Kintsugi: So geht's und das wird benötigt

Die schönste Art Geschirr zu reparieren ist die japanische Klebetechnik Kintsugi. Mit den richtigen Sets gelingt sie ganz einfach.

Kintsugi
Hier zeigen wir Ihnen verschiedene Inspirationen um ihre Keramik aufzuwerten Foto: iStock/BigCircle
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Statt die zerbrochene Lieblingstasse wegzuwerfen, bekommt sie mit der Kintsugi-Methode eine ganz neue Optik. Die einzelnen Teile werden geklebt und die Risse golden veredelt. Hinter der japanischen Tradition steckt sogar eine Art Philosophie. Die goldene Verbindung (Kin: golden, Tsugi: verbinden, reparieren) lässt sich aufs Leben übertragen. So machen die Risse in der eigenen Biografie die Persönlichkeit erst besonders. Genau wie bei einer reparierten Schale oder Tasse. Die traditionelle Kintsugi-Technik dauert mit dem speziellen Urushi-Lack jedoch Wochen bis sie abgeschlossen ist. Zum Glück geht es auch schneller. Wir stellen DIY-Sets vor, mit denen Keramik und Porzellan in kürzerer Zeit kunstvoll repariert werden können. Außerdem war uns wichtig, dass alles nötige Zubehör enthalten und sofort einsatzbereit ist.

Unsere Empfehlung: Kintsugi-Set mit zwei Schalen zum Üben

Was braucht man für Kintsugi?

Die Basis ist ein zerbrochenes Stück Keramik oder Porzellan. Wer lieber erst einmal üben möchte, bevor er den heruntergefallenen Teller von Großmutter repariert, kann auch eine ungeliebte Vase oder ähnliches nehmen. Sie wird vorsichtig zerschlagen. Am besten dabei eine Schutzbrille und schnittfeste Handschuhe tragen. Achtung: scharfe Kanten! 

  1. Alle Teile einsammeln und auf Vollständigkeit prüfen.
  2. Arbeitsplatz mit Kunststoff-Unterlage vorbereiten. 
  3. Dünne Handschuhe anziehen. Der Sekundenkleber darf nicht auf die Haut kommen. 
  4. In einem Schälchen oder auf einer glatten Unterlage etwas Keramikkleber mit Goldpulver mischen. Wichtig: gut lüften! Kleine Portionen anrühren. Sonst trocknet der unbenutzte Kleber im Schälchen und wird unbrauchbar. Wenn die Mischung beginnt Fäden zu ziehen, hat sie die richtige Konsistenz und ist einsatzbereit. 
  5. Goldenen Kleber zügig mit einem Pinsel oder eine Holzstäbchen auf die Bruchstellen auftragen. 
  6. Passende Bruchstücke vorsichtig zusammenfügen und je nach Kleber einige Zeit festdrücken bis er abbindet.
  7. Mit allen weiteren Teilen ebenso verfahren.
  8. Soll das Gold besonders intensiv sein, kann mit dem Pinsel zusätzlich etwas Goldpulver auf den noch feuchten Kleber im Riss aufgetragen werden.
  9. Fertig geklebtes Objekt für mindestens 24 Stunden durchtrocknen lassen. 
  10. Breite Risse oder kleine fehlende Teile können mit Epoxy Putty ergänzt werden. Die Füllmasse aus zwei Komponenten nach Anleitung in kleinen Portionen mischen. 
  11. Mit den Fingern (wichtig: Einweg-Handschuhe tragen) oder einem Holzstäbchen auftragen und die Stellen eventuell passend modellieren. Überschüssige Füllmasse abwischen. (Ist sie schon zu fest, kann sie von glasierten Flächen später mit einem Cutter abgeschabt werden.) 
  12. Goldpulver mit einer zur Kugel gedrehten Watte oder einem Pinsel auf die noch feuchte Füllmasse aufstäuben.
  13. Trocknen lassen.
  14. Überschüssiges Goldpulver mit einem trockenen Tuch abwischen (und wenn möglich für später einsammeln). Fertig!

Die besten Kintsugi-Sets

Anfänger-Set für Porzellan-Reparatur

Für die ersten Gehversuche mit Kintsugi bringt das Set Kintsukuroi Art von Mufun alles nötige Zubehör mit. Enthalten sind eine ausführliche Anleitung, 25 ml Klebstoff, 20 g Goldpigment, 2 Pinsel, 2 Rührpapier-Untersetzer, 2 Handschuhe und 5 Rührstäbchen. Für die Anleitung sind Englischkenntnisse von Vorteil, da nicht immer eine deutsche Übersetzung beiliegt. Im edlen Karton eignet sich das Set auch als Geschenk.

Kintsugi Repair Kit mit Goldpigment-Kleber

Umfangreich ausgestattet ist das 21-teilige Kintsugi Reparatur-Set von Mufun. Es enthält neben zwei hübschen Keramikbechern in schwarz und weiß zusätzlich auch ein kleines Löffelchen zum Dosieren des Klebers sowie 4 Pappbecher zum Anrühren des Goldklebers. Außerdem ist eine Füllmasse (Putter) für breitere Risse oder größere abgesprungene Stellen dabei. Sie kann mit dem Goldpulver ebenfalls dekorativ bestäubt werden.

Reparaturset mit verschiedenen Goldtönen

Wer gerade kein kaputtes Geschirr zum Ausprobieren zur Hand hat, findet im Kintsukuroi Reparaturset von XUDOAI zwei pastellfarbene Schalen. Sie können vorsichtig zerbrochen und kunstvoll wieder geklebt werden. Dafür sind im 19-teiligen Set gleich 3 Goldtöne enthalten. So kann individuell entschieden werden, welche Farbe am besten zum Porzellan passt. In einem der beiden mitgelieferten Löffel wird der Epoxy Kunstharz mit dem Goldpulver vermischt. Der Kleber lässt sich mit dem Pinsel oder den Holzstäbchen auf die Bruchkante aufgetragen. Anschließend werden die Teile zusammengesetzt.

Kintsugi-Paket mit extra Füllmasse

Sind von der Glasur größere Stücke abgesplittert oder fehlen kleine Teile des Porzellans, lassen sich diese mit Epoxy Putty ausbessern. Die Füllmasse ist bereits im Kintsugi Repair Kit Upgrade von Lamxin enthalten. Das Set bringt alles für die Geschirr-Reparatur mit: 50 ml Kleber, 57 g Epoxidkitt, 20 g Goldpigment, 2 Pinsel, 2 Mischpapieruntertassen, 2 Handschuhe und 5 Mischstäbchen. In wenigen Schritten wird damit aus der zerbrochenen Lieblingsvase ein edles Kunstwerk.

Großes Zubehörset für Kintsugi

Vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen eignet sich das 22-teilige Kintsugi Repair Kit Gold von Lamxin. Zum Üben ist eine Keramikschale im angesagten Design beigelegt. Sie muss vorsichtig zerbrochen werden. Soll die Goldfärbung der geklebten Risse besonders intensiv sein, kann das Verhältnis von Goldpulver und Klebstoff entsprechend angepasst werden. Bereiche, die mit Epoxitkitt aufgefüllt oder modelliert wurden, können ebenfalls golden bestäubt werden. Dies muss recht zügig geschehen, da die Füllmasse innerhalb von 10 Minuten trocknet und das Pulver sonst nicht mehr auf ihr haftet. Das umfangreiche Zubehör des Kintsugi-Sets reicht darüber hinaus für weitere Reparaturen. 

Wichtig:

Der Kleber (Epoxidharz) in den Kintsugi-Sets ist nicht lebensmittelecht. Deshalb sollte das hübsche Geschirr mit den Goldadern nur zur Dekoration oder Aufbewahrung von Dingen benutzt werden, die nicht verzehrt werden. 

Buchtipp:

Mehr über die Lebensphilosophie, die hinter der traditionellen japanischen Reparaturtechnik steckt, verrät das Buch Kintsugi: Die Kunst, schwierige Zeiten in Gold zu verwandeln von Andrea Löhndorf. Sie widmet sich den Fragen: Was wäre, wenn die Narben des Lebens nicht mehr versteckt werden müssten? Wenn Verletzlichkeit ein Zeichen innerer Stärke ist? Die Philosophie des Kintsugi geht davon aus, dass das Leben nach Niederlagen noch wertvoller ist als vorher. Genau wie eine Teeschale erst nach der vergoldenden Reparatur eine besondere Kostbarkeit ist.

Weitere Infos rund um Klebstoffe

Neben dem 2-Komponenten-Kleber gibt es noch weitere Klebstoffe für die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete >>

Armierungskleber | Metallkleber | Gummikleber | Montagekleber | Heißkleber | Sekundenkleber 

Kintsugi-Geschichte: Daher kommt es

Der Überlieferung nach fiel dem Shogun Ashikaga Yoshimasa (1436-1490) eine seiner Lieblingsteeschalen herunter. Er schickte sie nach China. Doch die Reparatur mit Metallklammern gefiel ihm überhaupt nicht. Den japanischen Kunsthandwerkern gelang es besser. Anstatt die Bruchstellen zu verdecken, verbanden sie diese mit einer goldenen Paste. Dafür verwendeten sie Hon-Urushi, eine Klebepaste aus dem ostasiatischen Lackbaum. Sie muss unter ganz besonderen Bedingungen trocknen (hohe Luftfeuchtigkeit, staubfreie Umgebung, Temperatur unter 30 Grad). Mit diesem Verfahren, das auch Kintsukuroi genannt wird, schufen sie aus der alten Teeschale des Shogun eine neue Kostbarkeit. Sie passte damals in Japan wunderbar zur Philosophie des Wabi Sabi. Sie sieht die die Schönheit auch in der Einfachheit und Unvollkommenheit.

Ist Kintsugi spülmaschinenfest?

Nein, Kintsugi eignet sich nicht für die Spülmaschine. Die feinen Goldpartikel können sich durch die Wirkstoffe des Spülmaschinenmittels ablösen, ähnlich wie bei Großmutters Geschirr der Goldrand. Falls nötig bitte nur mit mildem Handspülmittel und einer weichen Bürste oder einem Lappen reinigen. Dann behalten die hübschen Teller oder Schalen lange ihren filigranen Glanz. Auch in die Mikrowelle dürfen Kintsugi-Stücke wegen der Metallteilchen in den Klebestellen nicht. Es können Funken entstehen. 

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