Aussäen: Samen pflanzen
Will man aus Samen Pflanzen ziehen, ist der Zeitpunkt der Aussaat entscheidend! Wann man welches Gemüse oder Zierpflanze aussäen sollte, und woraus beim Samen anpflanzen zu achten ist, erfahren Sie hier.
Es gibt Samen, die kann man gleich ins Freiland Beet aussäen – etwa Bohnen, Erbsen, Kapuzinerkresse, Möhren, Radieschen, Ringel- oder Sonnenblumen. Daneben gibt es aber auch viele Sorten (zum Beispiel Gurken, Kopfsalat, Paprika, Tomaten oder Zucchini), deren Samen nur unter geschützten Bedingungen – etwa in Anzuchtschalen auf der Fensterbank, im Mini-Gewächshaus oder in einem Frühbeetkasten – keimen, ehe die zarten Keimlinge dann frühestens nach den Eisheiligen im Mai ins Freilandbeet ausgesetzt werden.
Was Sie rund um das Aussäen von Pflanzensamen zur Gemüsezucht oder der Vermehrung von Zierpflanzen wissen müssen, erläutert unser großer Anzucht-Ratgeber.
Samen anpflanzen – das gilt es zu beachten
Wie die erwachsene Pflanze haben auch die Samen sehr unterschiedliche und sehr spezifische Ansprüche. Manche haben eine lange Keimdauer und müssen daher früh in die Erde. Andere Pflanzensamen sind deutlich weniger kälteresistent und keimen nur auf der warmen Fensterbank. Wann der beste Zeitpunkt für die Aussaat ist und wo die Samen in die Erde gesteckt werden sollten, steht Gott sei Dank auf jeder Samentüte – so kann man beim Aussäen kaum etwas falsch machen!
Drei Punkte gehören zum absoluten Grundwissen über Pflanzensamen, die jeder Hobby-Gärtner auswendig können sollte:
- Samen brauchen Wärme:
Fast alle Pflanzensamen benötigen Bodentemperaturen von 16-20 Grad Celsius! Viele Kräuterpflanzen keimen sogar erst bei 18-25 °C – daher ist die Vorzucht an einem warmen Ort so wichtig.
Gut zu wissen: Selbst sogenannte Kaltkeimer, die vor der Keimung eine etwa 8-12-wöchige Kältephase benötigen, keimen nicht bei Temperaturen unter 15 °C. - Die Aussaat braucht Wasser:
Bis zur Keimung muss die Erde in der Anzuchtschale durchgängig feucht gehalten werden, damit die Samen quellen und keimen können. Trocknet die Anzuchterde zwischenzeitlich aus, wird meist auch das Saatgut so stark geschädigt, dass die Samen nicht (weiter / wieder) keimen. Am besten befeuchtet man die Anzuchterde täglich mit einer Sprühflasche – eine Folienhaube schützt vor übermäßiger Verdunstung!
Praxistipp: Keimlinge werden nicht gerne nass! Sobald sich sichtbare Sämlinge entwickelt haben, sollte man die Erde im Frühbeetkasten nur noch so gießen, dass die zarten Triebe nicht nass werden! - Keimlinge brauchen Licht:
Der erste Trieb, der sich aus dem Samenkorn herauszwingt hat in der Regel nur zwei zarte Blättchen, die Sonne aufnehmen können. Daher ist es wichtig, dass die Vorkultur hell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung steht, damit die Pflänzchen wachsen können und nicht verkümmern.
Praxistipp: Wer Samen auf der Fensterbank vorzieht, sollte die Anzuchtschale täglich drehen, damit die Sämlinge nicht krumm (Richtung Lichtquelle) wachsen! Ggf. lohnt es sich auch, aus Pappe und Alufolie einen Lichtspiegel zu bauen, der das durchs Fenster einfallende Licht reflektiert.
Wann kann ich Samen pflanzen?
Auf der Fensterbank und im geschützten Frühbeet beginnt die Aussaat bereits im Februar. Für die meisten Gemüsesorten ist der März der richtige Zeitpunkt, um die Samen in die Erde zu pflanzen. Je nach Sorte geschieht das an einem hellen warmen Ort oder direkt im Gartenbeet, ggf. geschützt durch eine Frühbeet-Abdeckung oder unter einem Folientunnel.
Das Video zeigt, wann welche Pflanzen ausgesät werden sollten:
Mit dem Auspflanzen der jungen Pflanzen oder dem Aussäen von Samen direkt ins Freilandbeet sollten Sie zur Sicherheit bis zu den Eisheiligen (11.-15. Mai) warten. Ab diesem Zeitpunkt können im Übrigen auch im Keller, Treppenhaus oder Gewächshaus überwinterte eigene Pflanzen wieder nach draußen in den eigenen Garten umgesiedelt werden!
Bis wann muss die Aussaat erfolgen?
Im Garten erfolgt die Saat in der Regel erst nach dem letzten Frost im März oder April. Bis zu den Eisheiligen Mitte Mai sollten Sie abwarten, wollen sie sehr kälteempfindliche Samen aussäen (etwa mediterrane Kräuter oder wärmehungrige andere Pflanzen). Damit die Samen nicht nur keimen können, sondern die Blumen auch noch wachsen und blühen können, sollte die Aussaat bis Juni abgeschlossen sein. Manche Gemüsesorten, die noch im Winter geerntet werden können, oder einjährige Wildblumen-Mischungen können ggf. auch noch später gesät werden.
Warum keimen Samen nicht?
Wenn Samen einfach nicht keimen wollen, kann das viele verschiedene Gründe haben. Zu den häufigsten Ursachen, warum Samen nicht keimen, zählen diese hier:
- Das Saatgut ist zu alt
- Das Saatgut wurde falsch gelagert
- Das Saatgut ist vertrocknet oder frostgeschädigt
- Das Saatgut wurde selbst aus (gekauften) Pflanzen-Hybriden gewonnen
- Der Boden ist noch zu kalt
- Die Erde ist nicht feinkrümelig und locker genug
- Das Pflanzsubstrat ist zu trocken / nicht durchgängig feucht
- Die Aussaattiefe passt nicht zum Samen (zu tief/flach gesät)
- Die Lichtverhältnisse stimmen nicht (etwa: Lichtkeimer wurden mit normaler Blumenerde bedeckt)
Doch selbst, wenn alle Rahmenbedingungen beim Aussäen stimmen: Bis die Samen keimen, heißt es Geduld beweisen! Selbst die schnellsten Keimer (Gurken, Tagetes, Wassermelonen, Zucchinis) benötigen unter optimalen Bedingungen 5-10 Tage, bis sich der erste grüne Keimling zeigt. Andere Samen brauchen länger zum Keimen: Bei Auberginen, Kapuzinerkresse, Nelken, Salat, Schmuckkörbchen, Sonnenblumen, Sonnenhut oder Tomaten dauert die Keimung etwa zwei Wochen. Noch mehr Zeit benötigen etwa die Samen von Paprika oder Chili zum Keimen – mindestens 20 Tage lang muss die Anzuchtschale dafür warm und feucht gehalten werden.
Wie bringt man einen Samen zum Keimen?
Das macht die Natur schon von alleine. Solange die Rahmenbedingungen stimmen (ausreichend warm, feucht, hell), brauchen Sie nichts tun, um das Keimen der Pflanzensamen zu fördern.
Bei manchen (sehr dicken, harten) Samenschalen kann es unter Umständen hilfreich sein, diese vor dem Aussäen für 1-2 Tage in lauwarmem Wasser vorquellen zu lassen. Hilfreicher Tipp: Nussähnliche Samen keimen u. U. leichter, wenn deren Schale vor dem Einpflanzen angeraut wird!
Aussäen: Wie geht das?
Wenn die Erde in der Anzuchtschale vorbereitet ist (etwa gesiebt und leicht verdichtet) können Sie die Samen aussäen. Je nach Größe streuen Sie die (kleinen) Samen einfach gleichmäßig über die Fläche oder sie stecken je zwei Körner in einen Anzuchttopf.
Bei der Streu-Aussaat achten Sie besonders darauf, dass die Samenkörner nicht zu dicht nebeneinander fallen, damit die Keimlinge später genug Platz zum Wachsen haben. Das erspart Ihnen das Pikieren und verhindert Krüppelwuchs.
Praxistipp: Wer die Samenmenge schlecht durch das klassische „Mit dem Finger auf die Saatguttüte klopfen“ dosieren kann, kann feines Saatgut auch in einen alten Salzstreuer (ggf. mit Vogelsand mischen) umfüllen und dann gleichmäßig verteilen!
Sind die Samen ausgestreut, werden sie mit sanften Druck auf die Erde gedrückt – nehmen Sie dazu ein Holzbrettchen zur Hilfe. So erhalten die Samenkörner ausreichend Erdkontakt, ohne dass das Pflanzsubstrat verdichtet wird.
Praxistipp: Lichtkeimer dürfen nicht mit Erde bedeckt werden. Dunkelkeimer hingegen brauchen zwingend eine dünne Schicht Erde als Abdeckung. Zu welcher Gattung Ihre Samen gehören , steht auf der Verpackung!
Jetzt muss die Erde gegossen und durchgängig feucht gehalten werden. Verwenden Sie eine feine Wasserspritze mit Brause-Aufsatz, so dass die Samen nicht von einem harten Wasserstrahl aus der Gießkanne fortgespült werden!
Wie viele Samen aussäen?
Kleine, feine Samen werden einfach flächig ausgestreut. Wenn sich die ersten Blätter am Keimlinge zeigen, werden diese pikiert – d. h. sie werden vereinzelt, damit sie den richtigen Abstand haben und besser wachsen können. Je großflächiger Sie die Samen zuvor ausgesät haben, desto mehr Platz haben die Sämlinge zum Wachsen, desto weniger Arbeit haben Sie mit dem Pikieren. Allerdings verbrauchen Sie dann auch mehr Platz in der Anzuchtschale!
Wie viele Samen braucht man für eine Pflanze?
Generell sollten es auf jeden Fall mehrere Samen sein. Das hat den einfachen Hintergrund, dass nicht alle Samen auch keimen. Pro Topf können es bis zu fünf Samen sein. Falls mehrere davon keimen, werden diese später einfach umgetopft.
Wenn Sie größere Samen einpflanzen wollen, sät man am besten 2 Samenkörner in ein Anzuchttöpfchen. Selbst wenn ein Samen nicht keimen sollte, wächst später garantiert in jedem Quelltopf eine Jungpflanze heran. Das Pikieren entfällt hier meist völlig.
Bei der Saat in Pflanztöpfen richtet sich die optimale Anzahl der Samenkörner nach dem Topfdurchmesser. Als Faustformel sollten Sie etwa ein Samen pro Zentimeter Topfdurchmesser kalkulieren: also 5-7 Stück in einem Topf mit 6 cm Durchmesser aussäen.
Welche Erde eignet sich zum Aussäen?
Verwenden Sie für die Aussaat in der Anzuchtschale unbedingt nährstoffarme Anzuchterde! Nährstoffreiche, künstlich mit Dünger angereicherte Blumenerde oder gar Kompost würde die zarten Wurzeln verbrennen und die Keimlinge zu einem zu schnellen Wachstum zwingen. Außerdem sollte die Erde, in die Sie die Samen einpflanzen möglichst frei von Unkraut und Krankheitserregern sein.
Praxistipp: Um Pilze, Bakterien und Co. in der Anzuchterde abzutöten, sterilisieren viele Hobbygärtner die Blumenerde vor dem Aussäen im Backofen!
Wie tief muss der Samen in die Erde?
Zuallererst: Lichtkeimer (wie etwa Rasen) dürfen gar nicht mit Erde bedeckt werden, damit sie keimen können. Diesen Samen werden nur auf der Erde angedrückt und bewässert.
Bei allen anderen Samen-Typen entscheidet die Größe des Samenkorns über die ideale Aussaattiefe: Je dicker der Samen, desto tiefer muss man das Samenkorn in die Erde stecken! Als Faustregel sollten Sie sich merken: Die Erdschicht über dem Samen sollte maximal so dick sein wie der Durchmesser des Samenkorns, damit der zarte Keimling auch den Weg durch die Erde ans Tageslicht schafft! In der Praxis bedeutet das, dass die meisten Samen lediglich mit feinkrümeliger Erde abgestreut werden – mit einem Sieb verteilen Sie das Substrat besonders fein und gleichmäßig dünn auf den ausgesäten Samen.
Kann man Samen zu tief einpflanzen? Klar, wenn die Aussaattiefe den Durchmesser des Samenkorns deutlich überschreitet, keimt der Samen vielleicht sogar tief in der Erde, der Keimling dringt aber nicht bis zur Erdoberfläche vor. Meist verfault das angekeimte Samenkorn dann unbemerkt im Boden. Daher sät man Samen selten tiefer als zwei Zentimeter aus.
Wie sollte man Blumensamen aussäen?
Ob die Bio-Samen von Gemüsepflanzen oder Sommerblumen stammen, ist für die Aussaat nicht entscheidend. Überall gibt es kälteempfindliche Sorten, die ab März geschützt vorkultiviert werden können und erst im Mai ausgepflanzt werden sollten und robuste Sorten, die man ab April direkt ins Beet säen kann.
Praxistipp: Manche Samen keimen erst nach einer Kälte-Periode (die sogenannten Kaltkeimer) – ist jedoch kein Frost mehr absehbar, kann man den Kältereiz auch mit 8-12 Wochen im Kühlschrank simulieren!
Übrigens: Wer von einer romantischen Wildblumenwiese träumt, macht oft einen entscheidenden Fehler. Die Samen einfach auf den Rasen oder eine bestehende Wiese streuen, funktioniert nicht! Der Boden muss vor der Aussaat von Wildblumen-Samen unbedingt abgestochen (Grasnarbe entfernen) und spatentief umgegraben werden. Harken Sie die Fläche eben und streuen erst dann die Wildblumenmischung aus – sonst keimt und wächst dort kein Insekten-Paradies heran.
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