Bienensterben

Was jeder gegen Bienensterben im Garten tun kann

„Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben“, so lautet das berühmte Zitat, das häufig fälschlicherweise Albert Einstein zugeschrieben wird. Auch wenn die Behauptung natürlich dramatisiert ist, ein Fünkchen Wahrheit steckt doch dahinter, denn das Bienensterben hat drastische Auswirkungen auf die gesamte Flora und Fauna.

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Wer an das Bienensterben denkt, hat oft das Bild der fleißigen Biene Maja vor Augen. Während in der Presse in den letzten Jahren sehr intensiv über das Sterben der Honigbiene berichtet wurde, sind es allerdings die häufig solitärlebenden Wildbienen, die vor allem vom Aussterben bedroht sind. Mittlerweile stehen mehr als 60 Prozent der in Deutschland lebenden Wildbienen-Arten auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Dabei sind vor allem die vielen Wildbienen-Arten für Landwirte und Obstbauern unverzichtbar: Denn sie sind fleißige Bestäuber und fliegen schon im Vorfrühling zu den Blüten von Apfel- und Kirschbäumen, wenn die Honigbiene noch im Bienenstock schlummert! Doch wieso sind gerade Wildbienen von einem Bienensterben so bedroht?

Warum sterben immer mehr Bienen?

Honigbienen-Völker sind jährlich von großen Fluktuationen betroffen, die jedoch hauptsächlich der Wirtschaftlichkeit der Honig-Herstellung geschuldet sind. Durch die Einführung neuer Arten, künstliche Haltungsbedingungen, teils einseitiger Ernährung durch Monokulturen und nicht zuletzt ihr enges Zusammenleben als Volk sind Honigbienen stärker und häufiger von Parasiten und Krankheiten, wie die Varroa-Milbe oder dem CCD (Colony Collapse Disorder), betroffen. Die Honigbiene hat im Kampf gegen das Bienensterben aber einen entscheidenden Vorteil: den Imker! Durch eine umsichtige Versorgung der Honigbienen und der konsequenten Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen kann ein Sterben von einzelnen Honigbienen-Völkern zwar nicht immer verhindert werden, ein Aussterben der Art ist aber praktisch ausgeschlossen.

Solitärlebende Wildbienen hingegen haben es da deutlich schwerer. Sie können bei der Aufzucht ihrer Nachkommen weder auf die Unterstützung eines Imkers noch auf die Hilfe anderer Bienen setzen. Drei Punkte treiben dabei das Bienensterben der Wildbienen weiter voran:

  1. Mangelnder Lebensraum: Die Versiegelung von Landschaften durch den Wohnungs- und Straßenbau sowie die monotone Gestaltung von Hausgärten lässt das Nahrungsangebot und die Nistplätze von Bienen immer weiter schwinden.
  2. Spezialisierung: Wildbienen sind teils sehr spezialisiert. Es muss daher nicht unbedingt eine große Fläche bebaut werden, um ihnen ihre Nahrung zu rauben. Es reicht bereits, wenn eine Wildblumenwiese, auf der eine spezielle Nahrungspflanze wächst, zum Fußballplatz umfunktioniert wird, um zahlreichen Wildbienen ihre Lebensgrundlage zu entziehen.
  3. Insektizide: Der inkorrekte Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln ist für ein Großteil des Bienensterbens sowohl von Honig- als auch von Wildbienen verantwortlich. Für Wildbienen bieten jedoch sogar „bienenfreundliche“ Insektizide nicht unbedingt einen Schutz, denn diese werden an Honigbienen getestet. Ein Test an jede der hunderte Wildbienenarten ist kaum möglich, sodass es immer Arten gibt, die auf ein Mittel empfindlicher reagieren als andere.

Biene
Besonders Wildbienen wie Mauer- und Erdbienen sind vom Bienensterben betroffen. Foto: Anneliese Gruenwald-Maerkl / iStock

Teils wird auch behauptet, dass die Honigbiene der Wildbiene Konkurrenz macht. Grundsätzlich mag das stimmen, denn schließlich gibt es nicht endlos viele Pollen. Ist das Angebot abgegrast, bleiben Wildbienen häufig auf der Strecke. Allerdings ist die Anzahl der Honigbienen-Völker in Deutschland im Vergleich zu den 1990ern insgesamt gesunken. Finden Wildbienen nicht genug Nahrung liegt das also nicht daran, dass es plötzlich mehr Honigbienen gibt, sondern dass es selbst für eine geringere Anzahl Honig- und Wildbienen mittlerweile zu wenig Nahrung gibt.

Bienensterben verhindern

Um das Bienensterben von Wild- und Honigbienen zu verhindern, gibt es kein Patentrezept, vielmehr müssen sowohl Privatleute, Gemeinden und die Landwirtschaft zusammenarbeiten und ihren Teil dazu beitragen. Mit diesen drei Tipps können Sie den Bienen helfen:

  • Bienenweiden: Ein akkurat gemähter Rasen stillt vielleicht die Ordnungsliebe, aber nicht den Hunger der Bienen. Eine Wildblumenwiese sieht nicht nur schön aus, sondern bietet neben Bienen auch zahlreichen anderen Insekten Nahrung und Lebensraum. Wichtig ist dabei auf das Säen regionaler Bienenweiden zu achten, damit die örtliche Fauna damit auch etwas anfangen kann.
  • Bienenhotels: Bienen mangelt es nicht nur an Nahrung, sondern auch an Nistplätzen. Bienenhotels, die Abhilfe schaffen sollen, gibt es zuhauf im Handel. Leider sind diese nicht immer geeignet. Zusammen mit dem NABU haben wir eine Bauanleitung für ein artgerechtes Wildbienenhotel entworfen.
  • Pestizide: Die Landwirtschaft steht wegen des Einsatzes von Pestiziden häufig im Verruf, doch auch Privatpersonen spritzen häufig, ohne sich Gedanken zu machen mit Pestiziden, Herbiziden und Bioziden um sich. Dabei gibt es zahlreiche Alternativen, um Unkraut dauerhaft loszuwerden und Ihre Pflanzen vor Schädlingen zu schützen.

Bienensterben: Wildbiene vs. Honigbiene

Zum Schluss stellt sich noch die entscheidende Frage: Warum sich überhaupt die Mühe machen, die Wildbienen zu retten, wenn es doch Honigbienen gibt? Wieso also nicht einfach mehr Honigbienen halten? Biene ist schließlich Biene – oder etwa nicht? Nein! Denn eine Honigbiene kann eine Wildbiene schlicht nicht komplett ersetzen und das hat drei gute Gründe:

  • Spezialisierter: Je spezialisierter die Wildbiene, desto eher ist sie vom Bienensterben bedroht und desto dramatischer ist ihr Aussterben für die Umwelt. Denn nicht nur die Wildbienenarten sind teils auf ein bis zwei Pflanzen spezialisiert, auch die Pflanzen sind auf die Bestäubung der Wildbienen angewiesen. Stirbt die Wildbienenart aus, stirbt auch die Pflanze, dann die Insekten, die sich von der Pflanze ernähren, dann die Vögel, die sich von den Insekten ernähren und immer so weiter …
  • Zuverlässiger: Wildbienen sind besonders zuverlässige Bestäuber, die auch bei Schlechtwetter fliegen. Kühle Temperaturen und leichter Regen machen ihnen nichts aus. So fliegen einige Sorten besonders früh im Jahr und sind somit zuverlässiger als Honigbienen.
  • Fleißiger: Wildbienen sind besonders effektive Bestäuber. Sie fliegen weiter und länger als Honigbienen und sind somit geschätzt für zwei Drittel der Bestäubungsleistung verantwortlich. Auch die Landwirtschaft kann daher langfristig nur von den fleißigen Wildbienchen profitieren.

Das heißt jedoch noch lange nicht, dass die Honigbiene keinen Nutzen erfüllt! Auch wenn die Natur nicht so sehr am Verlust der Honigbiene zu knabbern hätte, wie am kompletten Verlust aller Wildbienen – die Mischung macht’s! Während Wildbienen spezialisierter und die besseren Bestäuber sind, sind Honigbienen die Generalisten unter den Bienen, die ihre schlechtere Bestäubungsleistung durch die hohe Anzahl ihrer Arbeiterbienen wieder wett machen. So unersetzbar, wie die Wildbiene in der Natur ist, so unersetzbar ist die Honigbiene für Monokulturen in der Landwirtschaft.

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