Igelfutter selber machen: Tipps zur richtigen Futterzusammensetzung
Eigentlich findet der Igel im Garten ausreichend Futter. Nur in bestimmten (Not-)Situationen ist es daher sinnvoll, Igel zu füttern. Wann Sie Igel füttern dürfen und was dann auf den Speiseplan darf, lesen Sie hier.
Haben Sie einen Igel im Garten gesichtet, stellt sich immer zunächst die eine Frage: Soll ich den Igel füttern? Die meisten Leute meinen es gut und stellen den kleinen Tierchen reichlich Igelfutter zur Verfügung, doch das ist meist gar nicht notwendig und häufig sogar schädlich.
Wir erklären, wann Sie einen Igel füttern sollten und was auf den Speiseplan gehört und was nicht. Außerdem haben wir ein Rezept parat, wie man artgerechtes Igelfutter selber machen kann!
Igelfutter: Was frisst ein Igel?
Igel futtern bevorzugt Würmer, Tausendfüßler, Spinnen und jegliche Insekten, die ihnen vor die Schnauze kommen. In winzigen Mengen naschen sie auch an Früchten. Das ist jedoch eher eine Ausnahme, da sie die Kost nicht verwerten können, denn eigentlich ist der gesunde Igel ein reiner Fleischfresser.
Interessant: Igel fressen vor allem Kleinsttiere, die der Hobby-Gärtner oft als Schädling abtut – etwa Käfer, Larven, Schnecken oder Läuse. So trägt ein kleiner Igel zum ökologischen Gleichgewicht im Garten bei!
Womit kann man Igel füttern?
Ein gutes Igelfutter sollte sich an dem natürlichen Nahrungsspektrum der nachtaktiven Tiere orientieren und möglichst fett- und eiweißreich sein. Am besten geeignet sind:
- ungewürztes, ungesalzenes und leicht angebratenes Hackfleisch
- ungewürztes Rührei
- Katzenfutter ohne Zucker (nicht dauerhaft und ausschließlich!)
- Spezielles Igelfutter aus der Auffangstation für geschwächte, kranke Tiere
Praxistipp: Achten Sie außerdem darauf, dass das bereitgestellte Futter Zimmertemperatur hat, kaltes Fressen schadet dem Igel.
Achtung: Immer wieder liest man, man solle wenig Weizenkleie und Haferflocken unter das Igelfutter mischen, damit der Igel genügend Ballaststoffe zu sich nähme. Igelpfleger raten davon allerdings vehement ab. Igel dürfen kein Getreide fressen, es blockiert ihren Darm, sodass sie am Ende "mit vollem Bauch verhungern".
Wie viel frisst ein Igel?
Sie werden überrascht sein, wie viel sogar ein kleiner Igel am Tag verputzen kann. Zwar unterscheiden sich die benötigten Futtermengen je nach Größe und Gesundheitszustand des Tiers, doch 150 bis 200 Gramm sind keine Seltenheit! Vor dem Winterschlaf, sollte ein gesunder Igel mindestens 10 Gramm pro Tag zunehmen.
Aufgegriffene Jungtiere sollten ab einem Gewicht von 600 Gramm wieder an ihrem ursprünglichen Fundort freigelassen werden, erwachsene Tiere mit mindestens 1000 Gramm. Nimmt der unterernährte Igel gar nicht zu, ist es Zeit, mit dem kranken Igel einen Tierarzt aufzusuchen.
Was darf ich dem Igel nicht füttern?
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Igel auch gerne Früchte und Nüsse essen. Zwar verschmähen (ausgehungerte) Tiere das Essen nicht, wenn es ihnen als einzige Kost vorgesetzt wird, doch können sie die Nahrung nicht verwerten. Obst, Gemüse, Nüsse und Zucker haben daher auf dem Speiseplan nichts zu suchen.
Praxistipp: Einige Katzenfutter enthalten ebenfalls Zucker sowie Obst und Gemüse. Auch das im Handel angebotene Igelfutter ist oft kalorien- und kohlenhydratreich. Achten Sie daher beim Kauf auf die Inhaltsstoffe!
Auch wenn es zunächst wie eine gute Idee klingt, sollten Sie keine Insekten, Regenwürmer oder Mehlwürmer an Igel füttern. Sie zählen zwar zum natürlichen Nahrungsspektrum der Tiere, doch die industriell gezüchteten Insekten könnten Krankheiten übertragen, was dem abgemagerten Igel noch mehr zusetzen würde.
Übrigens: Milch ist ebenfalls tabu! Igel sind Laktose-intolerant und bekommen von jeglicher Milch Durchfall, an dem sie sogar sterben können. Jegliche Milchprodukte sind falsch verstandene Tierliebe!
Igelfutter selber machen
Sie wollen Igelfutter selbst machen und nicht einfach Dosenfutter für Katzen oder das fertig angemischte Igeltrockenfutter verfüttern? Dann sorgen die folgenden Igelfutter-Rezepte für mehr Abwechslung auf dem Speiseplan der stacheligen Gartenbewohner:
Rezept für selbst gemachtes Igelfutter
Die Rezepte für Igelfutter haben wir auf den Bedarf eines gesunden, ausgewachsenen Igels ausgelegt. Da Igeln nur eine Mahlzeit pro Tag angeboten werden sollte, beziehen sich die Mengenangaben immer auf die komplette Tagesration – das macht die Zubereitung des Igelfutters noch einfacher!
- Igelfutter-Rezept 01: 1 Rührei (60 g) in Maiskeimöl anbraten und mit 2 Esslöffeln Igeltrockenfutter anreichern
- Igelfutter-Rezept 02: 60 g Rinderhackfleisch in Leinöl anbraten, anschließend 1 Esslöffel Weizenkleie unterheben
- Igelfutter-Rezept 03: Rinderhackfleisch (etwa 30 g) in Öl anbraten, 1 gekochtes Ei hineinbröseln und unterheben – alles mit lauwarmem Wasser verrühren
- Igelfutter-Rezept 04: 100 g ungewürztes gekochtes Geflügelfleisch mit 2 Esslöffeln Haferschmelzflocken mischen und 1 Teelöffel Rapsöl zugeben
- Igelfutter-Rezept 05: 1-2 Hühnereier und etwas Wasser verrühren und als ungewürztes Omelette in Pflanzenöl ausbraten. Vor dem Servieren etwas abkühlen lassen!
Mit diesen Anleitungen lässt sich ganz leicht artgerechtes Igelfutter selbst herstellen – günstig und optimal auf die Bedürfnisse des Igels kurz vor dem Winterschlaf ausgerichtet!
Darf Igelfutter Haferflocken oder Gemüse enthalten? Ja, aber nicht zu viel! Wir haben bei Igelschutz-Stationen nachgefragt, was dort an die abgegebenen oder aufgegriffene Igel verfüttert wird:
- Igelfutter-Rezept der Arbeitsgruppe Igelschutz Dortmund e.V.: Hähnchenfleisch ca. 1500g (kein Huhn, es ist zu fettig), 1 kg Möhren, 200g Hunde-Gemüseflocken (z.B. Multifit), 2 Esslöffel Futterkalk
- Igelfutter-Rezept der Aktion Tier Igelzentrum Niedersachsen: 400 g Katzendosenfutter, 100 g weiche Haferflocken oder 100 g Igeltrockenfutter, 3 Esslöffel Speiseöl, 50 ml Wasser
Weitere Tipps der Igelschützer zum idealen Igelfutter: Bitte KEINE Milch(-Produkte) an Igel verfüttern! Auch teures Spezial-Igelfutter (für Exoten) aus dem Tierhandel ist für heimische Braunbrustigel unverbaulich. Übrigens: Das Katzenfutter, das oft als Basis für selbst gemachtes Igelfutter genutzt wird, sollte immer Dosen-Nassfutter sein (kein Trockenfutter! Kein Futter mit Gemüse-Beimischungen!). Für die Zubereitung eignet sich am besten ein Kartoffelstampfer, mit dem alle Zutaten zu einem groben aber homogenen Mus verarbeiten.
Tipp: Igeltrockenfutter selber machen
Wenn schon Igelfutter, dann Nassfutter zufüttern, wie oben in den Rezepten empfohlen. Trockenfutter ist für Igel nur bedingt geeignet, das Igeltrockenfutter meist zu große Beimengungen an Füllstoffen und Bindemitteln (getrocknetem Gemüse und Obst, Rosinen, Nüsse oder gar Honig) enthält, die der nicht zum natürlichen Nahrungsangebot von Igeln zählen. Vor allem mangelt es fertig gemischtem Igeltrockenfutter an Proteinen – etwa in Form von (getrockneten, besser wären frische!) Mehlwürmern, Larven, Käfern und Insekten sowie Eiern – denn diese Zutaten machen das Igeltrockenfutter teuer!
Igel füttern – was beachten?
Was gilt es zu beachten, will man die Igel im Garten füttern, damit sie ausreichend Speck für ihren Winterschlaf ansetzen? Die folgenden Absätze beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Igel-Fütterung.
Neben ausreichend Nahrung ist auch das richtige Winterquartier für Igel zum Überwintern wichtig. Das Video zeigt, was neben wärmendem Laub noch dazu gehört, damit der Igel gut durch den Winter kommt:
Wie lange Igel füttern vor dem Winterschlaf?
Wenn Sie wissen, dass Igel in Ihrem Garten leben und dort nicht genug Nahrung finden, sollten Sie frühzeitig mit Beginn der kalten Jahreszeit im Oktober die Zufütterung beginnen.
Wenn der Igel nach einiger Zeit (Tagen, Wochen) nicht mehr zur Futterstelle kommt, können Sie die Fütterung einstellen.
Wie kann ich Igel füttern?
Stellen Sie das Igelfutter am frühen Abend bereit, denn in der Dämmerung begeben sich Igel auf die Suche nach Futter. Das Futter sollte auf einer flachen Schale und in einer Portion (nicht aufgeteilt) angeboten werden. Zudem sollte das Igelfutter immer Zimmertemperatur haben. Reinigen Sie die Futterschale vor jeder Fütterung!
Tipp: Über eine Schale frisches Wasser zu trinken freuen sich alle Igel – nicht nur geschwächte Tiere.
Wie oft sollte man Igel füttern?
Wenn sich ein Igel im Herbst regelmäßig auf Ihrem Rasen zeigt, ist das ein Anzeichen dafür, dass er bei der Nahrungssuche in Ihrem Garten nicht so recht fündig wird. Damit sich der hungrige Igel noch ausreichend Winterspeck für seinen Winterschlaf anfressen kann, sollten Sie ihm regelmäßig Futter anbieten, ehe der Frost das Tier in seinem Igelnest einschließt.
Stellen Sie das Igelfutter täglich – stets zur selben Zeit am gleichen Ort – im Garten auf, damit der Igel es verlässlich findet.
Wann ist die Igelfütterung angezeigt?
Igel jagen ihr Essen selbst. Zusätzliche Futterangebote vom Menschen sind in naturnahen Gärten mit gesunder Artenvielfalt unnötig. Das Zufüttern ist eigentlich nur nötig, wenn der Boden gefroren ist und Igel von sich aus kein Fressen mehr im Garten finden können. Laufen dann noch Igel im Garten herum – statt bereits im Igelnest Winterschlaf zu halten – drohen die Tiere zu Verhungern. Dann ist es sinnvoll, Igel zu füttern.
Wollen Sie den Igeln ganzjährig helfen, ist es sinnvoller, den kargen Hof in einen igelfreundlichen Garten umzugestalten. Wie das funktioniert, lesen Sie im oben verlinkten Artikel.
Wann sollte man Igel füttern?
In der Regel gibt es drei Anlässe, wann Sie Igel füttern dürfen und sollen:
- Vor dem Winterschlaf: Wird es zu früh zu kalt oder die Igelweibchen bekommen zu spät im Jahr noch Junge, sind sowohl Mutter als auch junge Igel zu mager für den Winterschlaf. Beiden können Sie helfen, indem Sie nach Kälteanbruch etwas Futter zur Verfügung stellen. Allerdings nur, bis der Igel genug Fettreserven für den Winterschlaf hat (Igeljunge: 600 Gramm, erwachsene Igel: 1000 Gramm).
- Kranke/verletzte Tiere: Ist ein Igel verletzt oder krank, hilft es manchmal schon, ihm bis Anfang November ein wenig Futter zur Verfügung zu stellen, bis sich der geschwächte Igel wieder erholt hat. Im schlimmsten Fall muss das Tier jedoch zu einem Tierarzt und in Ihrer Obhut bleiben, bis der verletzte Igel wieder völlig gesund ist.
- Nach dem Winterschlaf: Wird es früh warm oder ist das Wetter unbeständig, findet der Igel häufig noch nicht genügend natürliche Nahrung. Insbesondere wenn es an einigen Tagen noch friert, sollten Sie daher zufüttern. Beginnen Sie mit kleinen Portionen und füttern sie so lange, bis die Temperaturen konstant über 10 °C liegen.
Wann darf ich den Igel nicht mehr füttern?
Igel sind unter Schutz stehende Wildtiere und müssen nicht ganzjährig gefüttert werden. In naturnahen Gärten finden sie meist genug Futter, um über die Runden und – viel wichtiger – über den Winter zu kommen.
Dennoch herrscht in vielen modernen Gärten mittlerweile aufgrund von exotischen Pflanzen und chemischen Mitteln aller Art eine akute Futterknappheit. Die Lösung kann hier jedoch nicht sein, den Igel per Hand zu füttern. Das macht die Igel nur träge und lockt zudem Katzen, Marder und andere Tiere an. Im schlimmsten Fall übertragen die Igel an den Futterstellen Krankheiten an ihre Artgenossen.
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