Balkonkraftwerk, Camping & Outdoor

Flexible Solarmodule: Das sind die Vor- und Nachteile

Biegsame Solarpanels bringen die Energiewende an Orte, an denen herkömmliche Module versagen – am Balkonkraftwerk, auf gewölbten Flächen oder unterwegs im Camper-Van. Was können sie besonders gut, wo gibt es noch Schwachstellen?

Flexibles Solarmodul, auf dem Boden liegend
Flexible Solarmodule sind leichter und können an Orten genutzt werden, wo herkömmliche PV-Panels an ihre Grenzen stoßen. Foto: iStock / Scharfsinn86
Auf Pinterest merken

Die private Energiewende findet längst nicht mehr nur auf Dächern, Balkonen und Gartenflächen statt. Flexible Solarmodule verlagern die Photovoltaik auch auf unkonventionelle Flächen und ermöglichen mobile Anwendungen. Während starre Module bei Balkonkraftwerken mitunter an bauliche Grenzen stoßen, bieten biegsame Solarpanels viele neue Möglichkeiten – sei es auf dem Camper-Van, an unebenen Gebäudeflächen oder als Ergänzung zu bestehenden PV-Anlagen. Dieser Ratgeber zeigt, wann sich die Anschaffung flexibler Solarpanels lohnt und worauf bei Kauf und Installation zu achten ist.

Was sind flexible Solarpanels?

Flexible Solarpanels stellen eine technische Weiterentwicklung der klassischen Photovoltaik-Module dar. Genau wie starre Panels, die meist auf einer Glas- und Aluminiumkonstruktion basieren, wandeln sie Sonnenlicht in Gleichstrom um. Die biegsamen Module werden allerdings aus dünnschichtigen, flexiblen Materialien wie zum Beispiel Kunststoff gefertigt. Dies ermöglicht die Biegung, ohne dass dabei die Funktionalität beeinträchtigt wird.

Die Flexibilität wird in diesem Zusammenhang durch spezielle Produktionsverfahren erreicht, bei denen hauchdünne Schichten halbleitender Materialien auf biegsame Trägermaterialien aufgebracht werden. Diese sogenannte Dünnschicht-Technologie macht die Module nicht nur flexibel, sondern auch deutlich leichter als herkömmliche Panels. Während ein starres Solarmodul 20 bis 30 Kilogramm wiegen kann, bringt ein vergleichbares flexibles Modul oft nur vier bis fünf Kilogramm auf die Waage. Ein Nachteil ist allerdings die Effizienz: Dünnschicht-Module erzeugen meist weniger Strom als herkömmliche Module.

Die typische Dicke flexibler Module liegt bei nur zwei bis drei Millimetern, was sie zu wahren Leichtgewichten in der Solartechnik macht. Diese Eigenschaften eröffnen völlig neue Anwendungsmöglichkeiten, die mit konventionellen Modulen nicht realisierbar wären.

Balkonkraftwerk von Kleines Kraftwerk mit flexiblen Modulen
Der bekannte Balkonkraftwerk-Anbieter Kleines Kraftwerk verkauft natürlich vor allem starre, schwere Glas-Glas-Module, hat aber auch Sets mit flexiblen Solarpanels im Angebot. Foto: Kleines Kraftwerk

Diese Einsatzmöglichkeiten flexibler Solarpanels gibt es

1. Balkonkraftwerke mit flexiblen Modulen

Steckerfertige Balkonkraftwerke erfreuen sich in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Als Einstieg in die eigene Stromproduktion bieten sie unkomplizierte Stromerzeugung zum Eigenverbrauch und sind gleichzeitig recht erschwinglich. Klassische starre Module können dabei aber dennoch Herausforderungen bei der Montage an Balkonen mit sich bringen. Hier haben flexible Panels entscheidende Vorteile. Sie können zum Beispiel auch an gebogenen Balkonbrüstungen befestigt werden oder finden Platz an Stellen, wo starre Module nicht montierbar wären.

Das geringere Gewicht macht die Befestigung zudem einfacher und zum Teil sicherer. Für Mietwohnungen mit eingeschränkten Montagemöglichkeiten sind flexible Module oft eine passende Möglichkeit, ein Balkonkraftwerk zu installieren, da sie problemlos ohne bauliche Veränderungen angebracht werden können, oft ganz einfach per Kabelbinder.

Zu beachten ist , dass auch bei flexiblen Modulen die rechtlichen Rahmenbedingungen für Balkonkraftwerke eingehalten werden müssen. Dazu gehören sowohl die maximale Einspeiseleistung von 800 Watt für die einfache Anmeldung im Marktstammdatenregister als auch die Verwendung eines zertifizierten Wechselrichters mit Netz- und Anlagenschutz.

2. Mobile Anwendungen: Camping, Boote und unterwegs

Im mobilen Bereich spielen flexible Solarpanels ihre Stärken besonders aus. Auf Wohnmobilen und Camper-Vans können sie sich perfekt der Dachform anpassen und erzeugen auch bei Fahrt Strom für Bordnetze und Batterien. Anders als starre Module erhöhen sie kaum den Luftwiderstand und haben damit kaum Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch.

Für Segelboote und Yachten bieten flexible Module außerdem die Möglichkeit, sie auf geschwungenen Deckflächen oder sogar direkt auf Segeln zu installieren. Wasserdichte Varianten wie zum Beispiel vom Hersteller Flin sind speziell für den maritimen Einsatz konzipiert und halten auch Salzwasserspritzern stand. Durch die leichte Bauweise ist es möglich, die Module immer wieder neu zu platzieren oder anzubringen.

Ein Wohmobil mit einer innovativen Solarmarkise steht im Grünen
Diese Wohnmobil-Markise aus aufrollbaren Solarstoffen hat der Hersteller Renogy bereits im Jahr 2023 vorgestellt. Foto: Renogy / Lippert

3. Flexible Solarmodule als Outdoor-Begleiter

Für Wanderer und Outdoor-Enthusiasten gibt es faltbare Solarmodule, die sich kompakt im Rucksack verstauen lassen – viele bekannte Hersteller von Powerstations bieten solche Produkte an. Ausgebreitet laden diese unterwegs Smartphones, Kameras, Powerbanks oder andere mobile Geräte auf. Natürlich erzeugen diese wesentlich kleineren Varianten deutlich weniger Strom als ihre Gegenstücke auf Balkonen oder Hausdächern. Trotzdem reicht die Ausbeute für die meisten Outdoor-Abenteuer aus.

Besonders im Expeditionsbereich, wo jedes Gramm zählt, sind ultraleichte flexible Solarpanels oft die einzige praktikable Lösung zur autarken Energieversorgung. Vorteil: Sie lassen sich leicht transportieren und an wechselnden Standorten optimal zur Sonne ausrichten.

4. Integration in bestehende PV-Anlagen und Gebäude

Flexible Solarpanels eignen sich außerdem als Ergänzung zu bestehenden Photovoltaik-Anlagen. Sie können Bereiche erschließen, die für konventionelle Module unzugänglich sind. Auf Runddächern, an Hauswänden oder auf gebogenen Architekturelementen erweitern sie so die nutzbare Fläche zur Energiegewinnung.

In der gebäudeintegrierten Photovoltaik (BIPV) eröffnen flexible Module völlig neue gestalterische Möglichkeiten. Sie können zum Beispiel direkt in Fassadenelemente eingearbeitet werden oder auf geschwungenen Oberflächen zum Einsatz kommen. Moderne Gebäudekonzepte nutzen diese Technologie, um ästhetisch ansprechende Energiefassaden zu schaffen, die gleichzeitig Strom produzieren – wie zum Beispiel bei der Fassade des DHL-Parkhauses in Leipzig.

Besonders innovativ ist die Integration in Beschattungssysteme wie Markisen oder Sonnensegel: Diese doppelte Funktionalität – Schattenspender und Stromerzeuger – macht solche Lösungen besonders reizvoll. So hat etwa der Hersteller Renogy 2023 eine Wohnmobil-Markise aus aufrollbaren Solartstoffen vorgestellt. Auch temporäre Installationen, etwa bei Veranstaltungen oder auf Baustellen, können von der einfachen Handhabung und schnellen Montage flexibler Module profitieren.

Diese Vorteile haben flexible Solarpanels

Die besonderen Eigenschaften flexibler Solarpanels bringen zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Geringes Gewicht: Mit 70 bis 80 Prozent weniger Gewicht als vergleichbare starre Module sind sie ideal für gewichtssensitive Anwendungen, wie Dächer mit begrenzter Traglast oder mobile Nutzung.

  • Anpassungsfähigkeit: Die Biegsamkeit ermöglicht die Installation auf unebenen Flächen, Rundungen und Wölbungen – dort, wo starre Panels nicht montierbar wären.

  • Einfachere Installation: Das geringere Gewicht und die Flexibilität erleichtern die Montage erheblich. Oft reichen hier einfache Befestigungssysteme.

  • Windbeständigkeit: Die flache Bauform und die Möglichkeit, die Module direkt auf Oberflächen aufzubringen, reduziert die Angriffsfläche für den Wind.

  • Platzsparend transportierbar: Besonders faltbare Varianten lassen sich kompakt verstauen und transportieren – ideal für mobile Anwendungen.

  • Unauffälligere Optik: Die dünne Bauweise ermöglicht eine dezentere Integration in bestehende Strukturen, was besonders in designsensiblen Bereichen geschätzt wird.

Diese Eigenschaften machen flexible Solarpanels zur ersten Wahl für viele Anwendungen, bei denen konventionelle Module an ihre Grenzen stoßen.

Powerstation mit vielen Lade-Optionen
Jackery Explorer 500 – tragbare Powerstation mit 230V/500 W, für Camping, Wohnmobil, Heimwerken
Jackery Explorer 500 – tragbare Powerstation mit 230V/500 W, für Camping, Wohnmobil, Heimwerken
Kleines Power-Paket von Anker
Anker Solix C300 DC Powerstation mit LiFePO4-Akku und Lampen-Funktion
Anker Solix C300 DC Powerstation mit LiFePO4-Akku und Lampen-Funktion
Mit 4,5 von 5 Sternen bewertet
Fossibot tragbare Powerstation mit 1024 Wattstunden Kapazität und Schnelllade-Funktion
Fossibot tragbare Powerstation mit 1024 Wattstunden Kapazität und Schnelllade-Funktion

Nachteile und Herausforderungen von flexiblen Modulen

Trotz der genannten, zahlreichen Vorteile sollten auch die Einschränkungen flexibler Solarpanels nicht unerwähnt bleiben:

  • Geringerer Wirkungsgrad und kürzere Lebensdauer: Der durchschnittliche Wirkungsgrad flexibler Module liegt meist unter den 20 bis 24 Prozent, die hochwertige starre Panels erreichen können. Dies bedeutet, dass für die gleiche Leistung mehr Fläche benötigt wird. Das liegt vor allem an der Bauweise. Viele biegbare Solarpanels setzen auf die sogenannte Dünnschicht-Technologie, die insgesamt weniger effizient ist als herkömmliche Panels mit monokristalliner Struktur. Allerdings gibt es Ausnahmen: Anbieter wie Kleines Kraftwerk führen bereits flexible Module, die die moderne TOPCon-Technologie verwenden. Hier versprechen die Anbieter ähnliche Wirkungsgrade wie bei starren Modulen. Auch ist die Lebensdauer kürzer als bei konventionellen Modulen. Anbieter wie Tommatech vergeben sogar nur zwei Jahre Garantie, während herkömmliche Module oft ganze 15 Jahre abgesichert sind.

Mehrere flexible Solarmodule auf einem Segelboot
Der auf Boot-Photovoltaik spezialisierte Hersteller Flin hat zahlreiche flexible Solarmodule für den nautischen Bereich im Angebot. Die Produkte sind nicht ganz billig, halten dafür den Elementen stand. Foto: Flin
  • Höhere Kosten pro Watt: Flexible Solarpanels haben fast immer einen höheren Preis pro Watt-Leistung als vergleichbare starre Module. Die Preisdifferenz kann je nach Qualität und Flexibilitätsgrad moderate 30 Prozent bis teure 100 Prozent betragen. Diese höheren Anschaffungskosten müssen im Einzelfall gegen die spezifischen Vorteile abgewogen werden, die in bestimmten Anwendungsszenarien den Aufpreis rechtfertigen können.

  • Wärmeableitung und Überhitzungsgefahr: Ein oft unterschätztes Problem flexibler Solarmodule ist zudem die Wärmeableitung. Da die dünnen Module häufig direkt auf Oberflächen aufgebracht werden, kann die entstehende Wärme schlechter abgeführt werden als bei starren Panels mit entsprechender Hinterlüftung. Dies kann besonders an heißen Sommertagen zu Leistungseinbußen führen, da Solarzellen bei steigender Temperatur weniger effizient arbeiten. Bei Installationen auf dunklen Oberflächen oder in schlecht belüfteten Bereichen sollte daher auf ausreichenden Abstand oder zusätzliche Kühlungsmöglichkeiten geachtet werden.

Fazit: Biegsame Solarmodule – Multitalente mit kleinen Mängeln

Die besonderen Eigenschaften flexibler Solarpanels machen sie zur optimalen Wahl für Anwendungen, bei denen herkömmliche Module an ihre Grenzen stoßen – sei es am Balkonkraftwerk, auf dem Wohnmobil oder bei der Integration in unkonventionelle Architekturflächen. Trotz des höheren Preises und der geringeren Effizienz überwiegen in vielen Situationen die Vorteile der Flexibilität, des geringen Gewichts und der einfachen Installation. Allerdings kommt es beim Nutzen immer auf den Einzelfall an: In vielen normalen Anwendungsbereichen, etwa bei Balkonkraftwerken mit ein bis zwei Solarmodulen, sind herkömmliche Panels oft die preisgünstigere und langlebigere Wahl.

Das könnte Sie auch interessieren ...

Balkonkraftwerk, das auf einem Schuppen mit Flachdach steht - Foto: sidm - Matthias Schmid
Lohnt sich PV auf dem Balkon?
Balkonkraftwerk: So viel Ertrag ist tatsächlich möglich

Balkonkraftwerke erfreuen sich in Deutschland zunehmender Beliebtheit, gelten als günstiger Einstieg in die Solarenergie. Doch wie hoch fällt der Ertrag einer steckerfertigen Solaranlage mit bis zu 800 Watt wirklich aus?

Schubkarren-Sessel steht vor dem Lagerfeuer - Foto: sidm / Michael Müller-Münker
Schubkarren-Sessel selbst bauen

Wer schwer schuftet, sollte sich auch ausruhen. Selten liegen Arbeit und Vergnügen so nah beieinander wie bei diesem Projekt: Eine Schubkarre wird zum Sessel. Problem: Man mag gar nicht mehr aufstehen und weiter arbeiten ...

Heizung entlüften - Foto: Bauerstock / adobe.stock / M.Dörr & M.Frommherz
Nie wieder kalte Heizkörper: Wann und wie Sie Ihre Heizung entlüften sollten

Ein gluckernder Heizkörper, der nicht richtig warm wird, ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch zu höheren Energiekosten führen. Die Ursache liegt oft in eingeschlossener Luft, die den Heizkreislauf stört und die Effizienz der Heizung beeinträchtigt. Regelmäßiges Entlüften der Heizkörper ist daher entscheidend, um eine optimale Wärmeverteilung sicherzustellen und den Energieverbrauch zu senken.

Kallax-Regal als Sideboard - Foto: sidm / Michael Müller-Münker
Kallax-Upgrade: So wird aus dem Regal ein edles Sideboard

Das Kallax-Regal ist der Ikea-Klassiker. Mit einer Größe von 77 x 77 Zentimetern bei knapp 40 Zentimetern Tiefe ist das preiswerte Leichtbau-Möbel unsere Basis für einen schicken Hack hin zum hochwertigen Sideboard.

Jesus-Krippe mit Krippenfiguren - Foto: sidm / Michael Müller-Münker
Ruinen-Krippe
Bauplan: Jesus-Krippe selber bauen

Ein Krippenbau ist ein besonders zeitaufwendiges Unterfangen. Wer noch keine Krippe besitzt, sollte daher jetzt aktiv werden. Wir haben uns diesmal für eine Jesus-Krippe im Ruinen-Look entschieden.

Pollerleuchte aus Holz - Foto: Michael Müller-Münker
Holz-Feuer
Garten-Pollerleuchte aus Holz selber bauen

Im Sommer wie im Winter ist die selbst gebaute Pollerleuchte mit dem gemütlichen und insektenfreundlichen Licht ein wahrer Hingucker im Garten.