Igel gefunden: Was tun?
Ab September ist es wieder so weit: Dann häufen sich im Internet wieder die Suchanfragen und die Telefone von NABU & Co. glühen. Alle plagt dabei die gleiche Frage: „Ich habe einen kleinen Igel gefunden: Was nun?“. Hier finden Sie Tipps, wie Sie schwache und kranke Igel aufpäppeln.
Sie haben in Ihrem Garten einen Igel gefunden und wissen nicht, was jetzt zu tun ist? Meist gar nichts! Igel dürfen laut Naturschutzgesetz nur aus der Natur genommen werden, wenn es für deren Überleben unerlässlich ist. Wenn Sie einen Igel im Garten gefunden haben, stellen Sie also sicher, dass der Igel mindestens eines der folgenden Merkmale aufweist, bevor Sie Ihn retten.
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Was mache ich mit einem gefundenen Igel?
Zuerst einmal sollten Sie einen gefundenen Igel sichern – etwa in einen hohen Eimer setzen, aus dem er nicht fliehen kann. Denn auch, wenn der Igel geschwächt ist, er wird zu fliehen versuchen und sich im Garten verkriechen, wenn Sie ihn nicht daran hindern. Unterernährt und ausgekühlt bedeutet die Flucht aber meist den sicheren Tod für den Igel.
Danach prüfen Sie, ob der Igel unterkühlt ist. Sitzt der Igel auf Ihrer Handfläche und sein Bauch ist kühler als Ihre eigene Hand, ist schnelle Hilfe gefragt! Wie Sie einen unterkühlten Igel vorsichtig aufwärmen, erfahren Sie im Absatz „1. Hilfe für gefundene Igel“ weiter unten.
Entscheiden Sie dann, ob Sie den Igel selbst wieder aufpäppeln wollen (und können) – oder ob er in einer Igel-Auffangstation nicht besser untergebracht wäre. Nehmen Sie dann zügig über die lokale Igel-Hilfe-Hotline Kontakt mit den ehrenamtlichen Helfern auf. Haben Sie Zweifel, was mit dem gefundenen Igel zu tun ist, konsultieren Sie einen Tierarzt.
Igel gefunden im September: Was tun?
Wenn ein Igel im September im Garten gefunden wird, ist das meist ein gutes (=normales) Zeichen. Zu dieser Zeit sucht der Igel ein passendes Winterquartier. Mit dem Bau eines Igelnestes können Sie den Igel bei der Quartiersuche unterstützen und in den Garten locken. Praxistipp: Noch ist Zeit, dem Igel durch gezieltes Zufüttern zu helfen, sich ausreichend Winterspeck für die bevorstehende lange Ruhezeit anzufressen.
,Viel Hilfe braucht ein erwachsener Igel nicht – nur einen Ruheplatz für den Winter., ,Foto: kulikovskaia/Welzhofer
Igel gefunden im Oktober: Was tun?
Wird ein Igel im Oktober gefunden – oder sogar noch später im Jahr im Garten gesichtet – ist meist ein Eingreifen erforderlich: Seine Runden durch den Garten dreht der Igel, weil er hungrig ist. Doch bei der Futtersuche zu dieser Jahreszeit findet der stachelige Gartenbewohner nicht mehr ausreichend Nahrung, um sich genug Fett für die Winterruhe anzufressen.
Weil bereits Frostnächte drohen, ist es besser, den Igel in ein frostfreies Winterquartier zu bringen (etwa im Keller oder der Garage) und ihn dort so lange zu füttern , bis er mindestens 600 Gramm wiegt. „Vollgefressen“ zieht er sich dann selbst zur Winterruhe zurück und sollte über den Winter nichtmehr gestört werden.
Igel gefunden im Februar: Was tun?
Wenn der Igel Mitten im Winter (also Dezember bis Ende Februar) im Garten gefunden wird, ist das ein absolutes Alarmsignal! Der Igel ist (vermutlich vor Hunger) vorzeitig aus seiner Winterruhe aufgewacht und sucht nun verzweifelt nach Nahrung. Bei den Touren durch den Garten kühlt der Igel zusätzlich aus, weil keine dicke Schicht Winterspeck das Tier schützt. Jetzt heißt es schnell und entschlossen zu handeln: Igel auflesen, aufwärmen und aufpäppeln – wie das geht, erfahren Sie im kommenden Abschnitt.
Wann braucht ein Igel Hilfe?
Wenn Sie einen Igel nur kurz über den Rasen huschen sehen, ist meist alles in Ordnung und das Tier braucht keine Hilfe. Wenn der Igel aber eines der folgenden Symptome oder Verhaltensmuster zeigt, sollten Sie genauer hinschauen, ob der Igel in Not ist und Hilfe braucht:
- Der Igel ist sichtbar verletzt: Der Igel humpelt oder hat eine Wunde.
- Der Igel ist krank: Er ist sichtbar von Parasiten (Fliegen-Eier, Flöhe, Maden, Zecken, Pilze) befallen.
- Der Igel ist schwach und abgemagert: Er torkelt, liegt apathisch herum, ist deutlich unterernährt oder begibt sich am helllichten Tag auf Futtersuche.
- Der Igel ist eindeutig verwaist: Der Baby-Igel kann seine Augen noch nicht öffnen, läuft aber tagsüber draußen herum.
- Der Igel ist zu leicht: Er ist im November noch deutlich leichter als 500 Gramm. Je später im Jahr Sie ihn finden, desto schneller benötigt er Hilfe.
- Der Igel läuft bei Schnee und Eis herum: Wacht ein Igel aus dem Winterschlaf auf oder hat er vor Wintereinbruch nicht genügend Fettreserven angefressen, benötigt er Hilfe.
Übrigens: Wann Igel Winterschlaf halten, wird nicht durch den Kalender bestimmt, sondern durch das Wetter. Erst wenn die Temperaturen dauerhaft unter 6 °C fallen, halten die Igel Winterschlaf. In „normalen“ Jahren begeben sich die Igel daher spätestens Anfang November in den Tiefschlaf. Ist der Winter sehr mild, kann es jedoch auch sein, dass Sie sogar im Dezember noch Igel herumstreifen sehen.
Das Video zeigt, was Sie tun können, damit der Igel im Garten sicher überwintern kann:
Woran erkenne ich einen unterernährten Igel?
Neben dem atypischen Verhalten (ruheloses Herumwandern am Tag, ziellose Laufwege, „torkeliger“ Gang oder apathisches Herumstehen mitten auf dem Rasen, der Igel rollt sich nicht mehr ein) erkennen Sie hilfsbedürftige Igel vor allem an ihrem erkennbar abgemagerten Körper.
Unterernährte Igel haben eingefallene Flanken und eine deutliche „Hunger-Kuhle“ hinter den Ohren (am Nacken zwischen Kopf und Rumpf). Liegt der Igel eingerollt auf dem Rücken hat ein gesunder, satter Igel eine runde Apfelform. Der unterernährte Igel hat eher die Kontur einer Birne (breiter Kopf = breites Birnenende und schmaler Po = Stielansatz der Birne)!
Praxistipp: Eine tolle Hilfe ist diese Grafik des LVB – sie erleichtert die Entscheidung, ob Igel Hilfe brauchen anhand anschaulicher Pfeildiagramme.
1. Hilfe für gefundene Igel
Haben Sie einen verletzten oder unterkühlten Igel gefunden, gilt es folgende Schritte zu beachten, wenn Sie kranke Igel aufpäppeln wollen:
- Aufwärmen: Unterkühlte Tiere können auch von einem Tierarzt nicht richtig behandelt werden. Legen Sie ihn auf eine lauwarme Wärmflasche, die in einem Handtuch eingewickelt ist, und decken Sie ihn zu. Ein Tier ist unterkühlt, wenn sein Bauch sich kälter anfühlt als Ihre Handfläche.
- Parasiten entfernen: Damit der Igel sich gut erholen kann, müssen Parasiten entfernt werden. Keine Angst: Parasiten, die Igel befallen, haben – bis auf einige Zeckenarten – kein Interesse am Menschen.
- Füttern: Igel sind reine Fleischfresser und vertragen weder Obst noch Gemüse – auch Milch ist gefährlich. Katzenfutter (natürlich ohne Obst, Gemüse und Zucker) ist für die Erstversorgung gut geeignet. Zur Not tut es jedoch auch leicht angebratenes – nicht gewürztes! – Hackfleisch. Verträglicher und leichter zu fressen ist für einen geschwächten Igel ein ungewürztes Rührei!
Praxistipp: Achten Sie auch bei speziellen Igelfuttern auf die Inhaltsstoffe! Sie sollten idealerweise nur aus Fleisch bestehen und keinesfalls Obst, Gemüse, Zucker oder Bäckereinebenerzeugnisse enthalten. - Tierarzt: Ist der Igel aufgewärmt und hat etwas zu Essen und Trinken bekommen, geht es ab zur Igelnothilfe. Gibt es keine in Ihrer Nähe, telefonieren Sie die örtlichen Tierärzte ab und fragen Sie nach, ob diese Erfahrung mit Igeln haben.
Wichtig: Ziel der Igelrettung ist es immer, den Igel so schnell wie möglich wieder dort auszusetzen, wo man ihn eingefangen hat. Gibt es keine zwingenden Gründe, dass das Tier beim Menschen überwintert, ist es auch bei Jungtieren besser, diese so schnell wie möglich auszusetzen. Voraussetzung ist, dass der Igel gesund ist, ein entsprechendes Gewicht von mindestens 500 – besser 600 bis 700 – Gramm erreicht hat und es draußen noch nicht friert.
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