Komplementärfarben
Diese graue Theorie ist knallbunt: Wir zeigen Ihnen, nach welchen Regeln einfach jede Farbkombination spielerisch gelingt. Komplementärfarben kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu.
Aristoteles, Newton, Goethe, Itten, Hering, Küppers – die Liste berühmter Persönlichkeiten, die sich mit der Farblehre beschäftigt haben, ist lang. Sämtliche Modelle haben ihre Vor- und Nachteile, weshalb wir uns in diesem Artikel der Einfachheit halber ausschließlich auf den berühmten Farbkreis des Schweizer Malers und Kunstpädagogen Johannes Itten beschränken werden. Dieser wird vielen vielleicht noch aus dem Kunstunterricht in der Schule ein Begriff sein und ist ideal, um die Lehre des Farbenmischens anhand von Primär- und Komplementärfarben zu erklären.
Was sind Komplementärfarben?
Gelb, Rot und Blau – das sind die Primärfarben. Sie werden auch Farben erster Ordnung genannt, da sie nicht durch das Mischen anderer Farben erstellt werden können, jedoch selbst die Basis für alle anderen Farben bilden.
Mischt man hingegen alle Primärfarben miteinander, erhält man ein neutrales Grau. Ordnet man die Primärfarben nun in einem Dreieck an und mischt die jeweils nebeneinander liegenden Farben, erhält man die Farben zweiter Ordnung: Violett (Blau und Rot), Orange (Rot und Gelb) und Grün (Blau und Gelb).
Bildet man nun um dieses so entstandene Sechseck einen Kreis und ergänzt durch das Mischen von nebeneinanderliegenden Primär- und Sekundärfarben die Tertiärfarben oder Farben dritter Ordnung (aus Orange und Rot wird Rotorange, aus Blau und Grün Blaugrün, aus Grün und Gelb Gelbgrün usw.), wird daraus der Farbkreis.
Als Komplementärfarben bezeichnet man schließlich die Farben, sie sich im Farbkreis gegenüber liegen und somit den größtmöglichen Kontrast zueinander bilden. Hierbei handelt es sich immer um eine Primär- und eine Sekundärfarbe bzw. um zwei Tertiärfarbe:, zum Beispiel Gelb und Violett, Blau und Orange, Grün und Rot, aber auch Rotorange und Blaugrün oder Blauviolett und Gelborange.
Praxistipp: Die Primärfarben bilden auch die Grundlage beim Drucken. Dort werden sie als Cyan (Blau), Magenta (Rot) und Yellow (Gelb) bezeichnet. Zusammen mit Key (Schwarz) bilden sie das CMYK-Farbmodell, durch das sich sämtliche Farben auf Papier bringen lassen.
Räume mit Komplementärfarben gestalten
Bei der Raumgestaltung stellt sich schnell die Frage nach dem Farbschema. Bleibt man in einem Farbspektrum? Setzt man Akzente? Wie bunt ist zu bunt und wie eintönig zu langweilig? Der Farbkreis mit seinen Primär- und Komplementärfarben kann bei der Beantwortung dieser Fragen eine große Hilfestellung sein.
Harmonische Farbkombinationen
Bei der Raumgestaltung ist es am einfachsten, sich auf ein einziges Farbschema zu konzentrieren. Hierfür sollten Sie auf Farbkombinationen zurückgreifen, die auf dem Farbkreis zwischen zwei Primärfarben liegen. Also etwa Gelborange, Orange und Rotorange oder Blaugrün, Grün und Gelbgrün.
Die Primärfarben sollten Sie meiden, da diese in ihrer reinen Form zu intensiv wirken. Am besten beschränken Sie sich auf ein bis zwei Farbtöne. Diese Farben lassen sich dann durch unterschiedliche Muster noch strukturieren. Sie erzielen damit eine entspannende, sanfte Wirkung und der Raum wirkt sehr harmonisch.
Der Nachteil: Es kann schnell passieren, dass man sich an dem Farbschema „satt“ sieht. Um dem vorzubeugen, sollten Sie unbedingt mit dem Hell-Dunkel-Kontrast und Sättigungskontrast arbeiten und so etwas Bewegung und Tiefe in den Raum bringen.
Praxistipp: Das Abtönen von Farben sollte der Profi zum Beispiel im Baumarkt übernehmen – zumindest, wenn man farbintensive Volltonfarben haben will. Wer zu Hause selbst Farben mischt (weiße Wandfarbe + Abtönfarbe), erhält immer nur sanfte Pastelltöne – das muss man wissen.
Mit Komplementärfarben Akzente setzen
Anhand des Farbkreises sind Sie nun problemlos in der Lage, die Komplementärfarben zu bestimmen. Doch Vorsicht: Komplementärfarben ergänzen sich gegenseitig und heben die jeweils andere Farbe hervor. Das kann einen schönen Effekt erzielen und einen für gewöhnlich eher langweiligen Farbton akzentuieren, es kann Ihr Wohnzimmer jedoch auch schnell in die Villa Kunterbunt verwandeln.
Vermeiden Sie es daher, zu viel Farbe zu verwenden. Mit Komplementärfarben zu gestalten bedeutet nicht, dass Sie nun alle Wände violett streichen und sich eine gelbe Couch ins Wohnzimmer stellen sollten. Komplementärfarben sollten immer als Ergänzung zu neutralen sogenannten Nichtfarben wie Schwarz, Weiß und Grau dienen. Bis auf wenige Ausnahmen beschränken Sie sich daher darauf, die Komplementärfarben lediglich für Akzente zu verwenden, etwa eine Wand und/oder eine Couch in einem hellen Blau zu wählen und dazu als Kontrast orangefarbene Kissen.
Das ist auch sehr praktisch, wenn Sie mal einen neuen Look wollen, aber nicht unbedingt neu streichen möchten. Schon mit andersfarbigen Dekoelementen können Sie mit Farbe spielen und so eine neue Raumwirkung erzeugen.
Praxistipp: Machen Sie sich bei der Verwendung zweier Komplementärfarben den Kalt-Warm-Kontrast zunutze. Blau und Violett werden als kalte Farben wahrgenommen, Rot, Orange und Gelb als warme Farben. Ein einfacher blau-weiß gestalteter Raum wirkt daher oft kalt. Das passt vielleicht zu einem Badezimmer und sogar zu einem Schlafzimmer, aber im Wohnzimmer wollen wir es gemütlich warm haben. Blau als Komplementärfarbe eingesetzt lässt Orange und Gelb hervorstechen, sodass selbst eine blaue Wand mit den farblich richtigen Accessoires warm wirken kann.
Lebendige Farbkombinationen ohne Komplementärfarben
Diese Option ist etwas für Farbexperten, denn die Gestaltung ist besonders herausfordernd. Die Farben wählen Sie, indem Sie im Farbkreis ein gleichschenkliges (nicht gleichseitiges!) Dreieck ziehen. So stellt man einer Farbe nicht ihre Komplementärfarbe gegenüber, sondern deren benachbarte Farben. Also etwa zu Rot Blaugrün oder Gelbgrün.
Die Komplementärfarben werden so ebenso gezielt vermieden wie die Farbtöne desselben Schemas. Es entsteht ein lebendiger, aber durchaus harmonischer Eindruck. Wichtig: Es gibt hier nicht eine einzige Grundfarbe.
Sämtliche Farben sollten gleichermaßen vertreten sein und keine nennenswerten Unterschiede in Intensität und Helligkeit aufweisen. Ist eine Farbe wesentlich heller oder intensiver als die anderen, entsteht ein zu starker Kontrast und die übrigen Farben stechen zu sehr hervor oder verblassen komplett, was die Harmonie des Raumes stört.
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