Wie Sie Holzfehler erkennen und beseitigen
Wenn Sie Holz kaufen, sollten Sie bereits vor dem Kauf kontrollieren, dass keine Holzfehler in der Ware sind: Von Astlöchern bis Harzgallen sin die möglichen Holzfehler mannigfaltig – bei einem Naturprodukt keine Seltenheit. Die diversen Mängel am Holz sind nicht dem Werkstoff Holz anzukreiden, sondern den Menschen, die den Rohstoff zu Leisten, Bohlen und Brettern verarbeiten.
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Hier erfahren Sie, wie Sie die gängisten Holzfehler erkennen und was man gegen unbemerkt eingekaufte Holzmängel unternehmen kann.
Holzfehler: Fehler in der Holzstruktur / Äste
- Ein bedeutenderes Ärgernis sind Äste im Holz. Äste sind zum einen unschön, will man nicht eine besonders rustikale Optik erzielen. Zum anderen schwächen sie das Holz, lassen sich schlecht lackieren, und nicht fest eingewachsene Äste neigen dazu, irgendwann herauszufallen. Das Resultat ist dann z. B. ein Loch mitten in der Platte des Esstischs.
Auf keinen Fall sollten Sie starke Astigkeit bei belasteten Konstruktionshölzern hinnehmen. Hier ist die Tragfähigkeit beeinträchtigt, was zu gravierenden statischen Problemen etwa bei Wintergärten oder Carports führen kann. Bei anderen Holzprodukten ist von Fall zu Fall zu entscheiden. Leisten und Latten können durch Äste so im Querschnitt geschwächt werden, dass sie unbrauchbar sind. Und auch wenn sich ein Ast als rein optischer Fehler darstellt, der behoben werden kann (siehe Praxistipp), macht die Beseitigung doch Arbeit, und man sollte sich gut überlegen, ob dies durch einen günstigen Kaufpreis wirklich wettgemacht wird.
Übrigens sind auch Überraschungen nicht selten im Preis inbegriffen. Ein Leimholz, das auf der Vorderseite noch eine recht unauffällige Aststelle zu tragen scheint, weist auf der Rückseite nicht selten einen deutlich eindrucksvolleren verharzten und kraterförmig ausgebrochenen Astdurchgang auf. Sehen Sie sich das Holz im Geschäft deswegen immer von allen Seiten an. Was auf den ersten Blick nach einem bloßen Schönheitsfehler aussieht, kann sich auf den zweiten als Arbeitserschwernis ersten Ranges entpuppen. Hier heißt es im eigenen Interesse gut auswählen – hat der Lieferant die Sortierung nicht ernst genommen, sollten Sie das eben tun.
Praxistipp: Äste ausbohren und auffüllen
Nicht immer bekommt man vollkommen astfreies Holz – oder man nimmt einige wenige Äste wegen des günstigen Preises in Kauf. Mit den störenenden Strukturfehlern müssen Sie sich jedoch nicht abfinden. In den Baumärkten erhalten Sie Querholzdübel in verschiedenen Holzarten, die im Durchmesser gängigen Bohrerformaten entsprechen. So können Sie Äste mit einem Forstnerbohrer herausschneiden und an dieser Stelle einen passenden Holzdübel einleimen. Durch diese schnell zu erledigende Maßnahme ist das Objekt dann so stabil und so gut zu lackieren wie astfreie Ware.
Holzfehler: Harzgallen, Markröhren, Trockenrisse
Ebenso offensichtliche Fehler wie Äste sind Harzgallen. Bei Nadelhölzern sammelt sich Baumharz in Hohlräumen, das dann beim Aufschneiden als Fleck oder als harzgefüllte Vertiefung zu Tage tritt.
- Harzgallen verhindern jede Oberflächenbehandlung, verschmutzen das Werkzeug und bei der Benutzung des Holzes in Wohnbereichen auch die Umgebung. Bei Konstruktionshölzern können sie in Kauf genommen werden, bei dekorativen Anwendungen oder im Möbelbau muss man sie ausschneiden. Wie auch immer: Für eine sorgfältige Sortierung sprechen Harzgallen sicher nicht.
- Eher selten, aber auch zu finden sind Markröhren. Sie treten am häufigsten bei Fichte/Tanne auf und sind als sehr weiche, dunkle Stränge genau im Zentrum der Jahresringe zu erkennen. Falls möglich, schneidet man sie ab. Benötigt man den kompletten Querschnitt des Holzes, sollte man Exemplare mit Markröhre auf keinen Fall kaufen.
- Als Fehler in der Holzstruktur sind schließlich noch Trocknungsrisse anzutreffen. Leisten und Latten werden dadurch unbrauchbar. Rissige Konstruktionshölzer sind zuweilen noch zu gebrauchen. Im Zweifel eher nicht kaufen.
Holzfehler: Oberflächenfehler
- Gerade bei preiswerten Latten, Leisten, Balken und Brettern finden sich nicht selten runde Kanten oder Rindenreste am Holz. Hier spricht man von der Waldkante. Offenbar wurde der Stamm beim Aufschneiden bis zum letzten Rest genutzt, und in der Sortierung hat man beide Augen zugedrückt. Bei sehr günstigen Angeboten kann man dies hinnehmen, wenn man den erhöhten Arbeitsaufwand nicht scheut. Oder man nimmt das Sortieren wieder selbst in die Hand und sucht sich die schönsten Stücke heraus.
- Bei Konstruktionshölzern oder sägerauen Latten ist eine Waldkante meist ein reiner Schönheitsfehler. Ähnlich wie eine zu raue Oberfläche bei Hobelware. Das zeugt von Schlamperei bei der Bearbeitung und ist nur bei sehr günstigem Preis akzeptabel.
- Ebenfalls unschön, aber hinnehmbar sind Harzflecken und Bläue (eine durch Pilze hervorgerufene Blaufärbung). Sie schränken die Verwendung des Holzes nur soweit ein, wie es dekorativ wirken soll. Mit einem lasierenden oder deckenden Anstrich ist das Problem in der Regel behoben.
Achtung: Anders sieht das bei Schwarzschimmel aus, der durch Lagerung in feuchter Umgebung auftreten kann. Normalerweise wird ein Händler solch eine Lieferung selbst zurückgehen lassen. Tut er es nicht oder ist der Pilzbefall in seinen Räumen entstanden, sollten Sie sich gründlich überlegen, ob Sie bei ihm noch einmal Holz kaufen möchten.
Holzfehler: Verleim-, Form- und Dimensionsfehler
Leimholzplatten und Leimbinder sind zuweilen unzureichend verleimt und spalten sich dann wieder an den schlechten Leimfugen. Finden Sie derartige Stücke im Handel, sollten Sie überlegen, ob Sie überhaupt eine Platte dieses Fabrikats oder dieser Charge kaufen. Lücken in der Verleimung sind zwar meist Einzelfälle, können aber auch ein Zeichen für mangelnde Sorgfalt in der Produktion dieses Herstellers sein. Sind in einer Platte dagegen einzelne Stäbe zu kurz, liegt es an der geplanten Verwendung, ob Sie das Stück kaufen. Solange Sie nicht in der Nähe schneiden müssen, können Sie den kurzen Stab meist tolerieren.
- Dass Holz beim Trocknen schwindet, liegt in der Natur der Sache (siehe unten). Der Prozess des Schwindens wirkt sich jedoch nicht gleichmäßig auf den gesamten Querschnitt des Holzes aus, sondern tritt in Richtung der Jahresringe stärker auf als quer dazu. Dies führt während des Trocknens zu einer mehr oder weniger starken Verformung.
- In gewissen Grenzen ist dies normal. Nicht zu tolerieren ist jedoch der Drehwuchs. Echter Drehwuchs entsteht bei Bäumen, die am Waldrand wachsen. Sie drehen sich im Tagesverlauf unmerklich mit der Sonne, und über die Jahre entsteht eine Spannung im Holz, die sich nach Zuschnitt und Trokknung in einer spiraligen Verformung von Brettern und Leisten zeigt. Meist hat man es jedoch mit Trocknungs- und Lagerfehlern zu tun, da randständige Bäume gewöhnlich nicht zu Konstruktions- oder Möbelholz verarbeitet werden. Lassen Sie solche Bretter, Leisten oder Latten lieber im Handel stehen. Sie können zwar noch verarbeitet werden, jedoch nur mit erhöhtem Aufwand und eingeschränkter Verwendbarkeit. Drehwüchsiges Konstruktionsholz sollten Sie auf keinen Fall kaufen.
- Häufig anzutreffen ist auch geschüsseltes Holz. Bei flachen Leisten entsteht die Schüsselung durch das Schwinden, bei Leimholz oft durch eine ungünstige Kombination der Maserung in den einzelnen Stäben. Bei leichter Verformung kann das Holz noch verwendet werden – ist die Schüsselung jedoch beim ersten Hinsehen deutlich erkennbar, sollten Sie es auf keinen Fall kaufen.
- Ein klarer Lagerfehler ist schließlich eine Krümmung bei Latten und Leisten. Meist werden sie im Handel stehend gelagert – und wenn dies zu lange geschieht, krümmt sich das untere Ende unter der Last – man spricht vom Hockeyschläger-Effekt. Solange Sie nicht die ganze Länge benötigen, können Sie das krumme Ende abschneiden und den Rest verwenden. Sie zahlen dafür jedoch im Endeffekt einen höheren Preis.
- Maßabweichungen haben dagegen einen anderen Grund: Beim Aufschnitt des Stammes wird häufig noch in Fuß und seinen Bruchteilen gerechnet, die Umrechnung in Millimeter ergibt dann Abweichungen – etwa 40 statt 38 mm. Oft kann man das tolerieren, solange man die fehlenden Millimeter in der Gesamtkonstruktion berücksichtigt. Im Möbelbau können solche Abweichungen jedoch sehr ärgerlich sein, da eventuell ein Schrank komplett neu gerechnet werden muss. Hier empfiehlt es sich tatsächlich, zum Holzkauf einen Meterstab mitzunehmen.
Woher stammen die Holzfehler?
Manche Holzfehler treten bei manchen Brettern eher oder stärker auf als bei anderen. Ursächlich ist die Art, wie das Brett aus dem Stamm gesägt wurde: Außen liegende Bretter (1) aus dem Flachschnitt neigen zu Verwerfungen. Ein gleichmäßiges Schwundverhalten zeigen Bretter aus der Mittellage (2). Quadratische Stücke (3) schwinden je nach Lage. Rundstücke (4) werden durch Schwund oval.
Ein frisch gefällter Stamm weist eine Feuchte von mehr als 30 % auf. Daher wird das Holz nach dem Aufschneiden im Sägewerk gezielt getrocknet. Das Schnittholz wird in Stapeln geschichtet und an der Luft gelagert. Bis es das normale Feuchtegleichgewicht von 17% erreicht hat, dauert die Trocknung pro 25 mm Holzstärke etwa ein Jahr. Holz, das in Innenräumen verbaut werden soll, muss per Kammertrocknung auf etwa 12% Feuchte getrocknet werden. Auch nach der Trocknung muss Holz konstruktiv gegen Verziehen geschützt werden – der Werkstoff arbeitet weiter. Da Holz in Richtung der Jahresringe schwindet, bestimmt die Lage im Stamm die spätere Verformung.
Qualität beim Holzkauf prüfen
Überall dort, wo nicht der Handel durch Eingangskontrollen oder der Hersteller durch sein Qualitätsmanagement für einwandfreie Ware sorgt, sind Sie am Zuge. Sehen Sie sich das Holz buchstäblich von allen Seiten an, lassen Sie mangelhafte Produkt im Laden. Und umgekehrt: Haben Sie einen vertrauenswürdigen Händler mit guter Ware gefunden, dann bleiben Sie ihm treu, auch wenn das ein paar Cent mehr kostet.
Verformungen fallen nicht immer sofort auf. Letzte Sicherheit erhalten Sie bei Hölzern, wenn Sie sie über die Länge hinweg anpeilen: Krümmung oder Drehung fallen durch die verkürzte Perspektive stärker ins Auge. Bei Platten mit unauffälliger Drehung oder Schüsselung helfen eine oder zwei Wasserwaagen, die Abweichungen von der Ebene festzustellen. Berücksichtigen Sie diese dann bei der Verwendung des Holzes. Anpeilen entlarvt Drehung und Krümmung. Der Test mit zwei Wasserwaagen hilft minimale Verformungen zu erkennen.
Praxistipp: Fehler nicht nachahmen
Begehen Sie die Fehler des Handels nicht in der eigenen Werkstatt selbst. Sie können noch so schöne Leisten auswählen – wenn Sie sie erst einmal für ein paar Wochen in der Werkstatt an die Wand lehnen, haben Sie die gleichen Hockeyschläger, die Sie dem Holzhändler übel nehmen würden. Dasselbe kann Ihnen mit Leimholzplatten passieren. Oder mit Konstruktionsholz für den Garten, das Sie im herbstlichen Sonderangebot kaufen und bis zum Frühjahr in der Waschküche zwischenlagern. Die Konsequenz: Kaufen Sie Holz dann, wenn Sie es brauchen, und verarbeiten Sie es möglichst bald.
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