Tapezieren von A-Z
Tapezieren zählt zu den häufigsten und beliebtesten Heimwerker-Arbeiten: Ob klassische Raufaser-Tapete, bunte Papiertapete, Strukturtapete, leicht verarbeitbare Vliestapete, exklusive Textiltapete oder Vinyltapete – eins haben sie alle gemeinsam: Sie gehören an Wand oder Decke. Damit sie dort auch bleiben, muss beim Tapezieren sorgfältig gearbeitet werden.
Hier gibt’s die wichtigsten Tipps und Tricks – für Profis und Anfänger.
Irgendwann kommt der Moment, in dem man Wände nicht mehr einfach überstreichen kann. Eine weitere Schicht würde bewirken, dass die Farbe abblättert oder die Tapete herunterkommt. Hat man nicht gerade vor, die Wand mit Holz zu vertäfeln, bleibt einem nichts anderes übrig, als neu zu tapezieren. Im Gegensatz zum Streichen gibt es beim Tapezieren einiges zu beachten, damit das Ergebnis am Ende vorzeigbar ist.
Vorarbeiten: Alte Tapete entfernen
Egal für welche der gängigen Tapetenarten Sie sich entscheiden – bevor es mit dem eigentlichen Tapezieren losgehen kann, muss die alte Tapete runter. Nur selten hat man das Glück, dass einem das „Altpapier“ quasi entgegenfällt. Oft umfasst das Ablösen einen nicht zu unterschätzenden Teil der gesamten Renovierungsarbeit. Häufig kommt es vor, dass gleich mehrere übereinanderliegende Tapetenschichten zu entfernen sind. Beim Ablösen behilflich ist spezieller Tapetenlöser. Aber auch ein paar Tropfen Spüli helfen. Mit Wasser verdünnt, wird das Gemisch wenn nötig mehrfach auf den alten Wandbelag aufgetragen. Nach kurzer Einwirkzeit können die Tapetenbahnen dann per Hand oder mit einem Spachtel entfernt werden.
Löchert man die Tapeten vorher mit einer Nadelwalze, auch Tapeten-Tiger, Stachel- oder Perforierwalze genannt, geht’s schneller, denn die Flüssigkeit kann besser in die Tapete eindringen. Praxistipp: Besitzen Sie ein Gartensprühgerät? Benutzen Sie es! Es macht das Einnässen der Wand bedeutend einfacher. Bei besonders schwer zu entfernenden Tapeten hilft ein Dampf-Tapetenablöser (ab 40 Euro). Seine Dampfkraft beseitigt selbst die hartnäckigsten Tapetenreste.
Tapezieren: Tapeten-Bedarf berechnen
Woher aber weiß ich beim Tapetenkauf, wie viele Tapetenrollen für einen Raum benötigt werden? Zur Berechnung gibt es unterschiedliche Formeln. Merken Sie sich als Faustregel: Raumumfang multipliziert mit der Raumhöhe dividiert durch fünf ergibt die Rollenanzahl bei normalem Rollenmaß (53 cm breit, 10,05 m lang). Fenster und Türen werden nicht abgezogen.
Anders sieht es bei Raufaser aus. Eine Rolle ist mit 33 m deutlich länger als eine normale Tapetenrolle. Für unseren beschriebenen Raum bedeutet dies, dass nur drei Rollen Raufaser benötigt werden.
Wollen Sie Mustertapeten an die Wand bringen, achten Sie schon beim Einkauf auf den so genannten „Rapport“. Dieser gibt an, wann sich ein Muster wiederholt, und wird auf dem Einleger der Tapetenrolle in cm angegeben. Je nach Rapport erhöht sich der Verschnitt und damit der Bedarf. Tipp: Kaufen Sie zur Sicherheit immer 1-2 Rollen mehr. Das spart Zeit und Nerven. Praxistipp: Die Reste bewahren Sie für spätere Ausbesserungen auf.
Kleister hält die Tapete an der Wand
Den richtigen Kleister wählt man abhängig von der zu verarbeitenden Tapetenart. In der Mehrzahl der Fälle reicht normaler Tapetenkleister aus. Bei einigen Tapetenarten wie Struktur-, Vlies- oder Textiltapeten müssen jedoch spezielle Kleister verwendet werden. Fragen Sie daher direkt im Handel nach dem richtigen Produkt für Ihr Vorhaben. Das korrekte Einkleistern ist beim Tapezieren entscheidend: Da sich Tapeten auf Papierbasis beim Trocknen um bis zu 13 mm zusammenziehen können, ist es Aufgabe des Kleisters, die Tapetenbahnen an der Wand zu stabilisieren. Fachgemäß eingekleistert bleibt die getrocknete Tapetenbahn genau so stehen, wie man sie nass angebracht hat. Tragen Sie den Kleister daher satt und gleichmäßig mit einem Quast auf. Dabei immer von der Mitte zu den Kanten hin arbeiten und darauf achten, dass die Ränder genügend Kleister abbekommen. Nach dem Einkleistern werden die Bahnen zum Weichen (je nach Herstellerangabe, meist ca. 10 bis 15 Minuten) zusammengelegt. Dazu schlägt man das obere Ende der Bahn zu zwei Dritteln, das untere zu einem Drittel um. Dabei sollten die Kanten gut übereinander liegen, damit sie nicht antrocknen. Das Weichen macht das Papier geschmeidiger. Es lässt sich so beim Anbringen an die Wand besser korrigieren. Praxistipp: Kleistern Sie nur so viele Bahnen ein, wie Sie innerhalb von 10 bis 15 Minuten verarbeiten können.
Tapezieren: So kommt die Tapete an die Wand
Beginnen Sie beim Tapezieren immer in einer Raumecke und tapezieren Sie „vom Licht weg”. So fallen die Nähte zwischen den einzelnen Tapetenbahnen später kaum auf. Bei Mustertapeten ist es optisch schöner, wenn man mit der ersten Bahn in der Mitte der Wand beginnt und dann nach rechts bzw. links weiterarbeitet. Um exakt und sauber zu tapezieren, sollten Sie zunächst den Verlauf der ersten Tapetenbahn ausloten und an der Wand markieren. Die erste Bahn wird ca. 2 cm um die Ecken herumgeklebt. Daher markiert man den Verlauf im Abstand der Bahnbreite minus 2 cm. Anschließend das zu einem Drittel umgeschlagene Ende der eingeweichten Tapete auffalten und mit etwa 3 cm Überstand zur Decke an der Lotlinie ausgerichtet an die Wand bringen. Sitzt die Tapete richtig, streicht man die Bahn mit einer weichen Bürste von oben nach unten und von der Mitte zu den Seiten glatt. Dann das untere Ende der Bahn auseinanderfalten und ebenso verfahren. Als Letztes die Überstände an der Decke und am Boden mit einem Cutter an einer Abrissleiste ent lang abschneiden. Die nächsten Bahnen werden auf Stoß, also direkt an die Nachbarbahn angesetzt. Neben dieser klassischen Methode gibt es auch den sogenannten Doppelnahtschnitt.
Praxistipp: Damit Tapeten richtig trocknen, sollte Zugluft beim Arbeiten vermieden und eine Raumtemperatur von 18-20 Grad eingehalten werden. Durchzug und starkes Heizen bewirken zu schnelle Oberflächentrocknung und Spannungen. Ergebnis: Die Tapete zieht sich stärker zusammen, und die Nähte werden unansehnlich groß.
Einfacher Tapezieren mit Vliestapete
Entscheidet man sich beim Tapezieren für Vliestapete, profitiert man gleich mehrfach. Wie Papiertapete ist auch der aus synthetischen Fasern bestehende Wandbelag in vielen Farben und Mustern erhältlich. Tapeziert wird allerdings anders – einfacher. So kleistert man nicht die Tapete, sondern die Wand ein. Die Vliestapete wird dann einfach trocken aufgesetzt. Deutlicher Vorteil auch beim Tapezieren der Decke: Erfordert die klassische Methode eine zweite Personen, welche die Tapetenbahn hochhält, kann Vliestapete komfortabel alleine an die „fünfte Wand“ gebracht werden. Auch hier wird nicht die Tapetenbahn eingekleistert, sondern der Untergrund. Zwar ist Vliestapete in der Anschaffung geringfügig teurer, die bedeutende Arbeitserleichterung gleicht diesen Nachteil jedoch wieder aus.
Ob nun klassisch oder mit Vlies – Angst vorm Tapezieren sollte jetzt niemand mehr haben: Unsere Anleitungen zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie selbst tapezieren.
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