Regalwand selber bauen

Wir schreiben leidenschaftlich gerne über Handwerker-Themen, doch dabei bleibt es natürlich nicht. Zu Hause greifen wir auch selber immer wieder zu Hammer und Säge und bauen unsere eigenen Heimwerker-Projekte.

Regalwand selber bauen
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Unser Redakteur hat in seiner Freizeit eine Regalwand gebaut, die exakt unter seine Treppe passen sollte. Sein privates Projekt hat er für Sie dokumentiert, sodass auch Sie in Zukunft diese Regalwand selber bauen können:

Zeit: 5 Arbeitstage (ohne Trockenzeit für Anstrich und Lasur) Kosten: 500 Euro (davon 400 Euro für Holz)
Herausforderung der Regalwand war, dass es unter der Treppe zum Obergeschoss eingepasst werden musste. Entsprechend war der Kauf eines Regals ausgeschlossen und ich musste die Regalwand selber bauen.

Mit einem am PC gezeichneten Modell ermittelte ich den Materialbedarf. Mit der Visualisierung konnte man sich das große Regal gut vorstellen. Aus den Prospekten der Baumärkte kannte ich alle Größe der Buche-Arbeitsplatten. Folgende Größen (in cm) kamen zum Einsatz: 240 x 60, 300 x 60 und 180 x 80. Die Maße der fertigen Wangen: 240 x 29,5 und die der Einlegeböden: 36,5/75 x 28,5.

Regalwand selber bauen: Vorarbeiten

Zuerst musste bestehende Wandfarbe (ocker-orange) wieder weiß gestrichen werden, weil die neue Regalwand keine Rückwand braucht.

Die Treppe mit ihrer typischen Stufenform bestimmte das Aussehen und die Platzierungen der Regalböden. Es sollte ja alles harmonisch zusammenpassen. Für die Planung fotografierte ich die Treppe, montierte sie am PC auf Millimeterpapier und zeichnete dazu im Maßstab 1:20 das Regal exakt auf. So hatten wir schnell eine Vorstellung, wie es mal aussehen könnte.

Aus dem Modell heraus erstellte ich ein Liste der Einzelstücke und versuchte diese auf die üblichen Maße für Buche-Arbeitsplatten zu übertragen. Daraus ergab sich ein Schnittmuster für drei verschiedene Arbeitsplattengrößen, die gerade im Baumarkt im Angebot waren. Die Berechnungen und Zuordnungen kontrollierte ich mehrmals, um vermeidbare Fehler zu minimieren und den Verschnitt gering zu halten.

Besuch im Baumarkt

Am nächsten Morgen war ich einer der ersten Käufer im Baumarkt. Und das war gut so, denn es gab gerade noch neun Buche-Arbeitsplatten. Der Mann beim Holzzuschnitt staunte nicht schlecht, als ich den voll beladenen Wagen zum Sägeraum schob. Aus den neun Platten sollten laut Schnittmuster nun 54 Einzelteile gesägt werden. Der kostenlose Zuschnitt dauerte über zwei Stunden. Weitere 3 Stunden brauchte ich für den Abtransport mit dem PKW und dem Hochschleppen der Holzteile bis in die zweite Etage. Die Großbaustelle war hiermit eröffnet, und meine Frau bekam den ersten "kleinen Schock". Es sollte aber nicht der letzte sein.

Jetzt mussten die Einzelteile irgendwie zusammenfinden. Für den Zusammenhalt sollten Exzenter-Verbinder verbaut werden. Dieser Möbelbeschlag eignet sich besonders gut für die Regalwand. Die Verbindung ist nicht sichtbar, standfest und immer wieder lösbar.

Wichtigste Werkzeuge: Wasserwaage, Holzwinkel und Zentimeter-Maßband

Das Gegenstück zum Exzenter ist der Einschraub-Träger. Das 5mm-Bohrloch ist mit einem Distanzholzstück stets mit der richtigen Tiefe gebohrt. Mit einem kleinen Akku-Minischrauber wurden die Einschraub-Träger in den Wangen fixiert. Die Unterseite der Einlegeböden sollte immer mit der Winkelspitze im Treppenbereich übereinstimmen. Genaues Messen und exaktes Anreißen mit dem Holzwinkel sind hier das A und O.

20-mm-Forstnerbohrer bestimmten nun einen halben Tag lang die Baugeräusche. Fast 200-mal musste der Forstnerbohrer ran. Mit eine Schablone aus starker Pappe hatte ich bei den Einlegeböden die Bohrlöcher markiert. Der Abstand zum Rand musste immer 9,5 mm betragen, der zur Seite jeweils 30 mm.

Im nächsten Schritt baute ich den Bodensockel mit der Bodenplatte. Während in Richtung Treppe alle Holzteile rechtwicklig abschlossen, ist die Wand zum Flur 105° versetzt gezogen. Alle hier abschließenden Teile mussten angepasst werden. Hier nutzte ich wieder eine Schablone, um Bodenplatte, Einlegeböden und Deckenabschluss im richtigen Winkel abzulängen.

Auch Sockel und Bodenplatte sind mit den Exzenter-Verbinder im nicht sichtbaren Bereich (Wandseite) fixiert. Für spätere Kabelführungen sind zur Wandseite Aussparungen vorgesehen. Hinter der ersten Regalwange liegt eine Steckdose. Um diese weiterhin nutzen zu können, habe ich mit einem Holzlochbohrer die entsprechende Stelle freigelegt. In die neue Dose ist eine Zweifachsteckdose eingepasst.

Tag der Wahrheit – der Probeaufbau

Bevor die Lasur zum Einsatz kommen konnte, habe ich die komplette Regalwand einmal zur Probe aufgebaut. Nun zeigte sich, wie gut ich alles vermessen und berechnet hatte oder wie gut der Zuschnitt war. Das Ergebnis war höchst erfreulich: Nur zwei Regalböden waren zu kurz. Diese konnte ich aus dem Verschnitt nachsägen. Ein Regalboden war zu lang und wurde gekürzt. Nach der Demontage folgte ein neuer Kraftakt. Alle Teile mussten mit 220er Schleifpapier und dem Exzenterschleifer geschliffen werden. Die sichtbare Kante von Wangen und Einlegeböden habe ich noch ein wenig abgerundet. Um den anfallenden Holzstaub größtenteils zu entfernen, habe ich den Schleifer mit einem Werkstattsauger verbunden. Alle im Wohnzimmer verbliebenen Möbel wurden mit einer Folie geschützt. Spätestens jetzt wussten meine Nachbarn, dass Heimwerken auch mal mit viel Baulärm verbunden sein kann.

Nach dem Anschleifen und kurzen Säubern der Oberflächen wurde fleißig Lack-Lasur (Aqua-Clou) dünn mit einem Naturhaarpinsel in Faserrichtung aufgetragen. Praxistipp: Bei Verbrauchsmaterial gibt es in den Baumärkten große Preisunterschiede. Wenn man sowieso häufiger im Baumarkt ist, lohnt ein Vergleich immer. Der Preisunterschied lag bei knapp 80%!

Die Bretter schichtete ich zum Trocknen übereinander. Die Einschraub-Träger dienten als Abstandhalter. Am nächsten Morgen habe ich mit einem leichten Zwischenschlieff (240er Schleifpapier) per Hand alle Oberflächen geglättet. Um Zeit zu sparen, kombinierte ich nun den Anstrich mit dem finalen Aufbau. So wuchs Segment für Segment das Regal zusammen.

Nach fünf Stunden waren alle Teile eingerastet und verschraubt. Das erste Projekt war somit fertig. Das Hefeweizen zum Feierabend hatte ich mir wirklich verdient. Innerhalb von 2 Wochen füllte sich die Regalwand mit Büchern aus dem Galeriezimmer.

Fotos: sidm / Archiv

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