Mehlis. „Allein das Wasser als Lösungsmittel kann bei längerer Lagerung schimmeln und Fäulnisprozesse begünstigen. Sie würden Ihre Wände mit Schimmel streichen.“

Laut dem Umweltbundesamt ist die Luft in unseren Innenräumen ohnehin in 90 Prozent der Fälle schlechter als die Außenluft. Man sollte deshalb auch beim Kauf neuer Produkte auf Gütesiegel und Lösemittelfreiheit achten. Hilfreich ist die Liste zum gesunden Umgang mit Farben vom Verband Baubiologie.
Achtung: Leider sieht man auch bei Fachleuten häufig, dass Gefahrstoffe in Getränkeflaschen umgefüllt werden. Vor allem für Kinder besteht dann eine gefährliche Verwechslungsgefahr! Daher: Gefahrstoffe weder umfüllen, noch für Kinder zugänglich aufbewahren! Zwar sind auf den Gebinden oft Verhaltensweisen und Inhaltsstoffe angegeben, trotzdem besteht häufig Unsicherheit.

Fotos: sidm/Archiv, Hersteller

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