Barrierefreies Bad
Von wegen Klinik-Atmosphäre: Barrierefreie Bäder sind komfortabel, vielseitig und außerdem schick, wenn das barrierefreie Bad gut geplant wurde.
Wie die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) erklärt, bieten sie im Grunde weniger spezielle Hilfsmittel als durchdachte, Unfall verhütende Gestaltung, die mit Formen erreicht wird, die ästhetische Ansprüche mehr als erfüllen: Der unterfahrbare Waschtisch, der Sitz bzw. die bodengleiche Wanne für die Dusche oder der Halte-, Stütz- und Klappgriff am WC sorgen für Komfort und Sicherheit bei Gebrechlichkeit und sollten bei jeder Neuplanung oder Sanierung eines Badezimmers eingebaut werden, denn sie sind für Badnutzer jeden Alters praktisch. Hier die wichtigsten Überlagungen zum Thema barrierefreies Bad.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Es kommt der Tag, an dem es sich nicht mehr wie ein junger Gott ins Bad hüpfen lässt. Vom „schnell unter die Dusche springen“ ganz zu schweigen. Und wenn vieles im eigenen Badezimmer nur noch im Sitzen erledigt werden kann, am Waschtisch jedoch keine Beinfreiheit herrscht, rücken selbst Gegenstände wie Bad-Armaturen plötzlich in weite Ferne. Warum also nicht rechtzeitig Vorsorge treffen? Nicht zuletzt, weil das Bad, das in Zukunft vielleicht notwendig ist, bereits in der Gegenwart in jedem Fall besseren Dusch-Komfort und erhöhte Sicherheit bietet.
„Genau genommen dreht es sich stets um die Frage, wie man ein Bad bequemer machen und Unfälle verhüten kann“, bringt es Jens J. Wischmann auf den Punkt. Die spontanen Empfehlungen des Geschäftsführers der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft: genügend Bewegungsraum im Bad; Fliesen müssen auch nass rutschsicher, und der Waschtisch sollte möglichst unterfahrbar und höhenverstellbar sein. Halte-, Stütz- und Klappgriffe, die sich zum Teil in jeder beliebigen Position einrasten lassen, erleichtern das Hinsetzen und Aufstehen am WC. Sitzelemente für Dusche oder Badewanne bieten Komfort und Sicherheit bei Gebrechlichkeit, sind aber darüber hinaus für jeden Badnutzer praktisch.
Grundriss: Barrierefreies Bad planen
Nutzen Sie ohnehin geplante Instandhaltungsarbeiten in Ihrem Badezimmer, um es jedesmal ein Stück barrierefreier zu gestalten. Schon kleine Sanierungs-Maßnahmen können viel ausmachen: Das gilt z. B. für die bodengleiche Wanne in der Dusche, die kein Stolperrisiko bergen. Darüber hinaus sollte bei jeder Bad-Modernisierung an leicht erreichbare Ablagen für Waschlotion und Schwamm gedacht werden sowie an eine Tür, die nach außen öffnet. Eine Thermostat-Armatur mit Heißwassersperre zähle ebenfalls zu den wichtigen Sicherheitsmaßnahmen – und sei, sollten die Enkel zu Besuch kommen, nicht nur alters-, sondern auch kindgerecht. „Ist es nicht paradox, dass wir ‚kindgerecht’ sofort in den Mund nehmen, ‚altersgerecht’ dagegen nur zögerlich über die Lippen bringen“, wundert sich Wischmann.
Seiner Ansicht nach haben sich barrierefrei geplante Bäder längst vom Krankenhaus-Image befreit. Funktionsabhängige Sicherheit könne mit Formen erreicht werden, die durchaus ästhetische Ansprüche erfüllten. Farbe sei ebenfalls ein probates Mittel zur attraktiven Gestaltung und erweise sich als sehr wirkungsvoll bei Seheinschränkungen. So dienten kontrastreiche Kombinationen eher einer klaren Orientierung als das fraglos immer noch beliebte „Weiß in Weiß“. Ferner sollten, wenn schon umgebaut werde, bereits seitens der Installationstechnik weitere Veränderungen möglich sein wie die spätere Ausstattung mit einer Notrufeinrichtung oder mit Wärmeelementen.
Altersgerechter Umbau wird gefördert: Genau diese planerischen Details sind es, erklärt Wischmann weiter, die die individuelle Bedarfsermittlung durch einen SHK-Profi im Vorfeld einer Badmodernisierung unerlässlich machen. Allen voran kenne er die Fülle von Markenprodukten und Konzepten, um älter werdenden Menschen den Auszug aus zu unbequem gewordenen Wohnungen zu ersparen. Außerdem ein triftiger Grund für Wischmann, auf Fachkompetenz zu setzen: Unter dem Titel „Wohnraum Modernisieren“ fördert das Programm „Altersgerecht Umbauen“ der KfW-Bank die Anpassung von Wohnungen an die Bedürfnisse des Alters über zinsgünstige Kredite. Der barrierefreie Umbau von Bad und WC ist darin über spezielle Förderbausteine enthalten. Eine Voraussetzung für die Gewährung der Fördermittel: Die Maßnahmen müssen durch ein Fachunternehmen durchgeführt werden.
Altersgerechtes Bad
Das eigene Heim dient heute vielen Menschen zugleich als Altersvorsorge: Damit das Eigenheim dann aber auch noch altengerechtes Wohnen erlaubt, sind einige Dinge zur Barrierefreiheit des Gebäudes und des Umfeldes zu beachten: Wer sich eine Immobilie anschafft (Haus kauft oder selber baut) und dabei auch an später denkt, sollte folgende zehn Tipps berücksichtigen:
- Wohnumfeld und Infrastruktur prüfen, wie und wo fahren Busse und Bahnen?
- Ebenerdigen Zugang ohne Schwellen schaffen, z. B. mit einer Rampe. Wohnungen ab dem ersten Stock müssen über einen ausreichend großen Aufzug verfügen. Bei Treppen auf beidseitige Handläufe und Platz für den Einbau eines Treppenlifts achten.
- Eine Mindestbreite der Türöffnungen von 90 Zentimetern vorsehen. Schiebetüren für Räume und Schränke wählen, sie erleichtern das Öffnen.
- Rutschhemmende Bodenbeläge verlegen und Stolperfallen durch Schwellen, lose Teppiche und Kabel vermeiden.
- Im Schlafzimmer und Bad Leuchten mit Bewegungsmelder oder beleuchtete Lichtschalter anbringen.
- Haltegriffe installieren, vor allem im Bad. Dazu eine bodenebene Dusche mit Duschsitz oder Platz für einen Duschstuhl.
- WC und Waschtisch in individuell angepasster oder verstellbarer Höhe montieren. Beinfreiheit unter dem Waschtisch ermöglichen.
- Küchenmöbel entweder höhenverstellbar oder mit tiefer angebrachten Oberschränken wählen. Leichte Zugänglichkeit der Haushaltsgeräte gewährleisten.
- Motoren an Rollläden und Markisen einbauen. Sie erlauben eine Betätigung ohne Kraftaufwand.
- Sicherungseinrichtungen wie Notruf, Gegensprechund Alarmanlage sowie Rauch- und ggf. Gasmelder installieren.
Wir alle werden alt. Das ist so gewiss wie das Amen in der Kirche. Wieso also nicht von Anfang an ein Bad barrierefrei planen und ausstatten? So spart man sich die Arbeit und vor allem das Geld bei einer späteren Nachrüstung. Ein barrierefreies Bad muss aber nicht – nur weil es für ältere Menschen gedacht ist – altbacken sein. Ganz im Gegenteil: Es gibt genug schicke Produkte für ein altergerechtes Badezimmer im Handel.
Behindertengerechtes Bad
Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema - auch im Bad. Fast jeder namhafte Markenhersteller von Sanitärprodukten hat Artikel im Sortiment, die für ein barrierefreies Bad nötig sind, ob nun Armaturen mit möglichst langem Hebel, bequeme, sogar höhenverstellbare Toiletten oder Badewannen, die sich nach vorne ebenerdig öffnen lassen.
Auch bodengleiche Duschelemente oder Haltegriffe und Klappsitze sind erhältlich. Bezüglich konkreter Hersteller für barrierefreie Badartikel müssen Sie bei sich vor Ort schauen, was die Sanitärausstellung im Baumarkt oder eine Sanitärfachausstellung an Produkten gelistet hat und sich dort beraten lassen.
Fotos: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS)
Zeichnung: Borcherding GmbH
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