Baubiologie: Allergene im Haus
Hausstauballergie war lange Zeit ein Modewort – Menschen allerdings, die wirklich übersensibel gegenüber Allergenen im Haushalt sind, leiden wirklich – tagtäglich! Denn einen großen Teil ihrer Zeit verbringen Menschen in Wohnräumen. Dass sich dort auch allergieauslösende Substanzen, sogenannte Allergene, wohlfühlen, mussten in den letzten Jahrzehnten immer mehr Menschen feststellen.
Allergien, also Abwehrreaktionen des Immunsystems auf bestimmte und normalerweise harmlose Umweltstoffe, haben dramatisch zugenommen. Schätzungsweise 25 Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Auch die Hausstauballergie entsteht durch die Bildung von Antikörpern auf bestimmte Allergene. Dies sind überwiegend natürliche Stoffe. Hier zeigen wir die häufigsten Allergene in Innenräumen.
Als Ursache für die Zunahme von Hausstauballergien kommen unsere veränderten Lebensgewohnheiten und eine starke Belastung mit neuen, für die Spezies Mensch bis vor kurzem unbekannten Allergenen, Schadstoffen und Wohngiften in Betracht. Dazu gehören viele allergiefördernde Umweltschadstoffe, aber auch psychische Belastungen, die zwar nicht als alleinige Ursache, wohl aber als Verstärker für die allergischen Reaktionen fungieren können.
Typische Symptome bei Hausstauballergie
Allergene lösen Überempfindlichkeiten wie Schnupfen, Hautreizungen oder Kopfschmerzen aus. Allergiker können den vielfältigen Allergenen im Wohnraum kaum entgehen. Hilflos ausgeliefert ist man allerdings nicht.
- Husten und Asthmabeschwerden, Atemnot
- Schnupfen, laufende Nase und Niesanfälle
- Juckreiz, besonders an den Augen
- Hals- und Kopfschmerzen
- Schlafbeschwerden
Mit diesem Selbst-Test können Sie erste Hinweise erhalten, ob Ihre Symptome wie laufende Nase oder gerötete Augen auf eine Hausstaub-Allergie oder vielleicht den weit verbreiteten Heuschnupfen zurückzuführen sind:
Wer sich über das Thema Allergien informiert, wird schnell feststellen: Umweltfaktoren und Schadstoffe haben laut vielen Fachleuten kaum nennenswerte Auswirkungen auf die Entwicklung von Allergien. Man wird auch eine Studie finden, in der erfasst ist, dass die Mitbürger der ehemaligen DDR deutlich weniger unter Allergien litten als unsere westdeutschen Mitbürger. Nach der Wende hat sich die ostdeutsche Bevölkerung in Sachen Allergien dann an die Westdeutsche angeglichen. Und jetzt will ja wohl niemand behaupten, dass es in der DDR weniger Schadstoffe in Baumaterialien und in der Luft gab als in der alten BRD, oder?
Auch sind die verwendeten Baumaterialien heute so gesund wie noch nie, zumindest seit der Neuzeit. Denken Sie nur mal an die Nachkriegszeit, Stichwort Asbest. Und ein PVC-Boden war damals um ein vielfaches belasteter als heute!
Nein, Allergien haben – neben vielen anderen Ursachen – ihren Ursprung unter anderem auch in folgenden Zivilisationsfaktoren: Etwa der Einnahme vieler Medikamente zu tun, mit unserer Ernährung schon in der Schwangerschaft und im Kleinkindalter, mit unserer zu sterilen Lebenswelt mit zuviel Parfüm und Reinigungsmitteln, einem fehlenden Kontakt zu Bakterien, sprich: zu wenig Kontakt zu Natur und Tieren (auf dem Land gibt es weniger, in Afrika so gut wie keine Allergien!). Und aus all dem resultiert ein völlig abgeschwächtes Immunsystem, das empfänglich ist für Allergien. Sicherlich, es ist gut, wenn man einen Baubiologen konsultiert und wohngesund baut, aber Allergien stoppt man auf diese Weise eher nicht.
Hausstaub quält Allergiker
Einer der Hauptauslöser von Allergien im Wohnraum ist Staub. Zwar ist niemand gegen Staub als solchen allergisch, in ihm versammeln sich jedoch eine ganze Reihe von Bestandteilen, auf die Allergiker reagieren können. Dazu gehören vor allem Reste von Hausstaubmilben, Tierhaare und Schimmelpilzsporen. Aber auch Fremdstoffe wie Schwermetalle, Schädlingsbekämpfungsmittel, die für den Material- und Holzschutz eingesetzt werden, sowie Pflanzenschutzmittel oder Weichmacher, z. B. aus PVC-Böden oder Tapeten, wurden in Hausstaub nachgewiesen.
Gesundheitliche Bedeutung haben vor allem die Teilchen, die kleiner als zehn Mikrometer sind (weniger als ein Hundertstel Millimeter). Partikel dieser Größe gelangen beim Atmen über die Luftröhre bis in die Bronchien – ganz kleine (alveolengängige) Partikel sogar bis in die Lungenbläschen – und können so zu Gesundheitsbeschwerden wie beispielsweise Bronchitis führen.
Einfach aber wirksam: Gegen Staub hilft nur regelmäßiges Putzen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass beim Putzvorgang so wenig Staub wie möglich aufgewirbelt wird. Am besten lassen sich glatte Fußböden durch feuchtes Wischen, textile Fußbodenbeläge mit dem Staubsauger reinigen. Damit dieser z. B. Hausstaubmilben nicht wieder durch die Abluft in den Raum zurückpustet, sollte der Staubsauger mit einem Feinstaubfilter ausgestattet sein.
Weitere Allergene im Haus
- Hausstaubmilben sind eine der häufigsten Ursache für allergisches Asthma. Allergiker reagieren jedoch nicht auf das Spinnentier, sondern auf dessen Ausscheidungen. Milben sind kein Zeichen von mangelnder Hygiene. Sie ernähren sich überwiegend von menschlichen Hautschuppen und kommen daher verstärkt in Matratzen, Oberbetten und Kissen vor. Als wirksame Methode gegen Milben haben sich milbendichte Bezüge bewährt. Die Kosten für milbendichte Bett-, Kissen- und Matratzenbezüge werden zum Teil oder in voller Höhe von der Krankenkasse übernommen.
- Auch Schimmel kann Allergien auslösen. Allergieauslösend wirken die Sporen oder Pilzfäden des Schimmels Sie gelangen über die Atemwege oder den Kontakt mit der Haut in den Körper. Gegen kleinflächigen Schimmelbefall helfen Anti-Schimmelmittel. Bei der Anwendung jedoch unbedingt auf die Gebrauchsanweisung achten, da Anti-Schimmel-Mittel selbst giftig sein können. Beauftragen Sie bei großflächigem Schimmelbefall einen Experte. Dieser kann vor allem die Ursache des Schimmelbefalls erkennen und die richtigen Sanierungsmaßnahmen bestimmen. Auskunft über Fachleute geben Handwerkskammern, Bauinnungen und Verbraucherverbände. Damit Schimmel gar nicht erst entsteht, sollte mehrmals am Tag stoßgelüftet werden.
- Tierhaar-Allergiker reagieren nicht auf die Haare, sondern auf Proteine in den Hautschuppen und auf Schweiß, Speichel, Kot oder Urin, der an den Haaren haftet. Diese sieben Tricks eignen sich, um Tieerhare zu entfernen. Um allergische Reaktionen bei Tierhaarallergikern zu verhindern, sollte zumindest das Schlafzimmer strikt frei von Tieren bleiben. Die beste Lösung ist jedoch der gänzliche Verzicht auf ein Haustier.
- Pollenallergiker sind leider auch in den eigenen vier Wänden nicht gegen Blütenstaub geschützt. Er dringt durch Fenster und Türen von außen in den Wohnraum ein oder wird an der Kleidung nach innen getragen und lagern sich auf Möbeln, Gardinen und Böden ab. Vor allem im Sommer, wenn Fenster und Türen häufig zur Frischluftzufuhr geöffnet sind, helfen Pollenschutzgitter gegen den Blütenstaub.
- Im Hausstaub versammeln sich Textilfasern, Pollen und Bakterien, aber auch Menschen- oder Tierhaare sowie Hautschuppen und Nahrungsmittelreste.
- Möbel & Ausstattung: Allergieauslösend im Teppich können Mittel gegen Mottenfraß, in Öko-Farben der Lösungsmittel-Ersatz sein. Raufaser ist ein Staubfang.
Für Allergiker (un)geeignet
Formaldehyd im Isolierschaum, Holzschutzmittel in der Deckenverkleidung, giftige Weichmacher im Teppich: Um beim Hausbau oder der Renovierung belastete Materialien zu vermeiden, sollte man auf Prüfsiegel achten, welche die Unbedenklichkeit der verwendeten Produkte kennzeichnen. Allergiker sollten auf den Einsatz von chemisch behandelten Baumaterialien verzichten und auf unbehandelte Ware zurückgreifen. In Allergikerhaushalten empfiehlt es sich, Farben und Anstriche mit Lösungsmitteln durch Naturharzlacke und wasserlösliche Dispersionsfarben sowie Silikat- und Kalkfarben zu ersetzen. Natur- und Biofarben sind nicht immer die beste Lösung, da sie teilweise allergenes Potenzial wie Terpene (Naturstoffe auf pflanzlicher Basis) enthalten.
Was Allergien verstärken kann, zeigt das Video:
Um von Beginn an allergikergerecht zu bauen, hat das Institut für Umwelt und Gesundheit (IUG) in Fulda einen entsprechenden Kriterienkatalog entwickelt. Wird nach diesen Standards gebaut, entsteht ein sogenanntes allergikergerechtes Öko-Haus. Bei Ungewissheit, ob gesundheitliche Veränderungen auf allergische Reaktionen zurückzuführen sind, helfen Fachfirmen weiter. Sie bieten Beratung, Innenraumluft- Untersuchungen, Laboranalysen und Sanierungsvorschläge an. Diese wissenschaftliche Überprüfung von umwelt- und gesundheitsrelevanten Emissionen von Materialien und Produkten wird zum Teil sogar von den Krankenkassen bezahlt. Das Institut für Umwelt und Gesundheit (IUG) in Fulda hat einen Prüf- und Kriterienkatalog für ein allergikergerechtes Öko-Haus (Abkürzung: Allökh) entwickelt. Das Konzept soll Bauherren und Betroffenen die Sicherheit geben, dass Bau und Unterhalt eines Gebäudes umweltverträglich sind und dass die Gesundheit der Bewohner, speziell der Allergiker, nicht durch entsprechende Einwirkungen im Gebäude belastet wird.
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