Echter Mehltau oder Falscher Mehltau?
Mehltau gilt erst einmal als Schockdiagnose für jeden Gärtner. Dabei ist eine Infizierung mit einem Mehltau-Pilz, die beinahe überall in der Luft vorhanden sind, erst einmal nicht weiter schlimm. Sofern Sie schnell und bestimmt handeln, lässt sich die Pilzkrankheit gut in den Griff bekommen.
Unter dem Begriff Mehltau werden zahlreiche verschiedene Pilzsorten zusammengefasst, die beinahe alle auf eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert sind.
Praxistipp: Gegen viele Pflanzenkrankheiten helfen auch Hausmittel. Die besten Mittel, die jeder zuhause hat, finden Sie im Video:
Grob werden diese Pilze in die Kategorien Echter Mehltau und Falscher Mehltau eingeteilt. Sie unterscheiden sich sowohl in ihren Symptomen als auch im Verlauf und in ihren Ansprüchen. Bevor Sie die Pflanze behandeln können, gilt es daher zunächst zu prüfen, ob es sich um Echten oder Falschen Mehltau handelt.
Echter Mehltau oder Falscher Mehltau?
Mehltau ist nicht gleich Mehltau: Während es sich bei dem Echten Mehltau um einen richtigen Pilz handelt, ist der Falsche Mehltau tatsächlich ein falscher Pilz – auch Eipilz oder Scheinpilz genannt – und ist näher mit den Algen verwandt als mit richtigen Pilzen.
Echter Mehltau
Der Echte Mehltau ist ein Schönwetterpilz, da sich nur bei schönem Wetter und mindestens 10 °C seine Sporen durch die Luft verbreiten können. Trifft er auf eine Pflanze, bildet sich auf deren Blättern ein weißer, abwischbarer Belag, der später braun wird. Die Pflanze stellt ihr Wachstum ein, da der Mehltau ihr die Nährstoffe entzieht. Im Laufe der Zeit werden die Blätter braun und vertrocknen. Die Pflanze lebt meist noch mehrere Jahre, da der Pilz auf seinen Wirt angewiesen ist. Der Echte Mehltau überwintert an der Pflanze.
Vom Echten Mehltau werden unter anderem befallen: Ahorn, Äpfel, Azaleen, Begonien, Birken, Eichen, Erbsen, Erdbeeren, Feldsalat, Gurken, Hortensien, Kürbisse, Möhren, Rhododendron, Rosen, Schwarzwurzel, Stachelbeeren, Tomaten.
Falscher Mehltau
Der Falsche Mehltau liebt Feuchtigkeit. Er schwimmt auf dem Wasserfilm, der sich auf Blättern bildet und dringt von dort in die Spaltöffnungen des Blatts ein. Mit der Zeit bildet sich auf der Blattunterseite ein grauer Pilzrasen. Auf der Blattoberseite entstehen gelbliche Flecken. Nach einiger Zeit stirbt das Blatt und fällt ab. Der Falsche Mehltau überwintert auf den abgefallenen Blättern und kann von dort aus die Pflanze im Frühjahr erneut infizieren.
Vom Falschen Mehltau werden unter anderem befallen: Brombeeren, Erbsen, Feldsalat, Kohlgewächse, Kopfsalat, Petersilie, Radieschen, Rettich, Rosen, Sellerie, Spinat, Weinreben und Zwiebeln.
Wie bekämpft man Mehltau?
- Befallene Teile entfernen: Befallene Blätter und Pflanzenteile sollten Sie so früh wie möglich abschneiden und entfernen. Auch abgefallene Blätter, die mit Falschem Mehltau befallen sind, müssen entfernt werden, da sich die Pflanze ansonsten im Frühjahr erneut anstecken kann. Stauden können im Spätsommer komplett abgeschnitten werden, sie treiben im Frühjahr dann neu aus.
- Nützlinge: Marienkäfer bekämpfen und ernähren sich nicht nur von Blattläusen, sondern auch von Echtem Mehltau, die Larven kann man im Gartenfachhandel kaufen und auf der Pflanze aussetzen.
- Biologische Pflanzenschutzmittel auf Basis von Milchsäurebakterien, Kieselsäure oder Staudenknöterich stärken die Pflanze, sodass sie sich besser gegen den Mehltau wehren kann.
- Chemische Pflanzenschutzmittel auf Kupfer- oder Schwefelbasis wirken bei starkem Befall sehr effektiv. Sie töten den Pilz ab. Da chemische Mittel jedoch immer auch die Umwelt belasten, sollten sie erst als letzter Ausweg verwendet werden.
Praxistipp: Die abgeschnittenen Teile des Falschen Mehltau können Sie problemlos kompostieren. Er wächst nur auf lebenden Pflanzenteilen. Echten Mehltau sollten Sie hingegen verbrennen oder im Hausmüll entsorgen, denn er bildet Dauersporen, denen auch eine Kompostierung nichts anhaben kann.
Hausmittel gegen Mehltau
Mehltau hat schon so manchen Gärtner zur Verzweiflung getrieben. Dabei muss bei einem Befall nicht gleich zur Giftspritze gegriffen werden. Die Lösung ist viel einfacher: Die Milch macht’s!
Wenn Sie viele Packungen frischer Kuhmilch in Ihren Einkaufswagen laden, schlagen nicht nur Veganer verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen, auch der Mehltau-Pilz gerät bei diesem Anblick in Bedrängnis! Denn die Milchsäurebakterien in der Frischmilch können Mehltau abtöten, während das Natriumphosphat die Abwehrkräfte der Pflanze stärkt. Praxistipp: Eine Anti-Mehltau-Behandlung mit Milch kann auch vorbeugend angewandt werden, die Milch schadet den Pflanzen nicht.
Gut zu wissen: Anstelle von Milch wirken auch andere Produkte, die Milchsäurebakterien enthalten – also auch Molke und Buttermilch. H-Milch bleibt hingegen wirkungslos.
Mehltau mit Milch bekämpfen
Um den Mehltau zu bekämpfen, müssen Sie die Mischung aus Milch und Wasser flächendeckend und regelmäßig auf die betroffenen Pflanzen sprühen. Ein Mischungsverhältnis von 1:8, also 100 ml Milch auf 800 ml Wasser wirkt am besten. Nebeln Sie die Pflanzen einmal wöchentlich mit dem Milch-Gemisch ein, verschwindet der Mehltau schon bald. Die Behandlung sollten Sie vorsichtshalber aber noch einige Woche fortführen.
Praxistipp: Milch wirkt nur gegen Echten Mehltau. Der Pilz des Falschen Mehltau siedelt sich unter den Blättern an und wird daher nur schlecht beim Einsprühen erreicht.
Wie kann ich Mehltau verhindern?
Vorsorge ist besser als Nachsorge! Da sowohl Echter als auch Falscher Mehltau so ziemlich überall vorkommen kann, ist es nicht möglich, ihn von Pflanzen fernzuhalten. Da bleibt nur, die Pflanzen möglichst gut auf die Pilze vorzubereiten:
- Widerstandsfähige Pflanzen kaufen: Komplett immun wird eine Pflanze nie gegen Mehltau, aber widerstandsfähige Züchtungen erkranken so gut wie nie. Achten Sie bei Rosen vor allem auf ein ADR-Sigel.
- Trocken halten: Da der Falsche Mehltau sich nur auf feuchten Blättern breitmachen kann, müssen nasse Blätter schnell wieder trocknen. Halten Sie einen ausreichenden Pflanzabstand ein, lüften Sie im Gewächshaus regelmäßig und achten Sie beim Gießen darauf, dass die Blätter nicht nass werden.
- Richtig düngen: Durch zu viel Stickstoff wird das Pflanzengewebe weich, sodass Pilze leichter eindringen können. Düngen Sie daher stickstoffarm.
- Mulchen: Mulch sorgt für eine konstante Bodentemperatur und verhindert, dass die Pilze sich auf dem Boden breitmachen und durch Regen wieder nach oben an die Pflanze spritzen können.
- Abwehrpflanzen pflanzen: Einige Pflanzen sind besonders resistent gegen Mehltau und wirken sogar abwehrend, dazu zählen Knoblauch, Schnittlauch, Basilikum und Fingerhut.
- Kuhmilch: Frische Kuhmilch im Verhältnis 1:8 mit Wasser soll die Blätter schützen. Zwischen April und Juli wöchentlich auf die Pflanzen gespritzt, bilden die Milchsäurebakterien einen undurchdringlichen Belag auf den Blättern.
- Ackerschachtelhalmjauche: Sie stärkt die Pflanzen und macht sie resistenter. Ein genaues Rezept für die Zubereitung finden Sie auf folgender Seite:
Foto, oben: Frank Korting, DLR Rheinpfalz, Echter Mehltau an Gerbera, CC BY-NC-SA 3.0 DE
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