Weidenkorb flechten

Früher war der Weidenkorb ein praktischer Helfer im Haushalt und auf dem Hof. Ob Kiepen zum Holzlesen oder Weidenkörbe für die Kartoffelernte: Flechtwerk aus Weide fand sich jahrhundertelang in nahezu jedem Haushalt. Mit dieser Anleitung können Sie selber einen Korb flechten.

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Weidenkorb flechten
Foto: Maria Grube

Weidenkorb flechten: Schritt 1 von 6

Ein Korb ist eine Kostbarkeit, bedenkt man die vielen Arbeitsschritte, die in ihm stecken. Weide, das Hauptflechtmaterial, lagert in vielen Längen und Dicken in der Werkstatt.

Weidenkorb flechten
Foto: Maria Grube

Weidenkorb flechten: Schritt 2 von 6

Im Edelstahlkessel weicht Horst Pfetzing die getrockneten Weidenruten ein, damit sie wieder geschmeidig werden, oder um sogenannte gesottene Weide herzustellen.

Weidenkorb flechten
Foto: Maria Grube

Weidenkorb flechten: Schritt 3 von 6

Die Ähnlichkeit mit einem Spargelschäler kommt nicht von ungefähr: Mit der Schälklammer entrindet der Korbmacher die Weidenruten. Das ergibt die „weiße Weide“.

Weidenkorb flechten
Foto: Maria Grube

Weidenkorb flechten: Schritt 4 von 6

Selbst dünne Weidenruten sind für manche Flechtarbeiten zu dick. Dann kommt der Weidespalter zum Einsatz, mit dem die Rute in drei Teile gespalten wird.

Weidenkorb flechten
Foto: Maria Grube

Weidenkorb flechten: Schritt 5 von 6

Für Feinflechtarbeiten werden die bereits gespaltenen „Schienen“ mit dem Handhobel abgezogen, um das Mark zu entfernen und eine gleichmäßige Stärke zu erzielen.

Weidenkorb flechten
Foto: Maria Grube

Weidenkorb flechten: Schritt 6 von 6

Der Pfriem erleichtert das Biegen der Ruten, er wird aber auch eingesetzt um das Geflecht zu verdichten, oder um Platz für einzuflechtende Ruten zu schaffen.

Weidenzopf flechten
Foto: Maria Grube

Weidenzopf flechten: Schritt 1 von 5

Korb-Weide (Salix viminalis), Purpur-Weide (Salix purpurea) und Amerikaner-Weide (Salix x americana) eignen sich dank ihrer biegsamen Triebe sehr gut für Flechtarbeiten.

Weidenzopf flechten
Foto: Maria Grube

Weidenzopf flechten: Schritt 2 von 5

Für einen lebenden Zopf benötigen Sie neun möglichst frisch geschnittene Weidenruten gleicher Länge. Achtung, je dicker sie sind, desto anstrengender ist das Flechten.

Weidenzopf flechten
Foto: Maria Grube

Weidenzopf flechten: Schritt 3 von 5

Spannen Sie die Weidenruten nebeneinander in einen Schraubstock ein. Dann flechten Sie einen einfachen Zopf, wobei je drei Weidenruten als ein Strang verwendet werden.

Weidenzopf flechten
Foto: Maria Grube

Weidenzopf flechten: Schritt 4 von 5

Binden Sie den Zopf am unteren und am oberen Ende mit Bindfaden oder Bast zusammen. Die beblätterten Spitzen dürfen sich allerdings frei bewegen.

Weidenzopf flechten
Foto: Maria Grube

Weidenzopf flechten: Schritt 5 von 5

Nun das fertige Stämmchen 15-30 cm tief in einen Topf mit Erde stecken – am besten lehmhaltige Gartenerde – und gut angießen. Ein Stützstab sichert den Zopf bei Windböen.

Korbmacher: Weidenkörbe
Foto: Maria Grube

Korbmacher: Weidenkörbe

Wie alles begann: Johannes und Heinrich Pfetzing transportierten Weidenruten und Korbwaren noch auf Pferdewagen und Fahrradanhängern.

Korbmacher: Weidenkörbe
Foto: Maria Grube

Korbmacher: Weidenkörbe

Noch heute wird der Weiden auf dem Fuhrwerk herbeigeschafft.

Korbmacher: Weidenkörbe
Foto: Maria Grube

Korbmacher: Weidenkörbe

Ruten von Kopfweiden sind im unteren Teil sehr dick und taugen höchstens als Korbhenkel. Im Feldanbau wachsen gleichmäßigere Ruten heran, die sich gut verarbeiten lassen.

Korbmacher: Weidenkörbe
Foto: Maria Grube

Korbmacher: Weidenkörbe

Aus 20-25 cm langen Steckhölzern entsteht innerhalb eines Jahres eine neue Plantage, die dann etwa 30 Jahre lang beerntet wird.

Korbmacher: Weidenkörbe
Foto: Maria Grube

Korbmacher: Weidenkörbe

Sehr beliebt sind die originellen Pflanztüten aus frischer Weide. 30 cm tief in die Erde gesteckt, bilden sie schnell Wurzeln und treiben grüne Blätter.

Früher verstanden sich noch viele Menschen auf das Flechten von Weidenkörben. Heute sind Weidenköbe vor allem noch ein tolles Accessoire auf dem Balkon oder im Garten. Wer sich einmal am Weidenkorb flechten probieren will, folgt einfach dieser Anleitung in der Bildergalerie.

Wenn die Tage kürzer werden und abends dicke Nebelschwaden in den Tälern am Rande des Knüllgebirges hängen, dann wird es in der Werkstatt von Horst Pfetzing gemütlich. Dann nämlich feuert der 54-jährige Korbmacher den alten gusseisernen Kanonenofen an, und sobald dieser beruhigend vor sich hin bullert und der würzige Duft von Fichtenholz durch den Raum zieht, beginnt er mit der Arbeit, bei der er als Kind schon seinem Großvater zur Hand ging. Das Handwerk des Korbmachers gehört zu den ältesten in der Geschichte der Menschheit. Ob Kiepen und Körbe zum Holzlesen oder für die Kartoffelernte, oder Truhen, Stühle aus Weidenruten, Wiegen und anderes Mobiliar: Flechtwerk aus Haselnuss, Binsen und vor allem aus Weide fand sich jahrhundertelang in nahezu jedem Haushalt.

„Früher verstanden sich noch viele Menschen auf das Flechten einfacher Weidenkörbe, insbesondere für die Bauern war das selbstverständlich“, erzählt Horst Pfetzing. Manch einer verdiente sich auf diese Weise auch ein Zubrot für die dunkle Jahreszeit, dann saß oft die ganze Familie beisammen und verarbeitete die geernteten Naturmaterialien. „Auch mein Großvater Konrad kam so zum Korbmacherhandwerk und gab sein Wissen an seine Söhne weiter – meinen Vater Johannes und meinen Onkel Heinrich. Nachdem mein Vater die Meisterprüfung abgelegt hatte, wurde die Landwirtschaft schließlich zum Nebenerwerb.“

Korb flechten – ein faszinierendes Handwerk

Flechten mit Weidenruten
Foto: Maria Grube

Seit 1910 versorgt die Familie Pfetzing die Bewohner ihres Heimatorts Sterkelshausen mit allerlei Flechtwerk – doch der Beruf hat sich gewandelt. „Nach Kriegsende 1945 überschwemmten billige Kunststoffwaren den Markt und das große Korbmachersterben begann. Ich bin heute einer der letzten meiner Zunft“, erklärt Pfetzing mit ein wenig Wehmut in der Stimme. „Und ich muss heute wieder das tun, worauf auch die frühen Korbmacher angewiesen waren: Mit meinen Waren umherziehen.“ Das macht er zum Glück gerne, besonders wenn er dabei anderen Menschen sein faszinierendes Kunsthandwerk bei Flechtvorführungen näherbringen kann. Eine Kunst ist diese Arbeit tatsächlich: Schon um einen einfachen Korb herzustellen – vom Boden über die Wandung und den „Zuschlag“ genannten Abschlussrand bis hin zum Henkel – benötigt man kräftige Hände und Geschick. Beherrscht man die Grundtechniken, ist man von eleganten Mustern immer noch weit entfernt. Selbst die geübten Hände von Horst Pfetzing brauchen etwa drei bis vier Stunden für einen einfachen Korb mittlerer Größe – und immerhin beherrscht der Sterkelshäuser sein Handwerk bereits seit über 39 Jahren.

Von Weiden zum Korb

Was allerdings die wenigsten wissen: Wenn der Korbmacher mit dem Flechten beginnen kann, hat er einen Großteil der Arbeit schon hinter sich. Denn einfach ein paar Weidenruten schneiden und loslegen – das funktioniert bei hochwertiger Arbeit nicht. Überhaupt die Weiden: Wer die Korbmacherwerkstatt im Ortsteil Sterkelshausen besucht, hält erst einmal vergeblich nach ihnen Ausschau.

„Die meisten Leute erkennen unsere Weiden gar nicht, denn anstelle von Kopfweiden an einem Bachufer bauen wir ausgewählte Sorten direkt auf dem Acker an. Dort schneiden wir sie jedes Jahr während der Saftruhe von November bis Februar bis auf den Boden zurück, wodurch wir wesentlich gleichmäßigere Ruten erhalten.“ Kopfweiden waren nämlich genau genommen nur eine Notlösung. Früher war Land für die Nahrungsmittelproduktion so kostbar, dass die genügsamen Weiden nur dort wachsen durften, wo weder Korn noch Apfelbaum gedeihen wollten: am Bach, wo sie zugleich das Ufer befestigten. Die Gemeinden verpachteten die Kopfweiden dann an die Korbmacher, die sie einmal im Jahr beernten durften.

Nach der Ernte: Weiden vorbereiten

Kaum verändert hat sich hingegen das Prozedere nach der Ernte, die so bemessen sein muss, dass das Material für ein Jahr reicht – besser noch länger, falls etwa Hagelschlag die jungen Ruten verletzt. Durch die Narbenbildung werden sie nämlich brüchig und damit unbrauchbar. „Nach dem Schneiden werden die Ruten nach Längen sortiert und zum Trocknen an alle verfügbaren Zäune und Hauswände gelehnt. Dann kommen sie ins Lager auf den Weidenboden. Damit sie wieder biegsam werden, muss ich die Ruten rechtzeitig einweichen. In kaltem Wasser dauert das zwei bis drei Wochen, in warmem Wasser verkürzt sich die Zeit auf drei bis vier Tage, dafür nutze ich meinen mit Schamottsteinen ummauerten Edelstahlkessel.“ Die so präparierten Ruten kennen wir als braune Naturweide.

Weidenkorb als Frostschutz im Beet
Ein Weidenkorb kann auch als Frostschutz dienen. Foto: sidm / Archiv

Korb flechten: So erhält man verschiedene Farben

Einen anderen Farbton erzielt Pfetzing, indem er die Weidenruten im Edelstahlkessel 24 Stunden lang kocht. „Dadurch platzt die Rinde auf und die freigesetzte Salicylsäure zieht ins Holz ein. Deshalb besitzt „gesottene Weide“ eine schöne rötlich- braune Färbung.“ Am edelsten wirkt die sogenannte weiße Weide. Sie ist allerdings auch am aufwändigsten herzustellen: Der Korbmacher stellt die Ruten nach der Ernte ins Wasser ein, bis sie Wurzeln und Blätter treiben, und muss anschließend jede Rute schälen. In einem mittleren Einkaufskorb, der bereits aus über 150 Ruten besteht, steckt also deutlich mehr als die reine Flechtzeit. Doch obwohl diese Vorarbeiten im Grunde unbezahlte Arbeitszeit darstellen, möchte Horst Pfetzing nichts anderes machen. „Mein Beruf ist für mich Berufung und diese Begeisterung möchte ich weitergeben. Mein Großvater hat bis 86, mein Vater bis 76 auf der Werkbank gesessen und Körbe geflochten. Da habe ich noch ein paar Jahre.“

Fotos: Maria Grube

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