Glas schneiden
Glas ist ein außergewöhnlicher Werkstoff und seine Verarbeitung stellt Heimwerker vor Herausforderungen. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie beim Glas schneiden (oder besser brechen) achten sollten.
Wenn nicht gerade die Bleiverglasung oder Tiffany zu Ihren Hobbys zählen, ist das Glas schneiden vermutlich eine Tätigkeit, die Sie eher selten ausführen. Doch ab und zu kommt auch der Heimwerker um das Glas schneiden nicht herum – etwa, wenn am Gewächs- oder Gartenhaus eine Scheibe zerbrochen ist, ein Spiegel für einen Rahmen zugeschnitten werden soll oder ein Durchbruch durch ein Glas erforderlich ist. In diesen Fällen sollten Sie zumindest mit den wichtigsten Grundkenntnissen vertraut sein, um unnötigen Bruch zu vermeiden.
Praxistipp: Für den Glas-Zuschnitt benötigt man das richtige Werkzeug. Was genau wir benutzt haben, sehen Sie weiter unten. Das Video zeigt aber auch hier schon, welches Werkzeug für die Aufgabe sinnvoll ist:
Damit wir Sie zu diesem Thema mit den bestmöglichen Informationen versorgen können, haben wir einen Glas-Experten der Bohle AG, des europaweit führenden Herstellers von Werkzeugen und Maschinen für die Glasbearbeitung, eingeladen. Eines der bei Heimwerkern sicherlich bekanntesten Produkte von Bohle sind die Glasschneider der Marke Silberschnitt.
Um Glas bearbeiten zu können, muss man sich zunächst ein bisschen mit dem Werkstoff beschäftigen, denn Glas ist nicht gleich Glas und nicht jedes Glas lässt sich schneiden. Das wohl verbreitetste Flachglaserzeugnis ist sogenanntes Floatglas. Dabei wird das geschmolzene Rohmaterial (Quarzsand, Soda, Dolomit usw.) in einem kontinuierlichen Prozess auf ein Zinnbad gegossenen und kühlt dabei sehr langsam ab. Im Glas entstehen durch die sehr langsame Abkühlung keine Spannungen, es wird am Ende in Tafeln geschnitten und kann auch vom Heimwerker geschnitten werden.
Doch das Floatglas kann auch zu anderen Glasprodukten weiterverarbeitet werden – zum Beispiel zu vorgespannten Gläsern oder zu Verbundglas. Nicht immer kann der Laie erkennen, welches Glas er vor sich hat. Floatglas lässt sich bis zu einer Stärke von etwa 6 mm von Laien sauber bearbeiten – auch größere Glasstärken können prinzipiell geschnitten werden, mit zunehmender Glasstärke ist aber für ein sauberes Ergebnis mehr Erfahrung erforderlich.
Als Einsteiger sollten Sie sich vor Verletzungen durch Glas schützen. Wie bei Arbeiten mit der Kettensäge spricht man hier von der persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Schutzbrille und Handschuhe sollten Sie daher in jedem Fall tragen, wobei bereits eine "normale" Brille mit nicht zu kleinen Gläsern einen guten Grundschutz bietet. Geübte Fachleute verzichten meist auf Handschuhe, um das Material besser spüren zu können.
Ein entscheidender Punkt beim Glasschneiden ist Sauberkeit – Staub und Dreck sind Gift für den Zuschnitt, genauso wie ein Glasschneider mit verrostetem oder beschädigtem Schneidrädchen (dieser hinterlässt eine steppende Fissur).
Der ideale Arbeitsplatz sieht so aus: Eine flache und stabile Unterlage wird mit einem Glaserfilz zum Schutz des Glases und für den Druck beim Brechen des Glases von der Rückseite belegt (wenn nicht mit der Glasbrech- bzw. Schnittlaufzange gebrochen wird). Übrigens ist die Wortwahl "Glas schneiden" im Grunde nicht ganz korrekt, denn das Glas wird mit dem Glasschneider nur angeritzt. Dabei entsteht die sogenannte Fissur, die zu einer Spannungskonzentration, der Kerbwirkung, im Glas führt, das entlang dieser Spannungslinie bricht.
Wichtig zu wissen ist, dass die durch den Glasschneider eingebrachte Spannung nicht unbegrenzt bestehen bleibt, sondern mit der Zeit abklingt. Das Anritzen und Brechen des Glases sollte daher unmittelbar nacheinander (also ohne zeitliche Verzögerung) erfolgen.
Gerade Schnitte in Glas schneiden
Für den Glas-Zuschnitt bereiten Sie Ihren Arbeitsplatz in möglichst sauberer, staubarmer Umgebung vor.
Zum Schutz legen Sie einen Glaserfilz auf die Arbeitsfläche. Zum Glastransport Handschuhe tragen.
- Wenn das Glas auf der Unterlage aufliegt, wird es sorgfältig gereinigt.
- Dann können Sie mit dem Bandmaß und dem Glaserwinkel die Größe festlegen.
- Fixieren Sie den Winkel mit drei Fingern und setzen Sie den Glasschneider vor der Glasplatte an.
Praxistipp: Für gute Ergebnisse sind intakte Werkzeuge, ein gleichmäßiger, aber nich zu hoher Druck, eine durchgehende Fissur und das Absetzen hinter der Glasplatte erforderlich. - Ist die Fissur durchgezogen, setzen Sie die Schnittlaufzange an und üben einen leichten Druck aus.
- Die Scheibe sollte nun exakt gerade und rechtwinklig brechen.
Glasschneider und weiteres Werkzeug zum Glas schneiden
Mit den folgenden Werkzeugen haben wir den geraden Glasschnitt durchgeführt:
- Öl-Glasschneider Silberschnitt Serie 3000 (A, mit befüllbarem Kunststoffgriff)
- Glasschneider Silberschnitt Serie 2000 und klassischer Glasschneider Silberschnitt, Glaserwinkel (B) (in versch. Größen)
- Bandmaß (C)
- Silberschnitt Glasbrech- bzw. Schnittlaufzange (D, bricht nach dem Dreipunkt-Verfahren; das Glas muss dafür nicht umgedreht werden)
- Schneidflüssigkeit (E, für Öl-Glasschneider)
- Diamant-Handschleifer (F, für Nass- oder Trockenschliff zum Brechen und Schleifen von Kanten, hier Körnung 220)
- Silberschnitt Kreisschneider System 2000 (G)
Persönliche Schutzausrüstung: Denken Sie an Ihren Schutz, wenn Sie mit Glas arbeiten. Zur PSA gehören: Schutzbrille, schnitthemmende Handschuhe und Pulsschützer.
Welches Glas kann man schneiden?
Der Heimwerker schneidet (bzw. bricht) in der Regel Floatglas, Spiegel- oder Ornamentglas. Im folgenden Abschnitt erklären wir die Eigenschaften von Einscheibensicherheitsglas und Verbundglas:
- Einscheibensicherheitsglas (ESG) ist thermisch behandeltes Floatglas. Nach der Bearbeitung (Zuschnitt, Schliff, Bohrungen) wird das erhitzte Bauteil schockartig abgekühlt. Dabei prägt sich eine Spannung ins Glas ein, die sich bei Überlast schlagartig entlädt.
Das Glas zerbröselt in kleinste Bruchstücke und minimiert das Verletzungsrisiko. ESG wird z. B. für Glastüren verwendet und kann nicht geschnitten werden. ESG-Bauteile sind in der Regel mit einem Stempel gekennzeichnet.
- Verbundglas (VG) besteht aus mindestens zwei Glasscheiben, die miteinander verklebt werden.
Bricht eine oder brechen beide Scheiben, so bleibt das Gefüge durch die verbindende Mittelschicht in Form und weitgehend stabil. Verbundglas kann geschnitten werden, dies ist jedoch für Laien nicht so einfach.
- Einscheiben-Sicherheitsglas und Verbundglas sind nur zwei Beispiele spezieller Glasscheiben. Es gibt auch die Kombination aus beiden: das Verbund-Sicherheitsglas (VSG).
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