Essbare Wiesenkräuter sammeln und zubereiten
Von wegen Unkraut: Wiesenkräuter stecken voller ungeahnter Talente – was die Wiesen-Wildkräuter so besonders macht, welche Wiesenkräuter sich hierzulande finden lassen und wie Sie sie zu Ihrem Vorteil nutzen können, lesen Sie hier.
Als Wiesenkräuter verstehen sich all die Kräuter, die ganz ohne menschliches Zutun auf unseren Wiesen wachsen. Im Gegensatz zu landwirtschaftlich kultivierten Pflanzen, sind Wildkräuter robuster und anpassungsfähiger, weshalb sie besser auf Umwelt-Stressoren reagieren. Sie fördern die Artenvielfalt, indem sie verschiedensten Tieren und Insekten Nahrung und Lebensraum bieten und tragen maßgeblich zur Bodengesundheit bei. Da Sie im Gegensatz zu den meisten Nutzpflanzen naturbelassen wachsen, enthalten sie ihnen gegenüber ein Vielfaches an Vital- und Nährstoffen, die neben den bioaktiven Pflanzenstoffen jede Menge gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzen. Einige Wiesen-Wildkräuter lassen sich bei Leiden wie Verdauungsbeschwerden oder Hautentzündungen einsetzen, andere stärken das Immunsystem oder wirken beruhigend auf die Psyche. Wiederum andere werden in Studien mittlerweile weltweit auf wirksame Inhaltsstoffe zur Krebsbehandlung und für andere Therapien untersucht.
Die Geschichte der Wiesenkräuter als Heilkräuter ist eine, die weit zurückreicht. Trotzdem nimmt ein Großteil der Gesellschaft die wild wachsenden Pflanzen noch immer als nerviges Unkraut wahr – wer sich jedoch mit der Welt der wundersamen Wiesenkräuter auseinandersetzt, wird sich ihre Vorteile schnell selbst zunutze machen wollen.
Welche Wiesenkräuter gibt es?
Allein in Deutschland wird die Anzahl der Wildkräuter auf etwa 1500 geschätzt – eine Vielzahl davon lässt sich auf Wiesen finden. Beim Sammeln der Wiesenkräuter ist jedoch Vorsicht geboten: Schätzungsweise sind etwa 80% der heimischen Wildkräuter essbar, die anderen 20% machen giftige Pflanzen aus, deren Verzehr teilweise sogar tödlich enden kann.
Hier eine Liste mit unbedenklichen Wiesenkräutern:
- Gänseblümchen: Das anspruchslose Gänseblümchen finden Sie von März bis November (in milden Wintern sogar ganzjährig) auf Wiesen, Feldern, an Wegrändern und in Gärten. Es enthält viele Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die verdauungsfödernd, schleimlösend, entzündungshemmend und stoffwechselanregend wirken können. Geschmacklich erinnert das Wildkraut an Feldsalat.
- Schafgarbe: Die Schafgarbe finden Sie auf trockenen Wiesen, Äckern und an Wegrändern. Ihre Blütezeit hat sie von Juni bis September. Die Wiesenpflanze enthält ätherisches Öl, Bitterstoffe, Vitamine und verschiedenste Mineralstoffe, die gegen Entzündungen, Krämpfe und Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt werden. Die Verarbeitung in der Küche ist vielfältig und reicht von Kräuterbutter bis Auflaufzutat.
- Wiesen-Labkraut: Das weiß blühende Wiesen-Labkraut ist eine von über 600 Labkraut-Arten und findet sich in Gärten, auf Wiesen und an Waldrändern. Alle Pflanzenteile der mild schmeckenden Pflanze sind essbar und enthalten eine Kombination an Inhaltsstoffen, die unter anderem beruhigend, entzündungshemmend, krampflösend, nervenstärkend und harntreibend wirkt.
- Gundelrebe: Die Gundelrebe, auch als Gundermann bekannt, wächst in Teppichen und verfügt über violettfarbene Lippenblüten. Für einige Tiere ist der Gundermann giftig, für den Menschen ist er jedoch vollkommen unbedenklich. Das Wiesenkraut beinhaltet ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe und Flavonoide. Einige mögliche Anwendungsgebiete sind der Einsatz zum Anregen des Stoffwechsels, bei Magen-Darm-Störungen, Atemwegserkrankungen, Pigmentflecken, Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch.
- Knoblauchsrauke: Ein ganzjährig wachsendes, aromatisch schmeckendes Kraut, das viele Vitamine enthält und zur Blutreinigung angewendet werden kann, leicht antibiotisch und desinfizierend wirkt.
- Löwenzahn: Der Löwenzahn wächst ebenfalls das ganze Jahr über und lässt sich in allen Teilen verzehren. Das Wiesenkraut lässt sich anhand seiner Blattrosette und den gezahnten Blättern einfach bestimmen. Die Inhaltsstoffe des Löwenzahn verfügen über eine große Bandbreite an Wirkungen auf den menschlichen Organismus: Unter anderem regt es den Stoffwechsel an, wirkt entzündungshemmend, entgiftend, blutzuckerspiegelsenkend und antikarzinogen.
- Weitere gesundheitsfördernde und unbedenklich verzehrbare Wiesenkräuter sind: Brennnessel, Taubnessel, Wiesensalbei, Echtes Eisenkraut, Mädesüß, Kamille, Ringelblume, Johanniskraut, Wilde Möhre
Bevor Sie sich auf den Weg machen, eins oder mehrere dieser Kräuter zu sammeln, sollten Sie sich jedoch ausgiebig mit der Bestimmung der Pflanzen beschäftigen. Denn nicht wenige Arten haben giftige Doppelgänger, die an gleichen Standorten wachsen. Zur eindeutigen Bestimmung eines wild wachsenden Krauts eignen sich spezielle Pflanzenführer, Wildkräuter-Apps oder aber die Teilnahme an einer professionellen Kräuterwanderung in Ihrer Gegend.
Wo findet man Wiesenkräuter?
Die meisten Wiesenkräuter bevorzugen offene Flächen, an denen sie viel Licht abbekommen. Der offensichtlichste Fundort sind deshalb die verschiedensten Arten von Wiesen. Aber auch in Gärten und Parks, an Feld- oder Straßenrändern, sogar an Flussufern wachsen die anpassungsfähigen Pflanzen. Praxistipp: Auch wenn es zunächst seltsam klingen mag, wer in der Stadt wohnt und dementsprechend weniger unbewirtschaftete Flächen zum Suchen zu Verfügung hat, sollte mal auf (naturnahen) Friedhöfen nachschauen. Dort wachsen jede Menge Wildkräuter munter vor sich her. Nicht nur hier gilt es, beim Sammeln unbedingt den nötigen Respekt vor der Umgebung zu bewahren.
Wann ist die beste Zeit, um Wiesenkräuter zu sammeln?
Prinzipiell lassen sich Wiesenkräuter das ganze Jahr über sammeln. Wie auch bei anderen Wildkräutern sind die wärmeren Monate aber die optimale Zeit, um eine große Auswahl an Wiesenkräutern zu finden, denn dann steht der Großteil der wilden Pflanzen in voller Blüte – eine reiche Ernte an frischen Trieben, Blättern und Blüten ist also vorprogrammiert. Im Herbst, sobald es kälter wird, nimmt das Pflanzenwachstum der meisten (nicht aber aller) Arten ab – die ideale Zeit, um Wurzeln einiger Wildkräuter zu ernten.
Es ist wichtig zu wissen, dass die Sammelzeit stark von regionalen und saisonalen Gegebenheiten abhängt und deshalb nicht immer ganz einfach prognostiziert werden kann. Zudem sollten Sie als Kräutersammler den Schutz der Umwelt priorisieren und sich erst dann an der Natur bedienen, wenn Kräuter in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen.
Regeln beim Sammeln von Wiesenkräutern
Der Naturschutz muss beim Kräutersammeln an oberster Stelle stehen. Darüber hinaus gibt es weitere Regeln, an die Sie sich ihrer und der Gesundheit anderer wegen unbedingt halten sollten:
- Umweltschutz ist das A&O: Beim Sammeln von Wiesenkräutern dringen Sie in den Lebensraum vieler Organismen ein, deshalb ist Respekt gegenüber der Umgebung sehr wichtig. Sammeln Sie Kräuter mit Vorsicht und nur in den Mengen, die Sie wirklich benötigen. Achten Sie darauf, dass die Pflanzen für andere Tiere und Insekten die Nahrungsgrundlage bilden. Lassen Sie deshalb unbedingt die ersten Blüten des Jahres für Bienen & Co. stehen.
- Bei Unsicherheit stehenlassen: Seien Sie sich der Ausmaße eines „Sammelfehlers“ bewusst – eine falsche Pflanze kann Sie im schlimmsten Fall Ihr Leben kosten. Deshalb ist eine ausgiebige Auseinandersetzung mit jeder Pflanze, die Sie sammeln möchten, ein absolutes Muss. Im Zweifelsfall sollten Sie die Wiesenkräuter immer stehenlassen!
- Sicherheit geht vor: Neben der Toxizität der Pflanzen, können Umwelteinflüsse die Wildkräuter zur Gefahr machen. Achten Sie deshalb darauf, nie in kontaminierten Gebieten (gedüngte Felder, Ränder stark befahrener Felder, Hundewiesen oder in Nähe von Industrieanlagen) zu sammeln.
Noch mehr wichtige Regeln und hilfreiche Tipps, die Ihnen beim Pflücken von Wildkräutern Sicherheit verschaffen, gibt's hier:
Wie verarbeitet man Wiesenkräuter weiter?
Je nachdem, mit welcher Mischung an Wiesenkräutern Sie nach Hause kommen, stehen Ihnen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verarbeitung zur Verfügung. Einige Kräuter sind wahre Nährstoffbomben, die Sie am besten als leckere Zutat roh in Ihr Abendessen einbauen, aus anderen können Sie einen beruhigenden Wiesenkräuter-Tee mit kochendem Wasser aufgießen oder eine eigene entzündungshemmende Hautcreme herstellen. Welche Kräuter sich für was eignen, hat das Liebenswert-Team hier für Sie zusammengefasst!
Vor der Verarbeitung jeglicher Kräuter aus der Natur müssen Sie diese gründlich reinigen. Am besten entfernen Sie schon beim Sammeln groben Schmutz, kleine Tierchen und Pflanzenfremdes und sortieren die verschiedenen Sorten schon auf der Blumenwiese in unterschiedlichen Beuteln oder Dosen. Für die Verwendung als rohes Lebensmittel (zum Beispiel für einen leckeren Spargel-Löwenzahn-Salat) sollten Sie das Gesammelte 2-3x in einer Salatschleuder waschen. Möchten Sie Ihre Kräuter kochen, reicht 1x Abwaschen aus. Blüten sollten Sie nur vorsichtig waschen, da Sie sonst zu viele ihrer Pollen und Blütenblätter einbüßen, das beeinträchtigt nicht nur den Geschmack, sondern auch die schöne Optik. Achtung: Sollten Sie allergisch auf Pollen reagieren, kann auch der Verzehr von pollenreichen Wildblüten eine allergische Reaktion auslösen!
Wie kann man Wiesenkräuter haltbar machen?
Bärlauch im Winter? Kein Problem, denn es gibt genug Möglichkeiten, Wald- und Wiesenkräuter für mehrere Monate haltbar zu machen. Diese drei Methoden stehen Ihnen zur Verfügung:
- Wiesenkräuter einfrieren: Die vielleicht einfachste Art, die Kräuter haltbar zu machen, ist das Einfrieren. Dazu Gesammeltes einfach gründlich waschen, trocknen, eventuell hacken und im Anschluss in Gefrierbeuteln oder -behältern ins Gefrierfach stellen. Manche Kräuter büßen an Aroma ein, wenn Sie eingefroren werden, ein Großteil lässt sich eingefroren jedoch bis zu 12 Monate lang zum Zubereiten leckerer Wildkräuter-Gerichte verwenden.
- Wiesenkräuter trocknen: Ein bisschen aufwändiger, aber definitiv lohnenswert, ist das Trocknen der gesammelten Kräuter. Dazu ebenfalls waschen und abtrocknen. Mit Gummiband oder Garn gebündelt können die verschiedenen Wiesenkräuter dann kopfüber an einem gut belüfteten Ort austrocknen. Wichtig ist, dass weder zu viel (Luft-)Feuchtigkeit, noch direkte Sonneneinstrahlung an die Bündel gelangt. Nach etwa 24 bis 48 Stunden sollten die Kräuter brüchig und damit fertig getrocknet sein. Dann können Sie sie in einem luftdicht verschlossenen Behälter aufbewahren. Sollten die Kräuter zum Trocknen länger brauchen, erhöht sich das Risiko einer Schimmelbildung, manche Kräuter sind dafür anfälliger als andere. Auch bei dieser Methode gibt es ungeeignete Kräuter, die wie Borretsch und Sauerampfer im Trocknungsprozess ihr gesamtes Aroma verlieren. Informieren Sie sich vorab oder machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen.
- Wiesenkräuter einlegen: Bis zu ein Jahr lang halten Kräuter, wenn Sie sie frisch in Essig einlegen. Dazu nicht nur die Kräuter, sondern auch ein Einmachglas gründlich auswaschen, Wiesenkräuter einfüllen und mit Essig auffüllen. Anschließend luftdicht verschrauben und an einem dunklen sowie kühlen Ort verwahren. Neben der Essig-Variante können Sie die verschiedensten Kräuter auch zur Herstellung aromatischer Öle oder für ein Wildkräuter-Pesto verwenden. Ebenfalls spannend ist das Einsalzen von Wiesenkräutern zum Haltbarmachen.
Wer mehr darüber erfahren möchte, wie man Kräuter lange haltbar machen kann, liest am besten direkt hier weiter:
Wiesenkräuter im Garten anbauen
Wer an den gesundheitsfördernden Eigenschaften der Wiesenkräuter, nicht jedoch an Wildkräuter-Wanderungen interessiert ist, überlegt sich schnell, die Wildpflanzen im eigenen Garten anzubauen. Das stellt in den meisten Fällen auch kein Problem dar. Beachten Sie lediglich die Standortansprüche der verschiedenen Kräuter. Pflege benötigen Sie dank Ihrer Robustheit nicht. Manche Wiesenkräuter bauen Sie allerdings lieber in Kübel an, da sie sich ansonsten unkontrolliert vermehren können.
Die Samen zum Anbau können Sie entweder frisch in der Natur ernten oder aber auch kaufen. Wer kein Interesse daran hat, sich vorher mit Bestimmung der Pflanzen auseinanderzusetzen, bestellt die Samen lieber online, um kein Risiko einzugehen. Das Sammeln in der Natur garantiert im Regelfall aber eine hervorragende Qualität.
Was auf den ersten Blick wie Unkraut wirkt, ist oft ein leckeres Wildkraut, das kostenlos im Garten wächst. Das Video erklärt, welche Wildkräuter sich auch im Garten kultivieren und ernten lassen:
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