Dampfbremsfolien
Nicht erst seit der Energieeinsparverordnung von 2002 werden Dachböden zu Wohnungen ausgebaut. Schwerpunkt bei der Verordnung ist die erforderliche Dachdämmung und der Schutz vor Durchfeuchtung. Noch in den 90ern wurden solche bauphysikalischen Probleme oft aus Unkenntnis nicht beachtet. Doch wie wichtig es ist, das Dach richtig zu dämmen und eine Dampfbremsfolie zu verlegen, zeigt dieser Artikel.
Genereller Zweck der Dampfbremsfolie ist es, ein Durchfeuchten der eingebauten Dämmung im Dachraum zwischen Dachpfannen und Unterspannbahn (außen) und GK-Wandverkleidung (innen) zu verhindern – denn ein feuchter Dämmstoff entfaltet keine Dämmwirkung mehr.
Welche Dampfbremsfolie ist sinnvoll?
Je nach Anforderung kann die verwendete Dampfbremsfolie entsprechend den bauphysikalischen Gegebenheiten ausgewählt werden. Gedämmte Dächer sollten generell innen dichter und nach außen immer dampfdurchlässiger aufgebaut sein. Verarbeiten Sie diffusionsoffene Mineralwolle-, Zellulose- oder Hanfdämmstoffe und ist eine wasserdampfdurchlässige Unterdeckbahn vorhanden, wählt man Dampfbremsen mit niedrigem sd-Wert. Sie lassen eine kontrollierte Diffusion zu. Der sd-Wert gibt an, wieviel Widerstand in Metern ein Baustoff im Vergleich zu Luft gegen das Eindringen von Feuchtigkeit bietet. Je kleiner der sd-Wert ausfällt, desto dampfdurchlässiger ist ein Material.
Bei alten Unterdeckbahnen, die meist wasserdampfundurchlässig sind, sowie bei fehlender Unterdeckbahn empfiehlt sich eine wasserdampfundurchlässige „Dampfsperre“ oder besser eine Dampfbremse mit variablem Diffusionswiderstand. Diese funktioniert im Winter wie eine normal Folie: Sie verhindert, dass zu viel Wasserdampf ins Dach eindringt. Bei höheren Temperaturen im Sommer, die in feuchten Dächern den Dampfdruck steigen lassen, öffnet die Dampfbremsfolie ihre Poren und lässt Feuchtigkeit zur kühlen Raumseite austreten.
Dampfbremsfolie verlegen
Das funktioniert allerdings nur dann, wenn die Folienbahnen untereinander und zu allen Außenbauteilen des Daches – also etwa Fenster und Lüftungsöffnungen – dauerhaft absolut luftdicht verlegt werden. Dies sichern spezielle zur Dampfbremsfolie passende Klebebänder – überprüft wird die Luftdichtheit des Daches mit einem Blower-Door-Test.
Wenn die Dampfbremsfolie nicht sauber verlegt wird, kommt es aufgrund von Windströmungen oder thermischen Auftrieb zur Konvektion und damit zu einem unkontrollierten Luftaustausch. An den Leckstellen gelangt infolge des Druckunterschiedes von innen nach außen feuchte Raumluft in die Dachkonstruktion. Die Menge beträgt ein Vielfaches von der normaler Diffusionsvorgänge. Im kalten Dachraum kondensiert diese feuchte Raumluft und setzt sich an der Wärmedämmung ab. Die Dämmung saugt sich voll und wird funktionsuntüchtig.
Abgesehen davon, dass die Dämmung ihre Wirkung verliert, wird auch der Geldbeutel in Mitleidenschaft gezogen. EIn einfaches Rechenbeispiel: Durch eine ein Millimeter breite und ein Meter lange offene Fuge geht mehr als achtmal soviel Wärme verloren als durch eine einen Quadratmeter wärmegedämmte Dachfläche bei 140 Millimeter Dämmstoffdicke. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich durch die Feuchtigkeit Schimmel bildet.
Dampfbremsfolie: Bauphysikalisches Grundwissen
Der Aufbau der ausgebauten Dachbauteile ist fast immer gleich. Die Dachdeckung übernimmt den Schutz des Hauses vor Regen, Schnee etc. Doch die Dachhaut ist nie wasserdicht, nur regensicher. Aus diesem Grunde sollte am besten immer eine Unterspannbahn unter der Dachdeckung angeordnet sein. Dann folgen von außen nach innen die Dämmschicht, egal wie sie angeordnet wird (zwischen, unter oder über den Sparren). Erst dann die Luft- bzw. Dampfbremse.
Das Dach ist ein vielschichtiges Baugefüge, das in Bezug auf seine Ausführung als bauphysikalische Einheit zu begreifen ist. Die Grundregel am Dach lautet: sdi > sda. Was einfach erklärt bedeutet: Wenn ich keine durchnässte Dachdämmung haben will, dann muss die Dampfbremswirkung eines Baustoffs – die sogenannte diffusionsäquivalente Luftschichtdicke (gemessen in Metern) – auf der Innenseite des Daches immer größer sein als die eines Baustoffs auf der Außenseite des Daches.
Der Trend geht weg vom absoluten Abdichten hin zu diffusionsoffenen Konstruktionen. Bei neuen Produkten geht es nicht darum, jeglichen Transport von Feuchtigkeit in die Konstruktion zu unterbinden, sondern sicherzustellen, dass eingedrungene Feuchtigkeit auch abgeführt werden kann. Möglich wird dies durch die Entwicklung extrem diffusionsoffener Unterspann- und Unterdeckbahnen, die durch ihren niedrigen Sperrwert der diffusionsäquivalenten Luftschichtdicke (Sd-Wert) das erwünschte Austrocknungsverhalten einer Dachkonstruktion nach außen hin sicherstellen. Gleiches gilt für die neue Generation der Luft- bzw. Dampfbremsen. Die Industrie hat eine Reihe dieser innovativen Produkte bereitgestellt.
Unser Tipp an Sie: Werfen Sie beim Kauf von Dampfbremsfolien und Unterspannbahnen am besten immer einen Blick auf die Sd-Werte. Dann klappt es auch mit der Bauphysik.
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