Löten für Anfänger
Man muss kein gelernter Elektrotechniker sein, um eine Anschlussfahne mit einem Kabel zu verbinden. Mit unserer Anleitung zum Weichlöten gelingen Ihnen auch kleine Elektronik-Reparaturen.
Die Grundausstattung zum Weichlöten für kleinere Lötarbeiten gibt es in jedem Baumarkt: Ein Lötkolben mit 60 Watt Aufnahmeleistung gibts ab rund 20 Euro, hinzu kommen etwas Flussmittel und Radiolot in verschiedenen Stärken. Das beim Weichlöten verwendete Weichlot bestand über Jahrzehnte aus Zinn und Blei, in Elektroniklot sind zudem geringe Mengen Kupfer enthalten, um die elektrische Leitfähigkeit zu verbessern. Da Blei und Zinn mit 327 °C und 419 °C relativ niedrige Schmelztemperaturen haben, geht der Lötvorgang ohne Verformung der zu verlötenden Grundwerkstoffe vor sich – Kupfer hat zum Beispiel einen Schmelzpunkt von immerhin 1083 °C.
Welches Lot zum Weichlöten?
Da Blei giftig ist, darf es seit Juli 2006 in der EU nur noch in Ausnahmefällen und im privaten Bastlerbereich verwendet werden. Das hat Folgen auch für Reparaturarbeiten an bestückten Platinen: Nach diesem Stichtag hergestellte Elektronikartikel sind meist mit bleifreiem Lot bestückt – für Reparaturarbeiten ist eine höhere Löttemperatur nötig (knapp 400 °C), auch sollte für Lötarbeiten an diesen Produkten ebenfalls wieder bleifreies Lot genutzt werden.
Da die Arbeit mit bleifreiem Lot allerdings aufgrund der drohenden Verkokung des Flussmittels und einer drohenden Versprödung der Verbindungen schwieriger ist, empfehlen wir für eigene Bastelarbeiten die Nutzung von klassischem bleihaltigem Lot, das immer noch problemlos erhältlich ist.
Wofür nutzt man Flussmittel?
Das Flussmittel unterstützt die Herstellung optimaler Lötverbindungen, indem es eine gute und schnelle Benetzung auf den Oberflächen ermöglicht. Besonders im Elektronikbereich ist es außerdem sinnvoll, die Oberflächen der Werkstücke bzw. die Bauelementedrähte mit dem Lot vor der eigentlichen Verbindung einzeln zu verzinnen, um die Lötzeit zu vermindern. Das Flussmittel im Radiolot löst dabei die sich ständig neu bildenden Oxidschichten auf den Metalloberflächen der Werkstücke auf. Es schützt damit gleichzeitig vor erneuter Oxidation während des Lötprozesses und verbessert die Fließfähigkeit des Lotes – wobei die zu verbindenden Werkstücke auf die Temperatur des flüssigen Lotes aufgeheizt sein müssen. Das erfordert vor allem bei wärmeempfindlichen Komponenten etwas Geschick, da hier maximale Lötzeiten eingehalten werden müssen, um einer Zerstörung durch Überhitzen vorzubeugen. Wählen Sie vor allem hier eine Lötspitze passender Größe und Form, um die Lötstelle so schnell wie möglich komplett aufheizen zu können und wählen Sie die Löttemperatur – falls möglich – etwas höher als nötig, um die Aufheizzeit zusätzlich zu verkürzen.
Praxistipp: Bei Lötarbeiten kann es zu Spritzerbildung kommen – tragen Sie daher eine Schutzbrille. Die durch ein Verdampfen des Flussmittels frei werdenden Dämpfe sollten Sie nicht einatmen.
Anleitung: Löten lernen
Wenn man selbst löten kann, kann das bei vielen Reparaturen hilfreich sein. Das Weichlöten ist besonders bei empfindlichen Werkstoffen zu empfehlen. Daher ist es z.B. gut geeignet für das Löten von Kupferrohren oder auch bei der Reparatur von Elektrogeräten. Aber wie genau geht es? Das erfahren Sie auch in der Bildergalerie >>
- Vor dem Löten müssen Sie die Adern abisolieren. Denn nur blanke Metallflächen kann man löten.
- Auf die Adern können Sie dann Kontaktlötpaste schmieren.
- Danach erhitzen Sie die Litzenenden und das Lot an der Lötspitze.
- Anschließend können Sie die Adernenden an die Lötstelle führen.
Praxistipp: An empfindlichen elektronischen Bauteilen und Akkus sollten Sie vorsichtig zu Werke gehen – die freiwerdende Hitze kann zu einem Ausfall oder zur Zerstörung des Bauteils führen. Deshalb in sensiblen Bereichen nicht lange „herumbraten“, sondern im Zweifel mit etwas mehr Hitze und dafür schneller arbeiten, damit die Wärme nicht zu weit in die Umgebung wandern kann. Die Ausbreitung entlang von Leitungswegen können Sie vermeiden, indem Sie die auftretende Wärme an diesen Verbindungen ableiten – etwa durch eine aufgelegte Schraubendreher-Klinge. Sie wirkt dann wie eine Art Kühlblech.
Löten lernen: Hilfe für Anfänger
Besonders als Anfänger braucht man manchmal noch etwas Hilfe. Dafür gibt es dann auch hilfreiches Zubehör. Wir stellen drei Teile vor.
- Dritte Hand: Diese LED-Lupenleuchte von Toolcraft bietet bei Lötarbeiten und Basteleien an kleinen Werkstücken gute Orientierung und Haltemöglichkeiten. Kleine Bauteile werden mit der Lupe vergrößert und mit den ringförmig montierten LED optimal ausgeleuchtet. Verschiedene Klemmen ermöglichen ein Fixieren der Teile.
- Lötstation: Ein weiteres komfortables Gerät ist LS- 100D+ von ELV. Es verfügt über einen Touchscreen, auf dem die Löttemperatur bequem vorgewählt werden kann – drei Einstellungen können fest gespeichert werden. Besonderheit ist eine Potentialausgleichsbuchse, mit deren Hilfe empfindliche Bauteile im ESD-Bereich schonend gelötet werden können. Das Gerät kann nachkalibriert werden.
- Gaslöter: Der Butan- Lötkolben Versatip von Dremel ist eine gute Alternative, wenn am Arbeitsort keine Steckdose zur Verfügung steht. Das Gerät eignet sich zum Weichlöten, Schmelzen, Heißschneiden, Schrumpfen, Brandmalerei und Farbentfernung.
Probleme beim Löten
Zum Verlöten von elektrisch leitenden Drähten sollte man Radiolot oder Elektroniklot verwenden, das in seiner hohlen Drahtseele gleich das passende Flussmittel enthält. Nur bei großflächigen Anschlüssen oder Leitungsquerschnitten sollte man dann zusätzlich etwas Flussmittel (ideal ist Kontaktlötpaste) aufbringen, um die Fließfähigkeit des Lotes zu verbessern. Wird kein Flussmittel zugesetzt (und kein Radiolot verwendet), verbinden sich die Bauteile nicht elektrisch leitend, die Lötstelle bleibt „kalt“. Dies kann allerdings auch passieren, wenn die Lötstelle nicht ausreichend erhitzt wurde, das Lot nicht komplett aufschmelzen konnte oder Erschütterungen während der Erstarrungsphase den Lötvorgang gestört haben. Meist sind diese schlechten Lötverbindungen auch optisch leicht zu erkennen: Die Oberfläche wirkt rauh, hat Kanten gebildet oder der Anschlusspunkt liegt tropfenförmig auf seinem Gegenüber. Geglückte Lötpunkte bilden eine glänzende, zusammenhängende gerundete Oberfläche.
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