Fassadenbegrünung
Einen großen Garten kann nicht jeder sein Eigen nennen, erst recht nicht mitten in der Stadt. Statt in die Breite geht es deshalb in die Höhe. Eine Fassadenbegrünung ist zwar kein vollwertiger Gartenersatz, aber sie ist ein guter Anfang.
Vertical gardening heißt der neue Trend aus der Großstadt. Wer nicht viel Platz hat, der pflanzt halt mit Pflanzleitern, Pflanztaschen und Blumenampeln in die Höhe. Ein praktisches System, das jedoch gar nicht so neu ist. Im großen Stil zählen nämlich auch die altbekannten Efeuwände dazu. Was Sie bei der Fassadenbegrünung beachten müssen und welche Pflanzen sich außer Efeu noch dafür eignen, verraten wir Ihnen.
Fassadenbegrünung: Lage der Wand
Bei der Auswahl der Bepflanzung und der Art der Fassadenbegrünung zählt vor allem die Lage der Wand. Denn von dieser ist nicht nur abhängig, wie viel Sonne die Pflanzen bekommen, sondern auch wie sehr sich im Sommer und Winter die Hausfassade aufheizt.
Südseite
Die Südwand bekommt am meisten Sonne ab. Das sorgt dafür, dass sich die Hauswand stark aufheizt. Während das im Winter zur Erwärmung sinnvoll ist, ist es im Sommer eher unerwünscht. Ideal sind daher sommergrüne Pflanzen, die die Hauswand im Sommer vor Sonne abschirmen und sie im Winter durchlassen.
Westseite
Die Westseite bekommt nur im Laufe des Abends Sonne ab. Die wärmende Kraft im Winter ist vernachlässigbar. Ein immergrüner Bewuchs ist daher als zusätzliche Wärmedämmung effektiver.
Nordseite
Hier gilt ein ähnliches Prinzip wie für die Westseite. Da die Sonne sich auf der Nordwand jedoch noch weniger blicken lässt, sollten hier Kletterpflanzen an einem Gerüst gepflanzt werden, welches ein wenig Abstand zur Wand hält. So entsteht eine noch bessere Wärmedämmung.
Ostseite
Die Ostseite bekommt nur die vergleichsweise schwache Morgensonne ab. Daher wird sie in den meisten Fällen wie eine Westseite behandelt. Nur wenn die Sonne regelmäßig besonders lange und kräftig auf die Ostseite scheint, kann sie wie eine Südseite behandelt werden.
Vor- und Nachteile der Fassadenbegrünung
Die Fassadenbegrünung hat vor allem bei älteren Menschen einen schlechten Ruf. Ganze Häuser sollen durch Efeu und Co. zugrunde gerichtet worden sein. Doch ist eine grüne Fassade wirklich so schädlich für die Bausubstanz oder überwiegen doch ihre Vorteile?
Pro
- Regenschutz: Die Fassade muss nicht ständig gestrichen werden.
- Sonnenschutz: Die Temperatur im Inneren wird natürlich ausgeglichen.
- Schallschutz: Eine flächendeckende Begrünung mindert den Straßenlärm.
- Naturschutz: Die Begrünung bietet vielen Tieren Lebensraum und Nahrung.
- Luftverbesserung: In Städten wird die Luft deutlich messbar verbessert.
- Verbesserung der Lebensqualität: Sorgt für mehr Grün in tristen Betonstädten.
Kontra
- Fassadenschutz: Efeu dringt in Fassaden ein, brüchige Fassaden sind daher ungeeignet.
- Entfernung: Selbstklimmer haften an Fassaden und lassen sich nur schwer entfernen.
- Spinnen und Käfer: Sie gelangen leichter ins Haus, Insektenschutzgitter sind daher sinnvoll.
Pflanzen für die Fassadenbegrünung: Selbstklimmer
Die klassische und einfachste Art, die Fassade zu begrünen, ist durch selbstklimmende Pflanzen. Diese haften direkt an der Fassade und benötigen daher keine Rankhilfen. Diese Art der Fassadenbegrünung ist aber nicht an jedem Haus empfehlenswert. Wichtig ist, dass die Fassade hart und schwer ablösbar sowie frei von Rissen und Fugen ist.
Efeu
Efeu ist der Klassiker unter der Fassadenbegrünung, da er mit seinen Haftwurzeln jedoch in die kleinsten Ritzen eindringt sollte die Fassade unbedingt frei von Rissen und Fugen sein. Älterer Efeu sollte zudem regelmäßig zurückgeschnitten werden. Für die Tierwelt ist Efeu ein wahrer Segen. Die Blüten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Die Blüten werden dann zu Beeren, die bei Vögeln aller Art sehr begehrt sind.
Efeu ist immergrün und fühlt sich im Schatten oder Halbschatten am wohlsten. Er ist daher am besten für die West-, Ost- und Nordseite geeignet.
Wilder Wein
Wilder Wein bietet ebenfalls ein reichhaltiges Buffet für Insekten und Vögel. So wie der Efeu sollte er ebenfalls zurückgeschnitten werden. Er bildet allerdings keine Haftwurzeln, sondern Haftscheiben. Wilder Wein ist von Mai bis Oktober belaubt. Er ist daher ideal für die Südseite des Hauses. Im Herbst färben sich die Blätter leuchtend rot.
Kletterhortensie
Kletterhortensien sind aufgrund ihrer wunderschönen großen Blüten, die sich von Mai bis Juli zeigen, besonders beliebt. Nach der Pflanzung blühen sie jedoch erst nach etwa fünf Jahren. Je nach Sorte, bleiben die Blätter über den Winter grün und werden nicht abgeworfen. Kletterhortensien bevorzugen Schatten und sind daher an der West-, Ost- und Nordseite gut aufgehoben.
Gerüstkletternde Pflanzen für die Fassade
Gerüstkletterer verfügen nicht über Haftwurzeln oder -scheiben. Sie brauchen daher eine Rankhilfe, um die sie sich ranken, schlingen oder einhaken können. Es ist etwas aufwendiger sie an der Hausfassade anzubringen, allerdings auch wesentlich leichter, sie wieder zu entfernen. Die benötigte Kletterhilfe ist immer von der Art der Pflanze abhängig, denn nicht alle Kletterpflanzen umschlingen ihre Rankhilfe, einige greifen danach oder benötigen ein Gerüst, an dem sie sich einhaken können.
Geißblatt
Unter dem Begriff Geißblatt sind zahlreiche Pflanzenarten bekannt, die kletternden Arten werden jedoch auch als Jelängerjelieber bezeichnet. Sie sind immergrün und bevorzugen den Schatten, weshalb sie am besten für die West-, Ost- und Nordseite geeignet sind. Da Geißblatt schlingend nach oben wächst, benötigt es senkrechte Kletterhilfen.
Praxistipp: Geißblatt riecht sehr intensiv. Bevor Sie eine ganze Hauswand damit begrünen, sollten Sie erst einmal „Proberiechen“.
Clematis
Clematis ist aufgrund ihrer schönen Blüten eine beliebte Kletterpflanze. Sie bevorzugt ein halbschattiges Plätzchen und ist daher an der West- oder Ostseite bestens aufgehoben. Die Pflanze ist allerdings sommergrün und bietet daher im Winter wenig Dämmleistung. Als Rankhilfe benötigt Clematis ein Spalier mit waagerechten und senkrechten Leisten.
Blauregen
Der Blauregen ist eine sommergrüne Pflanze, die es besonders warm und sonnig mag. Die Südseite ist daher der beste Platz für die Pflanze. Da der Blauregen besonders stark wächst, benötigt er ein stabiles Rankgitter, das etwa 10 cm von der Hauswand entfernt stehen sollte – der Blauregen kann das Gerüst ansonsten von der Hauswand regelrecht absprengen. Auch Regenfallrohre sollten sie vor der Pflanze schützen. Sie werden problemlos zerquetscht.
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