Zeckenarten

Neue Zecken befallen Deutschland

Nicht nur, dass sich die Zecken-Risikogebiete wegen des Klimawandels immer weiter nach Norden verschieben, auch die Zahl der Zeckenarten in Deutschland steigt. Immer mehr neue Zeckenarten befallen Gärtner, Sportler und Hundehalter bei täglichen Aktivitäten. Vor diesen Zeckenarten sollten Sie sich schützen.

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Video: Glutamat

Mit den heimischen Zeckenarten haben wir in Deutschland eigentlich schon genug Sorgen: Borreliose und FSME sind die gefürchteten Krankheiten, die durch einen Zeckenbiss des "Gemeinen Holzbocks" oder anderer Zeckenarten übertragen werden. Jetzt treiben aber auch neu entdeckte Zecken in Deutschlands Wäldern und Wiesen ihr Unwesen. Vor allem durch Ihre Größe fallen die Riesen-Zecken ins Auge!
Wie Sie Zecken fernhalten, zeigt das Video oben.

Hyalomma-Zecke

Eine Reiterin in Schleswig-Holstein hat die gefährliche Hyalomma-Zecke zuerst in Deutschland entdeckt. Sie entfernte die ungewöhnlich große Zecke mit den gestreiften, haarigen Beinen von einem ihrer Pferde und schickte den Parasiten zur Untersuchung zum Robert-Koch-Institut. Die Wissenschaftler staunten nicht schlecht, dass es eine Zecke der Art Hyalomma marginatum bis an die Nordsee geschafft hatte. Eigentlich stammt diese Zeckenart aus dem Süden Europas sowie aus Asien und Afrika. Vermutlich wurde die Hyalomma-Zecke von Zugvögeln nach Deutschland eingeschleppt.

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Wie heimische Zeckenarten kann auch die Hyalomma-Zecke gefährliche Krankheitserreger übertragen: Ricksettsia-Bakterien lösen z. B. das Zecken-Fleckfieber aus, auf das Menschen mit Hautreizungen und Fieber reagieren. Gefährlicher wird die Hyalomma-Zecke dem Menschen, wenn Sie selbst mit dem tödlichen Krim-Kongo-Virus infiziert ist. Es führt beim Menschen zum Krim-Kongo-Fieber, das innere Blutungen verursacht und meist tödlich endet. Die bisher in Deutschland entdeckten Zecken trugen aber kein Krim-Kongo-Virus in sich – anders in der Türkei und Spanien!

Tropische Zecken

Weil die Hyalomma-Zecke ursprünglich aus den tropischen Zonen Asiens und Afrikas stammt, wird diese Zeckenart auch umgangssprachlich Tropen-Zecke genannt, obwohl sie auch in der Türkei, dem Kosovo oder in Teilen Spaniens vorkommt. Die tropische Zeckenart unterscheidet sich vom gemeinen Holzbock und der Auwaldzecke vor allem durch die Größe: Gut fünfmal größer ist die tropische Verwandte als heimische Zeckenarten und kann sich im Unterschied zu den eher behäbigen deutschen Arten sehr schnell fortbewegen!
"Wir gehen davon aus, dass wir mit immer mehr tropischen Zeckenarten in Deutschland rechnen müssen, die sich durch gute Wetterbedingungen hier ansiedeln können", sagte die Parasitologin Ute Mackenstedt von der Uni Hohenheim.

Hyalomma Zecke
Wird wegen ihrer Größe Riesen-Zecke genannt: die Hyalomma-Zecke. Foto: Roger Eritja / Alamy Stock Photo

Afrikanische Zecke

Eine andere Zeckenart aus Afrika, die sich in Deutschland etablieren könnte, ist die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Sie überträgt unter anderem das Bakterium Rickettsia conorii, das das Mittelmeer-Zeckenstichfieber verursachen kann.

Neue Super-Zecke

Unter dem Namen "Lone Star" wird gerade eine neue Zeckenart berühmt, deren Biss den Menschen zum Vegetarier machen soll. Beißt die Zeckenart Amblyomma Americana einen Menschen, gelangt über deren Speichel das Molekül Alpha-Gal in dessen Blut und soll dort dessen Immunsystem "umprogrammieren" – eine veritable Fleischallergie ist die Folge. Der Körper bildet Antikörper gegen den Stoff, der nur in tierischen Zellen aber nicht im menschlichen Körper vorkommt, weshalb unser Immunsystem kurz nach dem Verzehr von rotem Fleisch (Hühnchen und Fisch sind unproblematisch) allergische Reaktionen zeigt (von Nesselfieber bis zu einem Anaphylaktischen Schock).

Zeckenarten
Relativ harmlos oder akut gefährlich? Den Unterschied erkennen nur Zecken-Experten auf einen Blick. Foto: Rasmus Holmboe Dahl / Shutterstock

Die amerikanische Super-Zecke hat den Weg über den Atlantik noch nicht in großer Stückzahl geschafft: Anders als in den USA, wo sich Amblyomma Americana Zwischenfälle häufen, kamen es hierzulande in den letzten zehn Jahren nur vereinzelt zu Bissen dieser Zeckenart.

Zecke mit Flügeln?

Auch wenn es keine Zecke mit Flügeln gibt, schmerzen die Bisse der blutsaugenden Hirschlausfliege. Derzeit ist die Population des rund fünf Millimeter kleinen, dunklen Insekts recht hoch, weshalb sich die Berichte über "Zecken mit Flügeln" häufen. Zuerst wurden Hundehalter auf den wenig bekannten Parasiten aufmerksam – mittlerweile leiden auch immer mehr Menschen unter der Hirschlausfliege, die vor allem im Spätsommer und Herbst auf Beutezug durch den Wald streift. Beim Menschen steuern sie besonders den Nackenbereich an. Nach der Landung auf der Haut brechen die Flügel ab.
Die Hirschlausfliege kann das Bakterium Bartonella schoenbuchensis übertragen – welche Krankheiten das beim Menschen auslösen kann, ist aber noch kaum erforscht.

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