Strauchpfingstrosen und andere Päonien
Pfingstrosen (Paeonia) gehören wohl zu den sinnlichsten Blumen überhaupt, kein Wunder, dass so viele Gärtner und Pflanzenfreunde dem Mai entgegenfiebern und in selige Verzückung geraten. Sobald die kugelrunden Knospen der Pfingstrose einen Spalt weit aufbrechen, können Sie sich auf baldige Blüten freuen. Hier finden Sie alle Informationen zu Pflanzung, Pflege und Schnitt der Pfingstrosen. Das Video zeigt, wie Sie Pfingstrosen pflanzen.
Die stetig wachsende Zahl ihrer Verehrer verdanken die herrlichen Päonien sowohl dem überwältigenden Sortenreichtum wie auch der Erkenntnis, dass sie keineswegs so divenhaft sind, wie angesichts ihrer geradezu exotischen Blütenpracht oft vermutet wird. Noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts waren in unseren Breiten vor allem zwei Pfingstrosen-Arten bekannt: die Echte Pfingstrose (Paeonia officinalis) und die Garten-Pfingstrose (Paeonia lactiflora). Beide zählen zur Gruppe der Stauden-Pfingstrosen und treiben als solche jedes Frühjahr neu aus dem Wurzelstock aus.
Tatsächlich wurde die echte Pfingstrose viele Jahrhunderte lang unter anderem als fieber- und blutdrucksenkendes Mittel verwendet. Das brachte ihr die Artbezeichnung officinalis ein, was so viel heißt wie „als Heilmittel anerkannt“. Nachdem Paeonien zunächst in Heil- und Klostergärten kultiviert wurden, fanden sie bald ihren Weg als Zierpflanze in die Bauerngärten, weshalb sie auch als Bauern-Pfingstrose bezeichnet wird. Neben der Grundform mit einfachen blutroten Blüten und leuchtend gelben Staubgefäßen ist die dichtgefüllt blühende Sorte ’Rubra Plena‘ am bekanntesten, von der es auch eine weiße Variante mit dem passenden Namen ’Alba Plena‘ gibt.
Pfingstrosen aus China
Geradezu explosionsartig erweiterte sich das Sortiment der Stauden-Pfingstrosen, als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die ersten Exemplare der in China beheimateten Garten-Pfingstrose ihren Weg nach Frankreich fanden: Mit ihren besonders feinen Blüten und der breiten Farbpalette trat die Pfingstrose alsbald ihren Siegeszug durch Europa an und eroberte schließlich auch die USA, von wo heute ein Großteil der Neuzüchtungen stammt. Heute haben Pfingstrosen-Fans die süße Qual der Wahl: Herrlich anzusehen sind pompöse dichtgefüllte Sorten, die häufig mit stark gefransten oder üppig gerüschten Blütenblättern auftrumpfen, wie etwa die preisgekrönte, in Zartrosa und Pastellgelb gehaltene Paeonia ‚Angel Cheeks‘. Nicht weniger bezaubernd sind jedoch einfache und halbgefüllte Pfingstrosen-Sorten wie die bereits Mitte April blühende dunkelrote ‚Early Scout‘ oder die zart rosafarbene ‚Do Tell‘, in deren Mitte auffällig gefranste, noch an Staubgefäße erinnernde Blütenblätter züngeln. Wie die Bauern-Pfingstrose zeigen auch sie sich gerne in Gesellschaft von Glockenblumen (Campanula), Storchschnabel (Geranium) oder Steppen-Salbei (Salvia nemo- rosa) und passen sowohl in rustikale Bauerngärten als auch zum romantischen Landhausstil.
Strauch-Pfingstrosen lassen keine Wünsche offen
Die wunderbaren Garten-Pfingstrosen blieben aber längst nicht der einzige aufregende Asia-Import: Noch immer viel zu wenig bekannt sind die wundervollen Strauch-Pfingstrosen. Diese bis zu zwei Meter hohen verholzenden Päonien besitzen alles, was sich ein Gartenliebhaber nur wünschen kann: einen malerischen Wuchs, elegant geschlitztes Laub und atemberaubend schöne, bis zu 25 cm große Blüten mit geradezu luxuriös-mondänem Touch. Die meisten Sorten lassen sich einer der drei großen Gruppen zuordnen: den Suffruticosa-Hybriden, den Rockii-Hybriden oder den Delavayi- und Lutea-Hybriden. Die Wildarten aller drei Gruppen stammen ursprünglich aus China, Tibet und Buthan. In China war die Verehrung für die „Kaiserin der Blumen“ so groß, dass sie lange einzig dem Regenten vorbehalten war und bis heute als Symbol für Liebe, Glück und Macht gilt.
Eine Entscheidung zwischen den unzähligen Sorten, die heute neben China vor allem aus Japan und den USA kommen, fällt schwer, hat doch jede ihren ganz eigenen Reiz. Zahlenmäßig am häufigsten vertreten sind die ab April blühenden Suffruticosa-Sorten, von denen es einen chinesischen und einen japanischen Blütentyp gibt: Die chinesischen Sorten sind etwas gedrungener im Wuchs und besitzen in der Regel dichtgefüllte, stark duftende Blüten, während die etwas später blühenden japanischen Sorten mit weit geöffneten einfachen bis halbgefüllten Blütenschalen punkten. Hinreißende Geschöpfe sind aber auch die aus dem chinesischen Hochgebirge stammenden Rockii-Päonien, die Anfang des 19. Jahrhunderts erstmals durch den österreichischen Pflanzenjäger Joseph Rock beschrieben wurden: Er schickte 1926 Samen der imposanten Gehölze nach Europa und in die USA, wo durch Kreuzungen mit Suffruticosa-Sorten eine eigene Zuchtlinie entstand.
Der Farbenreichtum der Strauch-Pfingstrosen
Charakteristisch für die ab Anfang Mai blühenden Rockii-Hybriden sind die deutlich abgesetzten Basalflecken am Blütenboden und ihr robustes Wesen: Minusgrade können diesen Pfingstrosen ebenso wenig anhaben wie Hitze und sommerliche Trockenheit. Ende Mai blühen die Lutea- und Delavayi-Züchtungen. Ihnen haben wir es zu verdanken, dass heute auch Gelb, Orange, Apricot und Lachs zur Farbpalette der Strauch-Pfingstrosen gehören.
Relativ jung sind die sogenannten Intersektionellen Hybriden, die auf den Japaner Toichi Itoh zurückgehen. Ihm gelang es 1954 erstmals, eine Paeonia-lactiflora-Sorte mit einer Strauch-Päonie der Lutea-Gruppe zu kreuzen. Im Wuchs ähneln die neuen Sorten den Strauchpfingstrosen, bleiben aber kompakter und ziehen im Herbst ein, nachdem ihr bis zu diesem Zeitpunkt frischgrünes Laub abgefallen ist. Vor allem aber glänzen die neuen Pfingstrosen-Sorten mit den prächtigen Luxusblüten der Strauch-Pfingstrosen, die sie ganz ohne Stütze tragen und nicht etwa alle auf einmal präsentieren, sondern nach und nach, wodurch man sie besonders lange genießen kann. Ihre Blütezeit beginnt Ende Mai – der krönende Abschluss einer traumhaften, über zwei Monate lang währenden Pfingstrosensaison.
Fotos: Fotolia
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