Bauplan: Tiny House bauen
Kleine, mobile Wohnhäuser sind voll im Trend. Doch was für die einen ein liebes Hobby ist, ist für andere ein Angebot, um von der Straße weg zu kommen. Gemeinsam mit der Obdachlosen-Initiative Little Home e. V. haben wir ein "Zuhause auf Zeit" gebaut.
Little Homes, so nennt der gleichnamige Verein seine kleinen Behausungen, die für Wohnungslose einen wettergeschützten Schlafplatz bieten. Vor allem im Winter sind die unbeheizten, aber gut isolierten und dadurch deutlich wärmeren Behausungen für Menschen, die ansonsten auf der Straße leben, ein echter Überlebens-Vorteil.
Wir haben gemeinsam mit Little Home e. V. und den Unterstützern Toom Baumarkt und Ryobi eines der ersten neuen, knapp acht Quadratmeter großen und auf einem Doppelachs-Pkw-Anhänger montierten Mobil-Homes gebaut, das inzwischen auch eine Dekra-Straßenzulassung erhalten hat.
Tiny-House 2.0 selber bauen
Dank der Straßenzulassung ist dieses Modell, das Tiny House 2.0, von dem Sie einen Bauplan bei uns bestellen können, auch für diejenigen interessant, die ein solches Gefährt für den Eigenbedarf bauen möchten. Die Baumaterialien sind allesamt bei toom-Baumarkt erhältlich, in Kürze soll es dort auch einen Komplett-Bausatz geben. Diese soll maximal 15.000 Euro inkl. Hänger kosten. Ein Teil des Verkaufspreises wird dem Verein zugutekommen.
Praxistipp: Für die Straßenzulassung müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. So sind zum Beispiel nur zertifizierte Campingfenster erlaubt. Wer keine Straßenzulassung benötigt, kann beim Bau auch deutlich vom Plan abweichen.
Anleitung: Tiny-House bauen
Umfang: 12 Seiten - kostenlos!
Download (9.62 MB)Wenn Sie jetzt das Tiny-House nachbauen möchten, schicken wir Ihnen gerne den Bauplan mit allen für den Bau erforderlichen Merkmalen und der Liste für die benötigten Materialien für 4,95 Euro für den Plan und die Versandkosten zu. Hier finden Sie eine Übersicht und die Anleitung für unsere anderen Baupläne >>
Little Home e.V.
Little Home ist ein eingetragener Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, wohnungslose Menschen dauerhaft von der Straße zu holen – zunächst über ein Little Home, in einem zweiten Schritt dann durch Vermittlung einer richtigen Wohnung.
313 Little Homes wurden bislang bereits gebaut, 308 von ihnen sind aktuell bewohnt. Die anderen Bewohner befinden sich in der JVA oder im betreuten Wohnen, die Häuser werden für eine bestimmte Zeit freigehalten, um eine Rückkehr zu ermöglichen.
Aufgestellt werden die Little Homes an speziellen Plätzen, die vor allem größere Städte für diesen Zweck zur Verfügung stellen. Obdachlose können sich dann um eine solche Unterkunft bewerben.
Mehr Infos darüber, wie Sie die Arbeit von Little Home e.V. unterstützen können, finden Sie hier >>
Interview mit Sven Lüdecke – Gründer und Vorsitzender des Little Home e.V.
Wie kam es dazu, dass du Little Home ins Leben gerufen hast?
Vor sieben Jahren habe ich am Kölner Hauptbahnhof beobachtet, wie eine ältere Frau von Sicherheitskräften sehr unsanft hinausbefördert wurde. Die Frau tat mir leid, ich kam mit ihr ins Gespräch und fragte sie schließlich: “Wie kann ich dir helfen?” Sie antwortete: “Ich brauche ein Dach über dem Kopf.”
Ich versprach ihr Abhilfe. In meiner Werkstatt fing ich, ohne einen richtigen Plan an, aus Europaletten und Holz ein kleines Haus zu bauen. Drei Monate später überreichte ich ihr das erste Little Home.
In welchem Rahmen und wo werden die Tiny-Häuser aufgestellt?
Grundsätzlich dürfen die Häuser nur auf Privatgelände stehen. Dennoch müssen sie alle 14 Tagen ein paar Meter verrückt werden. Daher haben wir extra Rollen unter die Boxen gebaut, damit sie beweglich bleiben. Allein so können wir umgehen, dass wir für die Little Homes Baugenehmigungen brauchen. Doch klar ist: Wir bauen die Häuser nur und verschenken sie. Wo sie dann stehen, ist nicht mehr unsere Sache.
Wie können sich Obdachlose für ein Little Home bewerben?
Wichtig ist mir, dass bei diesen Menschen keine Alkohol- oder Drogensucht vorliegt, wobei ich das natürlich nie gänzlich ausschließen kann. Offene Strafakten sind ebenfalls ein Ausschlusskriterium. Und dann geht es nach Dringlichkeit. Wer hat besonderen Bedarf? Und wer eine Grundmotivation, ein solches Häuschen als eine Art „Startrampe“ für ein neues, selbstständiges Leben zu nutzen?
Ein Little Home ist ja keine Villa. Es soll lediglich ein Platz sein, an dem die Menschen ein wenig vor Nässe und Kälte geschützt sind. An dem sie ihre Habseligkeiten trocken und halbwegs sicher lagern können, ohne die ständige Angst, dass sie bestohlen oder bedroht werden.
Ihr habt mit den toom-Baumärkten und dem Werkzeughersteller Ryobi Unterstützer für den Bau der Little Homes. Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?
toom bietet uns auf jedem Baumarkt Parkplatz die Möglichkeit, dort zu bauen, wir bekommen das Material und sie helfen uns mit Manpower.
Ryobi stellt uns das Werkzeug, was wir zum Bau benötigen, zur Verfügung.
Was sind eure weiteren Ziele?
Little Home finanziert sich fast ausschließlich durch Spenden. Wir wollen unser bundesweites Netz von freiwilligen Helfern in den Bereichen Bau, Reparatur und Betreuung Obdachloser weiter ausbauen. Wir möchten die Zusammenarbeit mit sozialen Trägern und politischen Institutionen intensivieren. Und wir wollen international werden: Little Home Niederlande, Little Home Frankreich und Little Home Österreich sind im Aufbau.
Wie kann man eure Arbeit unterstützen?
Durch den Kauf eines Tiny Houses, durch Spenden, Unterstützung beim Bau eines Tiny Houses oder Hilfe bei Reparaturen oder durch die Unterstützung von Obdachlosen, wie etwa Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen und bei Ämtergängen.
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