Extensive Dachbegrünung
Eine extensive Dachbegrünung bietet viele Vorteile: Gründächer verbessern die Luft in den Städten, dämpfen den Lärm und führen Regenwasser in den natürlichen Kreislauf zurück.
Viele Kommunen wissen den ökologischen Nutzen begrünter Dächer zu schätzen. Da diese nämlich rund die Hälfte der Niederschläge verwerten, entlasten sie Kanal- und Kläranlagen. Auch Flachdach-Abdichtungen leben unter dem Schutz einer extensiven Dachbegrünung länger. Wir erklären die extensive Dachbegrünung und deren Vorteile im Gegensatz zu einer intensiven Begrünung.
Einige Städte und Gemeinden fördern Dachbegrünungen mit teils beachtlichen Summen, wobei grundsätzlich drei Formen der Förderung unterschieden werden können, die sich für private Nutzungen auszahlen:
- Direkte finanzielle Förderung, d. h. von Verwaltungen werden finanzielle Zuschüsse vergeben, entweder pro Quadratmeter oder in Form von Beteiligungen an anrechenbaren Herstellkosten.
- Indirekte finanzielle Förderung, d. h. durch Dachbegrünungen reduzieren sich Abwasserrechnungen oder entfallen gar, da weniger oder kein Dachwasser in das Abwasser gelangt. Nährere Informationen halten u. a. Tiefbau- bzw. Steuerämter und Stadtwerke jeweiliger Stadtverwaltungen bereit.
- Dachbegrünungen werden als Ausgleichsmaßnahmen entsprechend § 19 Bundesnaturschutzgesetz anerkannt.
Bevor Sie also Ihr Haus unter die grüne Haube bringen, lohnt sich vielleicht auch für Sie eine Anfrage bei Bau- oder Grünflächenämtern.
Intensive- oder Extensive-Dachbegrünung
Grundsätzlich kommen zwei Arten der Dachbegrünung in Frage: die Intensiv- und die Extensiv-Begrünung. Erstere ist jedoch die deutlich aufwendigere Variante – sowohl was Pflege als auch Kosten angeht. Die Bepflanzung – z. B. Sträucher, anspruchsvolle Stauden und sogar Bäume – erfordert dicke Substratschichten. Auf dieses zusätzliche Gewicht sind bestehende Flachdächer statisch meist nicht eingerichtet.
Bei einem extensiven Aufbau gibt es dieses Problem nur selten. Die Pflanzen, die hier wachsen - Moose, Kräuter und Sukkulenten, insbesondere Sedum-Arten - begnügen sich mit Substrathöhen von weniger als 10 cm. Die leichtesten Systeme wiegen im wassergesättigten Zustand nur 50 bis 60 kg/m². Sie sind damit nicht schwerer als die bei vielen Flachdächern übliche Kiesschicht, schützen jedoch die empfindlichen und bekanntermaßen störanfälligen Abdichtungen wesentlich besser vor Frost, Hitze und der schädlichen UV-Strahlung. Sonnige Standorte sind für eine extensive Dachbegrünung am besten geeignet. Auch (halb)-schattige Lagen eignen sich bei entsprechender Pflanzenauswahl und Vermeidung von Staunässe.
Voraussetzung für die Dachbegrünung
Wichtige Voraussetzung für eine Begrünung ist ein dichtes und wurzelfestes Dach. Die gängigen Bitumen-Schweißbahnen auf Flachdächern halten zwar die Nässe fern (sofern sie intakt sind), kapitulieren aber auf Dauer vor dem Wurzelwuchs. Auf solchen Dächern muß deshalb zusätzlich eine Wurzelschutzfolie verlegt werden. Sie kann aus verschweißten PVC-, Synthese-Kautschuk-Bahnen oder aus PE-Folie bestehen.
Ganz wichtig: Zwischen bituminösen Dachabdichtungen und PVC-Folien muss immer eine Trennschicht, z. B. ein Polyestervlies, verlegt werden, weil PVC und Bitumen chemisch unverträglich sind. In Sachen Abdichtung sollten Sie vor allem beim Begrünen eines Wohnhauses immer auf Nummer Sicher gehen. Ziehen Sie einen Dachdecker oder einen auf Dachbegrünung spezialisierten Landschaftsgärtner zu Rate. Denn nur der Fachmann kann beurteilen, welche Abdichtung in Ihrem Fall die Richtige ist.
Jedes Gründach sollte so aufgebaut sein, dass es genügend Regenwasser für die Versorgung der Pflanzen speichern kann. Es muss aber gleichzeitig gewährleistet sein, dass überschüssiges Wasser über die Dachgullys abgeleitet wird. Bei den gängigen Begrünungssystemen findet man hier höchst unterschiedliche Lösungen und Materialien. So gibt es Vliese und Matten, die Speicher- und Drainelement in einem sind. Bei ganz flachen Dächern mit weniger als zwei Prozent Gefälle muss darunter jedoch eine gesonderte Drainage verlegt werden. Bei der Substrat-Auswahl spielen sowohl die Statik des Daches als auch die Bedürfnisse der Pflanzen eine entscheidende Rolle. So ist z. B. reine, humose Gartenerde für die Extensivbegrünung gänzlich ungeeignet. Sie ist zu schwer, zu nährstoffreich und auf Grund der hohen organischen Anteile zu erosionsanfällig. Man verwendet sie allenfalls als Beimischung zu leichten mineralischen Substraten wie Blähton-, Lava- oder Bimsgranulat. Auch mit speziellen Mineralwollebahnen oder -platten bieten Sie Moosarten, Gräsern und Sedumgewächsen auf Ihrem Dach die gleichen kargen Lebensbedingungen, gegen die sie sich auch in der freien Natur behaupten. In der Keim- und Anwachsphase müssen Sie die Begrünung regelmäßig, später nur während langanhaltender Trockenperioden wässern. Im Frühjahr mit Langzeitdünger versorgen. Im Herbst werden zu hohe Pflanzen zurückgeschnitten und nicht gewünschter Bewuchs entfernt.
Wichtig: Regelmäßig prüfen, ob die Entwässerung des Gründaches funktionsfähig, d. h. frei von Pflanzen ist.
Varianten für extensive Dachbegrünung
Begrünung mit System: Für die extensive Dachbegrünung findet sich inzwischen ein umfangreiches Marktangebot. Es existieren viele Systeme, die sich recht unkompliziert und schnell verlegen lassen. Durch vorkultivierte Vegetationsmatten kann man den Lohn der Mühe schon nach kurzer Zeit ernten. Fix und fertig mit Moos, Kräutern und Sedum-Gewächsen begrünte Kokosmatten stehen bereits nach vier bis sechs Wochen in voller Blüte - warme Witterung und ausreichende Bewässerung vorausgesetzt.
Vegetationsmitte: Moos, Kräuter und Sedum-Gewächse wurzeln in einem Vlies aus Kokosfasern. Die Matten werden fix und fertig begrünt auf dem Dach ausgerollt.
Wasser- und Nährstoffspeicher: Die darunterliegende Mineralwollmatte enthält Nährstoffe, speichert Wasser bis zu 80 Prozent ihres Volumens und ist gleichzeitig Durchwurzelungs-Schicht.
Drainageschicht: Bei einem Dachgefälle von weniger als zwei Prozent sorgt die Drainmatte mit aufgesteppten Kokosfasern dafür, dass überschüssiges Wasser abgeleitet wird.
Begrünungs-Sets für Garagen: Viele Systemhersteller bieten auch Begrünungspakete speziell für Garagen- oder Carportdächer zum Selbstverlegen an. Die Mengen sind auf die üblichen Standardgaragengrößen von 16 bis 20 m² ausgelegt. Vergewissern Sie sich jedoch, ob die Statik Ihres Carports oder Ihrer Garage die zusätzliche Dachlast auch zulässt.
Grün in der Schräglage: Je steiler ein Dach, desto problematischer wird eine Begrünung. Ab 10 bis 15 Grad Neigung sind meist aufwendige Konstruktionen nötig, um einen geregelten Wasserhaushalt zu gewährleisten und ein Abrutschen der Vegetation zu verhindern. Man braucht Aufkantungen an der Traufe, Schubsicherungen auf dem Dach und ein gutes Wasserspeicher- und Drainsystem. Je nach Aufbau können sich die Flächenlasten bis auf 300 kg/m² addieren, was nachträgliche Begrünung aus Statikgründen oft ausschließt.
Formsache: Das Aufbringen des Grüns
Neben dem Auslegen von Vegetationsmatten gibt es weitere Möglichkeiten der Bepflanzung. Die Preiswerteste ist das Ausbringen von fertig gemischtem Saatgut. Allerdings müssen Sie das Substrat bis zum vollständigen Anwachsen ausreichend feuchthalten und haben wenig Einfluss auf eine klare gärtnerische Gestaltung. Letzteres ist bei vorkultivierten Containerpflanzen gewährleistet. Von Vorteil ist, wenn diese schon in ihrem späteren Substrat angezogen wurden. Recht problemlos und preisgünstig ist auch das Ausstreuen von Sprossen. Natürlich lassen sich die verschiedenen Pflanzmethoden auch kombinieren.
Fotos: Hersteller/Optigrün
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