Bauernregeln

Beispiele für bekannte Bauernregeln, die noch immer gelten

Hundstage, Eisheilige und Schafskälte – es gibt Wetterphänomene, die treten mit erstaunlicher Regelmäßigkeit auf. Doch lassen sie sich wirklich durch Bauernregeln bestimmen oder ist alles nur uralter Unsinn?

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Bauernregeln haben häufig den Ruf, nur altkluge Sprüche zu sein, aus einer Zeit im tiefsten Mittelalter, in der die Menschen es einfach noch nicht besser wussten. Doch das stimmt so nicht ganz. Bauernregeln entstammen langjährigen genauen Beobachtungen, die über Generationen lang gesammelt und in Form von leicht zu merkenden Reimen weitergegeben wurden.

Schließlich waren die Bauern auf eine zumindest grobe Bestimmung des Wetters angewiesen. Nur so war eine reiche Ernte garantiert und die Familie musste nicht Hunger leiden. Doch lässt sich durch Bauernregeln das Wetter auch heutzutage noch genau bestimmen?

Was sagen Bauernregeln aus?

Bauernregeln geben seit Jahrhunderten Wissen in Reimform weiter: Die Volkssprüche haben meist einen Bezug zum Wetter oder der Landwirtschaft, denn das war für die Menschen überlebenswichtig. Mit den Bauernregeln hatten die Landwirte früherer Jahrhunderte eine vergleichsweise zuverlässige Vorhersagemethode an der Hand. In Abhängigkeit von der Wetterprognose durch den bäuerlichen Losspruch konnte man säen, ernten oder abwarten, bis sich das gewünschte Wetter einstellte. Bauernregeln fassen die langjährige Erfahrung der Menschen mit dem Wetter in Reimform zusammen und sind damit ein Vorlufer der meteorologischen Datensammlungen, die auch heute Basis jeder Wettervorhersage sind.

Welche Bauernregeln stimmen noch?

Was über Jahrhunderte verlässlich funktioniert hat, gerät mit dem Klimawandel an seine Grenzen. Natürlich hat es imm er schon (saisonale und regionale) Schwankungen beim Wetter gegeben, die eine einzelne Bauernregel nicht vorhersagen konnte, doch waren die bäuerlichen Lossprüche eine leidlich treffsichere Orientierung für die Menschen – es gab ja auch noch keine Meteorologie.

Doch trotz der klimatischen Verschiebungen, die man unter dem Oberbregriff "menschengemachter Klimaweandel" zusammenfast, gibt es immer noch Bauernregeln, die noch heute gültig sind. Diese bauernregeln basieren in der Regel nicht auf Naturbeobachtungen sondern auf physikalischen Gesetzen. Ein Beispiel ist diese alte Bauernregel: „Wenn die Schwalben hoch am Himmel kreisen, sie weiter auf schönes Wetter hinweisen.”
Der physikalische Hintergrund: Bei schönem Wetter ist es warm und sonnig. Die Luft erwärmt sich und steigt auf. Mücken, Fliegen und kleine Insekten werden von der aufsteigenden Luft mit in die Höhe gezogen. Schwalben, die nach diesen Kleinsttieren als Nahrung jagen, müssen also auch hoch am Himmel kreisen, um ausreichend Beute machen zu können.
Praxistipp: Eine sehr umfangreiche Liste aller Bauernregeln gibt es hier >>

Bauernregeln: Wetter und Kalender

Bauernregeln treffen in der Tat sehr häufig zu, wenn man zwei Dinge beachtet, die häufig vergessen werden: das regionale Wetter und die Kalenderreform.

Regionale Bezüge

Zunächst gilt es die Region zu berücksichtigen, in der die Regel entstanden ist. Wetter ist schließlich immer ein lokales Phänomen. Während in München bereits seit Wochen 20 cm Schnee liegen, können in Köln die Temperaturen auf über 10 °C klettern. Entsprechend wird eine Bauernregel aus dem Rheinland auch eher selten auf Oberbayern zutreffen. So erklären sich auch Bauernregeln, die sich eindeutig zu widersprechen scheinen.

Bauernregeln: Wetterhahn

Die Einführung des gregorianischen Kalenders

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einführung des gregorianischen Kalenders, der 1582 den julianischen Kalender ablöste. Letzterer war etwa 11 Minuten länger als das Sonnenjahr. Das hatte zur Folge, dass sich das astronomische Jahr immer weiter im Kalender verschob, gut alle 130 Jahre um einen Tag. 1582 fiel der astronomische Frühlingsanfang dementsprechend bereits auf den 11. März, anstatt wie heute üblich auf den 21. März.

Das war nicht nur unpraktisch, da sich die Jahreszeiten so langsam aber sicher im Kalender verschoben, sondern es brachte auch die Berechnung des Osterfestes durcheinander, welches vom Frühlingsanfang abhängig ist. So wurde der Kalender reformiert und es entstand das gregorianische Modell, nach dem wir heute noch leben.

Die Anpassung des Kalenders wirkte sich allerdings auch auf die Bauernregeln aus. Da der julianische Kalender unserem gut zehn Tage hinterherhinkte, tun dies auch die Bauernregeln, die in der damaligen Zeit entstanden. Eine Regel, die sich auf den Siebenschläfertag am 27. Juni bezieht, meint entsprechend eigentlich den 27. Juni im julianischen Kalender, also heutzutage den 7. Juli. Diese zehntägige Verschiebung muss entsprechend bei allen Bauernregeln berücksichtigt werden.

Bekannte Bauernregeln und Lostage

Während einige Bauernregeln sich auf ganze Wochen, Monate oder gar Jahreszeiten beziehen, gibt es auch die sogenannten Lostage, wie etwa den Siebenschläfertag oder den Johannistag. Einige Beispiele bekannter Bauernregeln quer durch das Gartenjahr haben wir unten zusammengestellt. Bedenken Sie nur immer die Kalenderreform: Mit Januar ist demnach die Zeit vom 11. Januar bis zum 10. Februar gemeint und immer so weiter.

Bauernregeln Januar

Der Januar muss krachen, soll der Frühling lachen.
Ist der Januar hell und weiß, wird der Sommer gerne heiß.
Kommt der Frost im Januar nicht, zeigt im März er sein Gesicht.

Bauernregeln Februar

Je nasser ist der Februar, desto nasser wird das ganze Jahr.
Nebel im Februar – Kälte das ganze Jahr.
Wenn’s im Februar nicht schneit, schneit’s in der Osterzeit.

Bauernregeln März

Wie’s im März regnet, wird’s im Juni regnen.
Auf Märzenregen folgt kein Sonnensegen.
Märzensonne – kurze Wonne.

Bauernregeln April

Der April tut, was er will.
Aprilwetter und Kartenglück wechseln jeden Augenblick.
Aprilschnee bringt Grad und Klee.

Bauernregeln Mai

Ein kühler Mai wird hochgeacht‘, hat stets ein gutes Jahr gebracht.
Mairegen bringt Segen.
Wenn es regnet am 1. Mai, regnet es auch weiter glei’.

Bauernregeln Juni

Im Juni viel Donner bringt einen trüben Sommer.
Wenn kalt und nass der Juni war, verdirbt er das ganze Jahr.
Menschensinn und Juniwind ändern sich oft sehr geschwind.

Bauernregeln Juli

Trübe Aussicht an den Hundstagen (23. Juli bis 23. August), trübe Aussicht das restliche Jahr.
Bringt der Juli heiße Glut, so gerät der September gut.
Im Juli muss vor Hitze braten, was im September soll geraten.

Bauernregeln August

Bringt der August viel Gewitter, wird der Winter kalt und bitter.
Was der August nicht vermocht, kein September mehr kocht.
Ist’s in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß.

Bauernregeln September

September warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.
Viel Nebel im September über Tal und Höh’, bringt im Winter tiefen Schnee.
Donnert’s im September noch, wird der Schnee um Weihnacht hoch.

Bauernregeln Oktober

Oktober rau, Januar flau.
Wenn’s im Oktober friert und schneit, bringt der Jänner milde Zeit.
Im Oktober Sturm und Wind, uns den frühen Winter kündt.

Bauernregeln November

November hell und klar, ist übel für’s nächste Jahr.
Hängt das Laub bis November hinein, wird der Winter lange sein.
Viel Nebel im November, viel Schnee im Winter.

Bauernregeln Dezember

Donnert’s im Dezember gar, kommt viel Wind im nächsten Jahr.
So kalt wie im Dezember, so heiß wird’s im Juni.
Herrscht im Dezember recht strenge Kält’, sie volle 18 Wochen hält.

Witzige Bauernregeln

Mittlerweile gibt es auch zahlreiche scherzhafte Bauernregeln, die sich im Aufbau an den klassischen Regeln orientieren, aber rein gar nichts mit dem Wetter zu tun haben, sondern vielmehr die vermeintlich geringe Aussagekraft der ursprünglichen Bauernregeln aufs Korn nehmen:

Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder’s bleibt wie’s ist!
Muht die Kuh laut im Getreide, war ein Loch im Zaun der Weide!
Liegt der Bauer tot im Zimmer, lebt er nimmer.

"Neue Bauernregeln": Umweltministerium

2017 sorgte das Umweltministerium dafür, dass die Bauernregeln neue Popularität erlangten. Ministerin Barbara Hendricks startete eine Kampagne mit "neuen Bauernregeln", die auf aktuelle Missstände in der Landwirtschaft aufmerksam machen sollten:

Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein.
Wenn alles bleibt, so wie es ist, kräht bald kein Hahn mehr auf dem Mist.
Zu viel Dünger auf dem Feld geht erst ins Wasser, dann ins Geld.

Die Kampagne wurde nach dem deutlichen Protest der Landwirte, die sich durch die Sprüche diffamiert fühlten, eingestellt. Bundesumweltministerin Hendricks entschuldigte sich daraufhin offiziell und beteuerte, dass dies niemals ihre Absicht gewesen sei. Das Ziel der Aktion, eine Diskussion anzustoßen, wurde jedoch voll und ganz erreicht.

Fotos: sidm / Archiv

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