Neubau: Einfamilienhaus in Berlin
Bei der Suche nach einem Baugrundstück muss man heute Phantasie mitbringen: Grundstücke sind gerade in Metropolen Mangelware – umso wichtiger, dass man offen ist für kreative Lösungen! Das "Gartenhaus von Pankow" hat aus einer unscheinbaren Hinterhoflage das Optimum für die Bauherren herausgeholt und dem Architekten die Teilnahme am Fritz-Höger-Wettbewerb für Backstein-Architektur ermöglicht.
Von der Max-Steinke-Straße ist es nicht weit zum Weißen See, einem kleinen, aber feinen Erholungsgebiet mit Strandbad, hübschem Park, Freilichtbühne und historischem Milchhäuschen. Eine gute Wohnlage also. Hier, im zunehmend beliebteren Berliner Stadtbezirk Pankow, hat sich eine Bauherrin ihren persönlichen Traum erfüllt – mit einem Backstein-Gartenhaus – früher mal Remise genannt – das zum heimeligen Einfamilienhaus wurde.
Die vom Berliner Architekturbüro Bernrieder - Sieweke-Lagemann - Architekten BDA geplante Anlage besteht aus einem Vorderhaus mit drei Wohneinheiten und eben jener Remise, die als Wohnhaus für die Familie der Bauherrin dient. Letztere ein Kleinod mit viel Hinterhof-Atmosphäre.
Wohnblöcke und Werkstätten
Das Wohngebiet liegt im Geltungsbereich der Erhaltungssatzung „Weissensee Süd“. Das bedeutet: Die kleinteilige, teils widersprüchlich erscheinende Vielschichtigkeit der Bebauung muss erhalten werden. Denn hier treffen Wohnblöcke der Jahrhundertwende unvermittelt auf eine gründerzeitliche, gedrungene Bebauung mit ein- oder zweigeschossigen Wohnhäusern, Remisen und Werkstätten. Leben und Arbeiten – in Pankow gehörte das schon immer zusammen.
Das Vorderhaus orientiert sich mit seiner traufständigen Bebauung und dem Satteldach an der offenen Bebauung des Straßenraums. Typisch für diese Gebäudestruktur ist die seitliche Durchfahrt zum hinteren Grundstücksteil auf dem sich üblicherweise die Werkstätten und Gewerbeflächen befanden.
Brandwand aus Backstein mit viel Patina
Zuletzt war hier eine Brache. Entlang der gesamten Grundstückstiefe zieht sich die nachbarschaftliche Brandwand mit ganz unterschiedlichen Mauerwerksflächen und Steinformaten, die in ihrer Gesamtheit spannende Geschichten erzählen und viel architektonische Patina aufweisen. Mauerwerk mit Geschichte, wenn man so will. Diese „archäologische Promenade“ dient als Rückgrat und Hintergrundbild für das neue Gartenwohnhaus das sich – ebenfalls als Backsteinbau – in die historische Abfolge einreiht. Der besondere Kniff: Die alten Brandwände wurden nicht etwa „verschönert“, sondern in ihrem Originalzustand erhalten. Die Architekten machten so Zeitspuren der Baugeschichte unmittelbar erlebbar: bauen, vergehen, umbauen, weiterbauen!
Öffnung zur Südseite
Die Remise dient als Wohnhaus für die Familie der Bauherrin. Die Fassade wirkt mit ihrer Giebelseite zur Straße hin stark geschlossen. Sie öffnet sich über die Südseite mit großen Schiebefenstern bis hin zur vollverglasten Gartenfassade über beide Geschosse. Innen- und Außen verschmelzen miteinander, der Garten wird vor allem im Sommer zum offenen Wohnbereich. Diese großzügige Öffnung spiegelt sich auch im Grundriss wider. Der große Wohn- und Atelierraum erweitert sich sowohl in der Breite als auch in der Höhe zum Garten hin und nimmt damit eine Sonderstellung im Raumgefüge ein. Die Gestaltung beschränkt sich bewusst auf wenige ausgesuchte Materialien, die perfekt aufeinander abgestimmt sind: Backstein, geölte Eichenfenster, ein Kiefernholz-Dachstuhl, Betondecken und Betonestrich. Alle Materialien wurden in ihrem natürlichen Zustand belassen, was den rauen Charme des Gartenhauses zusätzlich betont. Und wenn es die Familie doch mal rauszieht: Der Weiße See liegt ja direkt vor der Haustür ...
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