Schallschutz Dach

So sperren Sie unterm Dach den Lärm einfach aus

Straßenlärm, Flugzeuge im Sinkflug oder Geigenspiel: Umweltgeräusche werden schnell zu quälendem Lärm, der krank machen kann – der Schallschutz im Dach ist daher besonders wichtig und sollte nicht vernachlässigt werden.

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Schallschutz: Dach

So sperren Sie unterm Dach den Lärm einfach aus

Der richtige Dämmstoff ist entscheidend, um für einen effektiven Schallschutz im Dach zu sorgen.

Schallschutz: Innenschalung

So sperren Sie unterm Dach den Lärm einfach aus

Kombiniert mit schwerer Innenschalung reduzieren auch mehrschichtige Hartschaumplatten als Aufsparrendämmung den Schalldurchgang.

Schallschutz: Kunststoffe

So sperren Sie unterm Dach den Lärm einfach aus

Aufgeschäumte Kunststoffe wie PUR und EPS halten warm, schützen aber nur mäßig gegen Lärm.

Schallschutz: Mineralwollmatten

So sperren Sie unterm Dach den Lärm einfach aus

Mineralwollmatten eignen sich wegen ihrer hohen Porosität besonders dafür, den Schall auszusperren

Schallschutz: Hanf und Flachs

So sperren Sie unterm Dach den Lärm einfach aus

Auch natürliche Dämmstoffe wie Hanf, Flachs oder Zellulose reduzieren den Lärmdurchgang ins Haus.

Schallschutz: Mineralwolle

So sperren Sie unterm Dach den Lärm einfach aus

16 cm Vollsparrendämmung aus Mineralwolle mit Gipskartonplatten senken den Lärm um ca. 50 dB.

Schallschutz: Zwischensparrendämmung

So sperren Sie unterm Dach den Lärm einfach aus

Kombinationen aus Auf- und Zwischensparrendämmung erreichen Schalldämmmaße von bis zu 57 dB

Schallschutz: Lärmschutzfenster

So sperren Sie unterm Dach den Lärm einfach aus

Lärmschutz mit Durchblick: Fenster gibt es in den Schallschutzklassen I bis VI. Je höher die Klasse, desto weniger Schall gelangt in den Raum, desto teurer ist aber auch ihre Anschaffung. In Wohnstraßen (bis zu 200 Kfz/h) entsteht Lärm von etwa 65 dB(A). Klasse- III-Fenster genügen, um den Lärm um bis zu 39 dB zu senken. Für lautere Gegenden empfehlen sich Fenster der Klassen IV bis VI. Im Holzrahmen des Dachschrägenfensters (Klasse IV, R'w 40 dB) liegt vor der Isolierverglasung mit schallmindernder Gasfüllung (26 mm) ein weiterer Schallschild aus 8-mm-Floatglas. Einfl uss auf die Dämmleistung hat auch der 42 mm dicke Luft zwischenraum.

Viele Bewohner merken erst im Ernstfall, dass der Spruch „wärmegedämmt ist gleich schallgedämmt“ nicht stimmt. Schon beim Hausbau oder dem späteren Ausbau des Dachstuhls sollten Hauseigentümer an den Schallschutz im Dach denken. Nachträgliche Verbesserungen des Schallschutzes sind aufwendig und weniger effektiv. Die Wirkung einer Dämmlage lässt sich in Bezug auf den Lärmschutz nicht isoliert, sondern nur im Verbund der Bauteile beurteilen. Eine zusätzliche Schicht kann den Schallschutz auch verschlechtern. Resonanzschwingungen lassen das Bauteil vibrieren und verstärken das Geräusch. In schweren Fällen beginnt das Dach zu „brummen“. Schallbrücken übertragen noch mehr Lärm und sind meist nicht mehr zu beheben. 

Schallschutz: Dach leitet den Lärm weiter

Umweltlärm ist umso weniger im Haus zu hören, je besser der Luftschallschutz zwischen Empfangs- und Außenraum ist. Die DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“ schreibt verbindliche Mindestanforderungen an den Schallschutz vor, um Bewohner vor unzumutbaren Belästigungen zu schützen. Entscheidend ist das bewertete Schalldämmmaß R'w (Schallpegel-Differenz außen/innen in Dezibel). Es berücksichtigt auch die Schallübertragung der flankierenden Konstruktion, die sogenannte Schalllängsleitung. Leicht ist die Bemessung der Schalldämmfähigkeit einschaliger Bauteile wie Massivwänden: Je schwerer ihr Flächengewicht (kg/qm), desto besser schützt die Wand vor Lärm.

Ein Steildach ist aber kein homogenes Bauteil: Das mehrschichtige Dach (Eindeckung, Dämmlagen, raumseitige Verkleidung) ist physikalisch ein Masse-Feder-Masse-System, dessen schalldämmende Wirkung umso besser ist, je schwerer die Massen und je weicher die Feder ist (siehe Interview). Außerdem gilt: je dicker die Dämmschicht im Sparrenfeld, desto besser die Schalldämmleistung des Füllmaterials.

Dach-Schallschutz: Poröse Materialien absorbieren den Schall

Grundsätzlich verbessert es den Schallschutz im Dach, werden folgende Punkte berücksichtigt:

  • Breitere Rastermaße der Tragkonstruktion schaffen mehr Platz für schallabsorbierende Dämmstoffe.
  • Der Zwischenraum sollte mindestens zu 80 Prozent gefüllt sein.
  • Sinnvoll ist auch eine schwere raumseitige Beplankung

Bereits 20 mm zementgebundene Holzspanplatten (25 kg/qm) senken den Schallpegel um 7 dB, das entspricht fast der Halbierung der empfundenen Lautstärke. Bei bereits ausgebauten Dachgeschossen ist dies oft die einzige Möglichkeit, ohne großen Aufwand die Lärmbelastung spürbar zu senken. Die Schalldämmleistung steigt um weitere 10 dB, wird die Beplankung auf Holzlatten geschraubt, die durch Dämmstreifen vom restlichen Dachaufbau schallentkoppelt sind, und der Hohlraum mit Dämmflocken verfüllt ist.

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Video: Glutamat

Schallschutz im Dach durch Zwischensparrendämmung

Ist der Dachraum noch ungenutzt, empfiehlt sich eine Zwischensparrendämmung. Vorteil: Das Dach kann von innen gedämmt werden, ohne die Eindeckung zu entfernen. Als Füllmaterial für die Sparrenzwischenräume sollten nachgiebige, anpassungsfähige, poröse Dämmstoffe (Stein-, Glaswolle, Natur fasern wie Flachs, Hanf, Zellulose) verwendet werden (R'w bis zu 49 dB, ca. 10 bis 20 Euro/qm). Die Aufgabe des Dämmstoffs ist es dabei, den Lufthohlraum zu bedämpfen. Schall, der durch die Fugen der Dachpfannen eindringt, wird im Dämmstoff absorbiert. Feste, geschlossenporige Dämmstoffe wie Polystyrol- und Polyurethan-Schäume haben schlechtere Schalldämmwerte (R'w ca. 31 bis 39 dB). Bei Neubauten ist auch eine Aufsparrendämmung denkbar, bei der die Sparren im Innenraum sichtbar bleiben. Hier bildet der Dämmstoff selbst die Feder. Die Schalldämmung des Systems ist umso besser, je weicher das Material der Feder ist. Da die Dämmlage auch Lasten (Eigengewicht der Dachsteine, Wind) aufnehmen muss, kann sie nicht beliebig weich gewählt werden, wie es für den Schallschutz sinnvoll wäre.

Nicht die Dachfläche, sondern eher die Bauteilanschlüsse sind anfällig für Schallbrücken. Die Trennwand zum Nachbarn (vor allem bei Reihenhäusern) ist eine häufige Fehlerquelle. Werden Dämmung und Unterkonstruktion über die Trennwände hinausgeführt, leiten Lattung, Luftschicht und Dämmstoff den Schall vom Nachbarn direkt ins eigene Haus. Für schallentkoppelte Dächer muss die Dämmung über den Wänden bis an die Eindeckung reichen. Die Trennung der Unterkonstruktion senkt den Schall um 15 dB, Mineralfaser-Dämmschotts schaffen 20 dB, massive Abschottungen bis zu 30 dB.

Schwachstelle Dachflächen-Fenster

Dachflächen werden oft von Öffnungen wie Gauben oder Dachschrägenfenster durchbrochen. Alte Einscheibenfenster haben eine kaum bessere schalldämmende Wirkung wie ein gleich großes Loch. Lärm dringt auch durch undichte Fugen und Falze. Generell gilt: Überall, wo Luft eindringt, überträgt sich auch Schall ungehindert!

Bereits moderne Isolierfenster mit Dreifachfalz und Gummilippendichtungen reduzieren den Schallübertrag. Noch bessere Werte erreichen spezielle Lärmschutzfenster. Das Schalldämmvermögen eines Fensters wird weniger durch das Rahmenmaterial, sondern vor allem durch die Dichtigkeit der Falze, der Glasscheibenstärke und durch den Scheibenabstand (je größer, desto besser) bestimmt. Die Zugehörigkeit der Fenster zu einer Schallschutzklasse weisen die Hersteller über amtliche Prüfzeugnisse nach. Im Vergleich zu normalen Isolierfenstern sind etwa 50 bis 100 Euro Mehrkosten je nach Größe und gewünschtem Schalldämmmaß (1 qm, SSK IV) pro Fenster zu veranschlagen, um unter dem Dach auch bei nächtlichem Lärm aus der Kneipe ruhig weiterschlafen zu können.

Interview mit Dr. Jürgen Royar, Physiker

SELBST: Wie beeinflussen Tonhöhe (Frequenz) und Lautstärke (Schallpegel) die Lärmwahrnehmung?

Jürgen Royar: Die wahrgenommene Lautstärke eines Geräuschs bei gleichem Schallpegel hängt von der Frequenz ab. Unser Gehör ist bei unter schiedlichen Frequenzen unter schiedlich empfindlich. Die Unter schiede sind umso größer, je geringer der Pegel ist: Bei leisen Geräuschen hören wir die mittleren Frequenzen deutlich besser als tiefe oder hohe. Am besten hören wir zwischen 1000 und 5000 Hz. Mit zunehmen dem Pegel vermindern sich die Unterschiede.

SELBST: Welche Wärmedämmstoffe eignen sich prinzipiell für den Schallschutz?

Jürgen Royar: Dämmstoffe, die zum Schallschutz im Dach eingesetzt werden, wirken über ihr Schallschluckvermögen (Absorption). Sie müssen porös sein, damit der Schall in sie eindringen kann. Dann braucht es einen Strömungswider stand, damit der eingedrungene Schall durch Reibung in Wärme umgewandelt wird. Die bekanntesten Vertreter für Schallabsorptionsaufgaben sind Mineralwolldämmstoffe. Selbstverständlich können auch pflanz liche Materialien eingesetzt werden. Geschlossenzellige Schaumkunststoffe und Foamglas eignen sich nicht für Schall absorptions aufgaben.

SELBST: Beeinflusst die Lieferform (Matten, Schüttware) das Schalldämmmaß?

Jürgen Royar: Die Lieferform hat keinen generellen Einfluss auf die akustischen Eigenschaften. Maßgeblich bleiben Porosität und Strömungswiderstand.

Fotos: sidm / Archiv

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