Igel im Winterschlaf

Ab Mitte Oktober beginnen Igel damit, ihr Winterlager zu bauen. Denn nun sinken die Temperaturen spürbar und das Nahrungsangebot wird knapp. Winterschlaf hält ein Igel nämlich, um Energie zu sparen!

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Entscheidend für den Winterschlaf der Igel ist die Außentemperatur: Bei Werten unter 6 °C drosselt der Igel seine Körperfunktionen auf ein Minimum – er rollt sich zu einer stacheligen Kugel zusammen und senkt seine Körpertemperatur drastisch, ebenso Herz- und Atemfrequenz.

Die Körpertemperatur passt sich in dieser Zeit der Umgebungstemperatur an. Wärme wird nur produziert, um eine Temperatur über dem Gefrierpunkt zu halten. Mit dem zuvor angefressenen Speck übersteht der Igel seinen Winterschlaf ganz gut. Wenn er nicht gestört wird, kann dieser bis zu sechs Monate dauern.

Warum halten Igel Winterschlaf?

Igel halten Winterschlaf, um die kalte Jahreszeit zu überleben: Denn selbst in milden Wintern ist das Nahrungsangebot knapp – es gibt schlicht zu wenig Käfer und Würmer zum Fressen. Würde der Igel keinen Winterschlaf halten, würde er verhungern. Diese tiefe Form der Winterruhe ist eine faszinierende Überlebensstrategie, mit dem das Tier auf die durch die extreme Witterung bedingte Nahrungsknappheit reagiert: denn wer schläft, hungert nicht!

Während andere Tiere in den warmen Süden fliehen (etwa Zugvögel), oder vorsorglich Futter verstecken (Eichhörnchen), frisst sich der Igel – wie andere Winterschläfer auch – rechtzeitig ein dickes Fettpolster an verschläft die futterlose, kalte Jahreszeit einfach, bis ihn die ersten wärmenden Strahlen der Frühlingssonne wieder aus dem Winterschlaf wecken.

Warum verbrauchen Igel im Winterschlaf so wenig Energie?

Beim Überwintern laufen alle Lebensfunktionen des Igels auf Sparflamme. So drosselt der Winterschläfer seinen Stoffwechsel auf nur knapp zwei Prozent seines normalen Grundumsatzes! Wie schafft der Igel es, seinen Energiebedarf so massiv zu senken?

  • Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt rollt sich der Igel ein. Die Kugel hat ein ideales Verhältnis aus Oberfläche zu Volumen – das schützt ihn vor zu schnellem Auskühlen.
  • Langsam sinkt die Körpertemperatur des Igels auf etwa 3-5 Grad Celsius – die überlebenswichtigen inneren Organe funktionieren sogar bei dieser Kälte!
  • Parallel dazu schlägt auch das Herz seltener, der Puls wird langsamer.
  • Auch die Atemfrequenz sinkt auf ein absolutes Minimum.
  • Der Stoffwechsel ist so stark heruntergefahren, dass nur noch wenig Energie (aus dem gespeicherten Unterhautfett) benötigt wird, um sein Überleben sicherzustellen.

In diesem Winterschlaf-Modus verbraucht der Igel extrem wenig Energie und kann so die kalten Monate ohne Nahrungsaufnahme überstehen.

Wie oft atmet ein Igel im Winterschlaf?

Die Senkung der Vitalwerte bei Winterschläfern ist enorm: Im Winterschlaf atmet der Igel nur noch ein bis zwei Mal pro Minute – normal sind etwa 40-50 Atemzüge pro Minute! Entsprechend langsamer schlägt das Herz: Statt 200-mal pumpt es nur noch knapp fünf Mal pro Minute Blut durch den kalten Körper. Denn auch die Körpertemperatur ist von 36 Grad auf ein bis acht Grad Celsius gesunken.

Praxistipp: Man hat errechnet, dass der Igel im Winterschlaf nur ein Zehntel seines normalen Tagesenergiebedarfs verbraucht!

Wann machen Igel Winterschlaf?

Wenn das Nahrungsangebot so weit sinkt, dass der Igel nicht mehr genügend Energie produzieren kann, um seine Körpertemperatur aufrecht zu halten, sinkt er in den Winterschlaf. Üblicherweise schlafen ausgewachsene Igel zwischen November und Ende Februar, regionale klimatische Unterschiede können die Start- und Endzeitpunkte leicht verschieben. Ausschau nach einem geeigneten Winterquartier halten die stacheligen Gartenbewohner, wenn der Boden dauerhaft gefroren ist (anhaltende Temperaturen um die null Grad), denn dann findet der Igel wegen der Kälte keine Nahrung.

Igel im Winterschlaf
Foto: Foto: Erika Hartmann / pixelio.de

Der Beginn des Winterschlafs hängt einerseits von der Umgebungstemperatur, aber auch vom Gewicht ab. Kräftige männliche Igel suchen sich bereits Anfang Oktober ein Platz für den Winterschlaf. Es folgen im Laufe des Monats die Weibchen, die noch ein paar Wochen mehr brauchen, um sich das bei Schwangerschaft und Geburt verbrauchte Gewicht anzufressen.
Zuletzt legen sich die Jungtiere schlafen. Es ist nicht ungewöhnlich, junge Igel noch mitten im November umherwandern zu sehen. Sie benötigen schließlich mindestens ein halbes Kilo Körpergewicht, um die Zeit bis zum nächsten Frühjahr zu überstehen. Am Ende des Schlafs hat ein erwachsener Igel rund 30 % seines Körpergewichts verloren.

Wie lange hält ein Igel Winterschlaf?

Im Durchschnitt dauert sein Winterschlaf fünf bis sechs Monate. Es kommt auch vor, dass Igel kurzzeitig aus ihrem Winterschlaf aufwachen (etwa um die Position zu wechseln oder für Ausscheidungen). Solche Unterbrechungen sind aber selten und die Igel erwachen nur halb aus dem tiefen Winterschlaf, verlassen dabei das Nest nicht und schlafen bald wieder ein.

Wie erkennt man, ob der Igel Winterschlaf hält oder tot ist?

Die Unterscheidung ist ganz einfach: Schlafende Igel sind eingerollt, tote haben keine Körperspannung und liegen demnach ausgestreckt und flach auf dem Rücken. Auch die Stachel "hängen schlaff herunter".

Wann erwachen Igel aus dem Winterschlaf?

Klettern die Außentemperaturen im Frühling wieder konstant über zehn Grad Celsius, erwacht der Igel aus seiner tiefen Winterruhe. Bei der sogenannten Wärmebildung werden die letzten Fettreserven aufgebraucht, um den kalten Körper wieder auf ein normales Niveau aufzuwärmen. Bei diesem Vorgang, der mehrere Stunden dauert, zittert der eingerollte Igel sichtbar am ganzen Leib. Erst ab einer Körpertemperatur von über 30 Grad kann der Igel wieder erste tollpatschige Schritte unternehmen. Die Männchen erwachen in der Regel paar Wochen eher als die Weibchen.

Was passiert, wenn Igel geweckt werden und den Winterschlaf unterbrechen müssen?

Werden Igel aber aus ihrem Winterquartier aufgescheucht, müssen sie abrupt ihren Kreislauf hochfahren, das kostet viel Energie. Die Fettreserven werden unerwartet stark aufgezehrt. Außerdem ist ein überraschend aus dem Winterschlaf gerissener Igel nicht so flink wie sonst und damit leichte Beute für Raubtiere. Beide Faktoren erhöhen das Risiko, dass ein aufgeweckter Igel den Winter nicht überlebt.

Steigt die Temperatur kurzzeitig über 6 °C an, erwacht der Igel ebenfalls. Da selbst ein igelfreundlicher Garten in dieser Zeit noch kein Futter bereithält, ist es dann sinnvoll, ihn mit speziellen Trockenfutter zu füttern.
Praxistipp: Igel sind unter Schutz stehende Wildtiere, nur kranke Igel dürfen zeitweise in menschliche Obhut genommen werden. Ist ein verletzter Igel wieder gesund, sollte er schnell wieder in die Freiheit entlassen werden!

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Der Winterschlaf ist für Igel überlebenswichtig. Es ist daher besonders wichtig, dass Sie ihm diese Ruhe gönnen. Ein kurzfristiges, vorzeitiges Aufwachen ist nicht ungewöhnlich, aber jedes Erwachen kostet ihm extra Energie und kann daher potenziell über Leben und Tod entscheiden. Schichten Sie daher im Winter kein Laub oder Kompost um und stören Sie die Igel in den Igelhäusern nicht.

Wie bereiten sich Igel auf den Winterschlaf vor?

Wird die Nahrungssuche im Garten schwieriger und sinken die Temperaturen, beginnt der Igel damit, sich auf den Winterschlaf vorzubereiten: Winterspeck anfressen und ein passendes Igelnest finden sind dann seine „größten Sorgen“.

Was fressen Igel vor dem Winterschlaf?

Igel sind Fleischfresser: Bei der Futtersuche stehen Schnecken, Regenwürmer, Kellerasseln, Tausendfüßler, Ameisen und andere Insekten ganz oben auf seinem Speiseplan. Die eiweiß-betonte Kost hilft dem Insektenfresser, Kraftreserven für den Winterschlaf anzulegen.

Wo hält der Igel Winterschlaf?

Überall, wo er in seinem Lebensraum Schutz vor Kälte und Nässe findet – solche Orte werden in unseren Gärten aber leider immer seltener! In Erdmulden, Hohlräume in Trockensteinmauern oder Totholzhecken, unter umgestürzten Bäumen und Reisighaufen zieht sich der Igel für den Winterschlaf zurück.

Damit Igel in Ruhe Winterschlaf halten können, ist ein ungestörter Schlafplatz besonders wichtig. Doch ein einfacher Laubhaufen ist meist kein gutes Winterquartier für Igel. Besser, Sie stellen in einer geschützten Ecke des Gartens selbstgebautes katzensicheres Igelhaus auf. Worauf Sie beim Bau eines Igelhauses achten müssen, erfahren Sie hier:

Igel senken Körpertemperatur für Winterschlaf

Wenn Igel Winterschlaf halten ist die Temperatur das Maß aller Dinge – sowohl die Umgebungstemperatur als auch die Körpertemperatur der Igel im Winterschlaf selbst.

Ab welcher Temperatur halten Igel Winterschlaf? Bereits bei Umgebungstemperaturen von dauerhaft unter 17 °C legen sich überwinterungsbereite Igel (d. h. gesunde, vollgefressene Igel mit geeignetem Winterquartier) schlafen. Unter 15 °C setzten Igel keinen Winterspeck mehr an, die Gewichtszunahme für den Winterschlaf stoppt bei dieser Temperatur. Bis zu Lufttemperaturen im Igelhaus bzw. natürlichen Unterschlupf von etwa 14,5 °C befinden sich die Tiere noch in einem halbwachen Zustand. Erst ab niedrigeren Außentemperaturen bis etwa 5 °C stellt der Igel seinen Organismus auf Sparflamme: Seine eigene Körpertemperatur sinkt nun deutlich, bleibt aber gut ein Grad über der Lufttemperatur.

Mit welcher Körpertemperatur überwintern Igel? So lange noch deutliche Plus-Grade herrschen, reguliert der Igel seine Körpertemperatur selbstständig zwischen etwa 33,5 und 35,5 °C. Fällt die Temperatur deutlich ab, verlangsamt sich der Stoffwechsel des Igels auf ein Minimum, die eigene Regulierung der Körpertemperatur setzt nahezu aus. So liegt die Körpertemperatur des Igels im Winterschlaf in der Regel gerade einmal ein Grad über der Umgebungstemperatur.
Aber: Erfreien kann der Igel eigemtlich nicht, selbst wenn seine Körpertemperatur nur bei knapp 6 °C liegt. Nur wenn der Igel vorerkrankt oder unterernährt ist, droht ihm Gefahr durch niedrige Temperaturen. Ist das Igelnest nur unzureichend gedämmt oder wird der Igel während des Winterschlafs nass, droht dem Tier allerdings der Kältetod!

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