Kalkputz

Kalkputz ist ein Material mit langer Geschichte: Gebrannter, reiner Naturkalk ist seit den Hochkulturen der Antike als hochwirksames Material bekannt. Schon im alten Ägypten wurden dekorative Putze aus Kalk verwendet.

Kalkputz
Diese Vorteile hat Kalkputz in Ihrem Zuhause. Foto: Hersteller / Haga Natur

In jeder römischen Villa bis hin zur einmaligen Gestaltung der Wände in den venezianischen Palästen wurde Kalkputz als Ausdruck von Kultur, Wohlstand und Erfolg verwendet.

Praxistipp: Das Verputzen von Wänden muss gelernt sein. Im Video sehen Sie, wie Sie eine Wand richtig verputzen:

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Video: Xcel Production

Heute ist Kalk einer der vielseitigsten Baustoffe und in der Gestaltung von Wänden im Innenbereich und von der einfachen Wandfarbe bis zum Spachtelputz nicht mehr wegzudenken. Auch auf das Raumklima und die Wohngesundheit wirkt sich der kreideweiße Innenputz positiv aus. Warum Sie den Putz verwenden sollten und worauf Sie beim Verputzen von Oberflächen achten müssen, verraten wir Ihnen hier.

Was ist Putz mit Kalk?

Bei Kalkputz handelt es sich um einen überwiegend natürlichen Putz aus Kalkstein, Marmor, Quarz und Sand. Hinzu kommen noch ein paar Zusatzstoffe, die aber ganz unbedenklich sind. Dazu zählen z.B. Lösungsmittel oder Weichmacher. Außerdem handelt es sich um einen rein mineralischen Wandputz, der ohne weitere Bindemittel aushärtet. Damit der mineralische Oberputz leichter zu verputzen ist und als Putz für die Wand taugt, werden dem Löschkalk neben Wasser noch Quarzsande (Sand und Kalk) beigemengt. Beim Aushärten nimmt der gelöschte Kalk (Calciumhydroxid) Kohlendioxid aus der Umgebungsluft auf und reagiert mit dem Anmachwasser wieder zu Kalkstein. Dieser Prozess benötigt zwingend Luftkontakt – deshalb wird unverarbeiteter Kalkmörtel feucht gehalten, um ein vorzeitiges Aushärten zu verhindern.

Welche Kalkputze gibt es?

Den Kalkputz kann man noch in weitere Arten unterteilen. Zu den bekanntesten zählen die folgenden drei Putze:

  • Kalk-Zement-Putz: Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Kalk und Zement. Kalk-Zement ist sehr witterungsbeständig und atmungsaktiv und wird daher für Fassaden, Untergründe in Feuchträumen wie z.B. im Bad oder im Keller verwendet.
  • Luftkalkputz: Luftkalk hat eine nicht hydraulische Basis und ist viel weicher. Man verwendet diese Art z.B. für Stuckarbeiten, aber auch für weniger beanspruchte Oberflächen (z.B. Decken und Wände). Er kann auch als sogenannter Opferputz verwendet werden.
  • Sumpfkalk: Dieser Putz wird wie normaler Kalkputz angemischt, aber nicht gebrannt. Sumpfkalk muss über einen längeren Zeitraum eingeschlämmt werden und eignet sich für jegliche Untergründe in Innenräumen. 

Praxistipp: Im Vergleich zu Gipsputz ist der Putz etwas teurer. Da die Preise stark variieren, können wir leider keine genauen Angaben machen.

Eine Arbeitserleichterung ist die sogenannte Kalkputzfaserplatte: eine 17 mm dicke Holzfaserplatte, die bereits ab Werk mit einer 8 mm dicken Schicht Kalkputz versehen ist. So müssen Sie nur noch 2 mm Putz aufziehen, um eine wirksame Dicke von 10 mm zu erhalten.

Welche Eigenschaften hat Kalkputz?

Kalkputz ist stabil, diffusionsoffen, klimatisierend und feuchtigkeitsausgleichend. Dadurch hat er auch für Untergründe viele Vorteile. Aber was ist der Vorteil? Und gibt es auch Nachteile?

Vor- und Nachteile von Putz mit Kalk

Durch seine eher schlichten Farben – Kalkmörtel hat von Natur aus eine cremeweiße bis graubeige Farbe – ist der Putz zeitlos schön. Durch die vielen Strukturmöglichkeiten haben Sie aber an Wänden einen großen Gestaltungsspielraum.

Dieser Putz ist auch für Ihre Gesundheit gut. Denn dadurch, dass er Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und wieder abgeben kann, sorgt er für ein gesundes Raumklima. Gleichzeitig wird die Luftfeuchtigkeit nicht nur reguliert, sondern auch gefiltert. Dabei kann er auch Schadstoffe wie beispielsweise Formaldehyd aus der Luft abbauen und unangenehme Gerüche absorbieren. Mit seinem erhöhten pH-Wert wirkt er antibakteriell und beugt Schimmel vor. Weitere Infos zu seiner Schimmelvorbeugung finden Sie weiter unten.

Beim Anmischen von Kalkputz gibt es einige Dinge zu beachten. Foto: sidm / KEH

Viele Nachteile hat der Oberputz nicht. Es ist allerdings gut zu wissen, dass er etwas schwerer zu verputzen und dass das Anmischen mit Löschkalk nicht ganz ungefährlich ist. Tragen Sie daher immer Schutzkleidung und eine -brille.

Für was verwendet man Kalkputz?

Putz aus Kalk kann man für verschiedene Untergründe verwenden. Geeignet sind z.B. Untergründe aus Porenbeton oder Ziegelstein, aber auch Kalksandstein und Fliesen. Um manche Oberflächen zu verputzen benötigen Sie eine passende Grundierung oder bestimmte Zusätze. Holz, Gips und Mehrzweckplatten erfordern so beispielsweise eine Armierung, damit keine Risse in den Wänden entstehen und der Putz nicht vom Untergrund abplatzen kann.

Häufig verwendet man ihn dann, wenn es nicht so einfach ist, eine hohe Wand zu tapezieren. Das kann z.B. der Fall sein, wenn man ein Treppenhaus renovieren möchte. Auch bei höheren Strapazierungen ist der Oberputz gut geeignet. Da er aber auch überschüssige Feuchtigkeit entzieht und diese später bei Bedarf wieder abgeben kann, ist er für feuchtere Räume wie das Badezimmer, den Keller oder die Waschküche geeignet. So können Sie Schimmel im Mauerwerk effektiv vorbeugen.

Kalkputz richtig verarbeiten

Das Anrühren von Kalkputz braucht etwas Übung und Erfahrung: Reiner Branntkalk wird durch Wasserzugabe zu gelöschtem Kalk – dabei entsteht abrupt so viel Wärme-Energie (exotherme Reaktion), dass das Wasser zum Teil auch verdampft (umgangssprachlich als "Rauchen" bezeichnet). Der so entstehende Löschkalk ist stark basisch!

Der Löschkalk wird dann im gewünschten Mischungsverhältnis mit Sand und Wasser vermischt, bis er die gewünschte Konsistenz zum Verputzen hat. Wegen der zum Abbinden benötigten Raumluft nennt man Kalkputze auch Luftkalkmörtel, die nach DIN EN 1053 in der Mörtelgruppe MG 2a als hydraulischer Mörtel klassifiziert sind.

Praxistipp: Die Raumtemperatur sollte bei der Verarbeitung zwischen 5 und 20 °C liegen, da sonst das Anmachwasser zu schnell verdunstet!

Heute sind auch viele Fertigmischungen für reinen Kalkputz im Handel, die die Zubereitung des Putzmörtels erleichtern. Diesen können Sie entweder von Hand aufziehen oder mit der Maschine spritzen. Kalkputz wird dann in zwei Lagen aufgetragen. Zuerst als Unterputz und dann als zweite Lage als Oberputz. Am besten tragen Sie diesen mit einer Glättkelle auf die Wände auf. So wird der Untergrund eben. Damit der Putz besser haftet und abbindet, wird eine Grundierung mit Tiefengrund für stark saugende Untergründe empfohlen.

Welche Farbe kann man für Oberflächen verwenden?

Wenn der Kalkputz getrocknet ist, können Sie die Wände in der Farbe Ihrer Wahl streichen. Dafür benutzen Sie am besten Kalkfarben, Streichkalk oder Kalklasur. Diese sind atmungsaktiv und besitzen genau wie der Putz alkalische Eigenschaften. Für eine spezielle Farbe können Sie alkalibeständige und kalkechte Pigmente nutzen. Auch bei der Tapete sollten Sie darauf achten, diffusionsoffene Tapete aus Papier oder Textil zu verwenden. Mit wasserlöslichem Tapetenkleister sorgen Sie dann für optimale Ergebnisse.

Schimmel mit Kalkputz vorbeugen

Kalk bietet noch mehr als wunderschöne weiße Optik: Kalkoberflächen hemmen, wie bereits schon erwähnt, Schimmelbildung und regulieren die Luftfeuchtigkeit:

  • Denn der klassische Verputz besitzt eine hohe Alkalität (hoher pH-Wert), was Ansiedelung und Wachstum von Pilzsporen hemmt und antibakteriell wirkt.
  • Außerdem besitzt Kalkputz die Fähigkeit, große Mengen an Feuchtigkeit aus der Raumluft oder auch aus dem Mauerwerk aufzunehmen. Daher wird er gern als diffusionsoffen (atmungsaktiv) bezeichnet.
  • Auch als sogenannter Sanierputz punktet er dank seiner feuchteregulierenden Eigenschaften.
  • Da Kalkputz auch im abgebundenen Zustand eine relativ hohe Flexibilität besitzt, wird er gerne zur Sanierung in Altbauten genutzt: Spannungen im Mauerwerk federt er ab. Setzungs- und Schwindrisse in der Wand sind hier deutlich seltener als bei starrem Verputzen (z. B. auf Zementbasis).

Doch Kalkputz ist nicht gleich Kalkputz. Und Kalkfarbe ist nicht gleich Kalkfarbe. Es ist entscheidend, dass keine chemischen Zuschläge verwendet und die Inhaltsstoffe voll deklariert werden. Nur so ist sichergestellt, dass die positiven Eigenschaften des Kalkes in Bezug auf die Wohngesundheit voll erhalten bleiben. Es gibt nur ganz wenige Produkte, die diese Anforderungen voll und ganz erfüllen.

Achten Sie beim Kauf darauf, dass das Produkt frei von synthetischen Zuschlagstoffen sowie Lösemitteln ist und keine Konservierungsstoffe enthält. Als Bindemittel dienen meist hydraulische Kalke und Weißkalkhydrat. Als Zuschlagstoffe kommen Kalkstein und Quarzsande, Marmorkörnungen, Marmormehle und mineralische Leichtzuschläge zur Anwendung.

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