Richtig lüften

Stoßlüften senkt Schimmel-Risiko

Richtiges Lüften ist essentiell, um eine gesunde Wohnumgebung zu schaffen: "Verbrauchte Luft" riecht nicht nur abgestanden und enthält zu wenig Sauerstoff für konzentriertes Arbeiten, sondern weist in der Regel auch eine zu hohe Luftfeuchtigkeit auf. Diese wiederum steigert das Risiko, dass sich Schimmel in der Wohnung breit macht, was die Gesundheit der Bewohner nachhaltig schädigen kann. Daher ist es so wichtig, die Wohnung richtig zu lüften. Diese Aspekte sollten Sie bei der Wohnraumlüftung immer vor Augen haben.

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Die Frage, warum überhaupt gelüftet werden muss, ist einfach beantwortet: Beim Kochen, Putzen oder auch beim Atmen entsteht Luftfeuchtigkeit. Diese sollte aus hygienischen Gründen, damit sich kein Schimmel in der Wohnung bildet, durch Frischluft ausgetauscht werden.

Stoßlüften und Querlüften

Ideal, um rasch einen kompletten Austausch der verbrauchen Innenraumluft gegen frische (kühlere und trockenere) Außenluft herzustellen, ist das sogenannte Stoßlüften. Dabei werden die Fenster in einem Zimmer (oder der ganzen Wohnung) maximal geöffnet, so dass "auf einen Stoß" der komplette Luftwechsel erfolgen kann.

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat Richtwerte herausgegeben, wie lange eine Stoßlüftung durchgeführt werden sollte. Grundsätzlich gilt, dass für einen ordentlichen Luftaustausch mehrmals täglich zu lüften ist. Im Winter, wenn die Temperatur niedrig ist und viel Heizwärme benötigt wird, sollten 4 bis 6 Minuten Stoßlüftung reichen. Zu lange Lüften sollte man bei niedrigen Außentemperaturen nicht, da sonst die Wände in Fensternähe auskühlen und sich Schimmel bilden kann. Im März und November sollte das Stoßlüften etwa 8 bis 10 Minuten betragen. In den Monaten April und Oktober, wenn die Übergangszeit der Heizperiode ist, empfehlen die Experten 12-15 Minuten Lüftungsdauer, im Mai und September sind 16 bis 20 Minuten angemessen. In den Sommermonaten Juli bis August sollten mehrmals täglich 25 bis 30 Minuten für ausreichend Luftaustausch sorgen.

Lüften

Ein No-Go beim Thema Lüften ist die Dauerlüftung via gekippten Fensterflügel: Was im Sommer bei milden Temperaturen kein Problem ist, bedeutet in den kühleren Jahreszeiten einen permanenten Wärmeverlust, der Ihre Heizkosten nach oben treibt! 

Frische Luft dank Lüftungsanlagen

Anders als alte Häuser sind Neubauten mit gedämmten Fassaden und Mehrscheiben-Isolierglas-Fenstern nahezu total luftdicht. Ermöglichten alte undichte Fenster, kaputte Dichtungen oder kleine Spalten an den Bauteilgrenzen noch ein unkontrollierte, dauerhafte Lüftung, ist das bei modernen Häusern ausgeschlossen (und unter energetischen Gesichtspunkten auch nicht gewollt). Mit alten Fenstern funktioniert die Lüftung quasi von selbst: Verzogene Rahmen ermöglichen einen permanenten Luftaustausch im ganzen Haus, ohne dass irgendein Fenster geöffnet werden müsste. Nur leider sorgt dieser Umstand nicht nur für Frischluft, sondern auch für hohe Heizkosten, denn die Wärme verschwindet ebenfalls auf nimmer Wiedersehen nach draußen.
„Alte Fenster sind zum Teil so undicht, dass man in neue ein Tennisball großes Loch schneiden müsste, um zu den schlechten Dämmwerten von damals zu gelangen“, erklärt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller. Also heißt die Devise: Fenster auf! Damit das Lüften jedoch keine Energie verschwendet, sollte man ein paar Regeln beachten oder sich der Hilfe innovativer Fenstertechnik bedienen.

Moderne Energiesparfenster mit präzise gefertigten Rahmen und Wärmedämmverglasungen halten hingegen absolut dicht. „Um so wichtiger ist die richtige Lüftung für den Austausch der verbrauchten Luft und die Reduzierung der Luftfeuchtigkeit in den Räumen des Hauses“, erklärt der Geschäftsführer des VFF, Ulrich Tschorn. Wer also in einem hoch-gedämmten Neubau wohnt, muss zwingend sein Lüftungsverhalten ändern, damit es nicht zu Bauschäden oder Schimmelbefall und gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt.

Wann am besten lüften?

Die wichtigste Grundregel lautet dabei: Oft, kurz und kräftig lüften. Es empfiehlt sich, mehrmals täglich für zehn Minuten das Fenster weit zu öffnen oder alle zwei Stunden für Durchzug zu sorgen. Die Außenluft nimmt nach der Erwärmung auf Zimmertemperatur Feuchtigkeit aus dem Raum auf, die beim nächsten Lüftungsvorgang wieder abtransportiert wird. Schlecht geeignet ist das dauerhafte Kippen der Fenster, denn dann kann der Luftaustausch bis zu zwei Stunden dauern. Das beliebte Lüften „auf Kipp“ lohnt sich nur in den warmen Monaten des Jahres, da sonst die Räume zu schnell auskühlen und teure Heizenergie verloren geht. Praxistipp: Besonders an heißen Tagen ist es sinnvoll, sehr früh und spät zu lüften, wenn sich die Temperaturen abgekühlt haben, um ein unnötiges Aufheizen der Wohnung zu verhindern.

Grundsätzlich gilt für alle Wohn- und Arbeitsräume: In häufig genutzten Räumen sollte die Luft im Idealfall etwa alle ein bis zwei Stunden ausgetauscht werden. Besonders in der kalten Jahreszeit kühlen die Räume viel zu sehr aus und die Heizung braucht länger, um das Haus wieder auf angenehme Temperaturen zu bringen. Besser ist regelmäßiges, kurzes und dafür kräftiges Lüften – die so genannte Stoßlüftung. Dabei wird das Fenster bei abgestellter Heizung mehrmals am Tag für fünf bis zehn Minuten weit aufgemacht.
Besonders wirksam ist das Querlüften, bei dem gegenüber liegende Fenster und Türen in Haus oder Wohnung zugleich geöffnet werden. Durch Druckunterschiede strömt die Luft schneller durch die Räume, sodass nach nur ein bis zwei Minuten die gesamte Luft einmal ausgetauscht wird.
Dieses Lüften ist besonders wichtig, da abends die Raumluft besonders feucht ist (alle Familienmitglieder sind zu hause, es wird gekocht, man hat geduscht oder gebadet) und die Raumluft über die Nacht auskühlt (Heizung wird runtergeregelt, Außentemperatur sinkt ebenfalls ab) – ohne Lüften würde die hohe Luftfeuchtigkeit über Nacht auskondensieren und Schimmel den idealen Nährboden bereiten!

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Praxistipp: Versuchen Sie feste Lüftungsintervalle zu etablieren und in Ihren Tagesablauf zu integrieren. Lüften Sie nach dem Duschen/Frühstücken z.b. ehe Sie das Haus verlassen. Öffnen Sie die Fenster routinemäßig, ehe die Kinder mittags von der Schule heimkommen. Sorgen Sie einmal am Tag für Durchzug –  z.B. wenn die Kinder beim Sport/Musikunterricht sind. Auch das abendliche Lüften der Wohnung vor dem zu Bett gehen sollte zur täglichen Routine gehören.

Lüften im Sommer

Gerade bei heißen Temperaturen sehnt man sich nach frischer Luft im Haus: Doch "viel hilft viel" ist hier leider der falsche Ansatz. Zunächst sollten Sie möglichst alles tun, um die Sonnenstrahlen (und damit die Wärme) draußen zu halten: Außenliegender Sonnenschutz hilft am besten, die Raumtemperatur gering zu halten! Und dann heißt es, die kühle Nachtluft nutzen, um die Raumtemperatur zu senken! Lüften Sie erst, wenn die Außentemperaturen deutlich unter den Raumtemperaturen liegen (etwa 22 bis 6 Uhr).
Tipp: Können wegen Abwesenheit der Bewohner – beispielsweise während des Urlaubs – die Fenster einer Wohnung nicht mehrmals täglich geöffnet werden, sollten wenigstens die Innentüren nicht geschlossen sein, damit sich noch vorhandene Feuchte aus Küche und Bad gleichmäßig über alle Räume verteilen kann.

Extremfall Keller: Der Keller ist meist ein recht kühler Ort. Bei sommerlichen Temperaturen sollten Sie alle Fenster und Türen zum Keller geschlossen halten. Denn strömt die warme und in Relation sehr feuchte Außenluft in den Keller, kondensiert die enthaltene Luftfeuchtigkeit an den kalten Kellerwänden. Der Keller wird feuchter, nicht trockener! Den Keller im Sommer lüften (Temperaturen > 20 °C) schadet dem Raumklima und dem Mauerwerk mehr, als es nutzt.

Lüften im Winter

Die Bewohner eines Hauses sollten ihre Räume im Laufe des Jahres unterschiedlich intensiv lüften, damit zum einen nicht unnötig Wärmeenergie aus dem Fenster verheizt wird und zum anderen die Luft in den Zimmern angenehm bleibt. Doch das Lüften im Winter ist vergleichsweise einfach: Kräftiges Stoßlüften ist hier das Mittel der Wahl. Auch Durchzug kann an windigen Tagen die Lüftungszeiten weiter verkürzen.

Da im Winter die Außenluft i. d. R. viel kälter und trockener ist, brauchen Sie pro Raum nichtmehr als 5 Minuten Stoßlüftung einplanen. Selbst Regen ist kein Grund auf das Lüften mit weit geöffnetem Fenster zu verzichten! Die Außenluft ist wegen der deutlich niedrigeren Temperatur immer noch trockener als die 23° warme Raumluft. Das Abführen der feuchten Innenluft ist gerade bei Häusern oder Wohnungen mit (bekannten) Wärmebrücken nötig – denn hier kühlt das Bauteil (z. B. der Fenstersturz, die Raumecke, der stillgelegte Kaminschacht, ...) stärker aus und Luftfeuchte kann daran kondensieren.

Lüften im Bad

Besonders Bäder sind aufgrund der hohen Mengen hier produzierter Feuchtigkeit schimmelgefährdetes Gebiet. Daher gilt: Nach jedem Duschen die Fenster öffnen oder aber direkt eine vollautomatische Badentlüftung einbauen lassen. Ratsam ist es außerdem, das Wasser von Boden und Wänden zu entfernen, damit es nach dem Duschen nicht mehr durch die Lüftung abgeführt werden muss. Es gibt auch technische Hilfe: Ein Hygrometer kontrolliert, dass die Feuchtigkeit im Raum konstant bei 50 Prozent liegt. Dabei wird die Menge der Feuchtigkeit, die Menschen, Tiere und Pflanzen an die Raumluft abgeben, oft unterschätzt. Je nach Intensität und Nutzung können in einem Vierpersonenhaushalt bis zu 15 Kilogramm Feuchtigkeit pro Tag freigesetzt werden. Daher ist richtiges Lüften unabdingbar!

Richtig Lüften & Heizkosten senken

Der häufigste Fehler bei der Raumbelüftung sind gekippte Fenster, während die Heizung auf Hochtouren läuft. Dadurch geht unnötig viel Energie verloren!

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Verringern können Sie Wärmeverluste durch kurzes, aber regelmäßiges Stoßlüften. Öffnen Sie drei- bis viermal am Tag alle Fenster und Terrassentüren. Noch schneller erfolgt der Luftaustausch, liegen die Fenster einander gegenüber (Durchzug bei geöffneten Zwischentüren, Querlüftung). So wird es im Zimmer schnell wieder warm. Denn die Luft wird schnell ausgetauscht, so dass die Wände kaum Zeit haben auszukühlen. Durch den Wärmespeicher "Wand" wird die ausgetauschte Raumluft schnell wieder auf angenehme Temperaturen erwärmt.

Wie lange Sie lüften müssen, hängt vom Wetter ab. An windigen oder sehr kalten Tagen mit Temperaturen um den Gefrierpunkt oder bei Minusgraden reichen 3 bis 5 Minuten völlig aus.
Bei wärmerem Wetter sind 10 bis 15 Minuten notwendig, damit die Luftfeuchte den Weg nach draußen findet.

Kipplüftung: Zu lang: Bis zu 60 Minuten dauert hier ein Austausch der Raumluft. Im Winter kühlen dabei Laibungen und Wände aus und Kondensfeuchte schlägt sich nieder, vor allem oberhalb des Fensters. Schimmelgefahr!

Stoßlüftung: Schon besser: Bei weit geöffnetem Fenster ist der Luftwechsel nach etwa fünf bis zehn Minuten abgeschlossen. Vergessen Sie nicht, vorher die Heizkörper auszustellen und danach wieder aufzudrehen.

Querlüftung: Ideal: Bei „Durchzug“ strömt in wenigen Minuten viel frische Luft in den Raum. Die Wände kühlen nicht aus und wärmen die Luft nach dem Schließen der Fenster rasch wieder auf.

Generell gilt – Räume nicht überheizen:

  • im Wohnzimmer etwa 19 – 22 °C
  • in Schlafzimmer und Küche etwa 18 °C
  • im Flur und den Nebenräumen reichen meist sogar niedrigere Temperaturen.
  • allein Im Bad und den Zimmern von Kleinkindern sollten höhere Temperaturen um die 23 °C herrschen

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