Struktur & Farbe: Dekorative Putztechniken
Verputzte Wände sorgen für glatte oder strukturierte Wandoberflächen, eine attraktive Optik und ein angehnehmes Raumklima. Zwischen welchen Putzen kann man wählen?
Innenwände umgeben uns überall, doch machen wir uns selten klar, welche vielfältigen Aufgaben der Wandputz darauf zu erfüllen hat: Putz glättet Mauerwerk und dient so als Untergrund für Tapeten, Fliesen oder Dekorputze. Außerdem ist das Material ein wichtiger Teil des gesamten Wandaufbaus, der das Wohnklima mitbestimmt. Denn Putz hat im Innenraum auch die Aufgabe, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen, wenn diese kurzfristig ansteigt wie beim Kochen oder im Schlafzimmer während der Nacht. Geht die Luftfeuchtigkeit zurück, gibt der Putz diese Feuchtigkeit wieder ab.
Woraus besteht eigentlich Putz?
Stark vereinfachend ist Putz mit einer Farbe vergleichbar, die besonders viele Feststoffe wie Sand oder feinen Marmorkies enthält. Diese Zuschlagstoffe entsprechen im Prinzip den Pigmenten der Farbe, nur dass hier die Sande nicht der Färbung dienen, sondern die Eigenschaften des Putzes bestimmen. Wie Farben lassen sich auch Putze am einfachsten nach den verwendeten Bindemitteln unterscheiden. Mineralische Putze enthalten neben dem Hauptinhaltsstoff Sand, wie der Name schon sagt, mineralische Bindemittel, etwa Kalk, Kalk/Zement- Gemische, Lehm oder Gips. Jeder dieser Stoffe hat in Verbindung mit den Zuschlagstoffen spezielle Eigenschaften. Sie variieren je nach den Mischungsverhältnissen und der Zugabe weiterer Stoffe, die der leichteren Verarbeitung oder der Erhöhung der Festigkeit dienen. Zunächst unterscheidet man Unter- und Oberputz. Der Unterputz bildet die tragende Schicht, der dünne Oberputz dient der Gestaltung der Oberlfächen. Jeder Putz darf erst nach Erstarrung der vorhergehenden Lage aufgebracht werden, damit keine Risse entstehen.
Welche Putz-Arten gibt es?
Gipsputz verwendet man häufig in Neubauten, da er sich maschinell verarbeiten lässt und das Material sehr schnell aushärtet. Die Feuchtigkeitsaufnahme hängt stark von den zugeschlagenen Materialien ab. Gipsputz sollte nicht an spritzwassergefährdeten Stellen eingesetzt werden, Gips ist geruchsneutral und schadstofffrei. Gipsputz wird in der Regel als einlagiger Unterputz für Wände und Decken verwendet, er ist diffusionsoffen, feuerhemmend, wärmedämmend, aber nicht für Feuchträume geeignet.
Die Verarbeitung von Kalkputz dauert etwas länger, dafür ist die Oberfläche widerstandsfähiger. Wichtig: Pilze gedeihen schlecht auf Kalkputz, da er sehr alkalisch (hoher pH-Wert) ist. Daher eignet sich dieser Putz auch sehr gut für Feuchträume. Kalk-Gipsputze vereinen die positiven Eigenschaften der beiden Bindemittel.
Kalkputz gilt als diffusionsoffen, hat eine ähnlich gute Wasseraufnahmefähigkeit wie Gipsputze, wirkt feuchtigkeitsregulierend.
Kalk-Gipsputze sind ebenfalls feuchtigkeitsregulierend, neutralisierend, desinfizierend und feuerhemmend. Praxistipp: Um die positiven Eigenschaften zu bewahren, Oberfläche nicht mit dichten Tapeten oder Dispersionsfarben schließen.
Auch Kalkzementputz enthält als Zuschlagstoff Sand, als Bindemittel werden Kalk und Zement zugesetzt. Kalkzementputz eignet sich gut als Untergrund für Fliesenbeläge. Nach dem Trocknen ist der Putz sehr fest, spröde und wirkt nur wenig feuchtigkeitsregulierend. Praxistipp: Durch Kalkbeigabe lässt sich der Putz leichter verarbeiten.
Lehmputz kann auf allen bauüblichen Untergründen eingesetzt werden. Er wirkt sich positiv auf das Raumklima aus, ist diffusionsoffen, und hat eine gute feuchtigkeitsregulierende Wirkung.
Die bisher beschriebenen Mörtelarten können als Unter- und Oberputz verwendet werden. Gleiches gilt für Lehmputz, welcher derzeit eine Renaissance erlebt. Denn dieser diffusionsoffene Putz reguliert das Raumklima. Als Unterputz verwendet man groben Lehmputzmörtel, ein Gemisch aus Ton- oder Baulehm plus Sand als Zuschlagstoff. Für ein besonders stabiles und abriebfestes Putzgefüge sorgen die unterschiedlichen Korngrößen. Grobmörtel wird maschinell oder manuell in einer Stärke von 15 bis 40 mm aufgebracht. Die dünnere, dekorative Oberfläche besteht aus 2 bis 5 mm Lehmfeinputz, mit natürlichen Zuschlägen auf pflanzlicher Basis, die die Verarbeitungseigenschaften und die Oberflächenqualität verbessern. Alternativ kann man auch Farbputzmörtel verwenden, die es in großer Vielfalt gibt. Diese bestehen aus farbigen Lehm- und Tonerden, mit feinen Pigmenten gemischt.
Beliebte Putztechniken
Mediterrane Wände liegen im Trend. Hier verwendet: Capadecor-Putz, in 17 verschiedenen Dessins erhältlich.
Eine Strukturrolle erzeugt ein Noppenmuster.
Hier wird die Wand mit dem Kunststoffspachtel gestaltet.
Nach dem Aufziehen mit der Glättkelle lässt sich die Rollputz-Oberfläche (Royal Fertigputz) mit verschiedenen Werkzeugen unterschiedlich strukturieren.
Dekorputze sind besondere Putze
Dekorputze gestalten die Oberflächen der Wände. Sie werden nach entsprechender Grundierung auf planebenen Untergründen wie Grundputz, Gipsplatten oder ebenen Betonflächen aufgezogen. Man verwendet entweder mineralische Edelputze, die mit Wasser angerührt werden müssen, oder gebrauchsfertige Fertigputze, die in Eimern als pastöse Masse angeboten werden. Bei den Dekorputzen ist neben der Kornstärke vor allem die Art und Weise der Verarbeitung für die Struktur der Oberfläche verantwortlich. Mit Kelle, Spachtel, Pinsel, Bürste oder Strukturwalze gibt man den Wänden ein individuelles Gesicht. Trägt man nach dem Trocknen des Putzes eine Farblasur auf, lassen sich besonders schöne Effekte erzielen. Im Trend sind hier farbige, mediterrane Wand-Oberflächen.
- Mineralischer Edelputz: Dünnschichtiger Dekorputz zum Auftragen auf mineralische Unterputze. Je nach beigemischter Kornart und -größe lassen sich verschiedene, auch farbige Oberflächenstrukturen wie z. B. Kratz-, Scheiben- oder Rauputz erzeugen.
- Silikatputz: Ist ein Dekorputz mit mineralischem Charakter zum Auftragen auf ungestrichenen, mineralischen Unterputz, Gipskarton- und Gipsfaserplatten oder Beton. Je nach beigemischter Kornart lassen sich die verschiedenen Oberflächenstrukturen wie z. B. Kratz- und Reibeputz herstellen.
- Kunststoffdispersionsputz: Verarbeitungsfertige pastöse Dispersionsputze werden im Allgemeinen nicht als Mörtel bezeichnet. Außerdem finden Dispersionsputze, im Unterschied zu mineralischen Putzen, nur als Dekorputze (Oberputze) Verwendung.
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